Lebensdaten
1842 – 1921
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Schloß Rosenau bei Zwettl (Waldviertel, Niederösterreich)
Beruf/Funktion
Publizist ; Politiker
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 118610163 | OGND | VIAF: 57407572
Namensvarianten
  • Schönerer, Georg Ritter von (1860-1888, erneut 1917)
  • Schönerer, Georg Heinrich von
  • Schönerer, Georg von
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Zitierweise

Schönerer, Georg von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118610163.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Mathias Rr. v. S. (1807-81, österr. Rr. 1860), aus W., Eisenbahning., 1856 techn. Verw.rat d. priv. k. k. Ksn. Elisabeth-Westbahn, Dir. d. Südbahn, Verw.rat d. Franz Josef-Bahn, erwarb 1868 Gut Rosenau (s. ÖBL), S e. Maler- u. Anstreichermeisters in Schottenfeld (Niederösterr.), aus steir. Kleinbauern- u. Handwerkerfam.;
    M Marie Rehmann (1819–84), aus Schleinz (Niederösterr.);
    4 Schw u. a. Marie (* 1839, Franz Christiany, * 1833), Charlotte (* 1841, Karl Appel, * 1834, Reg.rat in d. k. k. Mil.kanzlei in W.), Bertha (* 1844, Heinrich v. Angeli, 1840–1925, Genre- u. Porträtmaler, Prof. an d. Ak. d. bildenden Künste in W., s. NDB I; AKL), Alexandrine (1850–1919), Schausp., 1884-1900 Dir. u. Bes. d. priv. k. k. Theaters an der Wien (s. ÖBL);
    Wien 1878 Philippine (* 1848), aus Linz, T d. Albert Edler v. Gschmeidler, 1820–48, Post-Controlor, u. d. Anna Mayer ( 1849);
    1 S, 3 T u. a. Maria (Marianne) (* 1879, N. N. Zborowski, Oberst).

  • Biographie

    S. absolvierte nach der Realschulausbildung in Wien eine landwirtschaftliche Ausbildung in Tübingen, Hohenheim und Ungar. -Altenburg (bis 1865). Anschließend arbeitete er auf verschiedenen Gütern, unternahm Studienreisen und verwaltete seit 1869 das väterliche Gut Rosenau im Waldviertel. 1873 in das Abgeordnetenhaus gewählt, schloß er sich dem linken Flügel der liberalen Verfassungspartei (Fortschrittspartei) an. S. radikalisierte die nach dem Börsenkrach 1873 weit verbreitete Kritik an den Geschäftsverbindungen des rechten Flügels der Partei („Verwaltungsratspartei“), nahm insbesondere auch die Verbindungen zwischen der liberalen Presse und korrupten Firmenleitungen aufs Korn und propagierte bald einen zumal im studentischen Milieu auf Widerhall stoßenden Antisemitismus, der in diesem antiklerikalen Umfeld aber nicht auf religiösen Kriterien aufgebaut war, sondern das Abstammungskriterium als ethnischen Ausschließungsgrund hervorhob („Rassenantisemitismus“).

    Nach den Wahlen 1879 blieb S. dem liberalen Dachverband fern und gründete als Zwei-Mann-Fraktion den „Verband der Deutschnationalen“. 1882 veröffentlichte er in Zusammenarbeit u. a. mit Engelbert Pernerstorfer (1850–1918) das „Linzer Programm“ (1885 von S. um d. sog. „Arierparagraphen“ erweitert), unter Berufung auch auf die Thronrede Wilhelms I. zur Sozialpolitik 1881. Er war Gründer der Wochenschriften „Dt. Worte“ (1881-84), „Unverfälschte dt. Worte“ (1884-1918) und des „Alldt. Tagblatts“ (1903-14). In den Debatten um die Verlängerung des Privilegs der Nordbahn errang er als Verfechter der Verstaatlichung eine gewisse Popularität, die 1887/88 auch von Wahlerfolgen für seine „Vereinigten Christen“ begleitet war, die auch spätere Christlichsoziale umfaßten. S. wurde jedoch 1888 nach einem nächtlichen Handgemenge in einer Zeitungsredaktion zu drei Monaten Haft verurteilt, verlor seinen Adelstitel - und seine Wiener Anhängerschaft an Karl Lueger (1844–1910).

    Nach seiner Haft predigte S., der schon zuvor einen forcierton Bismarck-Kult betrieben hatte, einen kaum verhüllten „alldt.“ Irredentismus. Politisch gewannen seine „Alldeutschen“ erst 1897, als S. wieder in den Reichsrat (Abg. bis 1907) gewählt wurde, als Vehikel des Protests der Deutschböhmen gegen die Badenischen Sprachenverordnungen an Gewicht. Als Reaktion auf das Bündnis der kath. Parteien mit den Slawen rief S. 1898 die „Los-von-Rom“-Bewegung ins Leben, brach nach dem Konflikt mit Karl Hermann Wolf (1862–1941) 1902 und der Abspaltung der „Freialldt. Partei“ aber mit dem Großteil seiner dt.böhm. Anhänger. Die Alldt. Vereinigung im Parlament löste sich 1904 auf, im letzten Abgeordnetenhaus folgten nur vier von über hundert dt.nationalen Abgeordneten der erratischen Führung S.s, der|auch bei reichsdt. Alldeutschen vielfach auf Unverständnis stieß und seine Feindschaft zur Habsburgermonarchie auch im Zeichen der Kriegssolidarität nicht milderte, nach 1918 politisch aber nicht mehr hervortrat.

    S.s „gesinnungstreuer“ Starrsinn war für sein mehrfaches Scheitern als Politiker ebenso verantwortlich wie für sein Weiterleben als Legende, die ihn rückblickend weit über seine tatsächliche Bedeutung hinaus als Symbolfigur des österr. Deutschnationalismus erscheinen ließ, Hitler knüpfte ideologisch an S.s „Ausgrenzung“ der Juden aus der Volksgemeinschaft an, hielt ihn aber politisch für kein Vorbild.

  • Auszeichnungen

    Ehrenbürger d. Stadt Eger (1897, 1904 v. S. zurückgegeben);
    Gedenktafel am Geburtshaus in Wien.

  • Werke

    Festrede z. Feier d. 70. Geb.tages d. dt. Reichskanzlers Otto Fürsten v Bismarck, 1885;
    Rede über d. Presse, 1885;
    Grundzüge d. Socialreform auf dt.nat. Grundlage, 1894;
    Zur Sprachenfrage, 1898;
    § 14 u. nat. Pol., 1907;
    Zukunftsgedanken, 1913.

  • Literatur

    E. Pichl, S., 6 Bde., 1913-38;
    F. Bilger, in: NÖB V, 1928, S. 76-87 (P);
    A. Whiteside, Alldtld. u. sein Prophet, 1981;
    L. Höbelt, Kornblume u. Kaiseradler, 1993;
    K.-R. Trauner, Die Los-v.-Rom Bewegung, 1999;
    M. Wladika, Hitlers Vätergeneration, 2005;
    ÖBL;
    Biogr. Lex. Böhmen;
    Biogr. Lex. Burschenschaft (L, P);
    zur Fam.:
    Geneal. Tb. d. Adeligen Hauser 15, 1890, S. 410 f.;
    H. Tollich, Ein Btr. z. Sippengesch. d. Fam. S., Diss. Wien 1941.

  • Autor/in

    Lothar Höbelt
  • Zitierweise

    Höbelt, Lothar, "Schönerer, Georg von" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 406-407 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118610163.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA