Lebensdaten
1798 – 1848
Geburtsort
Heilbronn
Sterbeort
Heilbronn
Beruf/Funktion
Papierfabrikant
Konfession
-
Normdaten
GND: 104201932 | OGND | VIAF: 7816964
Namensvarianten
  • Schäuffelen, Gustav Wilhelm
  • Schaeuffelen, Gustav
  • Schäuffelen, Gustav Wilhelm
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Schaeuffelen, Gustav, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd104201932.html [23.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johannes (1763–1805), aus Wahlheim, hzgl. württ. Kellerei- u. Kastenverw. in H.;
    M Elisabetha Bernhardine Koch (1775–1838, 1809 Johann Christian Röder, 1832, Papiermacher in Enzberg, Württ., wanderte nach Kaukasien aus); Schw d. Stief-V Johanna Sophie Röder (⚭ Johann Valentin Ebbecke, Papiermacher in H.);
    1) Heilbronn 1821 Johanna Christiane (1802–37), T d. Kaspar Lang, 2) Heilbronn 1842 Luise Auguste (1811–88), wohl T d. Dr. Johann Friedrich Seyffer (1777–1852), Oberamtsarzt in H. (s. NND);
    9 K aus 1), u. a. Gustav (1822–68), Richard (1829–82), beiden traten 1848 bzw. 1851 in d. techn. Ltg. d. Papierfabrik ein, 3 K aus 2), u. a. Irene (1846–1921, 1] 1865 1876 Franz Koppel-Ellfeld, 1838–1920, Dr. iur., 1876 ao. Prof. d. Kulturgesch. am Polytechnikum in Dresden, Journ., Redakteur, 1890-96 Dramaturg d. sächs. Hoftheaters ebd., Hoftheaterintendanzrat, Schriftst., s. Brümmer; DBJ II, Tl., 2] 1877 Adolf v. Hildebrand, 1847–1921, bayer. Adel 1903, Bildhauer in Florenz u. München, s. NDB IX; P);
    E Dietrich v. Hildebrand (1889–1977), Prof. d. Phil. an d. Columbia Univ., New York (s. BHdE I), Eva v. Hildebrand (1877–1962, 1902 1929 Carlo [Karl] Sattler, 1877–1966, Architekt, Prof., Präs. d. Ak. d. Bildenden Künste in München, s. NDB 22 Fam.art.).

  • Biographie

    Nach Besuch der Dorfschule in Enzberg erlernte S. das Papiermacherhandwerk beim Stiefvater, seit 1812/13 leitete er dessen Papiermühle. Da sein Stiefvater vor 1816 auswanderte, kehrte S. mit seiner Mutter nach Heilbronn zurück, wo er zwei Jahre ein kleines Handelsinstitut besuchte. Die Enzberger Mühle wurde 1819 an den Vorsteher der Papiermühle in Niefern verkauft. 1818 wurde S. Buch- und Geschäftsführer in der Papiermühle von Johann Valentin Ebbecke (1775–1822) in Heilbronn. Nach dem Tod des Betriebsinhabers erhielt er 1821 das Bürgerrecht und kaufte die Mühle Ende 1822. Im Okt. 1827 brannte der Betrieb ab, konnte aber durch Unterstützung der Stadt Heilbronn 1829 weitergeführt werden. Noch wurde das Papier an zwei Schöpfbütten von Hand gefertigt.

    Seit 1824 befaßte sich S. mit Fragen der maschinellen Papierfabrikation. Die benachbarte Papierfabrik „Gebr. Rauch“ besaß ein bis 1833 gültiges ausschließliches Patent für mechanische Papierfabrikation mit einer engl. Langsiebpapiermaschine. S. beantragte 1825 vergeblich ein eigenes Papiermaschinenpatent.

    1830 gelang ihm in Zusammenarbeit mit dem Heilbronner Mechaniker Johann Jakob Widmann, eine funktionsfähige Papiermaschine zu bauen, was zu langwierigen Rechtsstreiten mit der Firma Gebr. Rauch führte. Sowohl Widmann als auch S. bauten in der Folge Papiermaschinen für in- und ausländische Abnehmer. Gerade für kapitalschwache Unternehmen spielten die etwa 50 in Heilbronn gebauten Papiermaschinen eine wesentliche Rolle im frühindustriellen Innovationsprozeß. Durch seine umfassenden Kenntnisse der verschiedenen Fertigungsverfahren hatte S. einen wichtigen Vorteil gegenüber reinen Maschinenbauern.

    S. verbesserte seinen Betrieb durch viele Neuerungen: Er nutzte höhere Temperatur artesischer Brunnen aus, um das Einfrieren|seiner Wasserräder in Winterzeiten zu verhindern, und führte die chem. Lumpenbleiche ein. Anläßlich der Industrieausstellung 1833 in Stuttgart erhielt S. für seine aus Stroh gefertigten Papiere und seine in eigener Werkstatt gefertigten Papiermaschinensiebe eine goldene Medaille. Neben der Papierfabrikation entwickelte S. Verfahren der Lufterhitzung bei Kesselfeuerungen, die den Wirkungsgrad von Heizeinrichtungen erhöhen sollten. In den 1830er fahren erhielt er hierfür mehrere in- und ausländische Patente. Intensiv befaßte sich S. in den 1840er Jahren mit neu aufkommenden Fragen der Papierqualität und der Alterungsbeständigkeit von Papieren. Dabei gelang ihm der Nachweis, daß bestimmte Schäden nicht am Einsatz von industriellen Fertigungsmethoden (Chlorbleiche der Hadern, maschinelle Papierfabrikation), sondern an deren falscher Anwendung lagen.

    Die Firma wurde 1849 entsprechend S.s testamentarischer Anordnung in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, deren Anteile den 10 überlebenden Kindern des Papierfabrikanten zufielen. Die AG wurde 1926 liquidiert.

  • Werke

    Beschreibung d. S.schen Heizapparates, 1835;
    Ueber Maschinen- u. Büttenpapier, in: Mbl. d. Ghzgl. Hess. Gewerbver. Darmstadt, 8, 1845, S. [195]-200;
    Ueber Maschinen- u. Büttenpapier, in: Beil. z. Allg. Ztg. Nr. 86 v. 27.3.1845, S. 686;
    Merkwürdiger Fall z. Beachtung f. Mühlen-Besitzer, Auszug aus d. Beil. zu Nro. 173 d. Beobachters v. 28.6.1846;
    Entgegnung auf d. kürzlich verbreitete Druckschr. betitelt: Die Papierfabrik d. Gebr. Rauch u. ihre Gegner, 1847.

  • Literatur

    Beil. zu Nr. 35 d. Cbl. f. dt. Papierfabrikation v. 15. Mai 1853, S. 12-16;
    J. Kerner, in: R. Schaeuffelen, Zum Fünfundsiebzigsten Jub. d. G. S.’schen Papierfabrik in Heilbronn 1823-1898, 1898, S. 19 (P);
    A. Schulte, Die Anfänge d. dt. Papiermaschinenbaues, in: Der Papier-Fabr. 37, 1939, S. 149-51;
    Frieder Schmidt, „Merkwürdiger Fall z. Beachtung f. Mühlen-Besitzer“, Ein Wasserrechtsstreit während d. Frühindustrialisierung d. Stadt Heilbronn, in: Wind- u. Wasserkraft, hg. v. G. Bayerl, 1989, S. 178-218;
    ders., Von d. Mühle z. Fabrik, Die Gesch. d. Papierherstellung in d. württ. u. bad. Frühindustrialisierung, 1994;
    H. Weckbach, Zur Gesch. d. Heilbronner Papiermühlen, in: Papiergesch. 15, 1965, H. 3/4, S. 45-52;
    H. 5/6, S. 53-59;
    ders., Erfolg u. Tragödie, G. S. u. Johann Widmann, in: ders. (Hg.), Heilbronner Köpfe, 1998, S. 114-23 (P);
    F. J. Bauer, Bürgerwege u. Bürgerwelten, 1991, bes. S. 210 ff.

  • Porträts

    Büste v. A. v. Hildebrand, 1898 (1944 zerstört), Abb. in: Schaeuffelen, Zum Fünfundsiebzigsten Jub., 1898 (s. L) u. in: A. Haas, A. v. Hildebrand, Das plast. Portrait, 1984, S. 135.

  • Autor/in

    Frieder Schmidt
  • Zitierweise

    Schmidt, Frieder, "Schaeuffelen, Gustav" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 530-531 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104201932.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA