Lebensdaten
1888 – 1973
Geburtsort
Darmstadt
Sterbeort
Wittlensweiler bei Freudenstadt
Beruf/Funktion
Germanist ; Literaturwissenschaftler
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 117073059 | OGND | VIAF: 20447682
Namensvarianten
  • Obenauer, Karl Justus
  • Obenauer, Karl
  • Obenauer, Karl Justus
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Obenauer, Karl, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117073059.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Philipp (1839/40-1904), Bankangest.;
    M Wilhelmine Hornfischer;
    1923 Luise Ludovica (* 1899), T d. Kaufm. Georg Haun;
    4 K.

  • Biographie

    O. studierte Germanistik, Geschichte und Philosophie in München, promovierte dort 1910 mit einer Arbeit über „August Ludwig Hülsen, Seine Schriften und seine Beziehungen zur Romantik“ und lehrte anschließend als Lektor für Deutsch an den Universitäten Grenoble (1911/12) und Paris (1912–14). Während des Krieges war O. als Soldat an der Westfront (1915) und als Dolmetscher in Deutschland (seit 1917 beim Nachrichtenchef im Gr. Hauptquartier) eingesetzt. Nach dem Krieg ließ er sich als Privatgelehrter in Darmstadt nieder. Seinen mystischen Neigungen folgend, nahm er Verbindung zu theosophischen und anthroposophischen Kreisen auf. Dieses geistige Umfeld wurde prägend für seine in den 20er Jahren entstandenen literaturwissenschaftlichen Arbeiten. O. beschrieb darin, wie in der Literaturgeschichte von Hölderlin bis zu Nietzsche die Einheit von Sinnlichem und Übersinnlichem zunehmend auseinandergebrochen sei, und postulierte gleichzeitig in einer an Rudolf Steiner orientierten Goethe-Deutung (Goethe in seinem Verhältnis zur Religion, 1921, ²1923) die harmonische Entwicklung aller individuellen geistigen und seelischen Kräfte als Voraussetzung für ein „Erwachen“ des Menschen im All-Einen der Gott-Natur. 1926 habilitierte sich O. auf Anregung von Hermann August Korff (ohne Habilitationsschrift) in Leipzig, wo er 1932 zum ao. Professor ernannt wurde. Als die Nationalsozialisten 1933 die Macht übernahmen, stellte sich der völkisch denkende O. persönlich und auch mit seiner wissenschaftlichen Arbeit vorbehaltlos in den Dienst der „Bewegung“, nicht zuletzt weil er in der Vorstellung von der organischen Einheit des Volkes eine Art Pendant zur Idee der christlich-mystischen Gemeinschaft zu erkennen glaubte, die er schon vor 1933 im Bild eines Dritten Reichs herbeigesehnt hatte. Von den Nationalsozialisten wurde O. 1935 gegen den Willen der Fakultät auf den neugermanistischen Lehrstuhl in Bonn berufen. Hier ergriff er 1936 in seiner Funktion als Dekan die Initiative für die Aberkennung der Ehrendoktorwürde Thomas Manns. Es war vor allem dieses Ereignis, das weltweite Aufmerksamkeit erregte und nach 1945 die Fortsetzung der Lehrtätigkeit O.s an der Universität unmöglich machte. O., dessen frühe Arbeiten von der geistesgeschichtlich orientierten Germanistik durchaus positiv aufgenommen wurden, verlor wegen seiner politischen Verstrickungen, aber auch wegen methodischer Akzentverschiebungen innerhalb seiner Disziplin zunehmend den Anschluß an die Forschung. Nach seiner Versetzung in den Ruhestand 1949 führte er ein zurückgezogenes Leben.

  • Werke

    Weitere W u. a. Der faustische Mensch. Vierzehn Betrachtungen z. zweiten T. v. Goethes Faust, 1922;
    Friedrich Nietzsche, d. ekstat. Nihilist, Eine Studie z. Krise d. rel. Bewußtseins, 1924;
    Hölderlin, Novalis, Ges. Stud., 1925;
    Die Problematik d. ästhet. Menschen in d. dt. Lit., 1933, Neudr. 1979;
    Volkhafte u. pol. Dichtung, Probleme dt. Poetik, 1936;
    Das Märchen, Dichtung u. Deutung, 1959. - Hg.:
    Friedrich Hölderlin, Werke. 3 Bde., 1928.

  • Literatur

    H. Lützeler, Bonn, so wie es war, 1972 (P);
    P. E. Hübinger. Thomas Mann, d. Univ. Bonn u. d. Zeitgesch., 1974, S. 208-25;
    N. Oellers, Dichtung u. Volkstum, Der Fall d. Lit.wiss., in: Lit. u. Germanistik nach d. „Machtübernahme“, hg. v. B. Allemann, 1983, S. 232-54;
    Kosch, Lit.-Lex.³

  • Autor/in

    Andreas Pilger
  • Zitierweise

    Pilger, Andreas, "Obenauer, Karl" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 381-382 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117073059.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA