Lebensdaten
1560 – 1634
Geburtsort
Hilden bei Düsseldorf
Sterbeort
Bern
Beruf/Funktion
Chirurg
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118531751 | OGND | VIAF: 29640609
Namensvarianten
  • Fabricius Hildanus, Wilhelm
  • Fabry von Hilden, Wilhelm
  • Fabry von Hilden, Wilhelm
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Fabricius, Wilhelm, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118531751.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Peter Andreas ( 1569), Gerichtsschreiber in Hilden (die Fam. hieß urspr. Schmidt od. Schmitz);
    M Margarethe auf dem Sand (auch „auf der Kuhlen“) (1533–1612); Stiefvater Peter Crantz;
    Genf 1587 Marie Colinet;
    8 K (7 früh †).

  • Biographie

    1576 trat F., über dessen Schulbildung die Quellen keine sichere Auskunft geben, bei dem Baderchirurgen Johann Dümgen in Neuß in die Lehre. 4 Jahre lernte er hier das Handwerk des Chirurgen; dann arbeitete er 6 Jahre als Gehilfe des herzoglichen Wundarztes Cosmas Slot (Slotanus) in Düsseldorf, eines Schülers von Vesal. Zur weiteren Ausbildung ging er 1585 über Metz (Georg Bartisch) nach Genf zu dem bekannten Chirurgen Jean|Griffon, dem er mehrere Jahre assistierte. In Genf lernte er Marie Colinet kennen, die ihm nicht nur eine gute Ehefrau, sondern auch seine beste chirurgische Gehilfin wurde. 1589 kehrte F. nach Hilden zurück und blieb dort 3 Jahre; 1593 verlegte er seine Praxis nach Köln. Die folgende Wanderzeit in deutschen und schweizerischen Landen fand erst 1602 ihren Abschluß, als F. in Payerne (Peterlingen) im Kanton Waadt als Stadtarzt angestellt wurde. Seine häufigen Konsultationsreisen während dieser Tätigkeit führten jedoch zu Unstimmigkeiten mit den Stadtvätern, die F. veranlaßten, 1610 um seine Entlassung einzukommen. Wieder zog er jahrelang als Periodeut durch die Schweiz, Holland und die Rheinlande, bis er am 27.2.1615 als Stadtarzt von der Stadt Bern angestellt wurde. – Ohne Zweifel gebührt F. die erste Stelle unter den deutschen Chirurgen des 17. Jahrhunderts. An klassisch-wissenschaftlicher Bildung wie an ärztlichem Können überragte er alle Standesgenossen. Gründliche Kenntnis der Anatomie, scharfe Diagnostik und hohe ärztliche Ethik waren die für seinen Ruf und seinen Erfolg verantwortlichen Faktoren. Er verbesserte mehrere chirurgische Operationen (Amputationen, Steinschnitt, chirurgische Eingriffe am Auge) und erfand eine große Anzahl chirurgischer Instrumente. Die Beobachtungen und Erfahrungen seines reichen ärztlichen Lebens legte er in den „Observationum et curationum chirurgicarum centuriae sex“ (1606-41, Porträt in III) nieder. Die Herausgabe seiner „Opera omnia“, die er vorbereitet hatte, erlebte er nicht mehr. (Frankfurt/Main 1646 [P], ²1682 [P]).

  • Werke

    Weitere W u. a. Neuausgg.: Ausgew. Observationes W. Fabry's v. Hilden (F. H.), übersetzt v. R. J. Schaefer, 1914; Von d. Fürtrefflichkeit u. Nutz d. Anatomy [Bern 1624), hrsg. v. F. de Quervain u. H. Bloesch, 1936; vollst. W-Verz. b. A. v. Haller, Bibl.chirurg. I, Basel 1774, S. 259.

  • Literatur

    ADB VI;
    R. J. Schaefer, W. F. v. Hilden, Sein Leben u. s. Verdienste um d. Chirurgie, 1904;
    F. de Quervain, Der Berner Stadtarzt F. H, 1934;
    G. Becker, W. F. v. Hilden, 1941;
    K. H. Muntenbruch, W. Fabry's v. Hilden chirurg. Instrumente, med. Diss. Bonn 1953;
    BLÄ.

  • Porträts

    Ölgem. (Bern, Univ., Med. Fak.), Abb. in: Große Schweizer Forscher, 1941, S. 83;
    Janus 15, 1910.

  • Autor/in

    Gernot Rath
  • Zitierweise

    Rath, Gernot, "Fabricius, Wilhelm" in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 738-739 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118531751.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Fabricius: Wilhelm F. (eigentlich Fabry), Arzt, ist den 25. Juni 1560 in dem Dorfe Hilden (in der Nähe von Düsseldorf) geboren und daher zumeist unter dem Namen F. Hildanus bekannt. Seinen ersten Unterricht genoß F. in einer Schule (wie er sagt, Akademie) in Köln; ungünstige Verhältnisse — wie es scheint — verhinderten ihn, sich eine medicinische Bildung auf Universitäten anzueignen, seine Neigung aber führte ihn auf dieses Gebiet, und so ging er zunächst (1576) bei dem Wundarzt und Magister Dumgens in Neuß, später bei Cosmos Slotanus (Slot), Leibbarbier und Leibwundarzt des Herzogs Wilhelm zu Jülich-Cleve-Berg, in die Lehre und wandte sich später (1585) an den berühmten Genfer Chirurgen Jean Griffon, über dessen Leistungen und Verdienste F. ein ausgezeichnetes Urtheil fällt, bei dem er als Gehilfe in Dienste trat. Nach vollständiger Ausbildung kehrte F. 1588 in seine Heimath zurück, blieb hier aber nur drei Jahre und siedelte dann nach Köln über, wo er bis zum J. 1596 als Wundarzt thätig gewesen ist, sich aber auch gleichzeitig eine tüchtige wissenschaftliche und selbst philologische Bildung zu eigen gemacht hat. Dann practicirte er einige Jahre, mit kurzer Unterbrechung, in Lausanne und 1602 folgte er einem Rufe als Stadtwundarzt nach Payerne (Peterlingen im Canton Waadt), wo er bis zum J. 1610 blieb. Inzwischen hatte sich sein Ruf als Wundarzt in weiten Kreisen verbreitet, vornehme Kranke an verschiedenen Punkten Deutschlands verlangten seinen Rath, auch wol eine längere Zeit fortgesetzte Behandlung und so gestaltete sich sein Leben zu einem wahren Periodeutenthum, das übrigens bei einer rastlosen Thätigkeit und der Sorglosigkeit,|mit welcher er sich den Strapazen der Reisen und den Anstrengungen der Praxis hingab, seine Kräfte in hohem Grade erschöpfte. Selbst nach seiner Berufung im J. 1614 als Stadtwundarzt nach Bern und trotz der Gichtbeschwerden, welche ihn lebhaft quälten, setzte er seine consultative Reisepraxis fort und erst im J. 1628, nachdem schwere Unglücksfälle in der Familie ihn tief gebeugt hatten, gab er sein Wanderleben auf und blieb dauernd in Bern, wo er, von Gicht und Asthma geplagt, am 14. Februar 1634 gestorben ist. F. nimmt nicht nur unter den deutschen Chirurgen des 17. Jahrh. die erste Stelle ein, er ist auch der erste, der die Chirurgie in Deutschland zu Ehren gebracht hat; man dürfte ihn in dieser Beziehung vielleicht nicht ganz unpassend als den „deutschen Paré“ bezeichnen. Mit einer, wenn auch nicht großen Schulgelehrsamkeit, doch tüchtigen wissenschaftlichen Bildung verband er Unbefangenheit, einen scharfen Blick und Originalität; er hatte sich eine ausgezeichnete Kenntniß in der Anatomie, welche er als die Basis der ganzen Medicin bezeichnete, zu eigen gemacht und war auch in richtiger Schätzung des großen Werthes pathologisch-anatomischer Studien nicht nur für den Arzt, sondern auch für den Chirurgen bestrebt, jede Gelegenheit, die sich ihm für Leichenuntersuchung darbot, aufs gewissenhafteste zu benützen. Wie hoch F. diese wissenschaftliche Ausbildung des Arztes veranschlug, geht u. a. aus der Vorrede zu seinen gesammelten Werken hervor, welche einen vollen Einblick in den ethischen und wissenschaftlichen Charakter dieses ausgezeichneten Mannes gewährt und in welcher er sich namentlich über die Unwissenheit der deutschen Chirurgen seiner Zeit und über das Unheil beklagt, das durch unwissende Bader, Bartscheerer und Pfuscher aller Art angerichtet wird. Viele verderbliche Vorurtheile in der chirurgischen Praxis seiner Zeitgenossen hat er mit Entschiedenheit bekämpft und mit Erfolg beseitigt; namentlich war sein Bestreben auf eine gründliche Diagnose des einzelnen Falles und auf eine Vereinfachung der Heilmethoden hingerichtet, und nicht weniger hat er sich durch Verbesserung und Erfindung chirurgischer Operationen verdient gemacht, von welchen einzelne bis in die neueste Zeit Anerkennung gefunden haben. Sein Ruf als Chirurg zog zahlreiche junge Aerzte zu ihm, die sich glücklich schätzten, in seiner Umgebung zu verweilen und seiner Unterweisung am Krankenbette theilhaftig zu werden. Trotz einer aufreibenden praktischen Thätigkeit gewann F. doch noch die Muße für literarische Beschäftigung. In sechs in mehrjährigen Zwischenräumen erschienenen Sammlungen ("Observationum et curationum centur. I—VI") hat er einen bis auf den heutigen Tag gewürdigten Schatz von Beobachtungen und Erfahrungen — zumeist chirurgischen Inhaltes — niedergelegt, außerdem einige chirurgische Gegenstände monographisch bearbeitet (ein vollständiges Verzeichniß seiner Schriften findet sich in Haller, Bibl. chirurg., I. p. 259) und eine kleine vortreffliche anatomische Arbeit ("Kurze Beschreibung der Fürtrefflichkeit der Anatomey“, Bern 1624) veröffentlicht. — F. beabsichtigte, seine Schriften gesammelt herauszugeben, er hatte auch bereits den Druck derselben vorbereitet, die Vorrede verfaßt und die Dedication (vom 1. April 1633 datirt und an mehrere Berner „Edle Herren“ gerichtet) geschrieben, als ihn der Tod ereilte; die Sammlung erschien dann, von Beyer herausgegeben, erst im J. 1646 und später in einer (schlechten) deutschen Uebersetzung von Greiff (Frankf. 1652) — Nach den Mittheilungen von Haller (Bibl. chirurg., I. p. 266) befinden sich auf der Berner Stadtbibliothek, außer einem mit handschriftlichen Bemerkungen von ihm versehenen Exemplare seiner anatomischen Schrift, drei Bände Manuscripte aus seinem Nachlasse, die vieles nicht Veröffentlichte und darunter namentlich einige hundert Briefe von F. enthalten, die auf seine Veranlassung abgeschrieben und gesammelt worden sind. — Eine ausführliche Mittheilung aus dem Inhalte dieser Codices hat Haller in Relat. Gotting.fasc. XII gegeben, Meyer-Ahrens hat diese Briefe für die Bearbeitung seiner Biographie von F. benützt.

    • Literatur

      Ueber sein Leben vgl.: Leporin, Leben W. Fabricii v. Hilden, Quedlinb.1722. Benedict, Commentatio de Guilelmo Fabricio Hildano, Vratisl. (1847);deutsch und erweitert in Janus. Zeitschr. f. Gesch. u. Litter. d. Med., 1848,III. S. 225—282. Meyer-Ahrens im Archiv für klin. Chirurg., 1864, VI.S. 1—66,233—332.

  • Autor/in

    A. Hirsch.
  • Zitierweise

    Hirsch, August, "Fabricius, Wilhelm" in: Allgemeine Deutsche Biographie 6 (1877), S. 526-528 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118531751.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA