Lebensdaten
1918 – 1983
Geburtsort
Flensburg
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Schriftsteller
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 107044919 | OGND | VIAF
Namensvarianten
  • Luther, Jens
  • Rehn, Jens
  • Luther, Jens
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Zitierweise

Rehn, Jens, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd107044919.html [23.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Paul Otto Luther (1892–1971), aus Kölleda (Thür.), Kammervirtuose d. Staatsoper B.;
    M Elise (* 1891), aus Karlsmint (Kr. Ellernförde);
    1) 1943 Charlotte Koch ( 1944 b. Bombenangriff auf Hamburg), 2) Ursula (1920–96), T d. Erich Albert Julius Burow, Zollaufseher in Anholt (Westfalen), u. d. Erna Berta Maria Raffel (1897–1998);
    2 K aus 2), S Lars Luther (* 1959), Biologe in B., T Angela Luther (* 1961), Ärztin in B.

  • Biographie

    R. besuchte bis 1937 das Gymnasium und Konservatorium in Berlin, diente anschließend bei der Kriegsmarine und nahm als U-|Boot-Kommandant am 2. Weltkrieg teil. 1943 geriet er in vierjährige Kriegsgefangenschaft in Afrika, Kanada und England. 1947-49 war er freiberuflich als Journalist und Schriftsteller in Bad Harzburg und Flensburg tätig, 1950-81 in Berlin als Rundfunkredakteur in der Literaturabteilung des RIAS, zuletzt als deren Leiter. Längere Reisen führten ihn nach Ostasien, Indien, Afrika und in die USA. 1954-58 studierte er Philosophie, Anglistik und Musikwissenschaft an der FU Berlin. Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit arbeitete er auch als Komponist.

    In seinen ersten drei Romanen und frühen Erzählbänden, die sich durch knappen Stil und ein Minimum an Handlung auszeichnen, stellt R. Menschen in Grenzsituationen dar, die gleichnishaft zum Ausgangspunkt für allgemeine, existentialistische Reflexionen und Assoziationen werden. Mit dem „genialischen“ Roman (G. Benn) „Nichts in Sicht“ (1954) wurde R. bekannt: Zwei namenlose Männer, ein dt. U-Boot-Soldat und ein amerik. Flieger, treiben 1943 in einem Schlauchboot auf dem Atlantik dem Ende zu. Einsamkeitserfahrung, Todesnähe sowie Sinn- und Ziellosigkeit menschlichen Lebens stehen im Mittelpunkt dieses parabelhaften Werks, wobei mythische Motive (Charon) eine größere Rolle spielen als die Kriegssituation. Nihilismus spricht auch aus „Feuer im Schnee“ (1956), wo ein pensionierter Lehrer während des Krieges über den Sinn seines Lebens nachdenkt und, indem er seine Bücher verbrennt, mit der europ. Geistesgeschichte und Literatur abrechnet. Die existentielle Frage stellt auch R.s dritter Roman „Die Kinder des Saturn“ (1959), der die Situation dreier Überlebender eines Atomkriegs schildert.

    In den 60er und frühen 70er Jahren schrieb R. v. a. humorvolle Werke, kehrte aber danach wieder zur nüchternen Sprache früherer Jahre zurück. In dem Roman „Morgen-Rot, Die Kehrseite des Affen“ (1976) warf R. aus der Sicht des Jahres 1996 einen satirischen Blick auf die Berliner Studentenunruhen 1968–72. Der in der knappen Sprache der Werke der 50er Jahre geschriebene Roman „Die weiße Sphinx“ (1978) handelt vom Scheitern einer Polarexpedition. R.s Erzählungen sind in einer Reihe von Bänden mit sich z. T. überschneidendem Inhalt zusammengefaßt (Der Zuckerfresser, 1961; Das einfache Leben od. d. schnelle Tod, 1966 [Bibliogr.]; Nach Jan Mayen u. andere Geschichten, 1981). In den unter dem Einfluß von Franz Blei (1871–1942) entstandenen Essays „Das neue Bestiarium der dt. Literatur“ (1963; erw. Ausg. 1970) stellte R. dt. Autoren, wie z. B. Heinrich Böll, Günter Grass, Friedrich Dürrenmatt und Martin Walser, in Tierbildern dar. Als einer der ersten dt. Nachkriegsexistentialisten löste sich R. von der konkreten Beschreibung der Kriegserfahrung und setzte sich stattdessen vor deren Hintergrund mit Grundfragen der Existenz auseinander.|

  • Auszeichnungen

    PEN-Mitgl. (1956);
    Berliner Kunstpreis „junge generation“ f. Lit. (1956);
    Villa-Massimo-Stipendium (1979).

  • Werke

    Weitere W Rondo u. Scherzo funèbre, 1958;
    Daten, Bilder, Hinweise, Störungen, 1964 (Gedichte);
    Kyushi Nikki, Ein Südjapan. Reisetageb., 1965;
    (Hg.), die zehn gebote, Exemplar. Erzz., 1967;
    Was ist d. Mensch, 1980. – Hörspiele: Der Chefrechner, 1961;
    Nichts Außergewöhnliches, 1963;
    Verrostete Sterne, 1965;
    Das Geschwätz, 1969. |

  • Nachlass

    Nachlaß: Lars u. Angela Luther, Berlin.

  • Literatur

    R. Schroers. Sterben u. beinahe sterben, in: Frankfurter Hh. 10/9, 1955, S. 673-75;
    G. Benn, Ges. Werke in vier Bdn., 1961, IV, S. 342-46;
    R. Hartung, Gegen d. Strom, in: Neue Dt. Hh. 4, 1957, S. 175 f.;
    W. Jacobs, „Der Zuckerfresser“, ebd. 8, 1961, S. 149-51;
    G. Giefer. Sayonara, J. R., ebd. 30, 1983, S. 219-21;
    M. Dahrendorf, Das einfache Leben od. d. schnelle Tod, 1966;
    M. Reich-Ranicki, in: FAZ v. 6.1.1983;
    P. Krahe, Schiffbruch u. Selbstaufgabe, Ein Vgl. v. ‚Nichts in Sicht, Ber. e. Schiffbrüchigen' u. ‚Pincher Martin', in: GRM 36, 1986, S. 433-54;
    G. v. Wilpert, Literatur in Bildern, Dt. Dichterlex., 1963;
    Lex. dt.sprach. Schriftst., 1975;
    F. Lennartz, Dt. Schriftst. d. Gegenwart, 111978;
    Kürschner, Lit.-Kal., Nekr. 1971–98, 1999;
    KLG (P);
    Kunisch;
    Kunisch-Wiesner;
    Kosch, Lit.-Lex.³;
    Killy.

  • Autor/in

    Hans Wagener
  • Zitierweise

    Wagener, Hans, "Rehn, Jens" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 285-286 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd107044919.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA