Lebensdaten
1885 – 1969
Geburtsort
Görlitz
Sterbeort
Soest
Beruf/Funktion
Sozialpädagoge ; Ökumeniker ; Pazifist
Konfession
-
Normdaten
GND: 118614061 | OGND | VIAF: 50018357
Namensvarianten
  • Siegmund-Schultze, Friedrich Wilhelm
  • Siegmund-Schultze, Friedrich
  • Siegmund-Schultze, Friedrich Wilhelm
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Zitierweise

Siegmund-Schultze, Friedrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118614061.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Friedrich (* 1840), Sup., später Geh. Konsistorialrat in G., S d. Friedrich August Siegmund Schultze (erw. 1827–52), Dr. phil., Prof. an d. Rr. ak. Liegnitz, Vf. u. a. v. „Die Abiturienten-Prüfung, vornehml. im Preuß. Staate, Urkk.slg.“, 1831 u. „De obelisco Thebano narratio“, 1833, u. d. Amalie v. Dressler u. Scharfenstein;
    M Maria Möbius;
    5 Geschw u. a. Maria (* 1883, Heinrich v. Kornatzki, 1879–1945, Hptm.), Jugendamtsleiterin;
    Chemnitz 1910 Marie (1889–1970), T d. Bodo Frhr. v. Maltzahn (1859–1920), meckl. Rittmeister, u. d. Armgard v. Frisch (1865–1907);
    6 T u. a. Elisabeth (* 1912, Fritz Hesse), Landwirtsch.- u. Berufsschullehrerin, Irmela (* 1918, Wilhelm Felber, * 1918, aus Langenthal, Kt. Bern, Fotograf, Nachlaß in d. Fotostiftung Schweiz).

  • Biographie

    S. besuchte seit 1895 das Elisabeth-Gymnasium in Breslau, seit 1901 das Klostergymnasium in Magdeburg. 1903–08 studierte er ev. Theologie und Philosophie in Tübingen, Breslau, Marburg (b. Martin Rade), Halle und Berlin (b. Adolf v. Harnack) und wurde 1910 bei Wilhelm Herrmann (1846–1922) in Marburg mit einer Arbeit über Friedrich Schleiermacher zum Lic. theol. promoviert. Eine Pfarrstelle an der Friedenskirche in Potsdam gab er nach kurzer Tätigkeit 1911 auf, um nach dem Vorbild der angelsächs. Settlement-Bewegung (Jane Addams) und beeinflußt von den sozialpädagogischen Ideen des Marburger Neukantianers Paul Natorp (1854–1924) die „Soziale Arbeitsgemeinschaft Berlin-Ost“ (SAG) zu gründen, deren Leiter er bis 1933 blieb. Da die SAG ein Versagen der ev. Kirche bei der Lösung der „sozialen Frage“ konstatierte, bestand ihr Ziel darin, Intellektuelle und Studenten mit der Arbeiterschaft in Verbindung zu bringen und deren Situation zu verbessern. S.s Tätigkeit beschränkte sich nicht auf Sozialarbeit und Sozialpädagogik. Er gehörte auch zu den Pionieren und Protagonisten der ökumenischen Bewegung und des christlichen Pazifismus in Deutschland und zählte im Anschluß an die von ihm organisierte Weltkirchenkonferenz in Konstanz 1914 zu den Gründern des „Weltbundes für Freundschaftsarbeit der Kirchen“ sowie des einem radikalen christl. Pazifismus verpflichteten „Internationalen Versöhnungsbundes“. 1914–46 war S. einer der Internationalen Sekretäre des Weltbundes und engagierte sich auch in den ökumenischen Bewegungen „Life and Work“ und „Faith and Order“. Publizistisch wirkte er 1913–33 in der von ihm herausgegebenen Zeitschrift „Die Eiche“, 1934–37 im „Ökumenischen Jahrbuch“; 1925–33 wirkte er als Honorarprofessor für Jugendkunde und Jugendwohlfahrt an der Univ. Berlin. 1933 emigrierte er nach Zürich, wo er sich u. a. für Flüchtlinge aus Deutschland einsetzte. 1948–54 fungierte er als Direktor der Jugend-Wohlfahrtsschule in Dortmund, daneben als Honorarprofessor für Sozialethik und Sozialpädagogik an der Univ. Münster. Während sich S. nach dem Krieg aus der Ökumene zurückzog, deren „Verkirchlichung“ und „Bürokratisierung“ er zunehmend skeptisch beurteilte, spielte er weiterhin eine wichtige Rolle in der Friedensbewegung und trat für die Rechte von Kriegsdienstverweigerern ein. 1958 gründete er das „Ökumenische Archiv“ in Soest, das er bis 1968 leitete.

    S.s Wirken gründete in einer pietistisch-undogmatischen und vom Gedanken der Nachfolge Christi bestimmten Frömmigkeit, die den Vorrang der Praxis vor der Reflexion betonte. Dementsprechend übte S. auf die Entwicklung der Sozialarbeit und -pädagogik sowie der Ökumene und Friedensbewegung in Deutschland v. a. in praktischer und organisatorischer Hinsicht beträchtlichen Einfluß aus.

  • Auszeichnungen

    Dr. theol. h. c. (Tübingen 1920);
    – F. S.-S.-Förderpreis d. Ev. Arb.gemeinschaft z. Betreuung d. Kriegsdienstverweigerer (seit 1994).

  • Werke

    Schleiermachers Psychol. in ihrer Bedeutung f. d. Glaubenslehre, 1913;
    (Hg.) Ekklesia, Eine Slg. v. Selbstdarst. d. christl. Kirchen, 1934–41;
    Die Überwindung d. Hasses, 1946;
    (Hg.) Inventarverz. d. Ökumen. Archivs in Soest, 1962 (W);
    Friedenskirche, Kaffeeklappe u. d. ökumen. Vision, Texte 1910–1969, hg. v. W. Grünberg, 1990;
    Nachlaß:
    Ökumen. Archiv, Soest;
    Ev. Zentralarchiv, Berlin.

  • Literatur

    E. Bornemann (Hg.), Lebendige Ökumene, FS f. F. S.-S. z. 80. Geb.tag, 1965;
    H. Delfs (Hg.), Aktiver Friede, Gedenkschr. f. F. S.-S. (1885–1969), 1972 (P);
    A. Weyer, Kirche im Arbeiterviertel, 1971;
    F.-J. Gerth, Bahnbrechendes Modell e. neuen Ges., Die|Soz. Arb.gem. Berlin-Ost 1911–1940, 1975;
    J. S. Conway, in: Ev. Theol. 43, 1983, S. 221–50;
    C. Stache (Bearb.), F. S.-S. 1885–1969, Begleitbuch zu e. Ausst. anläßl. seines 100. Geb.tages veranstaltet v. Ev. Zentralarchiv in Berlin, 1985 (P);
    S. Grotefeld, F. S.-S., Ein dt. Ökumeniker u. christl. Pazifist, 1995 (L);
    H. Dam, Der Weltbund f. Freundschaftsarb. d. Kirchen 1914–1948, Eine ökumen. Friedensorg., 2001 (P);
    J. Jenkins, Christian Pacifism Confronts German Nationalism, The Ecumenical Movement and the Cause of Peace in Germany, 1914–1933, 2002;
    H.-E. Tenorth u. a. (Hg.), F. S.-S. (1885–1969), Ein Leben f. Kirche, Wiss. u. soz. Arb., 2007;
    H. Maier (Hg.), Who is who d. Soz. Arb., 1998;
    BHdE I;
    Biogr. Hdwb. Erwachsenenbildung;
    Demokrat. Wege;
    Ökumene-Lex., ²1987;
    LThK³;
    EKL³;
    RGG3–4;
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L);
    BBKL 24 (W, L).

  • Porträts

    P Fotos (Berlin, Ev. Zentralarchiv).

  • Autor/in

    Stefan Grotefeld
  • Zitierweise

    Grotefeld, Stefan, "Siegmund-Schultze, Friedrich" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 367-368 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118614061.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA