Lebensdaten
1547 – 1625
Geburtsort
Greetsiel (Ostfriesland)
Sterbeort
Groningen
Beruf/Funktion
Geschichtsschreiber
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 118684531 | OGND | VIAF: 14779236
Namensvarianten
  • Emmius, Ubbo
  • Dyken, Ubbo
  • Emme, Ubbo
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Emmius, Ubbo, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118684531.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus altem Bauerngeschlecht in Greetsiel;
    V Emme Dyken, luth. Pastor, S des Bauern u. Sielrichters Dyke Metten;
    M Elske, T des Egbert Tjarda, Bgm. in Norden;
    1) 9.3.1581 Theda Tjabbern, Bürgerstochter aus Norden, 2) 1586 Margarethe von Bergen, Bürgerstochter aus Emden;
    1 S aus 1), 2 S, 1 T aus 2).

  • Biographie

    E. bezog die Universität Rostock, um Theologie zu studieren. Dav. Chyträus gewann ihn jedoch für das Studium der Geschichte. Nach dem Tode seines Vaters setzte er erst nach 3jährigem Aufenthalt in der Heimat, den er zu landesgeschichtlichen Forschungen ausnutzte, sein Studium in Genf fort und trat zum reformierten Bekenntnis über. 1579 übernahm er das Rektorat der Lateinschule in Norden. Da er bewußt die reformierte Lehre vertrat, wurde er 1587 auf Betreiben des lutherischen Hofpredigers Heshus seines Amtes entsetzt. Durch Fürsprache seiner Glaubensgenossen erhielt er aber im folgenden Jahr die Leitung der Lateinschule in Leer. Dort nahm er bald eine sehr angesehene Stellung ein und gewann engere Fühlung mit niederländischen Glaubensflüchtlingen, die nach ihrer Rückkehr in die Heimat 1594 die Berufung von E. zum Rektor der Lateinschule in Groningen erwirkten. E. beschäftigte sich nicht nur mit der Vergangenheit des friesischen Volkes, sondern nahm auch an dem politischen Geschehen der Gegenwart in Friesland starken Anteil und trat in enge freundschaftliche Verbindung mit Menso Alting. In dem in der Emdner Revolution von 1595 auf einen ersten Höhepunkt gelangenden Kampf zwischen den ostfriesischen Ständen, an ihrer Spitze die Stadt Emden, und dem Grafen von Ostfriesland nahm E. eindeutig für die Stände und Emden Partei. In zahlreichen politischen Schriften hat er ihre Sache und zugleich die Sache des Calvinismus gegenüber dem lutherischen Grafenhaus vertreten. Nachdem er 18 Jahre segensreich an der Groninger Schule gewirkt hatte, wurde er 1613 Professor für Geschichte und Griechisch an der unter seiner wesentlichen Mitwirkung gegründeten Universität Groningen und zugleich ihr erster Rektor. Sein umfassendes und bedeutendes Hauptwerk, die auf intensivem Quellenstudium beruhende „Rerum Frisicarum Historia“ (Leiden 1616), ein hohes, allerdings oft subjektives Lied auf die friesische Freiheit und Demokratie, behandelt die gesamtfriesische Geschichte von ihren Anfängen bis 1564. Weiterhin hat E. in seinen Groninger Jahren unter anderem in scharfer Polemik gegen Andersgläubige, zum Beispiel Taufgesinnte und Remonstranten, und gegen ältere niederländische Geschichtsschreiber und den Oldenburger Hofhistoriographen H. Hamelmann Stellung genommen. Zum Schluß arbeitete er an einem umfangreichen geschichtlichen und geographischen Werk über das alte Griechenland.

  • Werke

    Weitere W Zahlr. hist., pol. u. theol. Schrr.; Briefwechsel d. U. E., hrsg. v. H. Brugmans u. F. Wachter, 2 Bde., 1911/23.

  • Literatur

    ADB VI;
    N. Mulerius, Elogium Ubbonis Emmii, Groningen 1628;
    E. J. Tjaden, Das gel. Ost-Friesland II, Aurich 1787 (W-Verz.);
    Th. W. Cramer, Das Leben d. fries. Historikers U. E., in: Wiss. Festschr. d. Gymnasiums in Leer, 1909;
    J. J. Boer, U. E. en Oost-Friesland, Groningen 1935;
    Schottenloher.

  • Porträts

    6 Originale v. zweifelhaften od. unbek. Malern (Emden, Leer, Groningen [4]).

  • Autor/in

    Günther Möhlmann
  • Zitierweise

    Möhlmann, Günther, "Emmius, Ubbo" in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 486 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118684531.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Emmius: Ubbo E., Geschichtsschreiber, geb. zu Greetsyhl in Ostfriesland 5. Dec. 1547, zu Groningen 9. Dec. 1625. Sohn des Predigers Emmo Dyken, der zu den Füßen Luther's und Melanchthon's gesessen, besuchte Ubbo von seinem neunten Lebensjahre an die Schulen zu Emden, Bremen und Norden. Johann Molanus, Rector in Bremen, lehrte ihn das Latein, welches E. in classischer Vollkommenheit schrieb. Im J. 1570 bezog Ubbo E. die Universität Rostock, wo er ein eifriger Schüler des David Chytraeus ward und das Geschichtsstudium liebgewann. Bald jedoch rief ihn der Tod seines Vaters heim und sein Aufenthalt in Ostfriesland währte drei Jahre; erst 1575, nun 28 Jahre alt, ging er wieder in die Fremde, um seine Studien fortzusetzen, und von Köln an langsam nach Süden fortreisend gelangte er nach Genf, wo ihn Theodor Beza's Vorlesungen für längere Zeit fesselten und nicht ohne Einfluß auf seine geistliche Richtung blieben. Nach absolvirten Studien 1579 ward ihm in der Heimath das Predigeramt zu Norden angeboten und gleichzeitig das Rectorat daselbst. Er wählte das letztere und wirkte eine Reihe von Jahren in dieser Stellung|im J. 1583 starb ihm seine Frau Theda Tjabbers, doch trat E. noch während seines Rectorats in Norden zum zweiten Male in die Ehe, er heirathete im J. 1586 Margarethe van Bergen. — Als verdächtig, calvinistische Lehren verbreitet zu haben, ward E. 1587 durch Graf Edzard, anscheinend auf den Rath des lutherischen Hofpredigers Heshusen, seines Amtes entsetzt, doch veranlaßte die reformirte Partei zu Emden alsbald den ihr geneigten Grafen Johann von Ostfriesland, dem E. das Rectorat in Leer zu übertragen, welche Stelle E. im J. 1588 antrat. In diesem Orte hielten sich damals viele in Folge des Verraths Rennenberg's vertriebene Groninger auf, und diese bewirkten nach ihrer Rückkehr im J. 1594 Emmius' Berufung als Rector nach Groningen, die durch Rathsbeschluß am 9. April 1595 erfolgte. Eine Reihe von Jahren darauf ward zu Groningen die Errichtung einer Hochschule (collegium facultatum) beschlossen (am 16. November 1612) und E. wurde ausersehen, die erste Einrichtung zu leiten und die Professoren zu berufen. Am 23. October 1613 wird die Hochschule eröffnet und E. ist nicht nur der erste Professor an derselben, sondern bekleidet auch als der erste das Amt eines rector magnificus. Es war ihm vergönnt, noch bis in sein spätes Greisenalter lehrend zu wirken, er lehrte Geschichte und griechische Sprache, denn erst am 9. December 1625 setzte der Tod diesem bewegten Leben das Ziel. Sein Hauptwerk, die „Rerum Frisicarum historia“, begann E. schon zu Norden; es erschien in 6 Dekaden in den Jahren 1596—1615 in Octavformat. 1616 erschien die Geschichte in Folio bei Elzevir, geziert durch Kupfer und Karten. E. ist es, der zuerst die alten Fabeln über den Ursprung der Friesen zurückwies und Hamelmann, Suffried Peters u. A. bekämpfte, dafür aber auch heftig angegriffen wurde und nun seine Meinung in vielen Streitschriften zu vertheidigen hatte. Von Schwächen ist freilich auch er nicht frei. (Vergl. Möhlmann, Kritik der friesischen Geschichtschreibung, Emden 1863.) Als Rathsherr zu Emden war E. an den langwierigen Streitigkeiten zwischen dieser Stadt und den ostfriesischen Grafen betheiligt und focht tapfer auf der Seite der Stadt mit der Feder gegen die Anhänger Edzards und Enno's. Heftiger Groll und maßlose Gereiztheit des späteren Kanzlers Brenneysen (s. diesen Artikel) gegen die Schriften des E. aus dieser Periode haben dazu beigetragen, dieselben auf lange Zeit hinaus bekannt zu machen. Aber nicht nur auf dem Gebiete der Politik ist E. thätig, sondern auch auf theologischem Boden gebraucht er seine gewandte Feder. Als Rector zu Leer schreibt er gegen den Superintendenten und Professor zu Helmstädt Daniel Hoffmann und als Rector zu Groningen gegen David Joris. Seiner Schriften sind zu viele, als daß sie hier aufgezählt werden könnten. Sie sind sämmtlich aufgeführt bei (Tjaden) Das gelehrte Ostfriesland II. Aurich 1787, S. 1 — 206.

    Vergl. außerdem Adr. Reershemii Ostfriesl. Prediger Denkmal etc., Aurich 1765, S. 498—506. Programme funèbre door Gomarus gesteld. Ubb. Emmii elogium per Nic. Mullerium, Gron. 1628 (und 1728). Effigies et vitae professorum Acad. Gron. Omland. p. 39 — 60. Saxe, Onomasticon, IV. p. 49 s. Almanak der Academie van Groningen voor 1814, p. 55 — 65. Dr. Rothermund, Das gelehrte Hannover, Bremen 1823, I. S. 555 — 558; und namentlich: Jonckbloet, Gedenkboek der Hoogescbool te Groningen, Gran. 1864. Anhang: Boeles, Levenschetzen der Groninger Hoogleeraren. Babucke, Gesch. d. k. Progymn. in Norden. 1877.

  • Autor/in

    Friedlaender.
  • Zitierweise

    Friedlaender, "Emmius, Ubbo" in: Allgemeine Deutsche Biographie 6 (1877), S. 89-90 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118684531.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA