Lebensdaten
1787 – 1858
Geburtsort
Waltershausen (Thüringen)
Sterbeort
Waltershausen (Thüringen)
Beruf/Funktion
Spielwarenfabrikant
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 137736177 | OGND | VIAF: 81881919
Namensvarianten
  • Kestner, Johann Daniel
  • Cestner, Johann Daniel

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Zitierweise

Kestner, Johann Daniel, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd137736177.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Bernhard Heinrich (1747- um 1800), Metzgermeister u. Gastwirt in W., S d. Bernhard Heinrich (1720–87), Metzgermeister u. Ratsherr in W., u. d. Catharina Elisabeth Bischof aus W.;
    M Catharina Elisabeth (1762–1839), T d. Joh. David Kestner (1733–1810), Metzgermeister u. Ratsherr in W., u. d. Anna Justina Wolckenstein aus W.; Verwandter Joh. Daniel (1788–1853), Metzger u. Wurstfabr., Begründer d. Waltershäuser Wurstfabrikation (s. L);
    - 1) Waltershausen 1815 (⚮) Joh. Sabina Friederike, T d. Posamentierermeisters Joh. Georg Buschmann in W., 2) Bulleben b. Gotha 1843 Marie Dorothea Auguste Fleischmann aus Fischbach, gesch. v. Pfarrer Christian Julius Debes in Elgersburg u. Manebach (Thür. Wald).

  • Biographie

    K. begann gegen Ende der Freiheitskriege in Waltershausen einen bescheidenen Handel mit Hemdenknöpfen, die er dort und in umliegenden Dörfern in Heimarbeit herstellen ließ und wozu er das Material lieferte. Die Löhne, die er zahlte, waren niedrig, boten aber damals, als infolge der preußischen Zollpolitik Handel und Gewerbe in den thüringischen Kleinstaaten darniederlagen, verarmten Familien die Möglichkeit, damit die nötigsten Lebensbedürfnisse zu bestreiten. Seit 1816 betrieb K. daneben einen Handel mit Schreibtafeln aus Papiermaché, einem Stoff, den er früher einmal in Sonneberg kennengelernt hatte, wo er zur Herstellung von Puppen verwendet wurde. Als er dazu überging, große Massen von Papierschnitzeln und Makulatur aufzukaufen und zu Papiermaché zu verarbeiten, um daraus neben Schreibtafeln auch einfache Puppen anfertigen zu lassen, erhoben dagegen 1822 die Papiermüller Beschwerde bei der sachsen-gothaischen Regierung, weil sie dies als Eingriff in ihre Privilegien betrachteten. Sie wurden jedoch abgewiesen. Die Regierung verlieh vielmehr dem ihr inzwischen durch seine ideenreiche Betriebsamkeit bekannt gewordenen „industrieusen“ K. ein zunächst auf 10 Jahre befristetes Monopol zur Herstellung seiner Waren. Vor allem die Puppen fanden, zumal nach dem Beitritt Sachsen-Gothas zum 1833 geschlossenen Zollverein, so guten Absatz, daß K. zur Massenproduktion schritt. Er ermöglichte sie durch den Übergang von der Heimarbeit, der er lediglich noch die Anfertigung von Einzelteilen überließ, zur Fabrikation im Großbetrieb mit weitgehender Arbeitsteilung. Gleichzeitig sorgte er für die ständige Verbesserung seiner Erzeugnisse; eine 1836 von ihm in Ohrdruf gegründete Porzellanfabrik, die Puppenköpfe und -glieder aus Porzellan herstellte und nach Waltershausen lieferte, diente diesem Zweck. Außerdem erweiterte er sein Warenangebot durch die Produktion von Puppenmöbeln, Holztieren und anderen Holzspielsachen, die er teilweise in umliegenden Orten herstellen ließ, als in Waltershausen die Arbeitskräfte knapp wurden. 1840 stellte K. als erster deutscher Spielzeugfabrikant seine Waren auf der Leipziger Messe aus. Sein Absatzgebiet umfaßte auch Rußland und die Vereinigten Staaten von Amerika; der Umsatz seiner Waren stieg von 10 000 Talern (1820) auf 253 000 Taler (1858). 1846 beschäftigte sein Unternehmen 1 264 Personen, darunter 423 Kinder unter 14 Jahren; es gab dem größten Teil der Einwohnerschaft Waltershausens und des umliegenden Thüringerwaldgebietes Verdienstmöglichkeiten und eroberte mit seinen Erzeugnissen den Weltmarkt. Auch in anderer Weise machte sich der reich gewordene Unternehmer, dem der Herzog von Sachsen-Coburg-Gotha die Titel „Hofagent“ und „Kommissionsrat“ verlieh, um seine Heimatstadt verdient. Er setzte sich für ihren Anschluß an das Eisenbahnnetz ein, der 1847 durch den Bau der Zweigbahn Fröttstädt-Waltershausen gelang, sorgte für die Verschönerung des Stadtbildes durch Parkanlagen und Promenadenwege und förderte die Kirche und den Schulbau durch Stiftungen und Schenkungen.

  • Literatur

    K. Schmidt u. S. Löffler, Gesch. d. Stadt Waltershausen v. d. Anfängen b. z. 1. Weltkrieg, 1959;
    W. Huschke, Forschungen üb. d. Herkunft d. thür. Unternehmerschicht d. 19. Jh., 1962, S. 44 f. (auch f. Joh. Daniel, 1853).

  • Autor/in

    Wolfgang Huschke
  • Zitierweise

    Huschke, Wolfgang, "Kestner, Johann Daniel" in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 554-555 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd137736177.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA