Lebensdaten
1852 – 1914
Geburtsort
Nürnberg
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Historiker
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 116248394 | OGND | VIAF: 104807
Namensvarianten
  • Pöhlmann, Robert von
  • Pöhlmann, Robert von
  • Pe͏̈lʹman, Robert
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Zitierweise

Pöhlmann, Robert von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116248394.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Moritz P., Kaufm.;
    M Lona Barthelmeß;
    1881 Emma. T d. K. Kreitmair, Dr. med., Augenarzt, u. d. Julie Leuchs;
    1 S August P. (1882-1954), Dr. med., Facharzt f. Haut- u. Geschlechtskrankheiten, Chefarzt am Krankenhaus in M.-Schwabing, ao. Prof. (s. Kürschner, Gel.-Kal. 1940/41; Fischer).

  • Biographie

    Nach dem Abitur in Nürnberg studierte P. 1870-74 Geschichte, Klassische Philologie und Nationalökonomie in München, Göttingen und Leipzig, wo er von Wilhelm Giesebrecht, Heinrich Brunn, Georg Waitz und Wilhelm Roscher geprägt wurde. Bei Waitz wurde er 1875 mit der Dissertation „Der Römerzug Kaiser Heinrichs VII. und die Politik der Curie, des Hauses Anjou und der Welfenliga“ promoviert. 1876 legte er sein Staatsexamen ab. Unterstützt durch ein „Kg. Ludwig II. Stipendium“ erarbeitete er in ital. Archiven eine Preisschrift über „Die Wirtschaftspolitik der Florentiner Renaissance und das Prinzip der Verkehrsfreiheit“ (1878). Erst mit seiner Erlanger Habilitationsschrift 1879 wandte sich P. der Antike zu: Die geistesgeschichtliche Studie „Hellenische Anschauungen über den Zusammenhang zwischen Natur und Geschichte“ zu den Vorstellungen vom Einfluß der physikalischen Geographie auf das Wesen der Menschen zeigt bereits seine ‚strukturhistorischen' und nationalökonomischen Interessen. Nach Extraordinariat (1884) und Ordinariat (1886) in Erlangen lehnte P. 1886 einen Ruf nach Basel als Nachfolger Jacob Burckhardts ab, wechselte aber 1901 nach München.

    1896-1906 besorgte er die 22.-24. Auflage von Wilhelm Roschers „Grundlagen der Nationalökonomie“ mit zahlreichen Nachträgen. „Die Überbevölkerung der antiken Großstädte im Zusammenhange mit der Gesamtentwicklung städtischer Civilisation“ (1884), eine v. a. Rom behandelnde Preisschrift der Fürstl. Jablonowski’schen Gesellschaft, spiegelt P.s sozial- und wirtschaftshistorischen Ansatz ebenso wie sein Hauptwerk „Geschichte des antiken Kommunismus und Sozialismus“ (2 Bde., 1893–1901, ²1912, ³1925 u. d. T.: Gesch. d. soz. Frage u. d. Sozialismus in d. antiken Welt). P. glaubte, eine Parallelität der sozioökonomischen Entwicklung in Altertum und 19. Jh. feststellen zu können und benutzte daher im wesentlichen die Terminologie seiner Zeit. Während er für die frühgriech. Geschichte die Existenz eines Kommunismus ablehnte, gelangte er für spätere Epochen zur Annahme von Klassenkampf und sozialistischen Utopien, die sich bis zu Revolutionen gesteigert hätten. Die Forschung (bes. Fr. Oertel im Anhang zur 3. Aufl.) lehnte P.s Thesen weitgehend als überzogen ab, dennoch reizt gerade die Eigenwilligkeit zur Auseinandersetzung mit P., der kein Sozialist, sondern ein Liberaler war. P. wollte die Probleme seiner Zeit und das Wesen des Menschen durch die Analyse von Gegenwart und Vergangenheit erkennen. Auch sein Handbuch der „Griech. Geschichte mit Quellenkunde“ (1889, ⁵1914), das er im Rahmen des Handbuchs der Altertumswissenschaft verfaßte, konzentriert sich daher auf die strukturellen Hintergründe politischen Handelns. Als Querdenker wurde P. bald nach seinem Tod nur mehr wenig beachtet.|

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Bayer. Ak. d. Wiss. (korr. 1887, ao. 1900, o. 1901, 1907 Sekr. d. Hist.-philol. Kl.);
    Geh. Hofrat.

  • Werke

    Weitere W Die Anfänge Roms, 1881;
    Sokrates u. sein Volk, Ein Btr. z. Gesch. d. Lehrfreiheit, 1899;
    Zur Gesch. d. antiken Publicistik, 1904;
    Sokratische Studien, 1906/07;
    Zur Gesch. der Gracchen, 1907;
    Die Weltanschauung d. Tacitus, 1910, ²1913;
    Aus Altertum u. Gegenwart, Ges. Abhh., 2 Bde.,| ²1911;
    Röm. Kaiserzeit u. Untergang d. antiken Welt, in: J. v. Pflugk-Harttung, Ullsteins Weltgesch., I, 1909, S. 507-631;
    Isokrates u. d. Problem d. Demokratie, 1913. – Autobiogr.: Geistiges u. künstler. München in Selbstbiogrr., hg. v. W. Zils, 1913, S. 283-86.

  • Literatur

    U. Wilcken, in: Jb. d. Bayer. Ak. d. Wiss. 1915, S. 146-50;
    H. Berve, R. v. P. u. Walter Otto, in: Geist u. Gestalt. I, 1959, S. 186-95;
    J. Kaerst, in: Hist. Vj.schr. 18, 1916/18, S. 236-38;
    K. Christ, in: Von Gibbon zu Rostovtzeff, Leben u. Werk führender Althistoriker d. Neuzeit, 1972, S. 201-47, 368 f.;
    ders., Röm. Gesch. u. dt. Gesch.wiss., 1982, S. 104 f.;
    ders., Hellas, Griech. Gesch. u. dt. Gesch.wiss., 1999;
    W. Riesinger u. a., Die Vertretung d. Faches Gesch. an d. Univ. Erlangen, in: Jb. f. fränk. Landesforsch. 40, 1980, S. 217-20 (W, L);
    R. Urban, Alte Gesch. in Erlangen v. R. (v.) P. bis Helmut Berve, in: Gesch.wiss. in Erlangen, hg. v. H. Neuhaus, 2000, S. 48-55 (P);
    DBJ I, Tl.

  • Porträts

    Phot. v. Müller-Hilsdorf, 1887, Abb. in: Geist u. Gestalt III, 1959, S. 156.

  • Autor/in

    Hartmut Wolff
  • Zitierweise

    Wolff, Hartmut, "Pöhlmann, Robert von" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 559-560 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116248394.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA