Lebensdaten
1943 – 1977
Geburtsort
Leipzig
Sterbeort
Kurumba (Malediven)
Beruf/Funktion
Maler
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 118591339 | OGND | VIAF: 59876803
Namensvarianten
  • Heisterkamp, Peter (eigentlich, Blinky Palermo = Pseudonym seit 1964)
  • Palermo, Blinky
  • Heisterkamp, Peter (eigentlich, Blinky Palermo = Pseudonym seit 1964)
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Orte

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Zitierweise

Palermo, Blinky, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118591339.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V N. N.;
    M N. N. Schwarze;
    Adoptiv-V (seit 1943) Wilhelm (1899–1974), aus Herne (Westfalen), Leiter d. Niederlassung v. Mannesmann in L., seit 1952 in Münster, S d. Anna Heisterkamp (1872–1936);
    Adoptiv-M Erika (1907–58), aus Niederwiesa (Sachsen), T d. Ernst Langer u. d. Ella N. N.;
    1) 1965 Ingrid Denneborg, 2) 1969 ( 1975) Kristin Hanigk.

  • Biographie

    1952 übersiedelte die Familie nach Münster (Westfalen), wo P. 1961 Graphik- und Bildhauerkurse an der Werkkunstschule besuchte. 1962 nahm er das Studium an der Staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf auf, zunächst bei Bruno Goller (bis 1964), dann bei Joseph Beuys (bis 1967), dessen Meisterschüler er wurde. Aus einem Spitznamen entwickelte sich das Pseudonym, mit dem der Künstler seit 1964 signierte.

    In ungegenständlichen Leinwandgemälden und Wandobjekten untersuchte P. die Möglichkeiten malerischer Mittel und Bildformen (1964–67). In einer zweiten Schaffensphase (1968–73) vereinfachte und minimalisierte er seine Malerei, reduzierte ihre Materialität in Stoff- und Wandbildern auf Färbung oder Anstrich. In seinem späten, überwiegend in New York entstandenen Werk (1974–77) wandte sich P. mit vielteiligen Malereien auf Aluminium wieder den Grundelementen der klassischen Tafelbildmalerei zu.

    P. ging bei seiner Arbeit von der unmittelbaren Naturanschauung aus, wobei er dem Erlebnishaften größere Beachtung schenkte als dem Gegenständlichen. Sein wesentliches Ausdrucksmittel war die Farbe, der er zunehmend einen größeren Stellenwert einräumte, um sie von der Materie und der sie begrenzenden Form zu emanzipieren. Kennzeichnend für sein Werk ist eine Verweigerungshaltung gegenüber jeder überschaubaren Ordnung, wie sie durch das traditionelle, einheitlich komponierte Tafelbild verkörpert wird (Komposition mit 8 roten Rechtecken, 1964, Bonn, Kunstmus., Leihgabe). P. veranschaulicht dies durch die Zusammenkunft des Geometrischen mit dem Expressiven, des Konstruktiven mit dem Malerisch-Freien, im Wechsel von Formstrenge und Formverzieht. Oft taucht dabei das Motiv der Polarität auf, die sich im Verlauf auch durch eine Fragmentierung der Arbeit, meist eine Zweiteiligkeit, zu erkennen gibt (z. B. Tagtraum II, 1966, München, Staatsgal. moderner Kunst). Eine spürbar spirituelle Ausrichtung erfährt das Werk durch die Verwendung symbolhafter Motive (Kreuz, Dreieck), deren archaisierende Bedeutungshaftigkeit durch eine bewußt spröde Verarbeitung (Arte Povera) und eine exponierte Präsentation der Arbeiten im Raum unterstrichen wird, der jedoch weder mystische Zusammenhänge noch mathematisch berechenbare Kriterien zugrundeliegen. Die unaufgelöste Beziehung der Einzelelemente und ihr komplexer Bezug zum jeweiligen Raum erzeugen beim Betrachter eine widersprüchliche Wahrnehmung von Gegenstands- bzw. Bildrealität (Leisesprecher I, 1969, Frankfurt/M., Mus. für Moderne Kunst). Sie steigert sich im Spätwerk zur Konfrontation des Betrachters mit einem rhythmisierten und grenzenlos zu denkenden räumlichen und zeitlichen Farbkontinuum (To the People of New York City, 1976/77, Houston, The Menil Collection, Leihgabe).

    P.s Kunstbegriff war durch J. Beuys geprägt und formte sich im wechselseitigen Dialog mit den Künstlerfreunden, u. a. Gerhard Richter, Sigmar Polke, Imi Knoebel und Ulrich Rückriem. Besonderes Interesse galt der Tradition der europ. konkreten Kunst, insbesondere dem Werk von Kasimir Malewitsch und El Lissitzky. In der engen Auseinandersetzung mit der internationalen Avantgarde zeitgenössischer Kunst verarbeitete P. die Erkenntnisse der amerik. Farbfeldmalerei (Elsworth Kelly, Barnett Newman). Vor diesem Hintergrund kristallisierte sich Mitte der 70er Jahre ein in hohem Maße eigenständiges Werk heraus, das die europ. Tafelbildtradition mit Hilfe einer spezifisch amerik. Kunstauffassung neu instrumentierte.

  • Werke

    Weitere W Größere Werkgruppen in: Bonn, Kunstmus. (Coney Island II, 1975, Leihgabe);
    Houston, The Menil Collection (Times of the Day I u. II, 1974/75, Leihgabe);
    Frankfurt/M., Mus. f. Moderne Kunst (Tagtraum 1, 1965);
    Kassel. Staatl. Museen Neue Cal.;
    Mönchengladbach, Abteibergmus.;
    München, Bayer. Staatsgem.slgg., Staatsgal. moderner Kunst (Triptychon, 1972;
    The Return, 1975). – W-Verz.: P., I: Bilder u. Objekte, II: Zeichnungen, hg. v. Thordis Moeller, 1995 (Bibliogr).

  • Literatur

    B. P., Ausst.kat. Gal.-Ver. München 1980 (P);
    P., Ausst.kat. Kunstmus. Bonn 1981 (P);
    P., Die gesamte Grafik u. alle Auflagenobjekte 1966-1975, Slg. J. W. Froehlich. hg. v. F. Jahn. 1983;
    P., Werke 1963-1977, Ausst.kat. Kunstmus. Winterthur u. a. 1984/85 (P);
    P., hg. v. E. Maas u. D. Greenidge, 1989;
    B. Schwenk, Who knows the beginning and who knows the end, Stud. z. Person u. z. Werk d. Malers B. P., Diss. Bonn 1991 (Bibliogr.);
    ders., P., Gleichnisse d. Unerklärlichen, hg. v. Mus. f. Moderne Kunst Frankfurt/M., 1991 (P);
    B. P., Ausst.kat. Mus. d. bild. Künste Leipzig u. a. 1993 (P);
    P., Bilder, Objekte, Zeichnungen, Ausst.kat. Kunstmus. Bonn 1995;
    T. Lange, Dickicht d. Materials, Gradnetz d. Bildes, P., Bildidee u. Werkbegriff, Diss. Gießen 1997;
    B. Schwenk, P., hg. v. d. Staatsgal. mod. Kunst München, 2000 (P);
    Dict. of Art.

  • Autor/in

    Bernhart Schwenk
  • Zitierweise

    Schwenk, Bernhart, "Palermo, Blinky" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 10-11 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118591339.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA