Lebensdaten
1591 – 1667
Geburtsort
Leutkirch
Sterbeort
Ulm/Donau
Beruf/Funktion
Festungsbaumeister ; Architekturschriftsteller ; Ingenieur
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 100810764 | OGND | VIAF: 34497241
Namensvarianten
  • Furttenbach, Joseph
  • Furtenbach, Joseph von
  • Furttenbach, Joseph
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Zitierweise

Furtenbach, Joseph von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd100810764.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Hieronymus (1539–96), Stadtammann-Amtsverwalter in L., S d. Hieronymus ( 1559), auf Gwiggen, kaiserl. Forstmeister (S d. Ratsherrn Hans in Feldkirch) u. d. Anna Weitnauer;
    M Sara (1548–1628), T d. Patriziers Michael Fels (Föls) in Konstanz u. d. Martha Lebzelter aus Ulm;
    Ov Martin ( 1582), ab 1580 Bgm. v. Lindau, Hans (1540–95), Baumeister u. Amtsnachfolger s. B in Lindau, Marx (1541–97), reicher Handelsherr u. Stadtammann in Memmingen; 19 ältere Geschw;
    Leutkirch 2.9.1623 Anna Cath. (1598–1680), T d. Lorenz Strauß ( 1620), Handelsmann u. Assessor am Eheger. in Ulm, u. d. Magdalena Müllegg;
    2 S, 3 T, u. a. Joseph (1632–55), Maler u. Kupferstecher, zeichnete u. stach Abbildungen zu d. z. T. unter s. eigenen Namen hrsg. Schrr. d. V (s. ThB);
    N Gabriel v. F. (1640-1716), Dr. med. u. phil., Vf. d. „Oberländ. Jammer- u. Straffchronik“, Wangen 1669.

  • Biographie

    Mit 16 Jahren unternahm F. bereits Studienreisen nach Italien. Dort weilte er etwa 10 Jahre und studierte neben seiner kaufmännischen Berufsausbildung das Bau- und Ingenieurwesen. Unter anderem besuchte er 1 Jahr die berühmte Kriegs- und Kunstakademie des Architekten und Theaterdekorationskünstlers Guilio Parigi in Florenz. 1621 zog F. nach Ulm, war hier als Geschäftsmann tätig, wurde 1627 zum bürgerlichen Lieutenant und 1631 zum Leiter des Bauamtes ernannt. Er erbaute in Ulm ein Spital („Brechhaus“), eine Badstube und ein Hebewerk für die Wasserversorgung, die Schule in der Eich (Hirschstr., nach fortschrittlichen pädagogischen Ideen) mit Schulgarten und andere öffentliche Gebäude, 1641 das Theater am Binderhof, das (1650 vergrößert) 1000 Personen aller Stände fassen konnte. Sein Hauptverdienst ist der Ausbau Ulms zu einer der stärksten Festungen der damaligen Zeit, die im 30jährigen Krieg nie erobert wurde. Behausungen für Soldaten und Veteranen errichtete F. unmittelbar auf der mittelalterlichen Stadtmauer in Form von eingeschossigen Typen-Reihenhäusern, differenziert nach Chargen (Musketier, Feldwebel, Wachtmeister und so weiter). Vor allem errichtete F. kunstvolle Gartenanlagen. In seinem eigenen Haus in der Sterngasse (Kupferstich, Stadtbibliothek Ulm) unterhielt er große und vielbesuchte Sammlungen („Kunstkammer“, „Rüstkammer“, „Bücherkammer“), die er später teilweise an den Landgrafen von Hessen verkaufte. F. betätigte sich außerdem als Kaufmann, Mathematiker, Orgel-, Schiffs- und Brückenbauer, entwarf Grotten und Dekorationen und beschäftigte sich mit Kartenkunde und Pyrotechnik. Er stellte die „mechanische Reisslade“ zusammen (Vorläufer des Reißzeugs). – F.s Schriften, in denen er vielfach italienische Anregungen weitergibt, fassen das technische Wissen seiner Zeit in klarer Form zusammen. Sein „Newes Itinerarium Italiae“ (Ulm 1626) fand weiteste Verbreitung und wurde von vielen Italienreisenden des 17. Jahrhunderts als eine Art „Baedeker“ benutzt.

  • Werke

    Weitere W u. a. Architectura civilis, Ulm 1628;
    Architectura martialis, ebd. 1630;
    Architectura recreationis, Augsburg 1640;
    Teutsches Schulgebäw, hrsg. v. Jos. Furtenbach [S], ebd. 1649;
    Mannhafter Kunstspiegel, ebd. 1663. – Mss.: Bau-Chronik, 3 Bde., u. Selbstbiogr. (v. dieser nur T. II erhalten) im Stadtarchiv Ulm.

  • Literatur

    L (z. T. auch f. S Joseph) ADB VIII;
    W. Rembold, Inventarium [v. F.s Kunstkammer], Augsburg 1660;
    A. Weyermann, Nachrr. v. Gel., Künstlern|etc. aus Ulm, Ulm 1798, S. 257 ff.;
    A. G. Kästner, Gesch. d. Math. III, Göttingen 1799, S. 418-33 (W);
    A. Klemm, Württ. Baumeister u. Bildhauer bis 1750, 1882;
    Allg. Mil.ztg., 1885, Nr. 47-50 (Biogr.);
    K. Roller, Die schulgeschichtl. Bedeutung J. F.s d. Ä., 1913;
    M. Berthold, J. F. …, Diss. München 1951 (ungedr.);
    dies., J. F. v. Leutkirch, Architekt u. Ratsherr in Ulm, in: Ulm u. Oberschwaben, Zs. f. Gesch. u. Kunst 33, 1953, S. 119-79 u. Tafel 1-13 (maßgebende Monogr.);
    Pogg. I;
    ThB;
    G. Wasmuth, Lex. d. Baukunst II, 1930, S. 561.

  • Porträts

    Kupf. v. M. Rembold, 1635 (Ulm, Stadtbibl.), Abb. in: Genealog. Hdb. d. in Bayern immatr. Adels V, 1955;
    Gem. (ebd., Mus.), Abb. ebd.

  • Autor/in

    Hans Koepf
  • Zitierweise

    Koepf, Hans, "Furtenbach, Joseph von" in: Neue Deutsche Biographie 5 (1961), S. 736-737 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100810764.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Furtenbach: Joseph F., Architekt, geb. den 30. Decbr. 1591 in der Reichsstadt Leutkirch. Sein Vater Hieronymus, städtischer Rechner und Bauherr daselbst, brachte ihn in seinem zehnten Jahre in die Schule nach Isny, wo er aber nur zwei Jahre blieb; dann kehrte er zurück nach Leutkirch und wurde trotz seiner Jugend zwei Jahre auf der städtischen Kanzlei beschäftigt. 1605 reiste F., um sich für den Handelsstand, den er zu seinem künftigen Beruf erwählt hatte, auszubilden, nach Italien. Er verbrachte in Mailand, Genua und Florenz 10 Jahre und eignete sich in dieser Zeit nicht blos gründliche Kenntnisse in den Handelsfächern an, so daß ihm die wichtigsten Geschäfte anvertraut wurden, sondern er legte sich auch mit besonderem Eifer und Erfolg auf mathematische Wissenschaften, namentlich aber auf die Baukunst, das Ingenieur- und Artilleriewesen. Als seinen Lehrer in diesen Fächern rühmt F. Paolo Ritzio, dessen Unterricht er in Genua 7 Jahre lang genoß, Gratio Parigi, in dessen Kriegsschule in Florenz er sich ein Jahr lang aufhielt, Ambrosio Cusano, außerdem von Deutschen Hans Veldhausen aus Regensburg und Hauptmann Georg Hoff von St. Veit am Pflaum. Außerdem machte er auf seinen ausgedehnten Reisen in Italien, auf denen er wiederholt in ziemliche Lebensgefahr gerieth, an den verschiedensten Bauwerken eingehende Studien (in dieser Hinsicht hebt er namentlich den von da Vignola in Caprarola für den Cardinal Farnese erbauten Palast hervor) und erhielt durch den Umgang mit einer Reihe von Gelehrten und Künstlern, mit Galilei zum Beispiel, der ihm ein von ihm verbessertes Modell einer Schraube ohne Ende verehrte, die vielseitigste Anregung und Ermunterung. Eine specielle Frucht seines Aufenthalts in Italien ist sein itinerarium Italiae, ein Bädeker des 17. Jahrhunderts, der allerdings nur Ober- und Mittelitalien umfaßt und mit einer Karte dieser Länder und vielen Kupferstichen von Gegenständen, die für den Architekten und Ingenieur von Bedeutung sind, ausgestattet ist. Nach seiner Rückkehr aus Italien wandte sich F. nach Ulm, wo er ein Handelsgeschäft zu leiten hatte. Er betrieb das Geschäft auch mit solchem Erfolg, daß sein Principal ihn bald zum Compagnon annahm. Dies Verhältniß dauerte aber nicht lange, da es zwischen beiden widerwärtige Streitigkeiten gab, und F. sich bitter über die Chikanen seines Geschäftsfreundes zu beklagen hatte. Im J. 1627 wurde F. die Stelle eines bürgerlichen Lieutenants, 1628 die eines Artilleriehauptmanns anvertraut. 1631 wurde er zum Bauherrn, d. h. zum zweiten Deputirten des Bauamts, ernannt, 1636 in den Rath erwählt. Als Bauherr entwickelte F. eine sehr umfassende und fruchtbringende Thätigkeit. Er verbesserte ein in der Stadt gelegenes Lazareth, so daß nunmehr eine größere Zahl Kranker dort verpflegt werden konnte, und baute vor der Stadt 1634 aus Anlaß einer heftigen Pest ein zweites, bedeutend größeres, dessen bequeme und zweckmäßige Einrichtung allgemein Anklang fand, ferner ein Wasserwerk, für dessen gelungene Ausführung ihm der Magistrat freies Wasser in seine Wohnung lieferte, ein Schulhaus, bei dessen Bau er die damals noch wenig gewürdigte Absicht hatte „die Schulkinder bequem auseinander setzen zu können, damit sie in den kleinen Stuben nicht ferner wie die Heringe aufeinander gepreßt sein dürften“, ein Theater im Waisenhaus, in dem die Waisenkinder kleine Stücke aufführen konnten. Sein eigenes Haus, das er in seiner architectura privata eingehend beschreibt, ist ein sprechendes Beispiel seines Geschmacks und seines praktischen Verstandes. Auch auswärts hatte F. mancherlei Bauten auszuführen, oder doch die Risse anzufertigen, so für die abgebrannte Kirche in Schorndorf und für das Gymnasium in Munderkingen. Von Festungswerken in|Ulm führte er zwei Redouten oberhalb der Stadt auf beiden Ufern auf, zwischen denen der Strom durch eine Kette gesperrt wurde, ein Ravelin ebenfalls an der Donau unterhalb der Stadt und eines vor dem jetzigen Donauthor. Auch an die schon vorhandenen Werke legte er seine bessernde Hand. Neben seiner praktischen Thätigkeit machte er sich auch noch als Lehrer im Architektur- und Ingenieurfach zu schaffen und unterrichtete Leute, die theilweise von Norwegen nach Ulm gekommen waren. Von Werth für seine Unterrichtszwecke war seine reichhaltige Modellsammlung, deren erste Anfänge in seinen Aufenthalt in Italien zurückreichen, und die er fortwährend zu erweitern bemüht war. Wie bedeutend dieselbe war, erhellt schon daraus, daß sie bis zum Jahre 1663 von über 1200 Ausländern besucht war, darunter von Fürsten und Grafen, so vom Kurfürsten Karl Ludwig von der Pfalz, der dann F. nach Heidelberg einlud, ihn zur Tafel zog und noch mit einem Faß Wein regalirte, vom Markgraf Karl von Baden und anderen. F. starb den 12. Januar 1667 an der Wassersucht. Sein Wahlspruch war: Con la patienza, s'aquista scienza.

    • Literatur

      Kästner, Geschichte der Mathematik, Bd. IV. Josef Furtenbach, Manuscript der Ulmer Stadtbibliothek von ungenanntem Verfasser. Weyermann, Nachrichten von Gelehrten, Künstlern etc. aus Ulm. Ulm 1798.

  • Autor/in

    Höchstetter.
  • Zitierweise

    Höchstetter, "Furtenbach, Joseph von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 8 (1878), S. 250-251 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100810764.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA