Lebensdaten
1866 – 1942
Geburtsort
Prag
Sterbeort
's-Gravenhage (Niederlande)
Beruf/Funktion
Antiquar ; Verleger
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 101393342 | OGND | VIAF: 32100114
Namensvarianten
  • Jeitteles, Wilhelm (eigentlich, Namenswechsel 1890)
  • Junk, Wilhelm
  • Jeitteles, Wilhelm (eigentlich, Namenswechsel 1890)
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Junk, Wilhelm, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd101393342.html [26.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joseph Jeitteles (ca. 1830-ca. 1913), Dr. chem., Apotheker (aus d. Fam. Jeitteles, s. NDB X);
    M Caroline Sobotka (ca. 1844-ca. 1878), aus Prager Großindustriellenfam.;
    Tante-m Auguste Sobotka (1850–1924, Benno Hauschner, 1910, Fabr. u. Maler), Schriftstellerin (s. Kosch, Lit.-Lex.), Fanny Sobotka ( Julius Friedländer, 1827–82, Prof. d. Math. in Californien, später Antiquar, Buchhändler u. Verleger f. Math. u. Naturwiss. in Berlin);
    - ⚭ Elli Silbermann (1875–1942) aus Berlin;
    2 T, u. a. Irma-Marie ( Walter Weisbach, 1889–1962, Prof. d. Hygiene in Halle).

  • Biographie

    Mit abgeschlossener Gymnasialbildung begann J. 1882 eine Buchhändlerlehre in der Firma seines Onkels Julius Friedländer in Berlin. Während oder nach seiner Lehrzeit hörte er als Gast Botanik, Zoologie und Wissenschaftsgeschichte an der dortigen Universität. 1891 wurde er neben O. Budy Teilhaber der Fa. R. Friedländer u. Sohn, die in den Besitz von E. Buschbeck übergegangen war. J. redigierte eine große Anzahl von Antiquariatskatalogen und 1893-99 die Zeitschrift „Naturae Novitates, Bibliographie neuer Erscheinungen aller Länder auf dem Gebiete der Naturgeschichte und der exacten Wissenschaften“. Nov. 1899 schied er bei Friedländer aus und gründete am 1.1.1900 eine eigene Firma: „Verlag und Antiquariat für Naturwissenschaften W. Junk“ in Berlin.

    Als selbständiger Antiquar brachte J. rund 100 Antiquariatskataloge heraus, darunter eine Anzahl von Fachbibliographien. Auf den Gebieten der Entomologie und Botanik war er spezialisiert. Er unterhielt ein möglichst vollständiges Lager seltener Werke. Neben wertvollen Text- und Abbildungswerken von Ante- und Post-Linnaeana führte er die neu erschienene wissenschaftliche Literatur seiner Spezialität. Sein erster Antiquariatskatalog erschien 1900 unter dem Serientitel „Folia Bibliographica“ und enthielt „Coleoptera, Lepidoptera, Insecta obnoxia“. J.s bibliographische Kataloge stehen bis heute als beispielhafte Muster deutscher naturwissenschaftlicher Antiquariatskataloge für sich. Während die Titelaufnahmen oft von strenger Kürze sind, enthalten die Annotationen sonst nirgends zu findende Informationen. Anlage und Aufbau der Wissensgebiete zeugen von wissenschaftlicher Systematik. Dem Fachgelehrten wie dem Antiquar und Bibliothekar dienen als bibliographische Ratgeber heute noch die Zeitschrift „Laboratorium & Museum & Clinicum“ (ab Bd. III, Nr. 2 u. d. T.Bibliograph. Zs. f. Naturwiss. u. Mathematik“, 3 Bde., 1899–1907), der naturwissenschaftlichen Apparate-, Präparate-, Instrumenten- und Bücherkunde gewidmet, die „Bibliographia Botanica“ (2 Bde., 1909–16), die „Bibliographia Coleopterologica“ (2 Bde., 1912–35), die „Bibliographia Lepidopterologica“ (1913), die „Vertebratorum Bibliographia“ (1918) sowie die bibliographische Zeitschrift „Rara Historico-Naturalia et Mathematica“, (2 Bde. mit Suppl. „Die Historico-Bibliophilie“, 1900-39).

    J. schrieb als Bibliograph 4 kritische Arbeiten über Karl v. Linné, darunter „Linnés Species Plantarum, editio princeps und ihre Varianten mit Beschreibung einer neuen“ (1907). Als Bibliophile von hohem Rang verfaßte und stiftete er mehrere Sondergaben, so für|die Mitglieder des „Berliner Bibliophilen-Abends“, in dem er jahrelang 2. Vorsitzender war und eine große Aktivität entwickelte. J. publizierte auch kritische Arbeiten zum Buchwesen. In seinem 1949 postum erschienenen publizistischen Hauptwerk „50 Jahre Antiquar“ zieht J. die Quintessenz seiner Berufserfahrung und untersucht die Eigentümlichkeiten des Spezialantiquariats für Naturwissenschaften und seine Stellung zwischen Handel und Wissenschaft. Als Verleger brachte J. vor allem Kataloge und Tafelwerke zur Entomologie und zur Biologie allgemein heraus, darunter den „Coleopterorum Catalogus“ (170 T., 1910–40), für den er auch als Mitherausgeber verantwortlich war. In seiner „Faksimile-Edition“ erschienen 1901-35 siebenundzwanzig Neudrucke seltenster naturwissenschaftlicher Werke des 17.-19. Jh.

    Mit Raphael und Julius Friedländer verkörpert J. ein Jahrhundert buchhändlerischer Tradition. Die Blütezeit des deutschen naturwissenschaftlichen Antiquariats, die sich zu Lebzeiten der beiden Friedländer entfaltete, gewann während J.s Wirkungszeit ihre größte und letzte Intensität. Er gehörte zu dem kleinen Kreis „der grundgescheuten Antiquarii“, die sich auf ihrem Fachgebiet den Rang von Gelehrten erworben haben. 1934 mußte J. mit Familie und Firma in die Niederlande emigrieren. 1935 verkaufte er sein Antiquariat. Der Verlag kam nach J.s Tode in den Besitz seines Schwiegersohnes W. W. Weisbach (1937–42 Mitinhaber), nach dessen Tod übernahm 1962 seine Witwe Irma-Marie Weisbach-Junk die Verlagsleitung. Seit einigen Jahren wird das Unternehmen von Simon Peter Bakker geführt.|

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Dt. Ges. f. Erdkde., d. Dt. Ges. f. angewandte Entomologie;
    Ehrenmitgl. d. Swedish Linnean Society of Uppsala;
    Dr. rer. nat. h. c. (Frankfurt 1922);
    Dr. phil. h. c. (Innsbruck 1923).

  • Werke

    Weitere W u. a. Eigene Schrr.: Meine Alpenfahrt, 1905 (humorist. Dichtung);
    Zwerg Nase, 1906
    Philos. d. Schachs, 1918;
    Des Antiquars u. Bücherfreundes Palmen-Gärtlein, …, 1926;
    Der Antiquar u. d. beschreibenden Naturwiss., in: Aus Wiss. u. Antiquariat, Festschr. Buchhandlung G. Fock, 1929;
    Schnörkel um Bücher, …, 1930. -
    Verlagswerke: Lepidopterorum Catalogus, 44 T., 1911-31;
    Fossilium Catalogus I: Animalia, 93 T., 1913–40, II: Plantae, 25 T., 1913-42;
    Tabula Biologicae, 6 Bde., 1925-30 mit d. Forts. Periodicae, 10 Bde., 1931-42;
    J. W. v. Goethe, Die Metamorphose d. Pflanzen, 1923 (mit d. Originalbildwerk v. J. Schuster);
    ders., Btrr. z. Optik, 1928 Nachdr. d. Erstausg. v. 1791–92, mit e. hist. Skizze hrsg. v. J. Schuster.

  • Literatur

    Personalnachr. in: Börsenbl. f. d. Dt. Buchhandel 92, Nr. 1, 1925;
    R. Fritsch, Verlegerantiquare, ebd., Frankfurter Ausg., Nr. 42, 1950;
    ders., Das Antiquariat als buchhändler. Aufgabe, in: Der Jungbuchhandel 19, H. 2, 1965;
    W. Fritsch, Naturwiss. u. Antiquariat, in: Börsenbl. f. d. Dt. Buchhandel, Frankfurter Ausg., Nr. 7, 1971;
    F. Hohmeyer, Dt. Juden als Bibliophilen u. Antiquare, ²1966;
    E. Jünger, Subtile Jagden, 1967, S. 185-92;
    S. Wininger, Große Jüd. Nationalbiogr., 1928;
    Lex. d. Judentums, hrsg. v. J. F. Oppenheimer, 1967 (fehlerhaft). - In Vorbereitung: F. H. Schwarz, Der Antiquar u. d. beschreibenden Naturwiss., in Memoriam W. J.

  • Porträts

    Phot. in: Verlagskat. Dr. W. Junk, 1931;
    Phot. v. 1935, in: W. J., 50 J. Antiquar, 1949.

  • Autor/in

    Friedrich Hermann Schwarz
  • Zitierweise

    Schwarz, Friedrich Hermann, "Junk, Wilhelm" in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 691-692 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd101393342.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA