Lebensdaten
1657 – 1727
Geburtsort
Innsbruck
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Maler
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 121193993 | OGND | VIAF: 20531317
Namensvarianten
  • Steidl, Martin Melchior Michael
  • Steidl, Melchior Michael
  • Steudel, Melchior
  • mehr

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen in der NDB Genealogie

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Steidl, Melchior, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd121193993.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Christoph, Hof- u. Leibbarbier, ehzgl. Kammerdiener in I.;
    M Sabina Prezon;
    6 Geschw u. a. Anton (1663–1734), Maler in I. (s. ThB);
    1) München 1688 Maria Susanna (1668–1701), T d. Hans Michael Dobries (Tob[e]rias) ( 1677), aus Brixen, Maler, seit 1665 Meister in M., u. d. N. N. Amort(h), 2) 1701 Maria Franziska († 1719), T d. Adam Sattler, Offizintafeldecker d. Hzg. Maximilian Philipp v. Bayern, 3) 1722 Anna Schletter († vor 1727?);
    5 K aus 1); Gvm d. 1. Ehefrau Kaspar Amort(h) d. Ä. (1612–75), Hofmaler in M. (s. NDB I).

  • Biographie

    Über S.s Lehrzeit und möglicherweise in Italien verbrachte Wanderjahre ist nichts bekannt. Seine sechsjährige Gesellenzeit leistete er in München bei dem ebenfalls aus Tirol stammenden, seit 1678 in München tätigen Hofmaler Johann Anton Gumpp (1654–1719) ab und schrieb sich im Okt. 1687 ins Meisterbuch der Münchener Malerzunft ein. Obwohl er offenbar nicht – wie oft vermutet – Schüler des Münchener Hofmalers Johann Andreas Wolff gewesen war, stand S. auch diesem, wie seine Ölgemälde erkennen lassen, künstlerisch nahe. Mit seiner Heirat 1688 erwarb S. das Münchener Bürgerrecht und konnte die Werkstatt seines verstorbenen Schwiegervaters fortführen. In den folgenden drei Jahrzehnten bis um 1715 arbeitete er nahezu ausschließlich für kirchliche Auftraggeber an zahlreichen Orten in Österreich, Bayern, Franken, Hessen und Schwaben. In der Regel mit der Ausführung von Deckengemälden beauftragt, führte er aber auch Leinwandbilder (oft an denselben Orten) aus und war, wenn auch selten, als Entwerfer von Druckgraphik tätig. S. gilt als einer der wichtigsten Freskanten des süddt. Barocks seiner Generation.

    Zusammen mit dem nur wenig älteren Gumpp stand S. in der Nachfolge der röm. Malerei des Hochbarocks. Im späten 17. und frühen 18. Jh., als auch nördlich der Alpen vielerorts umfangreiche Bauprojekte in Angriff genommen wurden, entsprach der ital. geschulte Stil Gumpps und S.s dem Geschmack der Auftraggeber. Der Illusionismus, den sie nach dem Vorbild von Pietro da Cortona und Andrea Pozzo für profane und sakrale Bildprogramme nutzten, verhalf der Deckenmalerei zu neuer Bedeutung und Autonomie. Stilistisch blieb S. als Freskomaler zeitlebens den Prägungen seiner Anfangszeit treu. Charakteristisch sind aufwendige illusionistische Architekturen, die er jedoch im zweiten Jahrzehnt des 18. Jh. seltener verwendete, gemalter Stuckdekor und die hart konturierten Figuren mit meist typisierten Gesichtern. In seinen späten, schon den Zeitgenossen altertümlich erscheinenden Werken wiederholte er oft eigene Bildkompositionen und Motive. Als er sich 1720 beim Abt des Benediktinerklosters Hl. Kreuz in Donauwörth um den Auftrag für die Ausmalung der Klosterkirche bewarb, wurde ihm, nachdem Cosmas Damian Asam hatte absagen müssen, der jüngere Jacob Carl Stauder (1694–1756) vorgezogen. Die letzten Lebensjahre soll S., von Gicht geplagt, bei einem seiner Söhne imAugustinerchorherrenstift Bernried am Starnberger See zugebracht haben.

  • Werke

    W Deckengemälde: Egling, Obb., Schloß Harmating, 1691 (zugeschr.);
    St. Florian (Oberösterr.), Augustinerchorherrenstift, Kirche, Sakristei u. sog. obere Sakristei, 1690–95 (mit J. A. Gumpp);
    Kremsmünster (Oberösterr.), Benediktinerabtei, Sala terrena (zerstört), Ks.saal u. Bibl., 1696;
    Lambach (Oberösterr.), Benediktinerabtei, Stiftskirche, Abtskapelle u. Bibl., 1698;
    Regensburg, Kartause (Regensburg-)Prüll, Bibl. u. Refektorium, 1699;
    Straubing, Karmeliterkloster, Klosterkirche, 1702;
    Regensburg, ehem. Klosterkirche St. Paul-Obermünster, 1704 (zerstört);
    Augsburg, Wohnhaus d. Kupferstechers u. Verlegers Elias Christoph Heiss (heute Maximilian-Mus.), Saal, Gal. u. Kab., vor 1706 (zugeschr.);
    Salzburg, St. Peter, Refektorium, 1705/06;
    Würzburg, Juliusspital, 1706 (zerstört);
    Bamberg, Neue Residenz, Kf.zimmer u. Ks.saal, 1707–09;
    Mainz, Schloß Favorite, 1709 (zerstört);
    Straubing, Karmeliterkloster, in Bibl., 1710;
    Altendorf (Oberbayern), Wallfahrtskirche Maria End, 1710;
    Ellwangen, Wallfahrtskirche U. L. F. auf d. Schönenberg, 1711–12;
    Fulda, Dom St. Salvator, Seitenschiffe, 1712;
    Fulda, Ehem. Fürstäbtl. Residenz, Ks.saal, 1712/13;
    Pommersfelden, Schloß Weißenstein, 1715;
    Augsburg, St. Moritz, 1715 (zerstört);
    Ehingen /Donau, Konviktskirche, 1715/16;
    Staffelstein (Oberpfalz), Klosterkirche Banz, 1716;
    Eichstätt (Oberbayern), Dominikanerkirche St. Peter, 1716/17 (zerstört);
    Waidhofen /Paar, Pfarrkirche, 1719;
    Blumenthal (Schwaben), Kirche d. Dt.ordensschlosses, 1720 (zugeschr.);
    zahlr. Ölgem. in vielen südd. u. österr. Kloster- u. Pfarrkirchen sowie Zeichnungen in zahlr. europ. Slgg.: Augsburg, Städt. Kunstslgg.;
    Basel, Kunstmus., Kupf.kab.;
    Budapest, Mus. d. Bildenden Künste, Graph. Slg.;
    Ellwangen, Schloßmus.;
    Frankfurt/M., Städelsches Kunstinst.;
    München, Staatl. Graph. Slg.;
    Stuttgart, Graph. Slg.;
    Fitzwilliam Mus. d. Univ. Cambridge (England).

  • Literatur

    A. Oefele, Adversariae historiae Boicae, Bd. 5/ V (München, Bayer. Staatsbibl., Ms. Oefeleana);
    B. Bushart, M. S.s Entwürfe f. d. Fresken in d. Schönenbergkirche zu Ellwangen, in: FS Eberhard Hanfstaengl z. 75. Geb.tag, 1961, S. 95–111;
    ders., Die Malerei d. Barock in Ellwangen, in: Schwäb. Heimat 15, 1964, S. 86–93;
    V. Berg, Die Lustheimer Fresken, in: Anz. d. GNM 1968, S. 86–102;
    dies. (= V. Meinecke, geb. Berg), Die Fresken d. M. S., Diss. München 1970;
    Th. Korth, Stift St. Florian, 1975;
    W. Vitzthum, M. S. u. seine Fresken in Waidhofen a. d. Paar, in: Neuburger Kollektaneenbl. 131, 1978, S. 125–55;
    B. Hamacher, Entwurf u. Ausführung in d. süddt. Freskomalerei d. 18. Jh., 1987;
    G. Paula, Die Fresken M. S.s in Babenhausen u. Blumenthal, in: Jb. d. Bayer. Denkmalpflege 41, 1987 (1991), S. 63–68;
    T. J. Kupferschmied, Stucco finto oder der Maler als „Stukkator“ ... , 1995;
    J. Strasser, M. S. (1657–1727), Die Zeichnungen, Ausst.kat. 1999;
    H. Schwaha u. M. Koller, Die Gewölbefresken v. Johann Anton Gumpp u. M. S. in d. Stiftskirche v. St. Florian, OÖ., in: Barockberr. 34/35, 2003, S. 412–17;
    W. Augustyn, Die Decken- u. Wandgem. in d. Stifts- u. Pfarrkirche St. Moritz, in: Das ehem. Kollegiatstift St. Moritz in Augsburg (1019–1803), 2006, S. 467–502;
    ThB;
    Augsburger Stadtlex.;
    Personenlex. Österr.;
    Dict. of Art.

  • Autor/in

    Wolfgang Augustyn
  • Zitierweise

    Augustyn, Wolfgang, "Steidl, Melchior" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 120-121 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd121193993.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA