Lebensdaten
1867 – 1947
Geburtsort
Neubrandenburg (Mecklenburg)
Sterbeort
Berlin-Zehlendorf
Beruf/Funktion
Gewerkschafter ; Vorsitzender des Deutschen Holzarbeiter-Verbands
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 117634271 | OGND | VIAF: 67248019
Namensvarianten
  • Leipart, Theodor
  • Leipart, Ernst Theodor Eduard
  • Leipart, T.
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Zitierweise

Leipart, Theodor, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117634271.html [26.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Ernst Alexander, aus Auerbach (Vogtland), Schneidermeister (Damenschneider) in N.;
    M Wilhelmine Charlotte Friederike Schmidt;
    1895 Maria Neher ( 1950);
    1 S (⚔).

  • Biographie

    L. erlernte nach dem Besuch der Mittelschule in Neubrandenburg 1881-85 das Drechslerhandwerk in Hamburg. Mit der 1886 erfolgten Wahl in den Vorstand der Hamburger Sektion des Deutschen Drechslerverbandes begann seine Gewerkschaftskarriere. 1888/89 gehörte er dem Vorstand der Berliner Verwaltungsstelle des Verbandes an. Seit der Übernahme der Schriftleitung der „Fachzeitung für Drechsler“ 1890 – wieder in Hamburg – und der Wahl zum Verbandsvorsitzenden im März 1891 als Nachfolger Carl Legiens war L. hauptamtlich für die Gewerkschaft tätig. Als am 1.7.1893 der Drechslerverband in dem neugegründeten Holzarbeiterverband aufging, wurde L. dessen 2. Vorsitzender. Als Nachfolger von Carl Kloß stand er 1908-19 an der Spitze dieser großen „Industrie“-Gewerkschaft mit Sitz in Stuttgart (seit 1919 in Berlin). 1904-19 fungierte L. als Sekretär der Internationalen Union des Holzarbeiterverbandes. Daneben betätigte er sich noch im Vorstand des Bezirksvereins der SPD Stuttgart (1894–96), als Vorsitzender der Vereinigten Gewerkschaften in Stuttgart (1896–98) und als Gemeinderatsmitglied in Mahlberg b. Berlin (1919). Im Juli 1919 wurde er in dem zu seiner zweiten Heimat gewordenen Württemberg zum Arbeitsminister berufen.

    Nach dem Rücktritt der Regierung Blos im Aug. 1920 nahm L. zwar noch für ein Jahr sein 1920 errungenes Landtagsmandat wahr, doch waren die politischen Funktionen eher eine Nebenbeschäftigung. Sein eigentliches Metier waren die Gewerkschaften. Neben Legien bestimmte er im Weltkrieg, während der Revolution und bei der Schaffung des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB) immer stärker den Kurs der Freien Gewerkschaftsbewegung. Die Statuten des Bundes und seine programmatischen „Richtlinien“ waren vor allem sein Werk. Nach dem Tode seines langjährigen Kampfgefährten und Freundes Carl Legien wurde er am 19.1.1921 zunächst vom Bundesausschuß, am 24.6.1922 dann auch vom Gewerkschaftskongreß zum Vorsitzenden des ADGB gewählt. Im gleichen Jahre berief ihn der Internationale Gewerkschaftsbund zum Vizepräsidenten. 1921-25 gehörte er dem Verwaltungsrat des Internationalen Arbeitsamtes an. Daneben übte er noch den Vorsitz im vorläufigen Reichswirtschaftsrat und in einer Reihe von gewerkschaftsnahen Institutionen aus. Seit 1924 erschien die von ihm gegründete gewerkschaftliche Monatszeitschrift „Die Arbeit“.

    Als Gewerkschaftsführer hat sich L. vor allem Verdienste bei der Integration opponierender Gruppen und der Betriebsräte, bei der Entwicklung des Konzepts der Wirtschaftsdemokratie und als beredter Anwalt für die Autonomie und gesamtgesellschaftliche Verantwortung der Gewerkschaften erworben. Er war nicht ein Mann der Konfrontation, sondern des Kompromisses und des elastischen Reagierens auf neue Zeitströmungen und veränderte Kräfteverhältnisse. Diese in den Anfängen der Republik und nach der Inflationskrise mit Erfolg praktizierte Strategie versagte gegenüber dem totalitären System des Nationalsozialismus. Für L.s Versuch, den ADGB durch Neutralitätsbekundungen und eine bedingte Anpassung zu retten, hat die Geschichtsschreibung die kritische Bezeichnung „Leipart-Kurs“ geprägt. Bei der Zerschlagung der Freien Gewerkschaften am 2. Mai 1933 wurde L. vorübergehend inhaftiert. Die weiteren Jahre der NS-Herrschaft erlebte er weitgehend unbehelligt in seinem Berliner Heim. Nach dem Zusammenbruch von 1945 setzte sich L. vom ersten Tage an für eine einheitliche Arbeiterpartei aus Sozialisten und Kommunisten aller Schattierungen ein und wurde Mitglied der SED. Von den alten Freunden bis auf wenige Ausnahmen gemieden, starb er vereinsamt.

  • Werke

    Btr. z. Beurteilung d. Lage d. Arbeiter In Stuttgart, 1901;
    Die gesetzl. Regelung d. Tarifverträge, 1912;
    Auf d. Wege z. Wirtsch.demokratie?, 1928;
    Carl Legien, Ein Gedenkbuch, 1929;
    Die Kulturaufgaben d. Gewerkschaften, 1932. -
    Hrsg.: Die 40-Stunden-Woche, 1931.

  • Literatur

    L. Heyde, in: Internat. Hdwb. d. Gewerkschaftswesens II, 1932, S. 1053 f.;
    F. Osterroth, Biogr. Lex. d. Sozialismus, 1960;
    Gesch. d. dt. Arbeiterbewegung, Biogr. Lex., 1970;
    Rhdb. (P).

  • Autor/in

    Heinrich Potthoff
  • Zitierweise

    Potthoff, Heinrich, "Leipart, Theodor" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 150-151 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117634271.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA