Lebensdaten
1563 – 1614
Geburtsort
Magdeburg
Sterbeort
Magdeburg
Beruf/Funktion
ostfriesischer Kanzler
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 129527440 | OGND | VIAF: 30619468
Namensvarianten
  • Ferenz, Thomas
  • Franz, Thomas
  • Ferenz
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Zitierweise

Franzius, Thomas, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd129527440.html [26.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Thomas, aus Preßburg;
    1590 Anna, T d. Veit Winsheimer (1501–70), Prof. d. griech. Sprache u. d. Medizin in Wittenberg (s. ADB 43); Schwager Veit W., ostfries. Rat u. Ob.rentmeister;
    S Thomas, Oberstleutnant in d. Truppe d. Gf. Mansfeld.

  • Biographie

    F. ging mit knapp 18 Jahren auf die Universität Helmstedt, 1582 nach Wittenberg. Nach kurzem Philosophiestudium wandte er sich der Jurisprudenz zu, wurde 1587 Licentiat, 1589 Dr. iur., 1591 Professor der Rechte an der Universität Wittenberg und 1597 deren Rektor. Außerdem war er Assessor im Konsistorium, Hofgericht und Schöffenstuhl. Seine wissenschaftlichen Interessen lagen besonders auf dem Gebiet des Lehnrechts. – Als Graf Edzard II. von Ostfriesland in seinem Kampf gegen die Stände einen juristischen Ratgeber suchte, wandte er sich an F., der in seinem Auftrag 1598 mit einer ostfriesischen Gesandtschaft nach Prag ging, um dort am Kaiserhof die Interessen des Grafen zu vertreten. 1599 wurde er von Edzards Nachfolger, Enno III.,|als Kanzler nach Emden berufen und übernahm damit den für die Politik, Verwaltung und Justiz wichtigsten Posten des kleinen Landes. Als Vertreter absolutistischer Auffassungen setzte er sich mit allen Mitteln für seinen Herrn ein und war deshalb bei den ostfriesischen Ständen bald der bestgehaßte Mann, zumal er kein Einheimischer war. Mit dem geschulten Blick des scharfsinnigen Juristen erkannte er sofort die Mängel des ostfriesischen Regierungssystems und hat sie abzustellen und zu verbessern gesucht. 1600 wurde unter seiner maßgeblichen Beteiligung der Berumer Vertrag geschlossen, durch den das Harlingerland mit Ostfriesland vereinigt wurde. Im selben Jahr weilte der Kanzler wieder längere Zeit in Prag und machte dort, um die schwierige Position Ennos zu stärken, unter anderem den Vorschlag, zum Schutz der deutschen Handelsschiffahrt in Emden einen Kriegshafen mit einer Admiralität zu begründen und Enno zum Reichsadmiral ernennen zu lassen. Der kühne Plan scheiterte an der mangelnden Tatkraft Kaiser Rudolfs II. In Prag verfaßte F. seine großen Denkschriften für eine erfolgreiche Bekämpfung der Stände. In den schweren Ständekämpfen der folgenden Jahre hat F. seinem Grafen treu zur Seite gestanden, sich aber nur wenig durchsetzen können, da ihm an der Spitze der stärkeren Gegenpartei Johannes Althusius entgegentrat. Als 1609 Emder Soldaten in Aurich eindrangen und Stadt und Schloß plünderten, gelang es ihnen zwar nicht, den gehaßten Kanzler gefangen zu nehmen, aber es fiel ihnen das gräfliche Archiv und damit die erwähnten geheimen Denkschriften von F. in die Hände. Der Emder Magistrat übergab die wichtigen Schriftstücke Ubbo Emmius, der sie 1610 mit einem ständisch gefärbten Kommentar veröffentlichte. Dadurch war der Kanzler im Lande so stark kompromittiert, daß der Graf ihn 1611 unter dem Druck der Stände entlassen mußte. F. kehrte in seine Vaterstadt Magdeburg zurück, wo er noch einige Jahre als Stadtsyndikus tätig war.

  • Werke

    Noctes Pragenses de morbo Embdano eiusque curandi ratione juridica et politica, 1601 f. (Ms. im Staatsarchiv Aurich);
    Des ostfries. Cantzelars Thomae Frantzii Getreuwer Rath, wie eine beständige, feste Regierung in Ostfrieslandt einzuführen sey, mit Randbemerkungen hrsg. v. U. Emmius, Frankfurt/M. 1610.

  • Literatur

    R. Bakius, Lpr., Magdeburg 1614: O. Klopp, Gesch. Ostfrieslands II, 1856;
    B. Hagedorn, Ostfrieslands Handel u. Schiffahrt v. Ausgang d. 16. Jh. b. z. Westfäl. Frieden (1580–1648), 1912;
    J. König, Verwaltungsgesch. Ostfrieslands, 1955.

  • Autor/in

    Hanns Gringmuth-Dallmer, Günther Möhlmann
  • Zitierweise

    Gringmuth-Dallmer, Hanns; Möhlmann, Günther, "Franzius, Thomas" in: Neue Deutsche Biographie 5 (1961), S. 377-378 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd129527440.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA