Lebensdaten
1862 – 1951
Geburtsort
Rosenheim/Inn
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Mathematiker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 11653186X | OGND | VIAF: 76618535
Namensvarianten
  • Finsterwalder, Sebastian
  • Finsterwalder, S.
  • Finstherwalder, Sebastian
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Finsterwalder, Sebastian, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11653186X.html [24.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joh. Nepomuk, Bäckermeister in R., Lehrers-S aus Antdorf (Oberbayern);
    M Anna Amann aus R.;
    1892 Franziska Mallepell ( 1953) aus Brixen/Südtirol;
    4 S, 1 T, u. a. Richard (* 1899), Prof. f. Photogrammetrie, Topographie u. Allg. Kartographie.

  • Biographie

    F. begann sein Studium der Mathematik und Physik an der TH München. Unter dem Einfluß A. Brills, dem er später als Assistent nach Tübingen folgte, wandte er sich vor allem der anschaulichen Geometrie und angewandten Mathematik zu (Promotion Tübingen 1886). 1888 habilitierte er sich an der TH München mit einer geometrischen Arbeit. Sein Probevortrag behandelte ein Thema der Photogrammetrie, an deren Entwicklung er in der Folgezeit maßgeblich beteiligt war. 1891 wurde F. in München Nachfolger seines Lehrers A. Voß auf dem Lehrstuhl für Analytische Geometrie, Differential- und Integralrechnung. 1911 übernahm er – seiner besonderen Neigung folgend – das Ordinariat für Darstellende Geometrie. Besonders durch die 1906 erfolgte Berufung in die Bayerische Kommission für die Internationale Erdmessung und durch seine Stellung als wissenschaftlicher Berater der Bayerischen Landesvermessung fühlte er sich dem wissenschaftlichen Leben Münchens und Bayerns so verbunden, daß er spätere Berufungen nach Wien, Potsdam und Berlin ausschlug. – F.s wissenschaftliche Arbeit trug entscheidend zur Entwicklung dreier Zweige der angewandten mathematischen und naturwissenschaftlichen Forschung bei: der Photogrammetrie, der Höheren Geodäsie und der Gletscherforschung. Als einer der ersten erkannte er die neuen Möglichkeiten, die sich aus der Verwendung des Luftbildes für die Topographie und Kartographie ergaben. „Die geometrischen Grundlagen der Photogrammetrie“ (1898) und „Eine Grundaufgabe der Photogrammetrie …“ (1903) bildeten den Ausgangspunkt für die neuzeitliche Luftbildmessung. F. hat auch selbst bei Freiballonfahrten Luftbilder aufgenommen und bis zur fertigen topographischen Karte ausgewertet. Der Landesvermessung und Erdmessung gab F. durch seine Arbeiten über Fehlertheorie, Ausgleichung, astronomische Orientierung und Zusammenschluß großer Dreiecksnetze („F.sche Feldermethode“, 1915) wertvolle praktische Anregungen. In die Gletscherforschung, der er sich unter dem Einfluß E. Richters als begeisterter Bergfreund und Alpinist schon früh zugewandt hatte, führte F. die Gesamtaufnahme eines Gletschers mit Hilfe der terrestrischen Photogrammetrie ein („Der Vernagtferner“, 1897). F.s Verfahren und die von ihm konstruierte Meßapparatur bilden noch heute das Kernstück der Gletschervermessung und der Hochgebirgstopographie. Später widmete er sich der Theorie der Gletscherbewegung und der Gletscherschwankungen. Die geometrische Strömungstheorie der Gletscher, auf der jede neue Bewegungstheorie des Gletschereises aufbaut, trägt F.s Namen. Als Schöpfer der „Gletscherkurse“ wurde er der Begründer einer Schule von Glaziologen, deren Forschungsarbeiten die Gletschergebiete der ganzen Erde umfassen.

  • Auszeichnungen

    Dr. h. c. (Wien, ETH Zürich, Innsbruck), Mitgl. d. Ak. München u. Madrid, Ehrenmitgl. d. Schweizer. Naturforsch.Ges..

  • Literatur

    G. Clauß, in: Zs. f. Vermessungswesen, 1932, S. 721-26 (P);
    R. Rehlen, H. Heß u. M. Lagally, in: Zs. f. Gletscherkde. 20, 1932, S. IX-XXI (P);
    O. v. Gruber, in: S. F. z. 75. Geburtstag, Festschr. d. Dt. Ges. f. Photogrammetrie, 1937;
    M. Kneißl, S. F. z. 80. Geburtstag, in: Bildmessung u. Luftbildwesen 17, 1942, S. 53-64 (vollst. W-Verz., 123 Nr.);
    ders., in: Zs. f. Vermessungswesen 77, 1952, S. 1-3 (P);
    Richard Finsterwalder, in: SB d. Bayer. Ak. d. Wiss., 1953, S. 257;
    ders., in: Geist u. Gestalt, Biogr. Btrr. z. Gesch. d. Bayer. Ak. d. Wiss…II, 1959, S. 65-69 (L);
    G. Faber, ebd., S. 34 f. (P ebd. III, S. 183);
    Pogg. IV-VII a. – Slg. math. Modelle v. F. im Math. Inst. d. TH München.

  • Porträts

    Temperabild, 40jähr., v. P. Hey (im Bes. d. T I. Loibl, München-Grünwald);
    Altersbild v. F. Doll (im Bes. d. S R. Finsterwalder, München), v. C. Gerhardinger (im Bes. d. S U. Finsterwalder, München).

  • Autor/in

    Walther Hofmann
  • Zitierweise

    Hofmann, Walther, "Finsterwalder, Sebastian" in: Neue Deutsche Biographie 5 (1961), S. 166-167 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11653186X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA