Lebensdaten
1873 – 1953
Geburtsort
Breslau
Sterbeort
Hamburg
Beruf/Funktion
Physiologe
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 116636351 | OGND | VIAF: 84809482
Namensvarianten
  • Cohnheim, Otto (bis circa 1916)
  • Kestner, Otto
  • Cohnheim, Otto (bis circa 1916)
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Zitierweise

Kestner, Otto, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116636351.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Julius Cohnheim (1839–84, isr.), Prof. d. Pathol. in Leipzig (s. L), Kaufm.-S aus Demmin/Pommern;
    M Martha (1852- n. 1900), T d. Otto Lewald (1813–76), Justizrat, Rechtsanwalt u. Notar in Berlin, u. d. Elisabeth Althaus;
    Ur-Gvm Georg Frdr. Althaus (1790–1863), Gen.sup. in Detmold;
    Groß-Om Theodor Althaus ( 1852), pol. Schriftsteller (s. NDB I);
    Om Theodor Lewald (1860–1947), Staatssekr. im Reichsinnenmin., Präs. d. dt. Olymp. Komitees (s. Rhdb., P);
    - Berlin 1906 Eva (1882–1973), T d. Wilhelm Theodor Barth u. d. Amalie Henriette Dreyer;
    1 S, 3 T, u. a. Felicitas (* 1914, Kukuck), Komponistin.

  • Biographie

    K. wuchs in Leipzig auf, absolvierte die Thomasschule und studierte seit 1891 Medizin in Leipzig, Heidelberg und erneut in Leipzig (1896 Examen). 1896 wurde er bei W. Kühne in Heidelberg zum doctor medicinae promoviert (Dissertation: Über das Salzsäure-Bindungsvermögen der Albumosen und Peptone) und war kurze Zeit als Volontärassistent bei W. H. Erb in der Neurologischen Klinik tätig, ehe er 1897 Assistent bei Kühne und bei dessen Nachfolger A. Kossel wurde. Nach seiner Habilitation in Physiologie 1898 „Über die Resorption im Dünndarm und in der Bauchhöhle“ übernahm K. als Privatdozent (1900) die Vorlesungen und Kurse in physiologischer Chemie. Er betrieb zunächst Untersuchungen über Proteine und deren Umsetzung durch Verdauungssäfte. Dabei klärte er einzelne Abbaustufen als enzymbedingt auf und beschrieb die beiden Enzyme Trypsin und Erepsin (von K. 1901 entdeckt und benannt). K.s Ergebnisse fanden erhebliche Beachtung. Er wurde in Heidelberg 1903 zum außerordentlichen Professor berufen, wo er bis 1913 blieb. 1904 nahm er eine kurze Gastprofessur in Boston (Mass./USA) an und arbeitete im Anschluß an den internationalen Kongreß für Physiologie in Moskau (1906) einige Zeit bei Pawlow. Zwischen 1908 und 1913 war er mehrfach in der Zoologischen Station Neapel bei Dohrn mit Arbeiten über Meerestiere beschäftigt. Im Juni 1913 wurde K. als außerordentlicher Professor für Physiologie nach Hamburg-Eppendorf berufen. Er übernahm dort gleichzeitig mit Kümmel die Vorarbeiten zur Gründung der neuen Universität. 1914-18 war K. als Feldarzt und zuletzt als Gutachter für die Flugtauglichkeit tätig. Nach seiner Rückkehr nach Hamburg (1918) setzte er sich tatkräftig für den Aufbau der Universität ein und vertrat 1 Semester lang den noch nicht eingetroffenen Pharmakologen Proll. 1919 wurde K. zum ordentlichen Professor und Institutsdirektor ernannt. Er setzte sich in den folgenden Jahren mit zahlreichen zentralen Forschungsthemen seines Faches auseinander und bezog dabei häufig auch solche aus den Grenzgebieten der Physiologie mit ein. So befaßte er sich zeitweise mit Fragen der Klimatologie und richtete zusammen mit C. Haeberlin eine Klima-Station in Wyk auf Föhr ein. K.s wissenschaftliche Arbeit wurde auf ihrem Höhepunkt, kurz nach der Würdigung seines 60. Geburtstages durch Freunde und viele namhafte Schüler (unter anderem K. Bingold, Werner Laqueur, J. Uexküll, E. Waldschmidt-Leitz), im Juli 1933 durch seine vorzeitige Emeritierung abrupt beendet. K. übertrug in der Folge seine eigenen Arbeiten auf neue Forschungsstellen, besonders (seit 1935) auf das Rowett Research Institute in Bucksburn/Aberdeen (Sir John Boyd Orr) und das der Kindererholung dienende Royal Sea Bathing Hospital in Margate/Kent. Er emigrierte im Juli 1939 mit seiner Familie nach Margate, wo er bis Mai 1940 klimatologische Fragen bearbeitete, dann aber bis zum November 1940 auf der Isle of Man als „enemy aliens“ interniert wurde. Durch Fürsprache englischer Kollegen (unter anderem Sir John Hammond, Cambridge) erhielt K. schließlich wieder akademische Anerkennung und konnte in England seine Arbeit wiederaufnehmen. Bis 1949 war er in verschiedenen Institutionen tätig, unter anderem bei der School of Agriculture, Cambridge, und kehrte 1949 wieder nach Hamburg zurück.

  • Werke

    u. a. Chemie d. Eiweißkörper, 1900, ⁴1924 (engl. 1906);
    Physiol. d. Verdauung u. Ernährung, 1900;
    Die Ernährung d. Menschen (mit H. W. Knipping), 1924, ³1928;
    Physiol. d. Alpinismus, in: Ergebnisse d. Physiol. 2, 1903;
    Biochemie, ebd. 12, 1912;
    Physiol. d. Verdauung u. Aufsaugung, in: W. A. Nagel, Hdb. d. Physiol.|(5 Bde., 1904–10), 1907: Harn u. Harnabsonderung, in: N. Zuntz, Lehrb. d. Physiol. d. Menschen, 1909, ⁴1931;
    Eiweißkörper, in: Hdwb. d. Naturwiss., 1917;
    Physiol. d. Ernährung d. Menschen als Ganzes, in: A. Bethe, Hdb. d. normalen u. patholog. Physiol. 16. 1930;
    Die physiolog. Wirkungen d. Klimas, ebd. 17, 1926;
    Respirationsapparat f. Menschen, in: E. Abderhalden, Hdb. d. biolog. Arb.methoden IV/10, 1926;
    Patholog. Physiol. d. See-Klimas, in: C. Haeberlin, Lehrb. d. Meeresheilkde., 1935;
    - ca. 200 Arb. üb. Nahrungsmittel, menschl. Ernährung, Resorption, Verdauung, Proteine, Enzyme, Vitamine, Diabetes, menschl. u. tier. Stoffwechsel, Immunologie u. Antikörper, Protoplasma, isolierte Organe, Muskeltraining, Arzneistoffe, Meerestierphysiol., vgl. Physiol., Sinnesorgane, Rehabilitation v. Kindern, Klimatol. (Höheneinwirkung, UV-Strahlung, Föhn;
    Blutdruck;
    Tropen;
    hierzu Stud. im Engadin, Davos, Jungfrau-Joch, Monte Rosa, Teneriffa, Neapel, Niederlande, Wyk auf Föhr, Royal Sea Bathing Hospital in Margate/Kent, England).

  • Literatur

    F. Lieben, Gesch. der physiolog. Chemie, 1936;
    K. E. Rothschuh, Gesch. d. Physiol., 1953, S. 145;
    E. Th. Nauck, Zur Vorgesch. d. naturwiss.-math. Fak. d. Albert-Ludwigs-Univ. Freiburg i. Br., Die Vertretung d. Naturwiss. durch Freiburger Medizinprofessoren, 1954;
    H.-H. Eulner, Die Entwicklung d. med. Spezialfächer a. d. Universitäten d. dt. Sprachgebietes, 1970;
    Kassette m. 35 Originalbtrr. zum 60. Geb.tag v. K. (Physiol. Inst. d. Univ. Hamburg. W-Verz.);
    Curriculum u. W-Verz. in Bodleian Library, Oxford; teilw. W-Verz.
    b. Commonwealth Bureau of Nutrition, Bucksburn/Aberdeen, Schottland;
    persönl. Mitt. d. S (Fritz K.);
    BLÄ;
    Rhdb.;
    Pogg VI, VII a. - Zu V Jul. Cohnheim: Ges. Abhh., hrsg. v. E. Wegner, 1885 (Biogr., P);
    ADB 55;
    BLÄ.

  • Autor/in

    Heinz Walter
  • Zitierweise

    Walter, Heinz, "Kestner, Otto" in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 555-556 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116636351.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA