Lebensdaten
1796 oder 1795 – 1840
Geburtsort
Romrod (Oberhessen)
Sterbeort
im Long Island Sound (USA) bei Dampferbrand
Beruf/Funktion
Politiker ; Wegbereiter der Germanistik in USA ; Prediger ; Dichter
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 118684132 | OGND | VIAF: 5725099
Namensvarianten
  • Follen, Karl Theodor Christian
  • Follen, Karl
  • Follen, Karl Theodor Christian
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen in der NDB Genealogie

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Follen, Karl, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118684132.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Christoph Follenius (1759–1833), Hofger.advokat, später Landrichter in Gießen, S d. hess. Forstrats Christoph (1727–1805) in R. u. d. Charlotte Rüdiger (aus Prof.fam.);
    M Rosine (1766–1800), T d. Reichskammerger.-Prokurators Dr. Joh. Aug. Buchholz (aus Lübeck) u. d. Luise Frieder. von Bostel (aus Hamburger Juristenfam.);
    Stief-M Luise Therese Römich (1779–1885);
    B August, später Adolph (1794–1855), Redakteur d. liberal. Elberfelder Allg. Ztg., dann Prof. d. dt. Sprache u. Lit. an d. Kantonsschule in Aarau, Dichter, Paul Follenius (1799–1844), Hofger.advokat in Gießen, gründete mit Frdr. Münch d. Gießener Auswanderungsges., d. bei d. Besiedlung Missouris mit „latein.“ Farmern e. Rolle spielte, lebte zuletzt in Missouri;
    Schw Luise (⚭ Wilh. Phil. Frdr. Vogt, 1789–1861, Prof. d. Chirurgie in Gießen u. Bern);
    Boston 1828 Eliza Lee (1787–1860), Schriftstellerin (bes. Jugendlit.), T d. Prof. Cabot, aus alter neuengl. Fam., verwandt mit den Barretts, Clarkes u. Copleys;
    1 S;
    N Wilh. (1829–1902), Dr. med., Pol., Schriftsteller, Staatsrat in Kansas City, Carl Vogt ( 1895), Zoologe, Politiker.

  • Biographie

    Als glühender Anhänger Schillerscher und Fichtescher Ideen machte der Rechtsstudent F. noch die Freiheitskriege mit. Nach Friedensschluß wurde er der Anführer der Gießener „Schwarzen“, die so nach ihrer altdeutschen Tracht hießen und einen deutsch-christlichen Idealstaat auf republikanischer Grundlage anstrebten. Ihr „Ehrenspiegel“ trug wesentlich zu den Reformgedanken der späteren Deutschen Burschenschaft bei. Der Widerstand der Universitäts- und Staatsbehörden schreckte den Feuerkopf F. nicht ab. Auch als frischgebackener Dr. iur. (1818), Rechtspraktikant und Privatdozent trat F. erst in Gießen, dann in Jena für die republikanische Sache ein, indem er in seinem bedenkenlosen Idealismus sich bis zur Rechtfertigung des politischen Mordes verstieg. Der Prozeß gegen den Mitstudenten und Intimus Karl Sand bewies zwar, daß F. nicht direkt, wohl aber moralisch an den Vorbereitungen zur Ermordung Kotzebues beteiligt war, zwang ihn aber, Deutschland zu verlassen. Da F. auch als Lehrer und Universitätsprofessor in der Schweiz weiterhin politische Agitation trieb, mußte er schließlich 1824 nach Amerika fliehen. Hier lehrte F. an der Harvard Universität und sicherte als erster Professor in führender Stellung dem deutschen Sprach- und Kulturgut seinen bleibenden Platz im amerikanischen Universitätsleben. Er trat auch erfolgreich für die Einführung der deutschen Turnkunst und für die deutsche Pädagogik und Philosophie ein. Die Beschäftigung mit Schleiermacher und der Einfluß des unitarischen Vorkämpfers W. H. Channings ließen F. zum Prediger der neuen liberalen Kirche werden. Als unbedingter Idealist mußte er natürlich auch für die damals noch nicht erwünschte Befreiung der Negersklaven wirken; das kostete ihn seine Harvarder Professur und zwang ihn, sich nun als Schriftsteller und Prediger mühsam durchzuschlagen. Gerade als F. eine neue Pastorenstelle angenommen hatte, setzte ein Dampferunglück seinem Leben ein Ende. Neuenglische Geistesführer vom Range Channings, Bryants und Whittiers beklagten seinen Tod als einen Verlust für die Sache der Freiheit, der F. jederzeit unter Hintansetzung aller praktischen und materiellen Erwägungen gedient hatte.

  • Werke

    W Gedichte in: Freye Stimmen frischer Jugend, 1819, hrsg. v. A. Follen;
    Dt. Lesebuch f. Anfänger, Cambridge, Mass., 1826;
    Practical Grammar of the German Language, Boston 1828;
    The Works of C. F. with a Memoir of his Life by E. C. Follen, 5 Bde., Boston 1841 f.;
    Die Gründung e. dt.-amerikan. Univ., hrsg. v. J. Goebel, in: Dt.-Amerikan. Gesch.Bll. 22/23, 1922 f., S. 56 ff.Hrsg.: Th. Carlyle, Life of Schiller, Boston 1833.

  • Literatur

    ADB VII u. 36;
    G. W. Spindler, K. F., Diss. Univ. of Illinois (USA) 1916 (L, P);
    ders., in: Dt.-Amerikan. Gesch.Bll. 16, 1916, S. 7 ff.;
    H. Haupt, in: Hundert J. Dt. Burschenschaft, 1921, S. 25 ff.;
    ders., Zum Gedächtnis K. F., in: Dt.-Amerikan. Gesch.Bll. 22/23, 1922 f., S. 7 ff. (L, Qu.);
    K. Francke, in: Dict. of American Biogr. VI, New York 1931, S. 491 f.;
    H. Schneider, K. F., A Re-Appraisal and Some New Biographical Material, in: Society for the History of the Germans in Maryland 30, Baltimore, Md., 1959,|S. 73-86. – Zu B Adolph: ADB VII;
    H. G. Breßler, in: Biogr. Lex. d. Aargaus, 1958. – Zu B Paul: H. Haupt, in: Hess. Biogrr. III, 1934, S. 371-75;
    Kosch, Lit.-Lex.Zu Eliza F.: H. E. Starr, in: Dict. of American Biogr. VI, New York 1931, S. 491 f.

  • Porträts

    in: American-German Review VII, Philadelphia 1940, S. 26.

  • Autor/in

    Ernst Rose
  • Zitierweise

    Rose, Ernst, "Follen, Karl" in: Neue Deutsche Biographie 5 (1961), S. 286-287 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118684132.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Follen: Karl F., Bruder des Vorigen, wurde zu Romrod in Oberhessen am 5. Sept. 1795 geboren, wohin sich seine Mutter wegen der Annäherung der Franzosen von Gießen geflüchtet hatte. Er studirte in Gießen Theologie, machte den Feldzug gegen die Franzosen 1814 als hessischer freiwilliger Jäger mit und studirte dann nach seiner Rückkehr in Gießen die Rechte, habilitirte sich an der Universität Gießen als Privatdocent der Rechtswissenschaft, gerieth aber in politische Untersuchung und ging deshalb an die Universität Jena. Aber bald wurde er auch hier demagogischer Umtriebe verdächtigt, ging deshalb nach Frankreich 1819 und im Jahre 1820 nach der Schweiz, wo er an der Cantonschule zu Chur und später an der Universität zu Basel eine Anstellung fand. Doch wurde er im J. 1824 auf Requisition der preußischen Regierung aus der Schweiz verwiesen, begab sich dann nach Frankreich zurück und wanderte 1829 nach Nordamerika aus. Hier hielt er zuerst Vorlesungen über Römisches Recht, dann wurde er unitarischer Prediger und endlich Professor der deutschen Sprache und Litteratur an der Universität Cambridge im Staate Massachusetts. Seinen Tod fand er am Ende des Jahres 1839 bei dem Untergange des Dampfschiffes Lexington, welches bei Long-Island im Eriesee in Flammen gerieth und mit der ganzen Besatzung zu Grunde ging. Es sind von ihm nur Gedichte bekannt, welche sich in den von seinem Bruder August F. herausgegebenen „Freien Stimmen frischer Jugend“, 1819 befinden. Das berühmteste darunter ist das berüchtigte sogenannte „Große Lied“, welches später Wit von Dörring theilweise (im 3. Bde. seiner Memoiren) veröffentlichte.

    • Literatur

      Vgl. Wolff, Encyclopädie der Nationallitteratur II. S. 400. Scriba, Hessisches Gelehrten-Lexikon I. S. 106 u. 7. Brümmer, Deutsches Dichter-Lexikon I. S. 196 u. 97 etc.

    • Korrektur

      |Karl Follen wanderte 1824 nach Amerika aus, und wurde 1825 als Lehrer des deutschen im Harvard College in Cambridge, Massachusetts, angestellt; 1830 wurde er ordentlicher Professor daselbst, verlor die Stelle aber 1835 weil er sich offen für Aufhebung der Sklaverei in den Vereinigten Staaten aussprach. Von dem bekannten W. E. Channing ermuthigt, trat er 1836 in die unitarische Geistlichkeit ein, übernahm eine Gemeine in East Lexington, Mass., und verunglückte mit dem Dampfschiff Lexington am 13. Januar 1840 zwischen der Insel Long Island und dem Connecticut Ufer (nicht am Erie See). Seit 1828 war er mit Eliza Lee Cabot verheirathet; diese veröffentlichte seine Biographie sowie seine gesammelten Schriften (5 Bde., Boston 1841—42). Außerdem veröffentlichte Follen Handbücher für den Unterricht im deutschen, und gilt mit Recht für den Begründer des wissenschaftlichen Unterrichts im deutschen in Amerika. Seine Arbeit auf diesem Gebiet hat viele und schöne Früchte geliefert und sein Name wird noch immer mit Ehren genannt. Vgl. Appletons' Cyclop. of Amer. Biography II, 491. C. W. Ernst.

  • Autor/in

    Kelchner.
  • Zitierweise

    Kelchner, Ernst, "Follen, Karl" in: Allgemeine Deutsche Biographie 7 (1878), S. 149 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118684132.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA