Lebensdaten
1869 – 1967
Geburtsort
Naumburg/Saale
Sterbeort
Göttingen
Beruf/Funktion
Minister ; deutschnationaler Politiker
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 116735759 | OGND | VIAF: 113507312
Namensvarianten
  • Hergt, Oscar Gustav Rudolf
  • Hergt, Oscar
  • Hergt, Oscar Gustav Rudolf
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Zitierweise

Hergt, Oscar, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116735759.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Gustav (* 1822), Kaufmann in Naumburg/Saale, S d. Johannes Christian Friedrich, Arzt in Pößneck, u. d. Karoline Strauß;
    M Klara, T d. Weißbäckers Joh. Frdr. Teichgräber in N. u. d. Johanne Zeitzschel;
    1900 Elisabeth (1880–1923), T d, Kaufm. Gustav Stumme in Halberstadt u. d. Theresia Götte; Schwager Georg Stumme (* 1886, 1942 El-Alamein), Gen. d. Panzertruppen, Stellv. Rommels als Oberbefehlshaber d. Afrikakorps;
    1 S, 1 T.

  • Biographie

    H. studierte die Rechte in Würzburg, München, Berlin. 1899-1902 war er Amtsrichter in Liebenwerda, 1902-04 Regierungsrat bei der Regierung in Hildesheim und dem Oberpräsidium in Hannover. 1904 wurde er Hilfsarbeiter im preußischen Finanzministerium, 1905 Geheimer Finanzrat und Vortragender Rat, 1909 Geheimer Oberfinanzrat. 6 Jahre war er Generalberichterstatter für den Etat im Landtag. 1915 wurde er Regierungspräsident in Liegnitz, 1916 in Oppeln und 1917 preußischer Finanzminister. Am 7.11.1918 entschloß er sich zurückzutreten. Einen Monat darauf (9.12.1918) wurde er zum Vorsitzenden der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) gewählt, zu der sich verschiedene rechtsgerichtete Parteien nach der Novemberrevolution zusammengeschlossen hatten. H.s Bestreben war es, die neue Partei zu einer koalitionsfähigen christlich-konservativen Volkspartei zu entwickeln. Einstweilen gelang es aber nur, die unversöhnlichsten Antirepublikaner, nämlich die radikalen Völkischen, aus der Partei zu verdrängen. Obgleich H. umstürzlerische Bestrebungen gegen die auch von ihm abgelehnte demokratische Republik mißbilligte, konnte er es nicht verhindern, daß eine Reihe namhafter Parteimitglieder in den Kapp-Putsch verwickelt waren und dadurch die DNVP erheblich kompromittierten. Der Ausgang der Reichstagswahlen vom 4.5.1924, durch die die DNVP mit 106 Abgeordneten die stärkste Fraktion stellte, führte aus inner- wie außerparteilichen Gründen nicht zu der von H. gewünschten Regierungsbeteiligung. Die Auseinandersetzungen um den Dawesplan, der die deutschen Reparationsleistungen regeln sollte, brachten die Partei an den Rand der Spaltung; die Parteiführung nämlich hatte sich darauf verlassen, daß die Anhängerschaft die Dawesgesetze vorbehaltlos ablehne, während die der DNVP nahestehenden wirtschaftlichen Interessengruppen immer massiver auf die Zustimmung zu den Gesetzen hinarbeiteten. Indem H. für die entscheidende Abstimmung den Fraktionszwang aufhob, konnte er ein Auseinanderfallen der Partei zwar umgehen, zog jedoch danach heftigste Angriffe aus den eigenen Reihen auf sich, so daß sein Rücktritt vom Partei- und Fraktionsvorsitz unausweichlich wurde (23.10.1924). Als die DNVP ein zweites Mal an einer Reichsregierung beteiligt wurde, erlangte sie für H. den Posten des Justizministers und „Vizekanzlers“ (29.1.1927-12.6.1928, 4. Kabinett Marx). Zu Beginn einer neuen innerparteilichen Krisis 1928 versuchte der gemäßigte DNVP-Flügel, H. abermals zum Parteivorsitzenden wählen zu lassen; indessen brachte die radikale Richtung ihren Kandidaten Hugenberg mit knapper Mehrheit durch. Ungeachtet zahlreicher Parteiaustritte, die in den folgenden Monaten prominente Gemäßigte aus Protest gegen Hugenbergs Oppositionskurs vollzogen, blieb H. in der DNVP. 1933 zog er sich aus dem politischen Leben zurück und lebte in Göttingen.

    H.s Persönlichkeit war stark geprägt vom Amts- und Staatsethos des preußischen Ministerialbeamtentums. Auf diesen Umstand mag es teilweise zurückzuführen sein, daß H. die für einen Parteiführer notwendige Ausstrahlungskraft fehlte. Trotz seiner rhetorischen Begabung und seiner Sachkenntnis stand H. aber auch im Schatten Westarps und Helfferichs. Indem sich H. vorzugsweise darauf beschränkte, gleichsam „unabhängig“ zwischen den im Widerstreit liegenden Richtungen innerhalb der DNVP zu vermitteln, blieb es ihm versagt, die Partei auf dauerhafte, als verbindlich anerkannte Zielvorstellungen zu verpflichten. Das Auseinanderfallen der DNVP unter Hugenberg, das wesentlich zum Aufstieg der NSDAP beitrug, war somit nur die Folge jener zahlreichen innerparteilichen Konflikte, die schon H. nicht hatte meistern können. – Mandate im deutsch Reichstag 1920–33, in d. Preußischen Landesversammlung 1919–21.

  • Werke

    u. a. Reichshaushalt u. Reichsfinanzen, in: Pol. Praxis 1926, hrsg. v. W. Lambach, 1927, S. 71-97;
    Geleitwort zu W. Graef, Der Werdegang d. DNVP 1918–28, in: Der nat. Wille, hrsg. v. M. Weiß, 1928, S. 10-14 (P);
    zahlr. Reden, in: Stenogr. Berr. d. Dt. Reichstages u. d. preuß. Landtages. |

  • Nachlass

    Nachlaß: Archivlager Göttingen.

  • Literatur

    Dt. Aufstieg, hrsg. v. H. v. Arnim u. G. v. Below, 1925, S. 451 f. (P);
    W. Liebe, Die Deutschnat. Volkspartei 1918–24, 1956;
    J. Fischart (d. i. E. Dombrowski), in: Die Weltbühne 18, 1922, S. 85-88;
    L. Hertzmann, The right wing Opposition in the Weimar Republic 1918–24, Lincoln 1963;
    M. Dörr, Die Dt.-nat. Volkspartei 1925–28, Diss. Marburg 1964;
    Rhdb.

  • Porträts

    Büste (im Bes. s. T Gudrun Hergt, Himmelsthür b. Hildesheim).

  • Autor/in

    Klaus-Peter Hoepke
  • Zitierweise

    Hoepke, Klaus-Peter, "Hergt, Oscar" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 612-613 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116735759.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA