Lebensdaten
1865 – 1943
Geburtsort
Soest
Sterbeort
Rotenburg/Wümme
Beruf/Funktion
Maler
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118582925 | OGND | VIAF: 57407059
Namensvarianten
  • Modersohn, Otto
  • Modersohn, Friedrich Wilhelm Otto

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Zitierweise

Modersohn, Otto, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118582925.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Wilhelm (1832–1918), Baumeister in S., seit 1874 in Münster, zuletzt in Bad Blankonburg (Thüringen), S d. Johann Adolf (1794–1873), Lohgerber in Lippstadt, u. d. Sophie Katharina Thurmann (1799–1856);
    M Luise (1833–1905), T d. Wilhelm Heidebrink (1804–35), Bäcker in S., u. d. Elisabeth Fromme (1804–58);
    B Wilhelm (1859–1935), Landgerichtspräs., Ernst (1870–1948), Pastor (s. BBKL);
    1) Worpswede 1897 Helene Schröder (1868–1900) aus Bremen, 2) Bremen 1901 Paula BeckersM. (1876-1907, Malerin, s. NDB I), 3) Fischerhude 1909 Louise (1883–1950), Sängerin u. Malerin (s. L), T d. Heinrich Breling (1849–1914), Maler (s. ThB), u. d. Amalie Mayer (1856–1933);
    1 T aus 1), 1 T aus 2), 2 S aus 3).

  • Biographie

    M. wuchs in Soest und Münster auf. Nach dem Abitur wurde er 1884 Student an der Düsseldorfer Kunstakademie. Diese Ausbildung nannte er später enttäuschend; der empfindungslose Akademismus konnte seine früh entwickelte Neigung zu einer subtilen Schilderung der Landschaft nicht erfüllen. Vorbilder fand M. eher in Gemälden Arnold Böcklins und der Landschaftsmaler von Barbizon (Corot, Millet, Daubigny, Rousseau), die er 1888 in München erstmals im Original sah. Reisen, 1886 in den Harz, 1888 mit dem Studienfreund Fritz Mackensen durch Westfalen, schulten seine Naturbeobachtung. Das frühe Werk umfaßt kleinformatige Freilichtstudien von naturalistischer Detailgenauigkeit und einer gedämpften, zurückhaltenden Farbigkeit. Nach weiterem Studium an der Kunstakademie Karlsruhe im Winter 1888/89 bei Hermann Baisch folgte M. im Sommer 1889 Mackensen in das niedersächs. Dorf|Worpswede. Mit Hans am Ende, den er von München her kannte und mit dem er eine Parisreise unternommen hatte, entschlossen sie sich im Herbst 1889 zum dauernden Aufenthalt. Sie bildeten die Worpsweder Malervereinigung, der sich später Carl Vinnen, Fritz Overbeck und Heinrich Vogeler anschlossen. In den ersten Worpsweder Jahren setzte M. seine Freilichtmalerei fort, wobei er sich ausdrücklich auf die Schule von Barbizon bezog. Aus der Schilderung einer genau beobachteten und stimmungsvoll gestalteten Landschaft wuchs sein Bestreben nach formaler Vereinfachung, farbiger Verwandlung und „innerer“ Anschauung der Natur, die er als beseeltes Phänomen ansah. In zunehmender Abkehr vom Naturalismus veränderte er den Lokalton zugunsten impressiver, atmosphärischer Wirkungen. Seine gefühlvolle Landschaftskunst trug maßgeblich zur Popularisierung der Worpsweder Malerei bei, die nach einer gemeinschaftlichen Ausstellung in der Bremer Kunsthalle und vor allem im Münchener Glaspalast 1895 überregionale Resonanz fand. Der bayer. Staat kaufte ein Gemälde M.s („Sturm im Teufelsmoor“) für die Neue Pinakothek an, während Mackensen für sein Bild „Gottesdienst im Freien“ die Goldene Medaille erhielt. Die Ausstellungserfolge beeinträchtigten nachhaltig die Gemeinschaft der Worpsweder Maler, der 1894 eingetragene „Künstler-Verein Worpswede“ wurde 1899 aufgelöst; M. hatte als erster seinen Austritt erklärt.

    Nach dem Tode seiner ersten Ehefrau heiratete M. 1901 Paula Becker, die drei Jahre zuvor als Schülerin zu ihm gekommen war und ihre Studien in Paris, wo er sie besuchte, fortgesetzt hatte. Die Ehe gestaltete sich problematisch. Die Tatsache, daß sich Paula auch künstlerisch ihrem ehemaligen Lehrer überlegen zeigte, mag erschwerend hinzugekommen sein, wirkte sich jedoch auf das Werk M.s belebend und bereichernd aus. Es entstanden nun märchenhaft erzählende Figurenbilder und nach 1904 stilisiert-dekorativ inszenierte Landschaften. Seit August 1900 pflegte M. freundschaftlichen Umgang mit Rainer Maria Rilke, der häufig nach Worpswede kam und 1902 Clara Westhoff, eine Freundin Paulas, heiratete. M. schenkte ihnen zur Hochzeit das Gemälde „Mondnacht mit Paar im Garten“ (1898).

    Nach dem Tod Paulas siedelte M. im Sommer 1908 nach Fischerhude über, wo er im folgenden Jahr die Tochter seines Malerfreundes Heinrich Breling heiratete. Mit der Reduktion der Motive und Formen geht nun – besonders seit etwa 1920 – eine Landschaftsauffassung einher, die immer lyrischer und expressiver wird und die symbolistische und romantische Elemente aufgreift. Seine Motive fand M. u. a. auf Studienreisen nach Franken (1922–24), Holland (1925) und ins Allgäu (1925, regelmäßig seit 1927), wo er 1930 auf dem Gailenberg bei Hindelang ein Haus erwarb. Wiederholt finden sich Rückbezüge auf die Worpsweder Anfänge, Repliken früherer Bilder dienten ihm als Versicherung der Kontinuität seines künstlerischen Schaffens. Durch die politischen Ereignisse seit den Dreißiger Jahren wurde sein Werk zunehmend resignativ gestimmt. Er führte es bis ins hohe Alter fort, auch nach Erblindung eines Auges 1936. Sein vorwiegend an die norddeutsche Landschaft gebundenes Werk gehört zu den autonomen und wegbereitenden Leistungen einer modernen malerischen Naturauffassung.

  • Werke

    u. a. im Otto-Modersohn-Mus. Fischerhude, im Otto-Modersohn-Kab. d. Hist. Mus. f. Stadt u. Gfsch. Wertheim sowie (ab 1995) im Otto-Modersohn-Haus in Worpswede.

  • Literatur

    Ausst.kat. (jeweils mit Abb. v. W. P): O. M. – Gemälde, Handzeichnungen, Bremen 1965;
    O. M. u. d. Worpsweder Maler, Essen 1966;
    O. M. 1865-1943, d. Zeichner u. Maler e. Landschaft vor d. Hintergrund seinerzeit, Worpswede/Fischerhude 1977;
    O. M. 1865-1943, Monografie e. Landschaft, Hannover/Münster 1979;
    E.-G. Güse (Hrsg.), O. M., Zeichnungen, Münster 1988;
    O. M., Worpswede 1889-1907, Bremerhaven 1989;
    O. M., Das Frühwerk 1884–89, Fischerhude 1989;
    O. M., Allgäu, 1926–39, Kempten 1990;
    K. Pötter, O. M. in u. um Münster 1884–89, Münster 1992;
    O. M., Fischerhude 1908–43, Fischerhude 1992;
    O. M. in Fischerhude. Die J. 1930-1943, Fischerhude 1993. – Sonstige Lit.: P. Warncke, Worpswede, 1902;
    R. M. Rilke, Worpswede, 1903 (mit Briefwechsel R. M. Rilke – O. M. 1900-03 u. e. Nachwort v. H. Naumann, 1989, P);
    H. Bethke, Worpswede, o. J. (1907);
    Carl Hauptmann, Briefe mit M., 1928;
    H. Wohltmann, O. M., in: Stader Archiv NF 31, 1941, S. 123-25;
    ders., in: Niedersächs. Lb. II, 1954, S. 237-47 (P);
    S. Weltge-Wortmann, Die ersten Maler in Worpswede, 1979, erweitert ²1987. – Zu Louise: W. Schuller u. J. Paczkowski, L. M.-Breling (1883–1950), Eine Malerin d. expressiven Realismus, 1989 (Abb. v. W, P).

  • Porträts

    Gem. v. F. Mackensen, um 1889 (Fischerhude, Otto-Modersohn-Mus.);
    Gem. v. H. Vogeler, 1912 (Münster, Westfäl. Landesmus.).

  • Autor/in

    Bernd Küster
  • Zitierweise

    Küster, Bernd, "Modersohn, Otto" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 598-599 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118582925.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA