Lebensdaten
1881 – 1966
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Graz (Steiermark)
Beruf/Funktion
Historikerin ; Medävistin
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 117279811 | OGND | VIAF: 115185428
Namensvarianten
  • Uhlirz, Mathilde

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Zitierweise

Uhlirz, Mathilde, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117279811.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Karl (s. 1);
    M Karoline (Lina) Gottlieb; – ledig.

  • Biographie

    U. besuchte die Volksschule in Wien und die „Öffentliche Höhere Töchterschule des Schulvereins für Beamtentöchter“ im 8. Bezirk (Abschluß 1898). Nachdem ihr Vater 1903 einen Ruf an die Univ. Graz angenommen hatte, setzte sie hier ihre Schulausbildung fort und legte 1904 am „Pädagogischen Mädchenlyzeum“ nach einjährigem Besuch der letzten Klasse die reguläre Lyzealmatura mit Auszeichnung ab. Noch 1904 begann sie an der Univ. Graz ein Lehramtsstudium für Mädchenlyzeen, das sie im Sommer 1909 mit der Lehramtsprüfung für Geschichte und Geographie in dt. Unterrichtssprache abschloß. Neben ihrer Probekandidatur (1909/10) und ihrer 1911 am Grazer Mädchenrealgymnasium aufgenommenen Tätigkeit als Supplentin absolvierte U. ein einjähriges Privatstudium, um 1911 die Gymnasialmatura ablegen zu können. Erst damit war ihr ein reguläres Universitätsstudium gleich dem männlicher Kommilitonen möglich. Seit 1911 studierte sie in Graz Geschichte, Geographie, Kunstgeschichte sowie Germanistik und wurde 1914 mit einer Dissertation über „Die Genesis der vier Prager Artikel“ zum Dr. phil. promoviert, ein Thema, das ihr von Johann Loserth (1846–1936) vermittelt worden war. Loserth regte U. auch zu ihren nächsten Veröffentlichungen an, die um das Thema ihrer Dissertation kreisten und sich auch auf das Gebiet der Landesgeschichte erstreckten. Nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters 1914 trat U. dessen wissenschaftliches Erbe an. Schon 1915 konnte sie den durch ihn bearbeiteten Band zu der von Franz v. Krones begründeten Reihe zur „Österreichischen Geschichte“ herausgeben (Bd. 2: Vom Tode Kg. Albrechts II. bis z. Tode d. Ks. Matthias). Um die Bearbeitung der „Jahrbücher des Dt. Reiches unter Otto III.“ übernehmen zu können, mußte sie der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften eine Probearbeit vorlegen, die positiv bewertet wurde. 1942 wurde sie durch die Österr. Akademie der Wissenschaften unter der Leitung von Heinrich v. Srbik (1878–1951) auch mit der Weiterbearbeitung der „Regesten des Kaiserreichs unter Otto III.“ beauftragt. Die von U. bearbeiteten Bände der „Jahrbücher“ wie der „Regesten“ sind bis heute grundlegend.

    Ende 1916 beantragte U. als erste Frau in Österreich die Zulassung zur Habilitation im Fach Geschichte. Unter Verweis auf die grundsätzliche Ablehnung von Habilitationen von Frauen an der Univ. Graz wurde dieses Gesuch trotz Unterstützung durch Srbik und Wilhelm Erben (1864–1933) abgelehnt. Trotz einer zwischenzeitlichen Änderung der Habilitationsordnung scheiterten 1920 und 1930 auch zwei weitere Anläufe zur Habilitation, v. a. auf Betreiben Raimund Friedrich Kaindls (1866–1930), Prof. für Österr. Geschichte an der Univ. Graz. Nachdem sie schon 1913 die Ergänzungsprüfung für die Hauptfächer Geschichte und Geographie an Mittelschulen bestanden hatte, absolvierte U. 1916–18 ein Studium der Klassischen Philologie, an dessen Ende sie die Lehramtsprüfung für Latein als Hauptfach ablegte. Seit 1922 hatte sie eine volle Stelle als Lehrerin inne, womit ihr Lebensunterhalt gesichert war. 1930, nach dem Tod Kaindls, wurde einem abermaligen Habilitationsgesuch, wozu sie den 1. Band ihres „Handbuch[s] der Geschichte Österreichs und seiner Nachbarländer Böhmen und Ungarn“, einreichte, stattgegeben. 1932 zur Privatdozentin für Österr. Geschichte ernannt, bot sie auch Veranstaltungen zur Neueren und Zeitgeschichte an. Nach dem Tod Wilhelm Erbens 1933 wurde ihre venia legendi 1935 auf die Geschichte des Mittelalters erweitert. Trotz ihres deutlichen Bekenntnisses zum Nationalsozialismus (seit 1936 Mitgl. d. illegalen NS-Lehrerbundes, Eintritt in die NSDAP 1. 5. 1938 u. in den NS-Lehrerbund 1. 7. 1938) gelang es ihr auch in dieser Zeit nicht, eine o. Professur zu erlangen; im Okt. 1939 erfolgte lediglich die Ernennung zum apl. Professor für Österr. Geschichte und Geschichte des Mittelalters. 1945 wurde ihr die venia zunächst aberkannt. Der 1951 gestellte Antrag auf Wiederverleihung scheiterte aufgrund ihres hohen Alters.

  • Auszeichnungen

    A Ehrenmitgl. d. IÖG (1954);
    o. Mitgl. d. Südostdt. Hist. Komm.;
    korr. Mitgl. d. Ges. f. Coburger Heimatkde. u. Landesgesch.;
    Pro meritis-Medaille d. Univ. Graz (1961);
    Österr. Ehrenkreuz f. Wiss. u. Kunst 1. Kl. (1961).

  • Werke

    Weitere W u. a. Hg.: Österr. Gesch. 3: Vom Tode Ks. Matthias bis z. Ende d. Span. Erbfolgekrieges (1619–1714), 2., erw. u. vollst. umgearb. Aufl. v. K. Uhlirz, 1915;
    Österr. Gesch. 4: Vom Ende d. Span. Erbfolgekrieges bis z. Abschluß d. Wiener Kongresses (1714–1815), 2., erw. u. vollst. umgearb. Aufl. v. K. Uhlirz, 1923;
    Hdb. d. Gesch. Österr.s u. seiner Nachbarländer Böhmen u. Ungarn, Bde. 1, 2,1, 2, 2 u. 3, begonnen v. K. Uhlirz, 1927 ( ²1963)–1944;
    Österr. Gesch. 1: Von d. Anfängen geschichtl. Lebens bis z. Tode Kg. Albrechts II. (1439), 3., erw. u. umgearb. Aufl., 1920;
    Die Krone d. Hl. Stephan, des ersten Kg. v. Ungarn, Forsch. u. Vorarbb. z. d. Jbb. u. Regg. Ks. Ottos III., Veröff. d. IÖG 14, 1951;
    Die Jbb. d. Dt. Reiches unter Otto II. u. Otto III. 2: Otto III. 983–1002, 1954; J. F. Böhmer, Regesta Imperii II. Sächs. Haus 919–1024, 3. Abt. Die Regg. d. Ks.reichs unter Otto III. 980 (983)–1002, 1956 f.; Die älteste Lebensbeschreibung d. hl. Adalbert v. Prag,|1957; Unterss. über Inhalt u. Datierung d. Briefe Gerberts v. Aurillac, Papst Sylvesters II., 1957; Studien über Theophano, in: DA 6, 1943, S. 442–74, 9, 1951, S. 122–35 u. 13, 1957, S. 369–93; Die rechtl. Stellung d. Ksn.witwe Adelheid im Dt. u. im Ital. Reich, in: ZSRG G 74, 1957, S. 85–97; – M. U., in: Österr. Gesch. wiss. d. Gegenwart in Selbstdarst. 2, hg. v. N. Grass, 1951, S. 233–42 (P); – Nachlaß: Univ.archiv Graz (P); IÖG Wien; Arb.gemeinschaft Regesta Imperii Wien.

  • Literatur

    L P. Teibenbacher, M. U. – Ein Fall, in: Grenzfeste dt. Wiss., Über Faschismus u. Vergangenheitsbewältigung an d. Univ. Graz, 1985, S. 88–93;
    M. Friedrich u. B. Mazohl-Wallnig, Frauen u. Gesch.wiss. im dt.sprachigen Raum, in: Annali dell’Istituto Storico Italo-Germanico in Trento, 1996, S. 349–32;
    W. Höflechner, in: Frauenstudium u. Frauenkarrieren an d. Univ. Graz, hg. v. A. Kernbauer, 1996, S. 196–209;
    F. Fellner, Frauen in d. österr. Gesch. wiss., in: ders., Gesch.schreibung u. nat. Identität, 2002, S. 92–129;
    B. Mazohl-Wallnig, in: Wissenschafterinnen Österr.;
    dies., „Männlicher Geist in weiblicher Gestalt“: Frauen u. Gesch.wiss. in d. ersten Hälfte d. 20. Jh., in: MIÖG 110, 2002, S. 150–81;
    A.-K. Kunde, M. U. (1881–1966), Jenseits d. Zunft, Prozesse d. Selbstbehauptung in Leben u. Wiss., in: Österr. Historiker 1900–1945, hg. v. K. Hruza, 2008, S. 461–91 (P);
    Österr. Gesch.wiss. 20. Jh.;
    Historikerinnen (W, L);
    Nachrufe: H. J. Mezler-Andelberg, in: Südostdt. Archiv 9, 1966, S. 247–49;
    ders., [gekürzte Fassung] in: HZ 204, 1967, S. 261;
    F. Hausmann, in: Zs. d. Hist. Ver. f. Steiermark 58, 1967, S. 179–87; P. Urbanitsch, In remembrance, European historians, M. U., in: Austrian History Yearbook 4/5 (1968–69), 1970, S. 575.

  • Autor/in

    Anne-Katrin Kunde
  • Zitierweise

    Kunde, Anne-Katrin, "Uhlirz, Mathilde" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 549-550 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117279811.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA