Lebensdaten
1846 – 1916
Geburtsort
Magdeburg
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Historiker
Konfession
jüdisch?
Normdaten
GND: 116176296 | OGND | VIAF: 8132651
Namensvarianten
  • Philippson, Martin Emanuel
  • Philippson, Martin
  • Philippson, Martin Emanuel
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Philippson, Martin, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116176296.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Ludwig (s. 1);
    M Mathilde Hirsch;
    B Alfred (s. 3);
    1874 Ida (1855–1940), d. Lesser Ephraim (1820–1900), KR in Görlitz, u. d. Henriette Philippson (1826–1904); kinderlos;
    Adoptiv-T Bertha Anna Franziska Schmig (auch Zmych) (1881–1957, Dr. iur. Richard Frankfurter, 1873–1953, aus Bielitz, Österr. Schlesien, RA u. Notar in Berlin, Mitbegr. d. DDP, emigrierte 1934 nach Zürich u. 1939 nach Montevideo, Uruguay, s. BHdE I).

  • Biographie

    P. studierte seit 1863 bei Heinrich v. Sybel, Leopold v. Ranke und Johann Gustav Droysen Geschichte in Bonn und Berlin und wurde 1866 in Bonn mit einer Dissertation über Heinrich d. Löwen promoviert. 1867/68 widmete er sich in Paris Archivstudien zur Geschichte des 17. Jh. und war als Korrespondent für deutsche Zeitungen tätig. Nachdem er 1869 das Oberlehrerexamen in Bonn abgelegt hatte, unterrichtete er bis 1870 an der Knabenschule und Lehrerbildungsanstalt der jüd. Gemeinde in Berlin. Nach dem Deutsch-Franz. Krieg, an dem er als Freiwilliger teilgenommen hatte, habilitierte er sich 1871 in Bonn für Neuere Geschichte. 1875 wurde er zum ao. Professor ernannt. Obwohl ihn zwei Universitäten für ein Ordinariat vorschlugen, lehnte die Kultusbehörde eine Berufung ab, weil ein Jude als o. Professor für Deutsche Geschichte nicht erwünscht war. 1879 nahm er einen Ruf an die Univ. Brüssel an, wo er als Ordinarius das Historische Seminar gründete. Er wurde Mitglied in der Zentralkommission der Juden Belgiens und gehörte seit 1886 der Belg. Akademie der Wissenschaften an. 1890 zum Rektor der Univ. Brüssel gewählt, legte P. noch im selben Jahr aufgrund von Auseinandersetzungen mit Studierenden dieses Amt nieder.

    1891 kehrte P. nach Berlin zurück, um seine wissenschaftlichen Arbeiten privat fortzusetzen. Er gründete 1892/93 den Verband der Vereine für jüd. Geschichte und Literatur, für dessen Jahrbuch er seit 1898 den Jahresrückblick verfaßte, und wurde 1896 Mitglied im Kuratorium der Hochschule für Wissenschaft des Judentums in Berlin. Sein Haupteinsatz galt fortan den sozialpolitischen Anliegen des deutschen Judentums und der Berliner Gemeinde. Während seiner Amtszeit als Vorsitzender des Deutsch-Israelit. Gemeindebundes (1896–1912) wurden Bezirksrabbinate errichtet, Provinzialverbände gebildet und Handwerkervereinigungen gegründet; unter seiner Federführung entstanden viele soziale Einrichtungen, wie die Zentralstelle für jüd. Wanderarmenfürsorge. Herausragend war 1902 die Errichtung der Arbeiterkolonie Weißensee, eines Selbsthilfeprojekts für jüd. Arbeitslose und Hausierer. Im selben Jahr wurde P. Vorsitzender der von ihm gegründeten „Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft des Judentums“. In diesem Zusammenhang entstand seine dreibändige „Neueste Geschichte des jüd. Volkes“. Seit 1904 engagierte er sich im Vorstand des von ihm gegründeten „Verbands der deutschen Juden“. Auf seine Initiative hin entstand 1906 ein Gesamtarchiv für die deutschen Juden, dem er mehrere Jahre vorstand. Im hohen Alter wurde er Mitglied des Ordens B'nai B'rith.|

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Ak. d. Wiss. in Antwerpen u. d. Kgl. Ak. d. Gesch. in Madrid;
    Ehrenmitgl. d. Hist. Ges. in Utrecht.

  • Werke

    Gesch. Heinrich des Löwen, Hzg. v. Bayern u. Sachsen, u. d. welf. u. stauf. Pol. seiner Zeit, 2 Bde., 1867, ²1916;
    Heinrich IV. u. Philipp III., Die Begründung d. franz. Uebergewichts in Europa 1598-1610, 3 Bde., 1870-76;
    Das Za. Ludwigs XIV., 1879, ²1889;
    Gesch. d. preuß. Staatswesens von d. Tode Friedrich d. Gr. bis zu d. Freiheitskriegen, 2 Bde., 1880/82;
    Westeuropa im Za. v. Philipp II., Elisabeth u. Heinrich IV., 1883, ²1889;
    Les Origines du Catholicisme moderne, La Contre-Révolution religieuse au XVIe sicčle. 1884;
    Gesch. d. neueren Zeit, 3 Bde., 1886-89;
    Hist. du règne Marie Stuart, 3 Bde., 1891-92;
    Friedrich III. als Kronprinz u. Kaiser, 1893, 2. verbesserte Aufl. 1908;
    Ein Ministerium unter Philipp II., Kard. Granvella am span. Hofe 1579-1586, 1895;
    Der Gr. Kf. Friedrich Wilhelm v. Brandenburg, 3 Bde., 1897-1903;
    Max v. Forckenbeck, Ein Lb., 1898;
    Das Leben Ks. Friedrichs III., 1900, ²1908;
    Neueste Gesch. d. jüd. Volkes, 1907-11 (neubearb. v. Emanuel Bernfeld 1930).

  • Literatur

    L. Geiger, in: Allg. Zs. d. Judenthums 80., Nr. 32 v. 11.8.1916, S. 373 f.;
    Jüd. Geistesleben in Bonn 1786-1945, Eine Biobibliogr., bearb. v. H. Fremerey-Dohna u. R. Schoene, in: Veröff. d. Stadtarchivs Bonn 37, 1985, S. 192-95;
    I. Schmidt, M. P. in Berlin, in: K. Gutzmer, Die Philippsons in Bonn, Dt.-jüd. Schicksalslinien 1862-1980, ebd. 49, 1991, S. 103-16.;
    J. Philippson, The Philippsons, A German-Jewish Family 1775-1933, in: Year-Book Leo Baeck Inst. VII, 1962, S. 95-118;
    F. Stockmans, in: Biogr. Nat. Beige, Suppl. Joassart-Windisch, 1980, Sp. 639-48;
    A. Philippson, Wie ich zum Geographen wurde, Aufgezeichnet im KZ Theresienstadt zw. 1942 u. 1945, hg. v. H. Böhm u. A. Mehmel, 1996, ²2000.

  • Porträts

    Phot. im Geograph. Inst. d. Univ. Bonn.

  • Autor/in

    Astrid Mehmel
  • Zitierweise

    Mehmel, Astrid, "Philippson, Martin" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 398-399 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116176296.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA