Lebensdaten
1845 – 1931
Geburtsort
Brig (Wallis)
Sterbeort
Aachen
Beruf/Funktion
Moralphilosoph ; Jesuit
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118668803 | OGND | VIAF: 95168083
Namensvarianten
  • Cathrein, Victor
  • Cathrein, Victore S.J.
  • Cathrein, Viktor
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen im NDB Artikel

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Cathrein, Victor, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118668803.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus Tiroler Fam., die um 1750 ins deutschsprachige Wallis einwanderte; Vater Andr. (1798–1875), Kaufm. u. ehrenamtlicher Regierungsstatthalter des Bez. Brig;
    M Kath. Venetz (1805–1895) aus Stalden im Vispertal.

  • Biographie

    Seit 1863 Mitglied der Gesellschaft Jesu, war Cathrein zuerst Erzieher in belgischen Kollegien. Sein philosophisch-theologisches Studium, begonnen 1869 in Maria-Laach, unterbrochen durch Krankenpflegerdienst während des Krieges 1870/71, wurde nach der Vertreibung der Jesuiten aus Deutschland 1872 in Holland und England vollendet. In einer seine ganze Lebensarbeit bestimmenden Weise lernte Cathrein hier die Scholastik kennen, zu der sich in diesen Jahrzehnten eine erneute Hinwendung in der katholischen Welt vollzog. Stark beeinflußte ihn der Schweizer Theodor Meyer, der in seinen „Institutiones iuris naturalis“ (2 Bände, 1885/1900) den philosophischen Gehalt der scholastischen Rechtsphilosophie und Ethik im Lichte neuer Gedanken und Probleme mit einer ursprünglichen spekulativen Kraft herausgearbeitet hat.

    Ein ähnliches Ziel hat Cathrein, 30 Jahre lang Lehrer der Philosophie innerhalb des Ordens (in Blijenbeek, Exaeten, Valkenburg), in einer sehr ausgedehnten literarischen Tätigkeit verfolgt. Das Hauptwerk: „Moralphilosophie“ (2 Bände, 1890/91, ⁶1924, italienisch 1914), für längere Zeit das maßgebende Werk auf katholischer Seite, stellt in ständiger Auseinandersetzung mit modernen Sittlichkeitsanschauungen die sittlichen Normen im Geiste der philosophia perennis dar. Seine metaphysische Begründung des Sittlichen steht in bewußtem Gegensatz gegen alle positivistische Deutung. Ein besonderes Anliegen war es darum für Cathrein, gegen die evolutionistischo These der völligen Wandelbarkeit sittlicher Auffassungen die Gemeinsamkeit der Grundwertungen in der ganzen Menschheit aufzuweisen; in 25 jähriger Arbeit hat er aus den entlegensten Quellen das historische und ethnographische Material für das dreibändige Werk gesammelt: „Die Einheit des sittlichen Bewußtseins der Menschheit“ (1914). Gegenüber dem herrschenden Rechtspositivismus hat Cathrein den Gedanken einer vorstaatlichen, aus der Natur des Menschen entspringenden Rechtsordnung verteidigt, damals führend unter den wenigen Vertretern des Naturrechts, heute als einer der Wahrer großer rechtsphilosophischer Tradition neu gewürdigt. Unter seinen Beiträgen zu den Problemen des sozialen Lebens und der Sozialreform ist der bedeutendste das Buch „Der Sozialismus“ (1890, 161923, in 10 Sprachen übersetzt). Seine Kritik des zeitgenössischen Sozialismus enthält Einsichten, die in der weiteren Geschichte der sozialistischen Bewegung ihre Bestätigung erfahren haben. Cathrein war bis ins hohe Alter von unermüdlicher Arbeitskraft; ein ganz auf das Sachliche gerichteter Forscher, jedem leeren Wort abhold, nüchtern und ruhig in seinem Urteil; von einer gewissen Zähigkeit konservativer Gesinnung, in der eine Grenze seiner Eigenart lag. Er besaß die Gründlichkeit sauberen Denkens, die ihn die Lehre der Überlieferung eigenständig, wenn auch ohne die Gabe großer Synthese, neu entwickeln ließ; ein klarer Blick für die Wirklichkeit setzte ihn instand, als einer der Lehrer des sozialen Katholizismus jene Gedanken für seine Gegenwart fruchtbar zu machen.

  • Werke

    Weitere W Das Privatgrundeigentum u. seine Gegner, 1892, ⁴1909;
    Philosophia moralis, 1893, 171935;
    Rel. u. Moral, 1900, ²1904;
    Recht, Naturrecht u. positives Recht, 1901, ²1909;
    Die Frauenfrage, 1901, ³1909;
    Grundbegriffe d. Strafrechts, 1905, ²1909;
    Gewissen u. Gewissensfreiheit, 1906;
    Die Grundlagen d. Völkerrechts, 1918;
    fast vollst. Verz. in: Kürschner, Gel.-Kal. 1931, u. in: Koch, 1934.

  • Literatur

    Ueberweg IV, S. 634f.;
    Ephemerides Theologicae Lovanienses 2, 1925, S. 505 f., 9, 1932, S. 202 f.;
    Gregorianum 12, 1931, S. 506 f.;
    Kopler, in: Theol.-prakt. Quartalschr. 85, 1932, S. 150 ff.;
    W. Rauch, in: Staatslex. I, ⁵1926, Sp. 1198;
    Enc. Catt. III;
    Dict. Hist. Géogr. XI, 1949, Sp. 1523 (L).

  • Porträts

    Phot. in: Kosch, Kath. Dtld. I.

  • Autor/in

    Albert Hartmann
  • Zitierweise

    Hartmann, Albert, "Cathrein, Victor" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 176 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118668803.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA