Lebensdaten
erwähnt 15. Jahrhundert
Beruf/Funktion
Fechtmeister ; Verfasser von Fechtlehren
Konfession
-
Normdaten
GND: 103145443 | OGND | VIAF: 54554358
Namensvarianten
  • Siegmund am Ringeck
  • Sigmund ain Ringeck (eigentlich)
  • Sigmund Amring
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Orte

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Zitierweise

Sigmund am Ringeck, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd103145443.html [28.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Über S. ist fast nichts bekannt. Bereits die Namensansetzung beruht auf einem Lesefehler. In den Handschriften des 15. und 16. Jh. erscheinen die Formen „Sigmund ain ringeck“ (Dresden, C 487, 11r), „sigmund amring“ (München, Cgm 1507, 2r), „sigmund schninig“ (Augsburg, Hs. I.6.2o.5, 21v) und „Sigmund Emring“ (Glasgow, E. 1939. 65. 341, 22r). Eine grobe chronologische Einordnung gestattet die Selbstnennung in der Dresdner Handschrift, wonach S. zeitweilig als Fecht- bzw. Waffenmeister („Schirmaister“) Hzg. Albrechts von Bayern (vermutlich Albrecht III. v. Bayern-München, reg. 1438–60) diente. In einer zu Beginn des 16. Jh. angelegten Liste berühmter Fechtmeister (München, Cgm 1507, 2r) wird S. bereits unter den Verstorbenen geführt. Die ältere Zurechnung S.s zu einem gleichnamigen Adelsgeschlecht wird heute nicht mehr aufrechterhalten. Der Beiname ist als Herkunftsangabe aus einem wohl süddt. Ort zu deuten.

    S. ist damit als nichtadeliger Spezialist für die Vermittlung von Kampftechniken zu sehen, der in wechselnden Dienstverhältnissen im Umkreis spätmittelalterlicher Adelshöfe lebte und nebenher sein Fachwissen verschriftlichte. Seine Fechtlehre markiert den Übergang der Fechtkunst vom adeligen Kampfmonopol zur höfischen Repräsentationsform. S. richtete sich explizit an Fürsten und Herren, damit sie „mügen besten jn schimpf vnd in ernst“ (Dresden, C 487, 16v). In seinen Fechtanleitungen orientierte sich S. vornehmlich an den älteren Fechtlehren Johannes Liechtenauers ( 1389) aus dem 14. Jh., wobei er die oftmals unverständlichen mnemotechnisch motivierten Merkverse der Vorlagen (zedel) mit umfangreichen, praxisnahen Kommentaren (ußlegung, glossa) versah. Der größte Teil gilt der Kommentierung Liechtenauers, selbständige Teile betreffen Varianten zum Schwertkampf und zum Bucklerfechten. Die Nachwirkung S.s ist umfangreich. Mit weiteren Ergänzungen und Kommentaren versehen, ging seine nach Liechtenauer älteste Verschriftlichung der Fechtkunst in die Handschrift des Peter von Danzig ein und wurde von dort aus weiter verbreitet. Außer dem Beitrag zur Liechtenauer-Rezeption ist S. für die Erschließung der Fachsprache des Fechtens von Bedeutung. In der modernen Reenactment-Szene und bei historischen Kampfkunst-Gruppen erfreuen sich seine präzise beschriebenen Techniken großer Beliebtheit.

  • Werke

    W-Ausg. M. Wierschin, Meister Johann Liechtenauers Kunst d. Fechtens, 1965, S. 87–166 (Dresden, C 487, 2r-126v).

  • Literatur

    M. Wierschin, Meister Johann Liechtenauers Kunst d. Fechtens, 1965, S. 14 f., 43 f., 56 f. u. 78–202;
    H.-P. Hils, Die Hss. d. oberdt. Fechtmeisters Hans Talhoffer, in: Codices Manuscripti 9, 1983, S. 97–121;
    ders., Meister Johann Liechtenauers Kunst d. langen Schwertes, 1985, S. 54–57, 153–57;
    M. Backes, Das literar. Leben am kurpfälz. Hof zu Heidelberg im 15. Jh., 1992, S. 101;
    R. Welle, „... und wisse das alle höbischeit kompt von deme ringen“, Der Ringkampf als adelige Kunst im 15. u. 16. Jh., 1993, S. 57–70 u. 98–100;
    J.-D. Müller, Bild, Vers, Prosakommentar, in: H. Keller (Hg.), Pragmat. Schriftlichkeit im MA, 1992, S. 267–70;
    ders., Hans Lecküchners Messerfechtlehre u. d. Tradition, in: ders. (Hg.), Wissen f. d. Hof, 1994, S. 356–59, 371;
    Kosch, Lit.-Lex.³;
    Vf.-Lex. MA² (L).

  • Autor/in

    Rainer Leng
  • Zitierweise

    Leng, Rainer, "Sigmund am Ringeck" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 366-367 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd103145443.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA