Lebensdaten
1588 – 1638
Geburtsort
Baden Kanton Aargau
Sterbeort
Ittingen bei Warth Kanton Thurgau
Beruf/Funktion
Kartäuser ; Hagiograph ; katholischer Kirchenhistoriker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 104349468 | OGND | VIAF: 34889596
Namensvarianten
  • Murer, Heinrich
  • Murer, Henricus
  • Murer, Johann Heinrich

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Murer, Heinrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd104349468.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus d. Basler Patrizierfam. d. M. v. Istein, v. der e. Zweig 1482-1575 in Zürich eingebürgert war u. dann nach B. zog. – V Kaspar ( 1588), Bürger u. Rat in B., Hptm. in franz. Diensten, S d. Hans Christof ( 1571), Vogt zu Klingnau;
    M Salome (1564–1623), T d. Heinrich Bodmer ( 1596), Schultheiß in B.;
    Stief-V (seit 1592) Ludwig Pfyffer (1524–94), Schultheiß v. Luzern (s. ADB 25; HBLS);
    Urur-Gvv Kaspar ( 1517), 1482 Bürger u. Rat in Zürich;
    Ururur-Gvv Dietrich (1437–88), Stallmeister Kg. Karls VII. v. Frankreich;
    Stief-B Christof Pfyffer v. Altishofen (1593–1673), Schultheiß in Luzern (s. HBLS), Hans Ludwig Pfyffer v. Altishofen (1594–1626).

  • Biographie

    M. wuchs in der Familie seines Stiefvaters, des erzkath. „Schweizerkönigs“ Ludwig Pfyffer, auf und studierte bei den Jesuiten in Luzern und Pruntrut und 1608-10, zusammen mit seinen beiden Stiefbrüdern, an der Sorbonne in Paris, wo er Freundschaft mit den dortigen Kartäusern pflegte. 1614 trat er in die von den Pfyffers geförderte Kartause Ittingen ein, die unter Bruno Müller von Warth (Prior 1614–48) eine gerade auch literarische Blüte erlebte. M. wurde Prokurator des Klosters, widmete sich aber vor allem historischen Studien. Sein großes Werk ist die „Helvetia Sancta, Das ist Schweytzerisch oder Eydgnössisch Heyligenbuch“ mit 40 Kupferstichtafeln von Rudolf Meyer (Zürich) nach Hans Asper (Konstanz), 1648 in Luzern bei David Hautt erschienen (ohne Kupf., mit Zusätzen über Bruder Klaus und Fidelis von Sigmaringen, St. Gallen ²1751). Sie stellt eine fleißige und umsichtige, aber reichlich unkritische erbauliche Sammlung von Heiligenviten aus gedruckten und ungedruckten Quellen dar, die trotz ihrer Mängel Schule machte: Gabriel Bucelinus und Johann Kaspar Lang setzten die Tradition fort. Kritik fand die „Helvetia Sancta“ durch Johann Jakob Hottinger. M.s übrige Werke, zumal das „Theatrum Ecclesiasticum Helvetiorum“, eine unvollendete Geschichte der Bistümer, Stifte und Klöster der Schweiz, aber auch lat. Gedichte, kamen nach Aufhebung der Kartause Ittingen 1848 in die Thurgauische Kantonsbibliothek in Frauenfeld, Abschriften der Jahre 1784/85 aus der Benediktinerabtei Rheinau 1862 in die Zentralbibliothek Zürich. Auch die Anfänge des Pfyfferschen Familienbuchs gehen auf M. zurück. Bei allem Einsatz für seine Kirche war M. ein gelehrter Ireniker. Er starb als letzter seines Geschlechts.

  • Literatur

    ADB 23;
    G. E. v. Haller, Bibl. d. Schweizer-Gesch. III, 1786;
    A. Ph. v. Segesser, Ludwig Pfyffer u. seine Zeit, 4 Bde., 1880/82;
    Wetzer-Welte VIII, ²1893, Sp. 2017 f.;
    P. G. Meier, Der Karthäuser H. M. u. seine Schrr., in: Der Gesch.freund 55, 1900, S. 1-36, 281 f. (L);
    W. Merz (Hrsg.), Oberrhein. Stammtafeln, 1912, Tafel 58;
    R. Feller u. E. Bonjour, Gesch.schreibung d. Schweiz I, 1962;
    HBLS;
    Schweizer Lex.

  • Autor/in

    Peter Fuchs
  • Zitierweise

    Fuchs, Peter, "Murer, Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 608-609 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104349468.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Murer: Heinrich M., Carthäusermönch in Ittingen (Thurgau) und Kirchengeschichtschreiber, geb. am 2. März 1588 zu Baden (im Aargau), am 28. Febr. 1638. Der Sohn eines in Frankreich gefallenen Offiziers, Hauptmann Kaspar Murer von Istein, und der Salome Bodmer von Baden, kam M. dadurch, daß seine verwittwete Mutter mit dem hervorragenden Luzerner Staatsmann, Schultheißen Ludwig Pfyffer (s. d. Art.), als dessen dritte Gattin sich vermählte, 1592 nach Luzern. Obschon sein Stiefvater schon 1594 starb, blieb M. dennoch in Verbindung mit der Pfyffer’schen Familie, deren Familienbuch in seinem ersten Entwurfe von ihm herrührt, und, als angenommener Bürger, mit Luzern. Nach Studien bei den Luzerner und Pruntruter Jesuiten, hernach an der Sorbonne in Paris, zuerst nach Luzern zurückgekehrt, trat M. 1614 zu Ittingen — dieses reiche Kloster unweit Frauenfeld war 1462 durch Kauf an den Carthäuserorden übergegangen — als Mönch ein. Neben den Geschäften, welche ihm durch Uebertragung der Procuratur oblagen, widmete er sich mit großem Fleiße historischen Studien, deren hauptsächlichste Frucht allerdings erst zehn Jahre nach seinem Tode zu Tage trat, in der „Helvetia Sancta, d. i. Schweytzerisch oder Eydgenössisch Heyligenbuch — seu Paradisus Sanctorum Helvetiae Florum u. s. f.“, mit Kupfertafeln eines Constanzer und eines Zürcher Meisters — „Johann. Asper inventor — Rudolph Meyer sculpsit“ — (Luzern 1648). Wenn auch die legendarischen Elemente selbstverständlich sehr in den Vordergrund treten, so ist doch unverkennbar, daß M. den Vorsatz hatte, nach Quellen zu arbeiten. Weitere Schriften Murer's, welche zusammen ein Theatrum Helvetiorum oder Monumenta Sacra Helvetiae Episcopatuum et Monasteriorum bilden sollten, blieben theils durch seinen nach kurzer Krankheit eingetretenen Tod unvollendet, andererseits überhaupt ungedruckt. Von diesen Bisthums- und Klostergeschichten, welche übrigens theilweise auf die Arbeiten älterer Autoren — z. B. Gall Oehem's, Rüeger's — zurückgingen (darunter ist auch eine solche von Ittingen selbst, unter Erweiterung zu einer Geschichte des Thurgaus), bringt Haller's Bibliothek der Schweizer-Geschichte, Th. III, eine Aufzählung (unter elf Titeln). Besonders aber enthält nun der „Katalog der Thurgauer Kantonsbibliothek“ (1858), S. 92—95, sämmtliche 24 Stücke der nachgelassenen Schriften Murer's (dieselben sind 1848 nach Aufhebung des Klosters Ittingen, mit der gesammten Bibliothek, nach Frauenfeld versetzt worden).

    • Literatur

      Vgl. besonders den 1648 durch Bruno Müller, den damaligen Prior von Ittingen, der Helvetica Sancta in deren „Vorred“ vorangestellten kurzen Lebensabriß, sowie in Kuhn's Thurgovia Sacra II (1879), S. 197—199, den Abschnitt über die Pflege von Wissenschaft und Dichtkunst — S. 231 ff. Proben von M. selbst — unter diesem Prior Müller.

  • Autor/in

    Meyer von Knonau.
  • Zitierweise

    Meyer von Knonau, "Murer, Heinrich" in: Allgemeine Deutsche Biographie 23 (1886), S. 60 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104349468.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA