Dates of Life
1828 – 1909
Place of birth
Bramstedt (Holstein)
Place of death
Kiel
Occupation
Prähistorikerin ; Direktorin des Museums vaterländischer Altertümer in Kiel
Religious Denomination
lutherisch
Authority Data
GND: 116943548 | OGND | VIAF: 77080858
Alternate Names
  • Mestorf, Johanna
  • Mestorf, J.
  • Mestorf, Johanne
  • more

Objekt/Werk(nachweise)

Relations

Outbound Links from this Person

Genealogical Section (NDB)

The links to other persons were taken from the printed Index of NDB and ADB and additionally extracted by computational analysis and identification. The articles are linked in full-text version where possible. Otherwise the digital image is linked instead.

Places

Map Icons
Marker Geburtsort Place of birth
Marker Wirkungsort Place of activity
Marker Sterbeort Place of death
Marker Begräbnisort Place of interment

Localized places could be overlay each other depending on the zoo m level. In this case the shadow of the symbol is darker and the individual place symbols will fold up by clicking upon. A click on an individual place symbol opens a popup providing a link to search for other references to this place in the database.

Citation

Mestorf, Johanna, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116943548.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogy

    V Jacob Heinrich (1796–1837), Militär-Chirurg in Rendsburg, seit 1822 prakt. Arzt in B., S d. Jacob Friedrich, Grobschmied in Eckernförde, u. d. Anna Sophia Rosen;
    M Sophia Katrina Georgina (* 1794), T d. Johann Friedrich Niklas Körner, Vizekorporal d. Oldenburg. Inf.-Rgt. in Rendsburg, u. d. Elsabe Helwigen;
    8 Geschw (5 früh †); – ledig.

  • Biographical Presentation

    Der frühe Tod des Vaters stürzte die Familie in große Armut. Trotzdem erhielt M. eine gründliche Schulausbildung an der Höheren Töchterschule in Itzehoe. Nach mehreren Jahren als Erzieherin im Haushalt des Grafen Piper-Engsö in Schweden ging sie einige Jahre nach Italien und Frankreich. 1859 zog sie nach Hamburg zu ihrem ältesten Bruder und arbeitete als Fremdsprachensekretärin.

    Durch die seit 1863 erscheinenden Übersetzungen der wichtigsten Hauptwerke der skandinav. Archäologie, die damals als führend in der Wissenschaft galt, machte M. diese der deutschen Forschung zugänglich. Auch in späteren Jahren fungierte sie als Kontaktperson zwischen der skandinav. und deutschen archäologischen Forschung. Der 1866 erschienene Roman „Wibecke Kruse, eine holstein. Bauerntochter“ zeugt, ebenso wie ihre volkskundlichen Artikel, von der tiefempfundenen Heimatverbundenheit M.s. Sie gehörte dem Kieler Museum seit 1868 als freie Mitarbeiterin an. Als dieses in das Museum „Vaterländischer Alterthümer“ überführt und in die Christian-Albrechts-Univ. zu Kiel eingegliedert wurde, erhielt sie 1873 die neugeschaffene Stelle als Kustodin. 1891 wurde M. als erste Frau in Preußen an die Spitze eines staatlichen Museums und Universitätsinstituts berufen, 1899 als eine der ersten Frauen im Deutschen Reich zur Professorin ernannt. In ihrem letzten Lebensjahrzehnt wurde sie mehrfach geehrt.

    Unter M.s Ägide wurde der Grundstock für die Erforschung der Prähistorie Schleswig-Holsteins gelegt. Die reichen Sammlungen des Schleswig-Holstein. Archäologischen Landesmuseums in Schloß Gottorf gehen auf sie zurück. Sie erkannte die Gefahr der unzureichenden Aufbewahrung und Konservierung von prähistorischen Funden in Privatsammlungen und kleinen Museen. So kämpfte sie für die zentrale Magazinierung der archäologischen Funde, auch um ihre Zugänglichkeit für wissenschaftliche Forschungen zu gewährleisten. Sie richtete den Fundkatalog aller bekanntgewordenen Funde Schleswig-Holsteins, das heutige K. S. Archiv, ein. Um die prähistorischen Bodenfunde angesichts einer fortschreitenden Industrialisierung und landwirtschaftlichen Intensivierung zu retten, forderte sie schon 1877 in der Schrift „Die vaterländischen Alterthümer Schleswig-Holsteins, Ansprache an unsere Landsleute“ die Ernennung von Vertrauensleuten in den einzelnen Gemeinden und Kreisen, die als Kontaktpersonen vor Ort zwischen der Bevölkerung und dem Museum dienen sollten. Diese Tradition ist vom später gegründeten Landesamt für Vor- und Frühgeschichte Schleswig-Holstein übernommen worden.|

  • Awards

    Kl. Goldene Medaille f. Kunst u. Wiss., Silberner Frauenverdienstorden, Schwed. Goldene Medaille;
    Ehrenmitgl. d. Berliner Ges. f. Anthropol., Ethnol. u. Urgesch., d. Münchner Anthropolog. Ges., d. Svenska Fornminnesföreningen, d. Finska Fornminnesföreningen u. d. Anthropolog. Ges. Wien;
    Dr. med. h. c. (Kiel 1909).

  • Works

    Weitere W u. a. Wibeke Kruse, Ein Bl. aus d. Tagen Christians IV., 1866;
    Bilder aus d. Vorzeit Schleswig-Holsteins, 1868;
    Vorgeschichtl. Alterthümer aus Schleswig-Holstein, 1885;
    Urnenfriedhöfe in Schleswig-Holstein, 1886;
    Führer durch d. Schleswig-Holstein. Mus. Vaterländ. Alterthümer, 1893, ³1909;
    40.-44. Museumsber. d. Mus. Vaterländ. Alterthümer Kiel, 1894-1908;
    Die Gräber d. Bronzezeit in ihren Beziehungen zu denen d. Steinzeit, in: Correspondenz-Bl. d. Dt. Ges. f. Anthropol., Ethnol. u. Urgesch., 1872;
    Dolche in Frauengräbern d. Bronzezeit, ebd. 1889;
    Steinaltergräber unter Bodenniveau u. ohne Steinkammer, in: Verhh. d. Berliner Ges. f. Anthropol., 1889;
    Aus d. Steinalter, Gräber aus d. Steinalter ohne Steinkammer unter Bodenniveau – Wohnstätten, in: Mitt. d. Anthropol. Ver. in Schleswig-Holstein 5, 1892;
    Die Hacksilberfunde im Mus. f. vaterländ. Alterthümer in Kiel, ebd. 8, 1895;
    Bronzemesser mit figürl. Darst., ebd. 9, 1896;
    Glasperlen in Frauengräbern d. Bronzezeit, ebd. 13, 1900;
    Danewerk u. Haithabu (Heddeby), ebd. 16, 1901;
    Depotfunde aus d. Bronzezeit in Schleswig-Holstein, ebd. 17, 1905. – Überss.: S. Nilsson, Die Ureinwohner d. Scandinav. Nordens, 2 Bde., 1863/68, Zwei Nachträge, 1865/66;
    C. F. Wiberg, Der Einfluß d. class. Völker auf d. Norden durch d. Handelsverkehr, 1868;
    S. Müller, Die nord. Bronzezeit u. deren Periodentheilung, 1878;
    ders., Die Thierornamentik im Norden, 1881;
    J. J. A. Worsaae, Die Vorgesch. d. Nordens, 1878;
    J. Undset, Das Auftreten d. Eisens in Nordeuropa, 1882;
    O. Montelius, Der Orient u. Europa I, 1899;
    B. Salin, Die Altgerman. Tierornamentik, 1904. – Aufsätze vor allem im Archiv f. Anthropol.

  • Literature

    H. Schmidt, in: Prähist. Zs. 1, 1909, S. 110 f. (P);
    G. Kossina, in: Mannus 1, 1909, S. 323 f. (P);
    ebd., S. 165, Tafel XX (Ehrenmitgliedschaft);
    F. Knorr, Prof. Dr. J. M., in: Mitt. d. Anthropolog. Ver. in Schleswig-Holstein 19, 1911, S. 1-19 (W, P);
    G. Pfeifer, J. M., in: Heimatkdl. Jb. f. d. Kr. Segeberg 17, 1970, S. 167-73 (P);
    N. Detlefsen, J. M.s Grab auf d. Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg, in: Die Heimat 82, 1975, S. 229-34 (P);
    R. Articus, Prof. Dr. med. J. M. – Sie starb vor 75 J., ebd. 91, 1984, S. 233-35 (P);
    BJ 14, Tl.

  • Author

    Eva-Maria Mertens
  • Citation

    Mertens, Eva-Maria, "Mestorf, Johanna" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 227-228 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116943548.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA