Lebensdaten
1610 oder 1603 – 1663
Geburtsort
Mülheim/Rhein
Sterbeort
Hildesheim
Beruf/Funktion
Weihbischof von Hildesheim ; Diplomat ; Abt von Murhart
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118500562 | OGND | VIAF: 51728396
Namensvarianten
  • Erdeman, Humanus
  • Humanus Erdeman
  • Adami, Adam
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Verknüpfungen auf die Person andernorts

Aus dem Register von NDB/ADB

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Adami, Adam, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118500562.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus Mülheimer Patriziergeschlecht;
    V Mathias Adami, Bürgermeister von Mülheim;
    M Katharina Heumar.

  • Biographie

    Nach Besuch des Jesuiten-Gymnasiums Tricoronatum und nachdem er 1627 in Köln den Grad eines Baccalaureus erworben hatte, trat A. bald nach 1628 in die Benediktinerabtei Brauweiler bei Köln ein, wo er sich gründliche Kenntnisse in der Theologie, in Kirchenrecht und Kirchengeschichte aneignete. 1633 erhielt A. die Priesterweihe, 1634-37 war er Regens des Seminars der Bursfelder Kongregation an der Kölner Universität und promovierte in dieser Zeit zum Doktor der Theologie. 1637 wurde er Prior in der Mainzer Abtei St. Jakob, 1639 Prior in Murrhardt (Württemberg). Zwei Reisen nach Wien bezweckten die Erlangung der kaiserlichen Investitur und der Regalien für den Abt von Murrhardt, sowie die Erhaltung der (durch das Restitutionsedikt von 1629) restituierten Klöster Schwabens, deren Bestand durch den Herzog von Württemberg bedroht war. Bei den Friedensverhandlungen in Münster und Osnabrück war A. der Bevollmächtigte dieser „restituierten Stifts- und Gotteshäuser in Schwaben“ und des Fürstabtes Arnold von Korvey, um die kirchlichen Belange zu sichern. Er gehörte zu den entschiedensten Verfechtern der katholischen Sache, konnte aber angesichts der allgemeinen Friedenssehnsucht für seine Auftraggeber nur wenig erreichen. Anfang Januar 1647 zum Abt von Huysburg gewählt, konnte er wegen der Friedensverhandlungen und der Machenschaften des abgesetzten Abtes von Huysburg sein Amt nicht antreten und verzichtete am 18.3.1650 auf die Abtei. Als Gesandter des Kölner Kurfürsten Maximilian Heinrich reiste er 1650 nach Rom und kehrte im Dezember 1651 mit dem erzbischöflichen Pallium für den Kurfürsten zurück, der A. zum Geheimen Rat ernannte und ihn sich zum Weihbischof erbat (das römische Ernennungsdekret vom 17.12.1652). Am 13.3.1653 erhielt A. als Titularbischof von Hierapolis im Dom zu Paderborn die bischöfliche Weihe; er wurde auch Administrator des Benediktinerinnenklosters Escherde.

    Durch den Visitationsstreit mit der Würzburger Kurie und der Abtei Murrhardt veranlaßt, schrieb A. „Monasterii S. Januarii in Murhardt OSB Dioecesis Herbipolensis breve Chronicon“. Um die Neubestätigung der Bursfelder Privilegien zu erlangen, reichte A. eine juristische Studie als Memoriale der römischen Kurie ein. Ferner war er der Verfasser der „Compendiosa relatio de initio, progressu ac privilegiis sacrae Congregationis Bursfeldensis“. In der Kontroverse Wagnerich SJ und Abt Caramuel OSB (Einwilligung in die dauernde Abtretung der geistlichen Güter) nahm A. Stellung in seinem „Anti-Caramuel“. Wohl als einziger Friedensunterhändler hat A. einen Rechenschaftsbericht über den Verlauf der Verhandlungen hinterlassen, der in übersichtlicher, auf authentischer Grundlage beruhender, auch gerecht urteilender Weise das Gewebe der Friedensverhandlungen offen darlegt. A. gab ihm den Titel „De Sacri Romani Imperii pacificatione Westphalica libri duo“ (Originalmanuskript in Hildesheim, Dombibliothek; Kopie mit Verbesserungen in Trier, Dombibliothek, Cod. 85 und 85a), im Druck erschienen ohne Verfassernamen in Frankfurt/Main 1698 mit dem Titel „Arcana pacis Westphalicae“, dann 1707 mit A.s Namen als zweite Ausgabe und schließlich in dritter Ausgabe 1737 von Gottfried von Meiern besorgt.

  • Werke

    Weitere W J. G. de Meiern, Relatio historica de pacificatione Osnabrugo-Monasteriensi …, Leipzig 1737;
    Anti-Caramuel …, Trimonadi 1648 (unter d. Ps. Humanus Erdeman); Originalbriefe: 154 in Mainz, Bibl. d. Priesterseminars, Seligenstadt Fasc. 17;
    72 in Wien, Arch. d. Schottenstiftes, Scrinium 45 Nr. 12;
    2 im Staatsarch. Düsseldorf, Werden, Akten III, Bursfelder Kongregation, 3 k (Escherde).

  • Literatur

    ADB I;
    M. Ziegelbauer, Historia rei literariae OSB III, 1754, S. 389-95;
    Wetzer u. Welte I, 1886, Sp. 214-16;
    F. Israel, A. A. u. seine Arcana pacis Westphalicae, = Hist. Stud. 69, 1909 (L);
    A. Bertram, Gesch. d. Bistums Hildesheim III, 1925, S. 80-82;
    P. Volk, P. A. A., d. Vf. d. Compendiosa relatio, in: StMBO 58, 1940, S. 207-14;
    ders., Der Friedensbevollmächtigte A. A. aus Mühlheim a. Rh. bei d. Friedensverhh. in Münster u. Osnabrück, in: Ann. d. Hist. Ver. f. d. Niederrhein 142/43, 1943, S. 84-146;
    ders., Die kirchl. Fragen auf d. Westfäl. Frieden, in: Pax optima rerum, hrsg. v. E. Hövel, 1948, S. 99-136;
    ders., Der Westfäl. Frieden in benediktin. Sicht, in: Benediktin. Mschr. 25, 1949, S. 5-16;
    ders.,|P.A.A. als Sachwalter der benediktin. Belange auf d. Westfäl. Friedensverhh., in: 500 Jahre Bursfelder Kongregation, Eine Jubiläumsgabe, hrsg. v. P. Volk, 1950, S. 67-125;
    Dictionnaire d’Histoire et de Géographie Ecclésiastiques I, 1912, Sp. 501 f.;
    Kosch, Kath. Dtld. I, 1933, Sp. 11 (P);
    LThK;
    Enc. Catt. I, 1949.

  • Porträts

    Kupf. v. A. van Hulle, 1648;
    Bronzeplatte in d. Laurentiuskapelle d. Hildesheimer Doms (erhalten geblieben), Abb. in: Bertram (vgl. L).

  • Autor/in

    Paulus Volk OSB
  • Zitierweise

    Volk OSB, Paulus, "Adami, Adam" in: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 55-56 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118500562.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Adami: Adam A., einer der gewiegtesten Diplomaten des 17. Jahrh., geb. 1603 zu Mülheim am Rhein, 1663 am 19. Febr. als Weihbischof von Hildesheim, der Sohn schlichter ehrlicher Bürgersleute, scheint seine ersten Studien in Köln gemacht zu haben, trat im 19. Lebensjahre in die Benedictiner- Abtei Brauweiler, beschäftigte sich hier mit Theologie und dem Rechtsstudium und zeigte sich so brauchbar, daß er bereits 1633 die Priesterweihe erhielt und schon im folgenden Jahre als Rector des damaligen Benedictiner-Seminars nach Köln versetzt wurde, an dessen Hochschule er sich das Doctorat der Theologie erwarb. Von da als Prior 1637 nach Mainz in die Abtei St. Jacob berufen, verstand er es, bald sich das allgemeine Vertrauen und einen Ruf zu erwerben. der sich in die benachbarten Diöcesen verbreitete, da A. als ein ausgezeichneter Jurist und als Mann galt, der es verstand, in Rechtsfragen auch die Feder mit aller Gewandtheit zu führen. Damals besaß das Bisthum Würzburg die Diöcesanrechte über das uralte an der Murr liegende Benedictiner-Kloster|Murhart, welches unter der Landeshoheit der Würtemberger Herzöge stand und bereits 1558 zum Protestantismus übergegangen war. Durch das Restitutionsedict des Kaisers Ferdinand II. dem Benedictiner-Orden wieder zurückgestellt, war es von der schwäbischen Congregation mit Benedictinern aus Zwifalten gegen den Willen des Diöcesanbischofs besetzt worden, welcher fränkische Benedictiner wünschte und diesem seinem Wunsche auch Erfolg gab. Indessen wurden die Benedictiner nach dem Siege der schwedischen Waffen in Deutschland noch einmal aus Murhart vertrieben und kehrten erst nach der Nördlinger Schlacht wieder dahin zurück. Der Gegensatz zu dem Landesherrn blieb aber nach wie vor bestehen und hatte vielfache Verwicklungen im Gefolge. In derselben Lage befanden sich nahezu alle restituirten Abteien, und deshalb wünschte man einen Prälaten, der geeigenschaftet wäre, nicht nur die Rechte Murharts, sonder aller Klöster bei dem in Aussicht stehenden Friedensschlusse mit Einsicht und Kraft zu vertreten. Nirgends fand sich aber ein Mann, der hierzu geeigneter erschien, als der Mainzer Prior A. So wurde ihm also die Abtei Murhart übertragen und von hier aus zog er bereits 1643 als Bevollmächtigter „der restituirten Stift- und Gotteshäuser in Schwaben“ — wie sich die nachträgliche Vollmacht vom 15. Sept. 1645 ausdrückt — zu den westphälischen Friedensverhandlungen. Da ihm und seinen Vollmachtgebern aber alsbald der Herzog von Würtemberg das Recht der Theilnahme an diesen Verhandlungen bestritt, wußte sich A. eine weitere Vollmacht des Fürstabts von Corvey zu verschaffen und sie bei den Verhandlungen in der Art geltend zu machen, daß man damals von ihm urtheilte: „Si pacis compositio non nisi a suffragiorum numero penderet, Adamum solum atque unicum fore pacis arbitrum, qui tanta copia et multitudine instructus accedat senatum, ut ceteros legatos omnes et numero et pondere vincat, superetve.“ Nach Schluß dieser Friedensverhandlungen, in welchen A. um des Normaljahrs (1624) willen mit seinem Kloster Murhart wie mit den meisten Abteien unterlag, ging er 1649 als Gesandter des Kurfürsten und Erzbischofs von Köln Maximilian Heinrich, aus dem Hause Baiern, nach Rom, um die Palliums-Angelegenheit zu bereinigen, was ihm auch, unterstützt von dem früheren päpstlichen Legaten beim Friedensschlusse, Fabio Chisi, vollkommen gelang. Auf dessen Empfehlung ernannte Papst Innocenz X. A. zum Bischof von Hierapolis, sein Auftraggeber aber aus Dankbarkeit zum Weihbischof von Hildesheim. Hier wirkte er nun in treuer Pflichterfüllung, dabei aber immer auf dem staatsrechtlichen Felde litterarisch thätig. Eine Frucht dieser Thätigkeit sind seine aus den weitumfassenden Verhandlungsacten geschöpften „Arcana pacis Westphalicae“, zuerst anonym erschienen Frankfurt 1698, mit dem Namen des Verfassers 1707 und zuletzt unter dem Titel „Relatio historica de pacificatione Osnabrugo-Monasteriensi. Accurante Jo. God. de Meiern“ zu Leipzig 1738. 672 Quartseiten. Das Werk hat als die Arbeit eines sachkundigen, unbefangenen und wohlgesinnten Zeitgenossen und Mithandelnden verdiente Anerkennung gefunden. Dort findet sich auch die Abbildung seiner Metallgrabplatte in der Laurentiuscapelle des Doms, auf der er im Pontificalornate abgebildet ist.

  • Autor/in

    Ruland.
  • Zitierweise

    Ruland, Carl, "Adami, Adam" in: Allgemeine Deutsche Biographie 1 (1875), S. 46-47 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118500562.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA