Lebensdaten
1757 – 1835
Geburtsort
Radeberg bei Dresden
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Schriftsteller
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118569317 | OGND | VIAF: 67257481
Namensvarianten
  • Langbein, August Friedrich Ernst
  • Langbein
  • Langbein, A. F.
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Zitierweise

Langbein, August Friedrich Ernst, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118569317.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Ernst Ludwig, Justizamtmann;
    M Erdmuthe Charlotte Michael, T e. Akziseinsp. in Stolpen;
    1800 Joh. Eleonore Reichel (1781–1852), T e. Lohgerbermeisters in Tharandt; kinderlos.

  • Biographie

    L. wuchs als ältestes von 15 Kindern in äußerst beschränkten Verhältnissen auf. Nach dem Besuch der Fürstenschule in Meißen (1772–77) und dem Jurastudium in Leipzig (1777–81) wurde er für kurze Zeit Vize-Aktuarius in Großenhain. 1784 übersiedelte er nach Dresden, zu dessen literarischen Kreisen er inzwischen Kontakt gefunden hatte. 1788 übernahm er A. G. Meißners besoldete Stellung als Geheim-Archivs-Kanzlist, ein Posten, den er ohne Aussicht auf Beförderung nach 12 Jahren quittierte, um 1800 nach Berlin zu ziehen. Trotz fleißiger Publikationstätigkeit erlaubten ihm die Einnahmen aus literarischer Arbeit nur eine äußerst bescheidene Lebensführung. Erst 1820 erhielt er, vermutlich durch Vermittlung Charlotte v. Kalbs und der Prn. Marianne von Hessen, die Stelle eines Zensors. Teils rühmend, teils belächelnd wird von den Zeitgenossen erwähnt, daß er in den zu redigierenden Leihbüchereikatalogen seine eigenen früheren Schriften als „frivol“ und jugendgefährdend eliminierte.

    Obgleich L. weder dem Inhalt noch der Form nach eigenständige künstlerische Leistungen aufweisen kann, darf er als namhafter Vertreter jener kleinen Formen gelten, die aus der Rokokotradition kommend bis zur Restaurationszeit hinüber zum beliebtesten Genre der Unterhaltungsliteratur zählten. Die 23 selbständig erschienenen Sammlungen von Verserzählungen, Schwänken, Märchen, Legenden und Romanen, die postum noch 2 Gesamtausgaben erlebten, waren zum größten Teil zuerst einzeln in Almanachen, Taschenbüchern und Zeitschriften erschienen, zu deren bekanntesten und fleißigsten Beiträgern L. gehörte. Die ersten Gedichte veröffentlichte er in Bürgers „Göttinger Musenalmanach“ 1780; es folgte Boies „Deutsches Museum“. Jahrzehntelang war L. ständiger Mitarbeiter bei W. G. Beckers „Taschenbuch zum geselligen Vergnügen“, beim „Taschenbuch für Damen“, beim „Taschenbuch der Liebe und Freundschaft gewidmet“ sowie bei zahlreichen kurzlebigen Unternehmungen. Er fand sogar Aufnahme in Wielands „Teutschem Merkur“ (1788) und Schillers „Musen-Almanach“ (1796 und 1797). – Seine Stoffe entnahm er der europ.|Schwank- und Fabeltradition, als Form für die heiteren Verserzählungen wählte er das lockere, in Zeilenlänge, Versfüllung und Reimfolge völlig freie Madrigal, wie es Gellert und Wieland in ihren Verserzählungen populär gemacht hatten. Nach 1800 bearbeitete L., dem Zeitgeist entsprechend, auch nationale Stoffe, Legenden, Sagen und Märchen, bemühte sich um eine strenge Balladenform in der Nachfolge Bürgers und schrieb seine frühen Verserzählungen in „klassische“ Strophenform um. Von A. G. Meißner angeregt, versuchte er sich gelegentlich in Kriminalgeschichten; andere Erfolgsautoren wie J. F. Kind und F. Laun regten ihn zu kleinen Romanen und Prosaerzählungen an. Umgekehrt war auch er nicht ohne Einfluß auf beflissene Nachahmer. Trivialautoren wie Althing, N. Meyer u. a. schrieben unter seinem Namen oder doch offiziell „in Langbeins Manier“. Stoffliche Anregungen übernahmen Gotthelf, Keller und E. T. A. Hoffmann, wie Arno Schmidt in „Zettels Traum“ (Zettel 1082) nachweist.

  • Werke

    Weitere W u. a. Gedichte 1788, ²1800 (P), ³1820;
    Novellen, 1804, ²1812;
    Thomas Kellerwurm, 1806 (Roman);
    Der Bräutigam ohne Braut, 1810 (Roman);
    Magister Zimpels Brautfahrt, 1820 (Erzz.);
    Sämtl. Schrr., 31 Bde., 1835–37, 16 Bde., ²1841;
    Goedecke IV, 1, S. 641-44, 1154, Nachtrag 14, S. 657-60;
    G. v. Wilpert u. A. Gühring (Hrsg.), Erstausgg. dt. Dichtung, 1967, S. 747 f.

  • Literatur

    ADB 17;
    F. W. Gödike, Sämtl. Schrr. I, 1841, S. 11 ff.;
    H. Jeß, A. F. E. L. u. s. Verserz., 1902 (W-Verz.);
    E. Hoffmann-Krayer, L.s Novelle „Die schwarze Spinne“ bei Gotthelf u. Keller, Basler Nachrr., Sonntagsbl., Nr. 42, 1936;
    H. Kunze, Lieblingsbücher v. dazumal, 1938, S. 124-32, ²u. d. T.: Gelesen u. geliebt, 1959, S. 142-52;
    G. Sichelschmidt, Liebe, Mord u. Abenteuer, 1969, S. 118 f.;
    G. Schönmann, Bedeutungswandel in d. Gemeinsprache d. letzten beiden Jhh., ausgew. a. d. Erzz. v. A. F. E. L., in: Muttersprache 71, 1961, S. 230-38;
    J. Petzel, Hoffmann u. L., in: Mitt. d. E. T. A. Hoffmann Ges. 23, 1977, S. 44-49;
    Brümmer.

  • Porträts

    Titelkupf. v. F. Bolt, in: A. F. E. L., Gedichte, 1800.

  • Autor/in

    Marion Beaujean
  • Zitierweise

    Beaujean, Marion, "Langbein, August Friedrich Ernst" in: Neue Deutsche Biographie 13 (1982), S. 546-547 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118569317.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Langbein: August Friedrich Ernst L., fruchtbarer Schriftsteller, geb. am 6. Septbr. 1757 zu Radeberg bei Dresden, am 2. Januar 1835 zu Berlin. L. war der Sohn eines Justizamtmannes und hatte erst bei einem Hauslehrer Unterricht genossen, bevor er 1772 die Landesschule zu Meißen besuchte. Seine akademische Bildung erhielt er in Leipzig, wo er von 1777—81 die Rechte studirte, um dann vier Jahre als Actuar im Justizamt zu Hayn zu arbeiten. 1785 wurde er Sachwalter in Dresden, 1786 Kanzelist beim geheimen Archiv daselbst und als ihm auch nach 12 Jahren noch keine Ausficht auf Beförderung wurde, gab er das Amt auf und wandte sich 1800 nach Berlin, wo er privatisirend eine außerordentlich fruchtbare litterarische Thätigkeit entfaltete und 1820 die Stelle eines Censors im Fach der schönen Wissenschaften übernahm. Trotz seiner reichen Produktion lächelte ihm kein materielles Glück und erst als ihm in späteren Jahren der König von Preußen ein Jahresgehalt von 300 Thaler in Form einer Pension gewährte, war er vor Noth geschützt. Als Mensch war L. eine liebenswürdige und wohlwollende, dabei etwas ängstliche Natur, als Schriftsteller dagegen trifft ihn der Vorwurf, vielfach frivol und seicht gewesen zu sein. Er besaß viel glückliche Erfindung und ein komisches Talent, leichte Handhabung des Versbaues, aber der eigentlichen dichterischen Begabung ermangelte er gänzlich. Wenn ihn seine Zeit und namentlich das Publicum der 20er Jahre mit Vergnügen und Behagen las, so spricht das fast noch mehr gegen die Zeit, als gegen den Autor, der selbst sehr wohl die geringe Qualität seiner erzählenden Schriften erkennt und sie mit beneidenswerther Objectivität als Censor aus den Katalogen herausstrich. Viele seiner Erzählungen weisen auch auf ältere italienische Novellen und französische Fabliaux zurück. Trotzdem ist jedenfalls die komische Erzählung, die er in ganz eigener Manier vortrug, das Gebiet seines glücklichsten Schaffens. Dahin gehören seine „Schwänke" (1792, 2 Bde., 3. Aufl. 1816). Von seinen komischen Romanen mag „Tomas Kellerwurm“ (1806) hervorgehoben sein. Außerdem haben wir von ihm gelungene Fabeln, mehrere Sammlungen lyrischer Gedichte u. a. Fast bis in unsere Zeit hat sich die lustige Geschichte von „Schmolke und Bakel“ erhalten. Seine Schriften erschienen gesammelt in einer Ausgabe letzter Hand 1835—37 (30 Bde.), eine 16bändige Ausgabe, der auch die Lebensbeschreibung Langbeins beigegeben ist, besorgte 1845 Fr. W. Gödike, eine Ausgabe der humoristischen Gedichte 1874 Jul. Tittmann. Langbein's Beliebtheit war ihrer Zeit so groß, daß verschiedene Schriftsteller unter seinem Namen ihre Werke veröffentlichten, so ein N. Meyer, Dr. Weber in Ronneburg u. a.

    • Literatur

      Vgl. außer der erwähnten Lebensbeschreibung, N. Nekrolog d. Deutschen, XIII. S. 39—42 und die Bibliographie bei Goedeke, II. S. 640.

  • Autor/in

    Joseph , Kürschner.
  • Zitierweise

    Kürschner, Joseph, "Langbein, August Friedrich Ernst" in: Allgemeine Deutsche Biographie 17 (1883), S. 620 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118569317.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA