Lebensdaten
1817 – 1888
Geburtsort
Stuttgart
Sterbeort
Marburg/Lahn
Beruf/Funktion
Chirurg
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 116627190 | OGND | VIAF: 5687702
Namensvarianten
  • Roser, Wilhelm Ferdinand
  • Roser, Wilhelm
  • Roser, Wilhelm Ferdinand
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Zitierweise

Roser, Wilhelm, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116627190.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Carl Ludwig Friedrich v. R. (1787-1861), aus Vaihingen/Enz, Geh. Legationsrat, 1845-53 nebenamtl. Dir. d. kgl. Haus- u. StA in St., auch als Entomologe bekannt (s. W. Leesch, Die dt. Archivare, 1992);
    M Louise Friederike Auguste Vischer (1796–1861);
    Tante-m Emilie (Emma) Vischer (⚭ Ludwig Uhland, 1787–1862, Dichter, s. ADB 39; Killy);
    5 Geschw;
    1) Tübingen 1846 Fanny (1825–53), T d. N. N. v. Weber, Ger.präs. in Tübingen, 2) Tübingen 1855 Charlotte Luise (1833–70), 3) 1871 Amalie ( 1890), beide T d. Karl Friedrich Haug (1795–1869), Prof. d. Gesch. in Tübingen (s. ADB XI); mind. 10 K u. a. 2 S aus 2) Karl (1856–1905), Dr. med., Chirurg, 1885 in M. habilitiert, dirigierender Arzt d. Landkrankenhauses in Hanau, seit 1891 in Wiesbaden (s. Fischer; Nassau. Biogr.; L), Wilhelm (1858–1923), Dr. phil., o. Prof. d. Chemie in Marburg, Leiter d. Zentrallabors u.|Vorstandsmitgl. d. Farbwerke Hoechst (s. Pogg. IV, VI; Nassau. Biogr.); Verwandter Friedrich Theodor v. Vischer (1807–87, württ. Personaladel 1870), Dr. theol., Dichter, Ästhetiker, Mitgl. d Frankfurter NV (s. ADB 40; Killy; Biogr. Hdb. Frankfurter NV), S d. Christian Benjamin Vischer ( 1814), aus St., Archidiakon in Ludwigsburg.

  • Biographie

    R., dessen Erziehung durch seinen Verwandten Ludwig Uhland beeinflußt wurde, erhielt zunächst Unterricht durch einen Hauslehrer und besuchte dann bis 1834 das Städtische Gymnasium in Stuttgart. 1834-38 studierte er in Tübingen Medizin, wurde 1838 zum Doktor der Medizin und Chirurgie promoviert und unternahm 1839-41 eine Studienreise nach Würzburg, Halle, Wien und Paris. 1841 habilitierte sich R. in Tübingen für Chirurgie und lehrte bis 1846 als Privatdozent. Zur dt. Medizinerausbildung seiner Zeit hatte er ein kritisches Verhältnis und forderte nach dem Vorbild der engl. und franz. Schule einen stärkeren Praxisbezug und einen intensiveren Austausch zwischen Lehrenden und Lernenden. 1841 gründete R. gemeinsam mit Carl August Wunderlich (1815–77) und Wilhelm Griesinger (1817–68) das „Archiv für physiologische Heilkunde“ (seit 1847 hg. v. Griesinger), das sich gegen die „naturhistorische Schule“ wandte und eine Ausrichtung der Medizin an exakten physiologischen und pathologischen Beobachtungen forderte.

    1844 besuchte R. Krankenhäuser in Paris, London, Berlin, Bonn, Halle, Jena und Leipzig. 1845 lehnte die Univ. Tübingen sein Gesuch um Übertragung der zweiten chirurgischen Lehrstelle ab, worauf sich R. 1846 als praktischer Arzt in Reutlingen niederließ und gleichzeitig als Wundarzt des Oberamts Reutlingen tätig war. Nachdem er mit einigen Publikationen hervorgetreten war, wurde er 1850 als o. Professor für Chirurgie und Augenheilkunde sowie als Direktor des chirurgisch-klinischen Instituts an die Univ. Marburg berufen (Dekan 1864/78/82). Er betrieb sogleich die Errichtung einer neuen chirurgischen Klinik, die 1852 eröffnet wurde. Bis 1871 vertrat er die Augenheilkunde mit. Im Krieg mit Frankreich 1870/71 war R. konsultierender Generalarzt. Seine Spezialitäten waren die plastische Chirurgie, Bruchoperationen, Blasensteinzertrümmerung und orthopädische Verfahren. Als einer der ersten empfahl R. bei innerer Einklemmung von Unterleibsbrüchen die frühzeitige Laparatomie und trat für die Einführung der Tracheotomie bei Diphtherie ein. Besonderes Augenmerk schenkte R. den Wundinfektionen, die er unter Beachtung einer strikten Hygiene sowohl mit vorbeugenden (z. B. Wundwaschungen mit Chlorwasser, Handdesinfektion beim Pflegepersonal) als auch mit baulichen und organisatorischen Maßnahmen (kleinere Krankenzimmer, Isolierung pyämischer Patienten von infektionsgefährdeten Kranken) zu verhüten suchte. Da R. mit diesen Maßnahmen gute Resulate erzielte, verzichtete er auf die komplizierte, auf dem Gebrauch des Karbols, dessen Giftigkeit er fürchtete, beruhende Antiseptik, was ihm Kritik eintrug.

    R. erfand u. a. den nach ihm benannten Mundsperrer zur Öffnung der Kiefer (Roser-König-Mundsperrer) und den „Roserlöffel“ für Ohroperationen. Die von ihm 1846 beschriebene Verbindungslinie zwischen Spina iliaca anterior superior und Tuber ossis ischii trägt seinen Namen (Roser-Nélaton-Linie). Nach einer Handverletzung und internen Querelen wurde er 1888 auf eigenen Wunsch von seinem Lehramt entbunden. R. war einer der angesehensten dt. Chirurgen seiner Zeil; 1872 gehörte er zu den Mitbegründern der „Dt. Gesellschaft für Chirurgie“. Zu seinen Schülern zählten die Chirurgen Franz König (1832–1910) und Carl Hüter (1838–82), der Anatom Wilhelm Henke (1834–96) und sein Sohn Karl.|

  • Auszeichnungen

    Geh. Med.rat (1869);
    Roter Adler-Orden II. KL;
    Roser-Straße in Marburg (1887).

  • Werke

    Die Humoralätiol., Diss. Tübingen 1838;
    Hdb. d. anatom. Chirurgie, 1844, ⁸1884;
    Allg. Chirurgie, 1845;
    Chirurg.-anatom. Vademecum, 1847, ⁹1892.

  • Literatur

    ADB 53;
    Karl Roser, W. R., Ein Btr. z. Gesch. d. Chirurgie, 1892 (P);
    G. Sticker, Wunderlich, R., Griesinger, Die drei schwäb. Reformatoren d. Med., in: Sudhoffs Archiv 32, 1939, S. 217-74, 33, 1940/41, S. 1-54;
    ders., in: Lb. Schwaben II, 1941, S. 399-406 (P);
    F. König, in: Lb. Kurhessen III, 1942, S. 339-45;
    K.-H. Spiegel, W. R. u. suine Schule, Diss. Breslau 1945;
    Pagel (P);
    F. Gundlach, Die akad. Lehrer d. Philipps-Univ. Marburg 1527-1910, 1927, S. 194 f.;
    H. Killian u. G. Krämer, Meister d. Chirurgie u. d. Chirurgenschulen im dt. Raum, 1951, S. 122;
    Ärztelex.;
    D. v. Engelhardt (Hg.), Biogr. Enz. dt.sprachiger Mediziner, 2002; |

  • Quellen

    Qu Univ.archiv Tübingen; StadtA Reutlingen; StA Ludwigsburg; Hess. StA Marburg 16, Nr. 5727; Geh. StA Preuß. Kulturbes. I. HA Rep. 76, Va Sekt. 12 Tit. IV, Nr. 4; Ev. Gde.amt Marburg, Totenbuch.

  • Autor/in

    Wolfgang G. Locher
  • Zitierweise

    Locher, Wolfgang G., "Roser, Wilhelm" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 88-89 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116627190.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Roser: Wilhelm R. wurde am 26. März 1817 in Stuttgart als Sohn des Staatsraths v. Roser geboren. Er erhielt im elterlichen Hause eine sehr sorgfältige Erziehung, zum Theil unter dem Einfluß von Ludwig Uhland. Den Sinn für Naturwissenschaft hatte er von seinem Vater ererbt, der ein großer Entomologe war.

    Mit 17 Jahren auf die Universität gekommen, studirte er in Tübingen Medicin gleichzeitig und eng befreundet mit Griesinger und Wunderlich. Nachdem er 1838 das Staats- und Doctorexamen bestanden, unternahm er eine große Reise, die ihn nach Würzburg, Wien, und Paris führte. Erst 1841 kehrte er zurück, um sich im gleichen Jahre noch zu habilitiren. Damals gründete er mit Griesinger und Wunderlich das „Archiv für physiologische Heilkunde", in dem theils durch kritische Besprechung, theils durch Originalarbeit die Physiologie und die pathologische Anatomie als Grundlage der praktischen Medicin auf das energischste proklamirt wurde. 1844 erschien sein „Handbuch der anatomischen Chirurgie", 1845 eine „Allgemeine Chirurgie“, außerdem eine Reihe anderer Aufsätze, besonders einer über Oberarmluxationen, der von grundlegender Bedeutung war, 1847 sein „Chirurgisch-anatomisches Vademecum“.

    Von 1846—1850 lebte er als Oberamtswundarzt in Reutlingen. Hier erhielt er einen Ruf nach Marburg als ord. Professor der Chirurgie. In Marburg blieb er bis zu seinem Tode am 15. December 1888. Scharfe Beobachtung, äußerst kritischer Sinn, große Unabhängigkeit zeichnete alle seine Arbeiten aus, von denen noch besonders die über Brüche, über Verrenkungen, über acute Osteomyelitis zu nennen sind.

    • Literatur

      Krönlein, Langenbeck's Archiv. — König, Centralbl. f. Chirurgie.

  • Autor/in

    D. Hildebrand.
  • Zitierweise

    Hildebrand, D., "Roser, Wilhelm" in: Allgemeine Deutsche Biographie 53 (1907), S. 497 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116627190.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA