Lebensdaten
1830 – 1906
Geburtsort
Ulm
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Feuilletonist ; Theaterkritiker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 117482684 | OGND | VIAF: 42616364
Namensvarianten
  • Speidel, Johann Georg Ludwig
  • Speidel, Ludwig
  • Speidel, Johann Georg Ludwig

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Speidel, Ludwig, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117482684.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus Ulmer Musikerfam.;
    V Joseph Konrad (1804–80), Musiklehrer in U., S d. Johann Georg (1776–1825), Musikant, u. d. Maria Anna Grünhofer (Grienhof) (1781–1819);
    M Maria Anna (1807–67), T d. Johann Georg Steiner u. d. Maria Anna Zimmermann;
    B Wilhelm (1826–99), Komp., Musiklehrer, Musikdir. in U. u. Stuttgart (ADB 54; Riemann; BJ IV, S. 49–51);
    Wien 1858 Leontine (1834–1903), T d. Franz Ziegelmayer, Prof. an d. k. k. Ing. ak. Wien, u. d. Josefine N. N. ( 1893);
    2 T Leontine (1858–1943), Anna Maria (Amrei) (1860–1942, Dr. Adolf Hink, 1865–1940, Frauenarzt in W., s. Jb. d. Wiener Ges. 1929);
    N Felix (* 1875), Schriftst., Buchhändler in W. (s. Jb. d. Wiener Ges.|1929; Kosch, Lit.-Lex.³); Cousin d. Ehefrau Michael Etienne (1827–79), Journ., 1864 Mitgründer u. Mithg. bzw. Redakteur d. „Neuen Freien Presse“ in W. (s. ÖBL).

  • Biographie

    Von seinem Vater v. a. musikalisch gefördert, widmete sich S. nach Absolvierung des Gymnasiums in Ulm aber schon früh der Literatur und verfaßte Gedichte, die z. T. von seinem Bruder Wilhelm vertont wurden. 1852 übersiedelte S. nach München, wo er als Gasthörer phil. Vorlesungen an der Universität besuchte. Durch seinen Bruder wurde er mit dem Maler Wilhelm v. Kaulbach (1804–74) bekannt, der mit dem Maler und Kunsthistoriker Ernst Förster (1800–85) besonderen Einfluß auf S.s Kultur- und Kunstverständnis gewann. Auf Anregung Försters schrieb S. seit 1852 Musikkritiken für die „Augsburger Allg. Zeitung“. 1853 kam S. auf Vermittlung des Verlegers Johann Georg Frhr. Cotta v. Cottendorf (1796–1863) als Korrespondent dieser Zeitung nach Wien, wo er außerdem Gedichte für den „Salon“ und den „Wanderer“ verfaßte. In den 1850er und 1860er Jahren arbeitete er für zahlreiche Wiener Zeitungen und Zeitschriften, v. a. „Lloyd“, „Donau“, Österr. Zeitung“, „Wiener Zeitung“, „Presse“ und „Vaterland“. 1864 schloß er sich der von abtrünnigen Redakteuren der „Presse“ gegründeten „Neuen Freien Presse“ an, wurde aber 1867 bei der alten „Presse“ Feuilletonchef, nachdem der frühere Eigentümer August Zang (1807–88) sein Blatt verkauft hatte. 1873 wechselte S. – nach einer kurzen Phase bei der „Dt. Zeitung“ – wieder zur „Neuen Freien Presse“, für die er bis 1900 tätig war. Hier erlangte er mit Beiträgen über Literatur, Bildende Kunst, Theater und Musik, Frauengestalten und Landschaften, die oft nach Begegnungen und persönlichen Erlebnissen entstanden, seine eigentliche Bedeutung als Feuilletonist. Berühmt sind seine Portraits von Vertretern des Wiener Kulturlebens wie Schauspielern, Burgtheaterdirektoren, Schriftstellern, bildenden Künstlern und von historischen Persönlichkeiten wie Luther, Zwingli, Voltaire, Rousseau, sowie seine Weihnachtsfeuilletons. Mit Daniel Spitzer (1835–93), Ferdinand Kürnberger (1821–79) und Ludwig Hevesi (1843–1910) gilt S., der Grillparzer, Raimund, Anzengruber und Ibsen bewunderte, als einer der wichtigsten Repräsentanten des Wiener Feuilletons. Zu seinem großen Freundeskreis zählten der Bildhauer Heinrich Natter, die Maler Karl Rahl und Anselm Feuerbach, die Schriftsteller Daniel Spitzer und Hugo Wittmann, der Burgtheaterschauspieler Adolf Sonnenthal, Burgtheaterdirektor Adolf v. Wilbrandt und der Klavierbauer Ludwig Bösendorfer. Mit seinen Burgtheaterkritiken übte S. großen Einfluß auf das Theatergeschehen aus, lehnte allerdings die ihm 1887 angebotene Stelle des Burgtheaterdirektors ab. Als Musikkritiker im „Fremdenblatt“ (1861–1901) erkannte er die Bedeutung Schuberts und Bruckners und würdigte Johann Strauß, während er Wagner ablehnte.

  • Auszeichnungen

    Gründungsmitgl. d. Journalisten- u. Schriftst.ver. „Concordia“ (1859).

  • Werke

    Weitere W Rahl's Athen. Fries, 1867;
    Bilder aus d. Schillerzeit, 1885 (Mithg. mit H. Wittmann);
    Das Wiener Schausp., in: Ehzg. Rudolf (Hg.), Die österr.-ungar. Monarchie in Wort u. Bild, 1886, S. 169–204;
    Theater, in: Gde.rath d. Stadt Wien (Hg.), Wien 1848–1888, 1888, S. 343–408;
    S.s Schrr., hg. v. H. Wittmann, 4 Bde., 1910/11;
    Melodie d. Landschaft, Essays, ausgew. v. E. Frank, 1943;
    Ausgew. Schrr., hg. v. S. v. Radecki, 1947;
    Krit. Schrr., ausgew. v. J. Rütsch, 1963 (W);
    Fanny Elßlers Fuß, Wiener Feuilletons, hg. v. J. Schreck, 1989;
    Nachlaß:
    Wienbibl. im Rathaus, Hss.slg.;
    Österr. Nat.bibl., Wien, Hss.-, Autographen- u. Nachlaß-Slg.;
    Qu:
    Wienbibl. im Rathaus, Slg. v. Ztg.- u. Zs.ausschnitten mit Art. u. Notizen z. 70. Geb.tag L. S.s, 1900, u. Ztg.ausschnitte d. „Observer“ z. Tod L. S.s, 1906;
    Österr. Theatermus., Wien, Burgtheaterkritiken, Ztg.ausschnitte, 1877–84;
    Wiener Stadt- u. Landesarchiv;
    Diözesanarchiv Rottenburg.

  • Literatur

    M. Harden, Zwei Theaterkritiker, in: Die Zukunft 8/34, 1900, S. 362–68;
    F. Salten, ebd. 14/14, 1906, S. 295–97;
    L. Hevesi, L. S., Eine literar.-biograph. Würdigung, 1910 (P);
    A. Roessler, S. u. Hevesi, Zwei Bildnisminiaturen in e. Rahmen, 1923 (P);
    W. Bründl, L. S., Ein Btr. z. Gesch. d. Feuilletons, Diss. Wien 1931 (W);
    H. Uhde-Bernays, in: ders., Mittler u. Meister, Aufss. u. Stud., 1948, S. 175–93;
    C. Pinter, L. S. als Musikkritiker, Diss. Wien 1949 (W);
    M. Graf, Die Wiener Oper, 1955 (P);
    O. Heuschele, Ein gr. Schwabe in Wien, in: ders., Weg u. Ziel, Essays, Reden u. Aufss., 1958, S. 339–44;
    ders., in: Lb. Schwaben XII, 1972, S. 276–83 (P);
    A. Wandruszka, Gesch. e. Ztg., Das Schicksal d. „Presse“ u. d. „Neuen Freien Presse“ v. 1848 z. Zweiten Rep., 1958 (P);
    G. M. Deutscher, Die krit. Grundsätze b. L. S., Diss. Innsbruck 1968 (W);
    K. Wache, Dichterbildnisse aus Alt- u. Neu-Wien, 1969;
    G. Sprenger, Über d. Unsterblichkeit e. Tages, Vor fünfundsiebzig J. starb L. S., in: Neue Dt. Hh. 28/2, 1981, S. 333–43;
    S. McColl, Music Criticism in Vienna 1896–1897, 1996;
    H. Kernmayer, Judentum im Wiener Feuilleton (1848–1903), 1998;
    D. Grieser, Von d. Unsterblichkeit e. Tages, Der Kritiker L. S., in: J. Kainz u. A. Unterberger (Hg.), Ein Stück Österr., 150 J. „Die Presse“, 1998, S. 168–73 (P);
    V. Reittererová u. H. Reitterer, „Vier Dutzend rothe Strümpfe 8593, Zur Rezeptionsgesch. d. „Verkauften Braut“ v. Bedřich Smetana in Wien am Ende d. 19. Jh., 2004;
    BJ XI, S. 193–223;
    U. Harten (Hg.), Anton Bruckner, Ein Hdb., 1996;
    E. Hilmar u. M. Jestremski (Hg.), Schubert-Lex., 1997;
    dies., Schubert-Enz., 2004;
    Wurzbach;
    Kosch, Biogr. Staatshdb.;
    Giebisch-Gugitz;
    Killy;
    Kosch, Lit-Lex.³;
    Kosch, Theater-Lex.;
    Hist. Lex. Wien;
    ÖBL;
    Österr. Personenlex.;
    ÖML.

  • Porträts

    Fotogrr. v. J. Löwy u. H. Heid sowie Lith. (Österr. Nat.bibl., Wien, Bildarchiv);
    Ölgem. v. J. Engelhardt, 1905 (Mus. d. Stadt Wien).

  • Autor/in

    Josef Seethaler, Ingrid Serini
  • Zitierweise

    Seethaler, Josef; Serini, Ingrid, "Speidel, Ludwig" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 649-651 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117482684.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA