Lebensdaten
1890 – 1947
Geburtsort
Mogilno (Provinz Posen)
Sterbeort
Washington (USA)
Beruf/Funktion
Psychologe
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 118572431 | OGND | VIAF: 61565249
Namensvarianten
  • Lewin, Kurt
  • Levin, Kurt
  • Lewin, Kurt Tsadek
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Zitierweise

Lewin, Kurt, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118572431.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Leopold, Kaufm. u. Kleinbauer in M. bis 1905;
    M Reche Engel;
    1) ca. 1917 ( 1927) Maria Landsberg, 2) 1928 Gertrud Weiß aus Sagan;
    1 S, 1 T aus 1), 1 S, 1 T aus 2).

  • Biographie

    Nach dem Abitur am Kaiserin-Augusta-Gymnasium in Berlin studierte L. je ein Semester Medizin und Biologie, um sich dann der Psychologie und der Philosophie zu widmen. Besonders wandte er sich der Erkenntnislehre Ernst Cassirers zu. L. war am Berliner Psychologischen Institut Schüler Carl Stumpfs, bei dem auch Kurt Koffka, Max Wertheimer und Wolfgang Köhler studierten, die mit L. als Begründer der Gestaltpsychologie gelten. Am 1. Weltkrieg nahm er als Kriegsfreiwilliger teil. 1916 wurde er zum Dr. phil. promoviert, 1917 veröffentlichte er seine erste Schrift „Kriegslandschaft“, in der er aufzeigte, daß Wahrnehmung „sozial bedingt“ und in Abhängigkeit von individueller Einstellung unterschiedlich sei. L. nahm damit den Ansatz der 20 Jahre später aufblühenden „Social perception“-Forschung vorweg. Seine wissenschaftliche Laufbahn begann er 1921 als Privatdozent am Berliner Institut, 1927 wurde er dort ao. Professor. In Anschluß an eine Gastprofessur in Kalifornien emigrierte L. 1933 in die USA (1940 amerikan. Staatsbürgerschaft). Seine Lehr- und Forschungstätigkeit an der University of Iowa City, wo er 1935-44 den Lehrstuhl für Kinderpsychologie innehatte, erstreckte sich auch auf allgemeinpsychologische, besonders motivationspsychologische sowie auf methodische und grundlagentheoretische Fragen. Während dieser Zeit nahm er auch Gastprofessuren an, u. a. an der Harvard University (1937–38) und an der Univ. of California, Berkeley (1939). L. löste sich in den USA von den gestaltpsychologischen Anfängen und entwickelte einen eigenen Ansatz mit seiner sog. Feldtheorie und Topologie. In der späteren Zeit wandte er sich, nicht zuletzt unter dem Eindruck der politischen Entwicklung in Deutschland und angesichts der demokratisch-pragmatischen Atmosphäre seiner Wahlheimat, zunehmend der Erforschung sozialpsychologischer Probleme zu. Seit 1939 in der von ihm so benannten „Action Research“ (Aktionsforschung) mit Gutachten und Studien über Gruppenprozesse für Industriebetriebe und Regierungsstellen befaßt, gründete L. verschiedene Einrichtungen: Die Society for the Psychological Study of Social Issues (1942), das Research Center for Group Dynamics, das erste, heute noch bestehende gruppendynamische Forschungszentrum der Welt in Cambridge, Massachusetts (1944), sowie die Commission on Community Interrelations (CCI) im Rahmen des „American Jewish Congress“ in New York (1945). Die Zielsetzung dieser Institutionen war, Formen und Störungen des Zusammenlebens von Menschen in Gruppen zu untersuchen. Besonders von der CCI gingen Impulse für das Studium von Vorurteilen und Randgruppenphänomenen sowie Forschungsarbeiten mit Schülern (R. Lippitt, R. K. White) über demokratische und autokratische Führungsstile und deren Einfluß auf soziales Klima und Leistungsverhalten in Gruppen aus. Noch heute in der Kleingruppenforschung aktiv ist das von L. initiierte Institut der National Training Laboratories (NTL) in Bethel/Maine (1947).

    In seiner späteren Zeit sowohl Theoretiker als auch praktischer Organisator, gilt L. als Begründer einer neuen psychologischen Denkrichtung, der Feldtheorie. Wenngleich er selber die theoretische Analyse sein Leben lang bevorzugt hat, ist er vor allem in seiner praktischen Einflußnahme auf Erkenntnis- und Veränderungsprozesse in Gruppen für nachfolgende Generationen von Sozialpsychologen und Gruppendynamikern grundlegend geworden. In seiner „Topologie“ (1936) versuchte er, seine Feldtheorie (1926) mathematisch zu formalisieren, indem er eine „Metrik“ der dynamischen Wechselwirkungen zwischen Individuum und Umwelt konzipierte. Er rückte damit von der damals vorherrschenden eindimensionalen Kausalitätsvorstellung ab. Nach L. können Relationen zwischen Subjekt und Objekt nur dann entdeckt werden, wenn die Bedürfnislage des Individuums einschließlich seiner von der Umwelt induzierten „Quasi-Bedürfnisse“ als Kräfte („Vektoren“) im dynamischen „Feld“ mit berücksichtigt werden. Zur wissenschaftskritischen Reflexion regte L. mit seinen Überlegungen über die Möglichkeit, Gesetze in den Sozialwissenschaften zu formulieren, an. Dabei warnte er vor blinder Empirie und phänomenal-klassifizierender Psychologie.

  • Werke

    Weitere W u. a. Theoret. Schrr.: Gesetz u. Experiment in d. Psychologie, in: Symposion 1, 1927, S. 375-421;
    Der Übergang v. d. aristotel. z. galileischen Denkweise in Biologie u. Psychologie, in: Erkenntnis 1, 1931, S. 421-66;
    Principles of Topological Psychology, 1936 (dt.: Grundzüge d. Topolog. Psychol., 1969);
    Field Theory in Social Science, 1951 (dt.: Feldtheorie in d. Sozialwiss., 1963, mit Einführung v. W. Lohr, W-Verz.). - Sozialpsycholog. Schrr.: An Experimental Approach to the Study of Autocracy and Democracy: A Prelimilinary Note, in: Sociometry 1, 1938, S. 292-300 (mit R. Lippitt);
    Patterns of Aggressive Behavior in Experimentally Created „Social Climates“, in: Journal of Social Psychology 10, 1939, S. 271-99 (mit dems. u. R. K. White);
    Frontiers of Group Dynamics: I. Concept, Method and Reality in Social Science, Social Equilibria and Social Change, in: Human Relations 1, 1947, S. 5-41;
    Frontiers in Group Dynamics: II. Channels of Group Life, Social Planning and Action Research, ebd., S. 143-53 (unvollendet);
    Resolving Social Conflicts, Selected Papers on|Group Dynamics, 1948 (13 Aufsätze, mit Einl. v. G. W. Allport, dt.: Die Lösung soz. Konflikte, 1953);
    Cassirer's Philosophy of Science and tho Social Sciences, in: P. A. Schilpp (Hrsg.), The Philosophy of Ernst Cassirer, 1949, S. 269-88;
    Psychological Problems in Jewish Education, 1949.

  • Literatur

    E. C. Tolman, L.s Concept of Vectors, in: Journal of General Psychology 7, 1932, S. 3-15;
    ders., in: Psychol. Review 55, 1948, S. 1-4;
    G. W. Allport, The Genius of K. L., in: Journal of Personality 16, 1947, S. 1-10;
    F. Heider, On L.s Method and Theory, in: S. Klein (Hrsg.), Psychological Issues I, 1959, S. 108-19;
    ders., The Gestalt Theory of Motivation, in: M. R. Jones (Hrsg.), Nebraska Symposion on Motivation, 1960, S. 145-72;
    J. Schwermer, Die experimentelle Willenspsychol. K. L.s, 1966;
    A. Marrow, The Practical Theorist, The Life and Work of K. L., 1969 (dt.: K. L., Leben u. Werk, 1977, W, P);
    A Ossicini, K. L. e la psicologia moderna, 1972;
    A. Heigl-Evers, U. Steeck (Hrsg.), Die Psychol. d. XX. Jh. VIII, L. u. d. Folgen, 1979 (W-Verz., L);
    Enc. Jud. XI, 1971.

  • Autor/in

    Elke Natorp
  • Zitierweise

    Natorp, Elke, "Lewin, Kurt" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 413-415 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118572431.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA