Lebensdaten
1773 – 1840
Geburtsort
Tübingen
Sterbeort
Stuttgart
Beruf/Funktion
Geograph ; Statistiker
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 100207359 | OGND | VIAF: 54489480
Namensvarianten
  • Memminger, Johann Daniel Georg
  • Memminger, Johann Daniel Georg von
  • Memminger, Johann Daniel Georg
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Zitierweise

Memminger, Johann Daniel Georg von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd100207359.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann Georg (1722–86), Schuhmacher-Obermeister in T.;
    M Marie Friederike (1744–87), T d. Georg Friedrich Kierecker, Ratsverwandter in T.;
    ⚭ Louise (1786–1842), T d. Kameralverwalters Klett in Offenhausen Kr. Reutlingen;
    5 K (alle früh †).

  • Biographie

    M. besuchte die Lateinschule in Tübingen, das Gymnasium in Stuttgart, seit 1792 die ev. Klosterschule in Maulbronn und wurde 1792 in das Ev. Theologische Stift in Tübingen aufgenommen. Seine Ausbildung entsprach damit der der bürgerlichen Bildungselite des Hzgt. Württemberg; ungewöhnlich war, daß M. als – zudem früh verwaister – Handwerkersohn Zugang zu diesem zu Ende des 18. Jh. durch Brauch und landesherrliche Regelungen weitgehend der bürgerlichen Ehrbarkeit vorbehaltenen kostenfreien Bildungsgang erhielt. Der Pfarrerberuf blieb ihm verschlossen; er mußte sich verpflichten, sich für eine finanziell weniger attraktive Lehrerstelle ausbilden zu lassen. 1796 erwarb er den Grad eines Magisters der Philosophischen Fakultät der Univ. Tübingen. 1798 wurde er Adjunkt, 1802 Lehrer an der Lateinschule in Cannstatt, wo er 22 Jahre wirkte. M.s Interesse galt bereits damals der Statistik im Sinne einer umfassenden Staatskunde, wie sie das 18. Jh. entwickelt hatte. 1809-13 veröffentlichte er in Cottas „Morgenblatt für gebildete Stände“ einige kleinere Arbeiten, dazu zwei selbständige Publikationen über Cannstatt (1812) sowie Stuttgart und Ludwigsburg (1817). In dem durch die napoleonische Neuordnung um mehr als das Doppelte vergrößerten Kgr. Württemberg entstand ein Bedürfnis nach Informationen über das neugebildete Land, dem das von M. herausgegebene „Württ. Jahrbuch“ (4 Bde., 1818–22) ebenso entsprach wie seine 1820 erschienene „Beschreibung oder Geographie und Statistik von Württemberg“.

    Der Beschluß zu einer Katasteraufnahme Württembergs, zur Landesvermessung, wie auch zur Errichtung eines „Statistisch-topographischen Bureaus“, das Kg. Wilhelm auf Vorschlag des Finanzministers Weckherlin 1820 gründete, waren Ausdruck des nach Beendigung der Verfassungskrise konsolidierten württ. Staatsbewußtseins. M. wurde zum wissenschaftlichen Leiter der Behörde mit dem Auftrag berufen, eine allgemeine Landesbeschreibung zu verfassen. Ihr jeweiliges Beschreibungsgebiet waren die 64 geographisch und historisch oft wenig zusammengehörigen Oberamtsbezirke des Königreiches; in ihrer Konzeption waren sie der historisch-statistischen und geographischtopographischen Staatsbeschreibung verpflichtet. Bis 1838 erschienen 14 Oberamtsbeschreibungen, zehn von ihnen waren neuwürtt. Ämtern gewidmet. Deutlich erkennbar ist die integrative Funktion, die das Werk für den neuen Staat haben sollte. Es entstand eine in ihrer Geschlossenheit, Ausführlichkeit und Präzision einmalige landeskundliche Beschreibung eines deutschen Mittelstaates. Wegen ihrer Gediegenheit, ihrer Verbreitung und häufigen Benutzung haben die 1885 vollendeten Beschreibungen die landeskundliche Forschung bis heute beeinflußt und sind in Württemberg durch ihre Typisierung der alt- und neuwürtt. Bevölkerung teilweise sogar mentalitätsprägend geworden. 1834 wurde M. die Redaktion des Württ. Staatshandbuchs übertragen.

    M. hat die Staatsbeschreibung des 18. Jh. in den von ihm geprägten württ. Oberamtsbeschreibungen im modernen Sinn umgeformt und durch sie die führende Stellung Württembergs in der landeskundlichen Beschreibung auf lange Zeit festgelegt; durch die Wirkung der Oberamtsbeschreibungen war er einer der Wegbereiter des württ. Staatsbewußtseins während des 19. Jh. – Prof.titel (1810); Finanzrat (1824), Oberfinanzrat (1834); Orden d. württ. Krone (1829).

  • Werke

    Beschreibungen od. Geogr. u. Statistik nebst e. Übersicht d. Gesch. v. Württemberg, 1820, ²1823, ³1841;
    Beschreibung d. Oberamts Reutlingen, 1822;
    Münsingen, 1825;
    Ehingen, 1826;
    Riedlingen, 1827;
    Rottenburg, 1828;
    Saulgau, 1829;
    Blaubeuren, 1830;
    Urach, 1831;
    Cannstatt, 1832;
    Waldsee, 1834;
    Ulm, 1835;
    Ravensburg, 1836;
    Biberach, 1837;
    Tettnang, 1838.

  • Literatur

    ADB 21;
    Württ. Jbb. 1839, S. 1-13;
    NND, 18. Jg., 1. T., 1840, S. 227-34;
    P. Löffler, J. D. G. v. M., Oberfinanzrat, Geograph u. Statistiker, e. Tübinger Bürgersohn, in: Tübinger Bll. 26, 1935, S. 40-49;
    P. Goeßler, Die württ. Oberamtsbeschreibungen, in: Berr. z. dt. Landeskde. 3, 1943, S. 136-51;
    H. Kluge, Die amtl. Landesbeschreibung in Württemberg bis z. Ende d. 19. Jh., ebd. 19, 1957, S. 77-92;
    ders., Die amtl. Landesbeschreibung, in: 150 J. amtl. Statistik in Baden-Württemberg, 1970, S. 255-72 (P); Bibliogr.:
    Heyd I-IV.

  • Porträts

    Ölgem. v. J. F. Dieterich, 1817 (Württ. Landesmus. Stuttgart).

  • Autor/in

    Franz Quarthal
  • Zitierweise

    Quarthal, Franz, "Memminger, Johann Daniel Georg von" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 31-32 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100207359.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Memminger: Johann Daniel Georg M., Geograph und Statistiker, geb. zu Tübingen am 16. April 1773, in Stuttgart am 21. Februar 1840. Wenn Württemberg sich seit geraumer Zeit einer planvoll durchgeführten und stetig nach allen Richtungen fortgesetzten Landes- und Volksbeschreibung erfreut, so dankt es dies in erster Linie dem Mitbegründer und langjährigen Leiter seines statistisch-topographischen Landesamts, dem Tübinger Handwerkersohn M. Nach spät begonnenem, rasch absolvirtem Studium der Philologie und Theologie seit 1798 zuerst Adjunct, dann Hauptlehrer an der Lateinschule in Cannstatt, ein Mann gleich begeistert und befähigt für Naturkunde und Archäologie, Geschichte und Statistik, bahnte M. seit 1809 durch geschichtlich-geographische Aufsätze im Morgenblatt, in der Ersch- und Gruber’schen Encyklopädie, sowie durch Monographien über Cannstatt (1812), Stuttgart und Ludwigsburg (1817), durch sein „Württembergisches Jahrbuch“ (1818 ff.), die „Beschreibung von Württemberg“ 1820, sich den Weg in das im letztgenannten Jahr auf den Antrag des Finanzministers Weckherlin von König Wilhelm errichtete königliche statistischtopographische Bureau, mit welchem 1822 ein über das ganze Königreich verbreiteter Verein für Vaterlandskunde, dessen Seele gleichfalls M. war, in Verbindung gesetzt wurde. Seine eben jetzt (1885) der Vollendung nahende Beschreibung des Landes nach den 64 Oberamtsbezirken 1824 ff., die neuen gänzlich umgearbeiteten Auflagen seines zusammenfassenden Werks von 1820 (1823, 1841, erneuert von Rümelin u. A. 1863, von Riecke u. A. 1882 ff.), das 1822 zu „Württembergischen Jahrbüchern“ erweiterte Jahrbuch sichern M. in seinem Heimathland und über dessen Grenzen hinaus einen dauernden Namen.

    • Literatur

      Vgl. den Nekrolog in den Württ. Jahrb., Jahrg. 1839 (ersch. 1840), S. 1 ff. und Riecke ebenda Jahrg. 1872 S. III ff.

  • Autor/in

    J. Hartmann.
  • Zitierweise

    Hartmann, Julius, "Memminger, Johann Daniel Georg von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 21 (1885), S. 309-310 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100207359.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA