Lebensdaten
1914 – 1998
Geburtsort
Czernowitz (Bukowina)
Sterbeort
Donnini bei Florenz (Italien)
Beruf/Funktion
Schriftsteller
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 118600109 | OGND | VIAF: 49398
Namensvarianten
  • Rezzori, Gregor von
  • Rezzori d'Arrezzo, Gregor von
  • Rezzori, Gregor von
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Rezzori d'Arrezzo, Gregor von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118600109.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus ursprüngl. in Sizilien (Rizzori b. Ragusa) ansässiger Fam., d. Mitte d. 18. Jh. nach Wien übersiedelte;
    V Hugo v. Rezori (1882–1942), Architekt, Kunsthist., S d. Wilhelm Edler v. Rezori (1852–1913, österr. Adel 1889), Architekt, Hofrat;
    M Claire Frank (1890–1976;
    Ur-Gvv Johann Edler v. Rezori (1826–89, österr Adel 1889), aus Wien, Tabakhauptfabriks-Oberinsp. in Laibach;
    1) Berlin-Charlottenburg 1942 ( 1957) Priska (* 1919, 2] Leo v. Tiedemann, * 1918, Wirtsch.journalist, Landwirt in Feldafing, Oberbayern), Springreiterin, T d. Helmuth v. Tiedemann (1884–1976), Konsul, u. d. Ada Gfn. v. Kalnein (1897–1937), 2) München 1959 (⚮) Hanna Axmann (1921–99), Malerin (s. Vollmer; AKL), 3) 1967 Beatrice Monti della Corte, Galeristin in Mailand;
    3 S aus 1) Enzio (* 1943), Bildhauer, Azzo (* 1945), Fernsehjournalist, Ezzelino v. Wedel, Hörfunkredakteur b. Radio Bremen.

  • Biographie

    Nach dem Besuch der Gymnasien in Kronstadt, Fürstenfeld und Wien studierte R. 1932-34 Architektur, Bergbauwesen, Medizin und Kunst in Leoben und Wien. 1934-35 absolvierte er den rumän. Militärdienst und war 1936/37 in Bukarest tätig. Den „Anschluß“ Österreichs 1938 erlebte er in Wien und ging im selben Jahr nach Berlin, wo er sich als Schriftsteller etablierte. Als rumän. Staatsbürger blieb ihm die Kriegsteilnahme erspart (1940-84 staatenlos, danach österr.). Nach Kriegsende arbeitete R. als Autor und Journalist für den Nordwestdt. Rundfunk (NWDR) in Hamburg, wo er erstmals seine „Maghrebinischen Geschichten“ vortrug (gedr. 1952, als TV-Serie 1975). Als Reporter|wurde er zudem durch seine Berichte von den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen bekannt. R. schrieb in den 50er und 60er Jahren Drehbücher und wirkte erfolgreich als Darsteller in zahlreichen Filmen mit, u. a. 1964 als Zirkusdirektor neben Brigitte Bardot und Jeanne Moreau in Louis Malles „Viva Maria“ (Die Toten auf ihre Plätze!, Tageb. d. Films „Viva Maria“, 1966).

    Sein literarischer Ruf schien lange Zeit durch die Popularität der „Maghrebinischen Geschichten“ festgelegt, Anekdoten aus einem erfundenen Land, irgendwo auf dem Balkan. R.s Romane und Erzählungen, wie „Ödipus siegt bei Stalingrad“ (1954, u. d. T. „Ödipus vor Stalingrad“, 1989), „Ein Hermelin in Tschernopol“ (1958), „Der Tod meines Bruders Abel“ (1976) oder „Memoiren eines Antisemiten (1979, u. d. T. „Denkwürdigkeiten e. Antisemiten“, 1989), die den Autor als brillanten Anatom gesellschaftlicher Zerfallsprozesse zeigen, fanden bei der dt. Kritik anfangs nur wenig Verständnis. In den USA, Frankreich und Italien wurde R. dagegen schon früh als ein Vertreter der klassischen „kaukanischen“ Erzählkunst gewürdigt, also der aufgeklärten k. u. k. Tradition. Seit 1962 lebte R. abwechselnd in München und Rom, 1966 verlegte er seinen Wohnsitz nach Mailand, einige Jahre später nach Donnini, wo er sich intensiv mit der modernen bildenden Kunst befaßte. Seine autobiographischen Werke, etwa „Greife zur Geige, Frau Vergangenheit“ (1978), „Greisengemurmel“ (1994) oder „Mir auf der Spur“ (1997), verknüpften Themen und Motive, die in seinen Romanen oft schon angeklungen waren: Der Künstler hob die Grenzen zwischen eigenem und geschildertem Schicksal auf. Die hohe Qualität seiner Novellen – insbesondere „Über dem Kliff (1991) und „Der Schwan“ (1994) – verlieh diesem in Deutschland vernachlässigten Genre neue Impulse. Die meisten seiner Bücher wurden in alle Kultursprachen übersetzt.|

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. PEN-Zentrums d. BRD (1958);
    Fontane-Preis (1959);
    Premio Scanno (1987);
    Premio Lorenzo il Magnifico (1990);
    Premio Litterario Boccaccio Europa (1990);
    Premio Internazionale Palermo per l'Europa;
    Senator d. Acc. Internazionale Medicea, Florenz.

  • Werke

    Weitere W Flamme, d. sich verzehrt, 1939;
    Rombachs einsame Jahre, 1944;
    Rose Manzani, 1944;
    Männerfibel, 1955;
    Der Idiotenführer durch d. dt. Ges., 4 Bde., 1961-63;
    Bogdan im Knoblauchwald, 1963;
    Der arbeitslose König, 1981;
    Neue maghrebin. Gesch., 1001 J. Maghrebinien, 1983;
    Kurze Reise übern langen Weg, 1986;
    Die Marchesa u. andere Geschichten, 1986;
    Blumen im Schnee, 1989;
    Essays, Anmerkungen u. Erinnerungen, hg. v. G. Köpf, 1999;
    Kain, Das letzte Ms., 2001.

  • Literatur

    N. Verschoore, Die Verzerrung d. Empfindungsklimas in G. v. R.s Werk, in: Studia Germanica Gandensia 2, 1960, S. 165-205;
    C. Magris, Das Bl. d. Herrn Tarangolian, in: Bild u. Gedanke, 1980, S. 425-33;
    die hören 3, 1990, S. 4-111 (W);
    S. Dornuf, in: SZ v. 27.6.1995;
    ders., in: NZZ v. 28.5.2001 (P);
    V. Schlöndorff, in: SZ v. 24.2.1998 (P);
    G. Henkel, ebd. v. 25.4.1998 (P);
    U. Weinzierl, in: FAZ v. 25.4.1998 (P);
    Horst Ohde, Das Haus an d. Rothenbaumchaussee, Zur Gesch. d. NWDR, in: Dann waren d. Sieger da, Stud. z. lit. Kultur in Hamburg 1945-1950, hg. v. L. Fitscher u. a., 1999;
    Der Nürnberger Lernprozeß, Von Kriegsverbrechern u. Starreportern, zus.gest. u. eingel v. S. Radlmeier, 2001;
    Kürschner, Nekr. 1971–98, 1999;
    Kosch, Lit.-Lex.³;
    Killy;
    Hamburg. Biogr. I (P). – Fernsehfilm: „Unser Mann aus Cernowitz“ (ZDF, 1989).

  • Porträts

    Zeichnung v. C. v. Seidlein, Abb. b. J. Kaiser, Der Tiefstapler, Zum 80. Geb.tag d. Schriftst. G. v. R., in: SZ v. 13.5.1994.

  • Autor/in

    Tilman Spengler
  • Zitierweise

    Spengler, Tilman, "Rezzori d'Arrezzo, Gregor von" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 485-486 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118600109.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA