Lebensdaten
1887 – 1955
Geburtsort
Rovereto (Südtirol)
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Rechtshistoriker ; Romanist
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 10198104X | OGND | VIAF: 76355684
Namensvarianten
  • San Nicolò, Mariano
  • San Nicolò, Mariano
  • Nicolò, Mariano San
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Zitierweise

San Nicolò, Mariano, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd10198104X.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Dominikus, aus ital. Adelsfam., Oberlandesger.rat;
    M Ida Negri di Montenegro, aus Südtiroler Beamten- u. Offz.fam.;
    Wien 1922 Anna (kath.), T d. Josef Komarek, Bankbeamter, u. d. Anna Dörfler.

  • Biographie

    Nach Abitur in Rovereto, Studium der Rechtswissenschaften in Graz und einem einjährigen Militärdienst wurde S. in Graz 1911 bei Gustav Hanausek (1855–1927) promoviert, der ihm durch ein staatliches Stipendium einen Forschungsaufenthalt am Seminar für Papyrusforschung an der Jur. Fakultät der Univ. München bei Leopold Wenger (1874–1953) ermöglichte. Dort arbeitete er an seiner Habilitationsschrift über das Vereinsrecht der Papyri, mit dessen 1. Band (Ägypt. Vereinswesen z. Z. d. Ptolemäer u. Römer) er sich 1913 in Graz für Rom. Recht habilitierte, und war bis 1914 Universitätsdozent. Während seines Kriegsdienstes 1914–18, den er hauptsächlich in Albanien ableistete, erlernte er auf Anregung von Paul Koschaker (1879–1961) die sumer.-akkad. Keilschrift und die akkad. Sprache und legte damit das Fundament für seine Arbeiten am Keilschriftrecht, das Mittelpunkt seiner Forschungen wurde. Noch während des Krieges wurde er auf den seit dem Weggang Koschakers unbesetzten Lehrstuhl für Röm. Recht an der Univ. Prag berufen, konnte aber sein Amt erst im Wintersemester 1918/19 antreten (Rektor 1931–33). Nach abgelehnten Rufen an die Universitäten Freiburg und Zürich nahm er 1935 den Ruf auf Wengers Lehrstuhl für Röm. und Dt. Bürgerl. Recht an der Univ. München an. In der Kriegszeit zweimal Klassensekretär an der Bayer. Akademie der Wissenschaften, war er 1944/45 ihr Präsident. Ende 1945 von der Militärregierung seines Professorenamts enthoben, konnte er die Professur in München aber Anfang 1948 wieder antreten (Rektor 1952/53).

    S.s wissenschaftliches Interesse, ausgehend vom Rom. Recht, umfaßte unter dem Einfluß von Gustav Hanausek (1855–1927), Wenger und Koschaker bereits sehr früh weitere große Rechtsordnungen des Altertums: Das Recht der Papyri in der gräco-ägypt. und röm. Zeit und die Rechte des keilschriftlichen Alten Orients. Diese Bereiche behandelte S. in vorbildlicher Weise anhand streng an den Quellen orientierter Detailuntersuchungen. Ein besonderes Verdienst seiner Arbeit liegt in der rechtsvergleichenden Fragestellung, die insbesondere die Erkenntnis historischer Abhängigkeiten zwischen den Rechtsinstituten und -vorstellungen der einzelnen Kulturkreise und damit auch die Problematik der „Antiken Rechtsgeschichte“ im Sinne Wengers zum Gegenstand hatte. Dabei wurden Ähnlichkeiten nicht schematisch als Indiz für historische Zusammenhänge gewertet, sondern kritisch auf die Möglichkeit reiner Parallelentwicklungen hin untersucht. Viele seiner Erkenntnisse wurden wegweisend für die weitere Erforschung der Rechtsordnungen des Altertums. Das Leopold-Wenger-Institut für Rechtsgeschichte erwarb nach S. Tode seine Bibliothek.|

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Dt. Ges. d. Wiss. Prag (o. 1927. korr. 1935) u. d. bayer. Ak. d. Wiss. (korr. 1935, o. 1936);
    korr. Mitgl. d. Inst. f. vgl. Kulturforsch., Oslo (1930), d. Fondation Egyptol., Brüssel (1934), d. Ac. degli Agiati, Rovereto (1934), d. Ak. d. Wiss. Wien (1944), d. Ak. d. Wiss. Mainz (1952);
    Mitgl. d. Riccobono Seminary of Roman Law of America d. Columbia Univ., New York (1938);
    Dr. phil. h. c. (Mainz 1951).

  • Werke

    u. a. Ägypt. Vereinswesen z. Z. d. Ptolemäer u. Römer. 2 Bde., 1913-15;
    Die Schlußklauseln d. altbabylon. Kauf- u. Tauschverträge, 1922, ²1974;
    Röm. u. antike Rechtsgesch., 1931;
    Btrr. z. Rechtsgesch. im Bereich d. keilschriftl. Rechtsqu., 1931;
    Zur Nachbürgschaft in d. Keilschrifturkk. u. in d. gräko-ägypt. Papyri, 1937;
    Btrr. zu e. Prosopogr. neubabylon. Beamten d. Zivil- u. Tempelverw., 1941;
    Der Neubabylon. Lehrvertrag in rechtsvgl. Betrachtung, 1950;
    Babylon. Rechtsurkk. d. ausgehenden 8. Jh. u. 7. Jh. v. Chr., 1951;
    Babylon. Rechtsurkk. aus d. 6. Jh. v. Chr., 1960 (mit H. Petschow);
    Mithg.:
    Münchener Btrr. z. Papyrusforsch. (seit 1935);
    Hdb. d. Altertumswiss., Rechtsgeschichtl. Abt.

  • Literatur

    A. Steinwenter u. A. Falkenstein, in: ZSRGK 72, 1955, S. 493-503;
    Geist u. Gestalt I, S. 259 ff.;
    J. Heckel, in: Jb. d. Bayer. Ak. d. Wiss., 1955,|S. 187-95 (P);
    Klimesch (P);
    Munzinger; Biogr. Lex. Böhmen: – zur Fam.: Diz. storico-blasonico delle famiglie nobili e notabili italiane, 1886-90, III, S. 483.

  • Porträts

    Foto in: Geist u. Gestalt III, Nr. 235.

  • Autor/in

    Gerhard Ries
  • Zitierweise

    Ries, Gerhard, "San Nicolò, Mariano" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 430-431 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd10198104X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA