Lebensdaten
1943 – 2004
Geburtsort
München
Sterbeort
Harpfing (Niederbayern)
Beruf/Funktion
Architekt
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118570609 | OGND | VIAF: 95880976
Namensvarianten
  • Steidle, Otto

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Zitierweise

Steidle, Otto, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118570609.html [23.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Josef (1897–1974), Landwirt, Metzgermeister in M., S d. Josef (1863–1944), aus Zöschlingsweiler (Schwaben), Landwirt, Schäfflermeister in Milbertshofen, u. d. Babette Gößl (1872–1946), aus M.;
    M Katharina (1906–99), aus Nöham-Rottal, T d. Max Löw (1878–1918), aus Unterrohr (Rottal, Niederbayern), Landwirt, Zimmerer in Nöham, u. d. Katharina Gramüller (1882–1961), aus Saferstetten-Rottal;
    1 B (früh †), 1 Schw Christa (* 1940), Kauffrau in M.;
    1) München 1966 Irene (* 1947), Graphikerin in M., T d. Georg Wankerl, 2) München 1988 Verena (* 1946, 1] Michael Frhr. v. Gagern, * 1942, Dr. phil., Master of Science in Finanzwiss., MBA, 2] Monika, * 1958, T d. Nikolaus Prinz v. Lobkowicz, * 1931, Prof. f. Polit. Theorie u. Philos., 1971–75 Rektor d. Univ. München, 1975–83 Präs. ebd., 1984–96 Kath. Univ. Eichstätt, Dir. d. Zentralinst. f. Mittel- u. Osteuropastudien ebd., s. Munzinger; Kürschner, Gel.-Kal. 2011), Architektin, Photogr. (s. W), T d. Helmut Merkl, Dr. med., Med.rat, u. d. Christel Volkenrath;
    2 T aus 1) Kathrin (1966–91, Barbara (* 1967), Kauffrau in M., 1 Stief-S aus 2) Moritz (* 1973), Komp. in Berlin, 1 Stief-T aus 2) Franziska (* 1970), Photographin in M., 1 S aus 2) Leonard (* 1988), 1 T aus 2) Teresa (* 1985).

  • Biographie

    S. wuchs in München-Milbertshofen auf einem der letzten Bauernhöfe im Stadtgebiet auf. Nach dem Besuch der Wirtschaftsaufbauschule (1956–59) und einem Bau- und Büropraktikum (1960–62) studierte er 1962–65 Architektur an der Staatsbauschule München (spätere Fachhochschule, heutige Hochschule München) und 1965–69 bei Sep Ruf (1908–82) an der Münchner Akademie der Bildenden Künste. Noch während seiner Studienzeit gründete er 1966 das Architekturbüro „Muhr + Steidle“. Auf einigen väterlichen Grundstücken entstanden in nur vier Jahren rund 20 Wohnbauten. Mit der Wohnanlage Genter Straße (1969–71), die er, nun unter „Steidle + Partner“ firmierend, zusammen mit Doris (* 1945) und Ralph Thut|(* 1943) plante, gelang ihm mit 28 Jahren der internationale Durchbruch als Architekt. Die Bauten, bis heute auch Sitz des Architekturbüros, basieren auf einer vom Industriebau adaptierten Großstruktur, in die individuelle, immer wieder variierbare Wohnräume eingefügt werden können. Sie wurden zum Inbegriff für eine neue Wohn- und Lebensform. 1979 wurde S. als Professor für Entwerfen und Funktionsplanung an die Gesamthochschule Kassel berufen, 1981 als Professor für Entwerfen und Konstruktion an die TU Berlin. 1991 folgte er einem Ruf an die Akademie der Bildenden Künste in München, wo er eine Professur für Architektur und Städtebau erhielt (1993–95 Rektor). Zudem war er Gastprofessor an der Sommerakademie Salzburg, an der Berlage School in Amsterdam und am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge (USA). Seit 1991 lebte er auf einem Bauernhof in Harpfing (Niederbayern).

    Mit dem Wohnhaus für die documenta urbana in Kassel (1982) und dem Internationalen Begegnungszentrum in Berlin-Wilmersdorf (1983) begann S., sich intensiv mit Gemeinschaftsflächen und Freiräumen sowie mit der Einfügung seiner Bauten in den urbanen Kontext auseinanderzusetzen. Entsprechend dem Leitsatz „Nicht das Haus bestimmt die Stadt, sondern die Stadt bestimmt das Haus“ übertrug er städtische Elemente, wie Wege, Höfe und Plätze, auf immer größere Wohnanlagen und gemischte Stadtquartiere. Das Verlagshaus Gruner + Jahr in Hamburg (1983–90, mit Kiessler + Partner), die Univ. Ulm West (1988–91), aber auch die Teilnahme an vielen städtebaulichen Wettbewerben belegen sein besonderes Interesse für den großen Maßstab. Dabei nutzte S. auch die Möglichkeit der Farbe, um Volumina in ihrer Körperhaftigkeit zu stärken, dadurch Bauten zu charakterisieren und Identitäten zu schaffen. Eine spezifische Farbigkeit entwickelte er mit dem Berliner Künstler Erich Wiesner zuerst bei der Univ. Ulm und arbeitete seitdem bei fast allen seinen Bauten mit ihm zusammen. Für die Siedlung Wienerberggründe (1993) in Wien-Favoriten, das Büro- und Wohngebäude Wackerhaus (1996) und die Theresienhöhe (1997–2002) in München, die Siedlung Beijing Image in Peking (2001–03) oder für das Olympische Dorf in Turin (2006) gelangen S. wiederum Stadt- und Wohnräume mit dem Angebot zu individueller Gestaltung und Entwicklung.

    Seit 2005 führen die langjährigen Mitarbeiter Johann Spengler (* 1962), Hans Kohl (1952– 2007), Johannes Ernst (* 1966) und Martin Klein (* 1963) das Werk von S. fort und leiten die „Steidle Architekten Gesellschaft“ von Architekten und Stadtplanern.

  • Auszeichnungen

    A Mitgl. d. Berliner Ak. d. Künste (1994);
    zahlr. Bauten S.s wurden ausgezeichnet, u. a. Dt. Städtepreis f. d. Kreuzgassenviertel Nürnberg (1993); Hugo Häring-Preis f. d. Univ. Ulm (1994);
    Anerkennung Dt. Architekturpreis sowie Dt. Städtebaupreis f. d. Büro- u. Wohngebäude Wackerhaus München (1997);
    Architekturpreis d. Stadt München (2000);
    Auszeichnung guter Bauten BDA Baden-Württ. f. d. Neubau d. Zentralbibl. d. Univ. Ulm (2001); Fritz Schumacher-Preis f. Architektur u. Städtebau (2002);
    BDA Preis Bayern f. d. KPMG-Gebäude München (2003);
    Dt. Städtebaupreis (bes. Anerkennung Theresienhöhe München) (2003);
    Dt. Fassadenpreis (2004).

  • Werke

    Weitere W u. a. Wohnanlage Elementa, Nürnberg, 1972–74;
    documenta urbana, Kassel, 1979–82;
    Internat. Begegnungszentrum, Berlin, 1979–83;
    Seniorenwohnheim Köpenicker Str., Berlin, 1982–87;
    Integriertes Wohnen, München, 1983–90;
    Kreuzgassenviertel, Nürnberg, 1986–92;
    Siedlung Pilotengasse, Wien, 1987–91;
    Altenpflegeheim u. Wohnanlage, Innsbruck, 1994–99;
    Michaelis Quartier, Hamburg, 1994–2001;
    Wohnquartier Freischützstr., München, 1994–2002;
    Fachhochschule f. Technik, Wildau, 1996–2000;
    Medienpark Kampnagel, Hamburg, 1996–2002;
    Bibl. d. Univ., UlmWest, 1997–2001;
    Alfred-Wegener-Inst., Bremerhaven, 1999–2003;
    – e. Gesamtverz. d. W fehlt bisher;
    Schrr.:
    Stadthäuser aus industriell hergestellten Teilen, in: dt. bauztg. 1, 1980, S. 9–20 (mit G. Ullmann);
    Architectural, 1993 (mit Verena v. Gagern);
    Nachlaß:
    Architekturmus. d. TU München;
    Dt. Architekturmus. Frankfurt/M.;
    Fam.bes.

  • Literatur

    u. a. (anonym), Wohnbaugruppe in München, in: Detail, 1, 1974, S. 60 f.;
    [Cl], Anpassbarer Wohnungsbau, Drei Beispiele in München, Genter Str., Peter-Paul-Althaus-Str., Osterwaldstr., in: Baumeister, 1977, H. 12, S. 1163–66;
    Senator f. Bau- u. Wohnungswesen, Berlin (Hg.), Gemeinsames Wohnen am Rüdesheimer Platz, Das Internat. Begegnungszentrum f. ausländ. Wissenschaftler, 1983;
    U. Conrads u. M. Sack (Hg.), O. S., 1985;
    D. Thut u. R. Thut, Architektur d. Gebrauchs, in: ARCH+ 100/01, 1989, S. 60 ff.;
    F. Kossak (Hg.), O. S., Bewohnbare Bauten, Structures for living, 1994;
    Otto Steidle + Partner, Fassaden, bearb. v. A. Fischer, 1995;
    W. Bachmann, Büro- u. Wohngebäude Prinzregentenstr., Steidle u. Partner, in: Baumeister 94, 1997, H. 7, S. 26–33;
    ders., Harpfing, ebd. 101, 2004, H. 6, S. 58–65;
    A. Menges (Hg.), Steidle + Partner, Wacker-Haus München, 1998;
    ders. (Hg.), Steidle + Partner, Univ. Ulm, 1995;
    ders. (Hg.), Steidle + Partner, Wohnquartier Freischützstr. München, 2003;
    ders. (Hg.), Steidle + Partner, Hilmer & Sattler u. Albrecht, Ortner u. Ortner, Am Bavariapark München, 2004;
    ders. (Hg.), AlfredWegener-Inst. Bremerhaven, 2006;
    Quantum Immobilien AG, Hamburg (Hg.), Das Michaelis-Quartier, Steidle + Partner Architekten, 2002;
    architektur-gal. am weißenhof (Hg.), O. S., Wie wohnen – heute?, Ausst.kat. 2002;
    U. Baus, Farbe muss leuchten, Erich Wiesners Btr. z. Architektur v. O. S.,|in: archithese 33, 2003, H. 5, S. 52–55 u. 76 f.;
    O. G. Hamm, Der Städte-Bauer-Architekt, in: Häuser, 2003, H. 6, S. 128–36;
    W. Nerdinger (Hg.), O. S., Land Stadt Haus, Ausst.kat. München 2003, ²2004;
    M. Goj, Ch. Tempel u. F. v. Gagern, Steidle + Partner, Hilmer & Sattler u. Albrecht, Ortner u. Ortner, Am Bavariapark, München, 2005;
    E. SchneiderWessling, in: Ak. d. Künste, Nachrufe 2004 bis 2006, Anmm. z. Zt. 39, 2007, S. 11–13 (P)

  • Porträts

    | Photogr. v. St. Moses, 1998, Abb. in: St. Moses, Jeder Mensch ist e. kl. Ges., Ausst.kat. Bayer. Ak. d. Schönen Künste, München 1998, S. 187.

  • Autor/in

    Irene Meissner
  • Zitierweise

    Meissner, Irene, "Steidle, Otto" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 121-123 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118570609.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA