Lebensdaten
1768 – 1850
Geburtsort
Hausen bei Oberaula (Hessen)
Sterbeort
Münster (Westfalen)
Beruf/Funktion
General ; Freiheitskämpfer ; Diplomat ; Politiker ; Generalleutnant ; Gesandter ; Freiherr
Konfession
reformiert
Normdaten
GND: 116168986 | OGND | VIAF: 77060260
Namensvarianten
  • Dörnberg, Wilhelm Kaspar Ferdinand Freiherr von
  • Dörnberg, Wilhelm Freiherr von
  • Dörnberg, Wilhelm Kaspar Ferdinand Freiherr von
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Zitierweise

Dörnberg, Wilhelm Freiherr von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116168986.html [08.10.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Karl Sigismund (1718–78), auf Hausen u. Dittershausen, Erbküchenmeister in Hessen, S des Joh. Kaspar (1689–1734), hessisch-kasselischer WGR, Gesandter u. RegierungsPräs. v. Kassel (s. Dipl. Vertr.), u. der Sophie Charl. (T des preußischen Gen. Joh. Sigm. v. Heyden, 1738, s. Priesdorff I, S. 52, P);
    M Henriette (1743–85), T des Frdr. Wilh. v. u. zu Mansbach, hessischer Oberst, u. der Sophie v. Bernstein;
    Om Joh. Frdr. v. u. zu Mansbach ( 1803), schwedisch-dänischer Gen.Lt. u. Gesandter;
    Vt Carl v. und zu Mansbach (1790–1807), dänisch-schwedischer Gen.Lt. u. Diplomat;
    Königsbrück b. Dresden 1796 Julie (1776–1839), T des Gg. Werner Aug. Dietr. Gf. v. Münster-Meinhövel (1751–1801), Herr der freien Standesherrschaft Königsbrück usw., kurkölnischer WGR (B des Ernst, 1839, hann. Staatsmann), u. der Luise Gfn. v. Gronsfeld-Diepenbroick; 5 S, 3 T, u. a. Selma (⚭ Karl Gf. v. der Groeben, 1788-1876, preußischer Gen. u. Pol., s. ADB IX); Urenkel Karl v. Einem ( 1934), Gen.oberst (s. NDB IV).

  • Biographie

    Leben und Werke D.s erhielten Bedeutung und Richtung im Zeitalter der Revolutions- und Freiheitskriege (1792–1815). Er kämpfte in diesen Auseinandersetzungen als Truppenoffizier, als militärischer Führer und Diplomat der Widerstandsbewegung, in offenem Kriege und im Untergrunde, als hessischer, preußischer, westfälisch-napoleonischer, britischer und hannoverischer Offizier und als steckbrieflich verfolgter Flüchtling in unermüdlichem, mutigem, erfolgreichem und verläßlichem Einsatz für die Freiheit seines Vaterlandes und für die Beseitigung der französischen Fremdherrschaft in Mitteleuropa. Er war den führenden Geistern unter den Gegnern Napoleons auf den Thronen, in den Regierungen und in den Heeren des außerfranzösischen Europa durch persönliche und freundschaftliche Beziehungen eng verbunden, dem Range ihrer geschichtlichen Bedeutung nach gleichgestellt. Er war das Haupt der mißlungenen hessischen Verschwörung von 1809, Stabschef der „Schwarzen Schar“ unter Herzog Wilhelm von Braunschweig (1809), britischer Militärbevollmächtigter in Preußen und Rußland (1811/12), Ratgeber der russischen Truppenführer im französisch-russischen Kriege (1812/13), mitverantwortlich für die preußisch-russischen Konvention von Tauroggen, Sieger bei der Erstürmung Lüneburgs, dem ersten größeren Gefecht gegen die napoleonische Armee auf deutschem Boden während des Freiheitskrieges, verdienter und schwer verwundeter Reiterführer in der Schlacht bei Waterloo. So waren Persönlichkeit und Namen D.s zu einem Begriff der freiheitsliebenden Deutschen jener Jahre geworden. Als Generalleutnant und als langjähriger Gesandter am Zarenhofe in Petersburg (1825–35) beschloß er seine erfolgreiche Laufbahn und sein bewegtes Wanderleben in hannoverischen Diensten. Er hat im Verein mit den übrigen Männern der deutschen Erhebung die Fundamente einer Entwicklung legen helfen, in deren Verlauf Deutschland über 100 Jahre vor jeder Art von Fremdherrschaft bewahrt blieb. – Schwarzer Adlerorden, Pour le mérite.

  • Werke

    D. u. d. Aufstand in Hessen, Selbstdarst, in: Geh. Geschichten u. rätselhafte Menschen V, hrsg. v. F. Bülau, 1854, S. 409 ff.

  • Literatur

    ADB V;
    K. Lynker, Gesch. d. Insurrektionen wider d. westf. Gouvernement, 1857;
    F. Meinecke, Das Za. d. dt. Erhebung, 1924 (P);
    Hugo Frhr. v. Dörnberg-Hausen, W. v. D., 1936 (P);
    ders., in: Lb. Kurhessen I, 1939, S. 82-92 (L, P). – Zu Om u. Vt v. Mansbach: Norsk Biografisk Leksikon IX, Oslo 1940.

  • Porträts

    Ölgem. v. L. E. Grimm, 1827, Abb. b. H. v. Dörnberg, s. L.

  • Autor/in

    Bernhard Mühlhan
  • Zitierweise

    Mühlhan, Bernhard, "Dörnberg, Wilhelm Freiherr von" in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 34 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116168986.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Dörnberg: Wilhelm Caspar Ferdinand Freiherr v. D., geb. 14. April 1768 zu Hausen bei Hersfeld, in Münster 19. März 1850, Sohn des Freiherrn Karl Sigismund v. D. und der Freifrau Henriette v. Mannsbach, der unermüdliche Kämpfer zur Befreiung Deutschlands von französischer Herrschaft. Im Januar 1783 trat er in das erste Bataillon Garde zu Kassel ein, wurde am 22. Januar 1785 Premier-Lieutenant, machte den Feldzug 1792 in der Champagne mit, erhielt am 6. Dec. 1792 sein Patent als Stabscapitän, kämpfte 1794 in den Niederlanden, wo er sich namentlich bei der Belagerung von Ypern hervorthat. Bei Reducirung der hessischen Armee nach dem Baseler Frieden zurückgesetzt, forderte er seinen Abschied und wurde am 22. Januar 1796 entlassen, trat in demselben Jahre in preußische Dienste und machte als Hauptmann im Füsilierbataillon v. Bibra in der Avantgarde Blücher's die Schlacht bei Jena mit. Nach der Capitulation Lübecks gerieth auch er mit Blücher's Corps in Kriegsgefangenschaft. Kurz nach seiner Freilassung ging er mit dem Fürsten Wittgenstein nach England, um dort im Interesse eines in Hessen zu orgamsirenden Aufstandes gegen das französische Gouvernement zu wirken: der Tilsiter Frieden machte seinen Unterhandlungen ein Ende. Nach Hessen zurückgekehrt mußte er westfälische Militärdienste nehmen und erhielt von Jérôme das Regiment der Chasseurs Carabinters (18. Mai 1808). Da die westfälische Regierung in seine Loyalität keinen Zweifel setzte, so konnte er, in steter Fühlung mit Scharnhorst, Gneisenau, Schill, Katt, ungestört ausgedehnte Vorbereitungen zu einer Insurrection treffen, welche bei einem zwischen Frankreich und Oesterreich wieder ausbrechenben Kriege den Mittelpunkt einer gleichzeitigen Erhebung des nördlichen Deutschlands bilden sollte. Die Ereignisse zwangen ihn jedoch schon am 22. April 1809 den Aufstand ausbrechen zu lassen, ohne daß alles gehörig vorher organisirt war. Die gegen Kassel anrückenden, mehrere tausend Mann starken Bauernhaufen, die, schlecht bewaffnet, nur durch wenige reguläre Truppen unterstützt waren, wurden mit leichter Mühe bei der Knallhütte vor Kassel geschlagen und der Aufstand in Hessen in wenigen Tagen leicht unterdrückt, v. D. floh zum Herzog Wilhelm von Braunschweig, machte mit ihm den Zug durch Deutschland und ging mit ihm dann nach England, wo er General wurde. 1812 kämpfte er als solcher in der russischen Armee. In den Freiheitskriegen war seine Hauptthat die Vernichtung der Morand’schen Division bei Lüneburg; auch bei Quatrebas und Waterloo zeichnete er sich aus. Nach dem Frieden trat|er in hannöversche Dienste und wurde Generallieutenant und außerordentlicher Gesandter in Petersburg.

    • Literatur

      Quellen: v. Dörnberg's eigene Schrift „Dörnberg und der Aufstand in Hessen“ in Bülau Geh. Gesch. V. B. 409—420. K. Lynker, Geschichte der Insurrectionen wider das westfälische Gouvernement S. 69—181. — Acten des Marburger Staatsarchivs.

  • Autor/in

    Könnecke.
  • Zitierweise

    Könnecke, "Dörnberg, Wilhelm Freiherr von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 5 (1877), S. 353-354 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116168986.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA