Schöngarth, Eberhard

Dates of Life
1903 – 1946
Place of birth
Leipzig
Place of death
Hameln
Occupation
SS-Offizier ; Jurist ; Soldat
Religious Denomination
evangelisch-lutherisch,seit 1936 „gottgläubig“
Authority Data
GND: 125846711 | OGND | VIAF: 20655408
Alternate Names

  • Schöngarth, Karl Georg Eberhard
  • Schöngarth, Eberhard
  • Schöngarth, Karl Georg Eberhard
  • Schöngarth, Eberhard
  • Schoengarth, Eberhard
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Citation

Schöngarth, Eberhard, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd125846711.html [03.07.2025].

CC0

  • Schöngarth, Karl Georg Eberhard

    1903 – 1946

    SS-Offizier

    Eberhard Schöngarth verantwortete als Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdiensts des Reichsführers-SS (SD) im Generalgouvernement von 1940 bis 1943 die Verfolgung und Ermordung jüdischer und polnischer Menschen und war im Januar 1942 Teilnehmer der Wannsee-Konferenz. 1944/45 in derselben Position in den Niederlanden eingesetzt, war er führend an schweren Kriegsverbrechen beteiligt und wurde 1946 hingerichtet.

    Dates of Life

    Geboren am 22. April 1903 in Leipzig
    Gestorben am 16. Mai 1946 (hingerichtet) in Hameln
    Grabstätte unbekannt
    Konfession evangelisch-lutherisch; seit 1936 „gottgläubig“
    Eberhard Schöngarth, BArch / Bildarchiv (InC)
    Eberhard Schöngarth, BArch / Bildarchiv (InC)
  • 22. April 1903 - Leipzig

    1914 - 1922 - Erfurt

    Schulbesuch (Abschluss: Abitur)

    Oberrealschule

    1920 - 1922

    Mitglied

    Jungdeutscher Orden; Bund Wiking

    1922 - 1924

    Mitglied

    SA

    5.11.1922 - 1924

    Mitglied

    NSDAP

    1922 - 1924 - Erfurt

    Banklehre

    Deutsche Bank

    November 1923 - München

    Teilnahme am „Hitler-Putsch“; kurzzeitige Verhaftung

    1.5.1924 - 1.10.1924 - Gießen

    Mitglied der Reichswehr

    Infanterie-Regiment I/15

    1924 - 1928 - Leipzig; seit 1926 Greifswald; seit 1927 Halle an der Saale

    Studium der Rechts- und Staatswissenschaften

    Universität

    Juli 1928 - Naumburg an der Saale

    Erste juristische Staatsprüfung

    Oberlandesgericht

    28.6.1929 - Leipzig

    Promotion (Dr. iur.)

    Universität

    2.1.1929 - Juni 1932 - Erfurt; Bezirk Naumburg

    Referendar; Vorbereitungsdienst (Abschluss: Zweites Juristisches Staatsexamen)

    Amtsgericht

    1932 - 1933 - u. a. Magdeburg; Erfurt; Gotha; Berlin; Eisenach

    Gerichtsassessor

    1933 - 1945

    Mitglied

    SS

    1.5.1933 - 1945

    Mitglied

    NSDAP

    1.11.1933 - 31.3.1936 - Erfurt

    Postassessor

    Deutsche Reichspost

    9.3.1934

    Mitglied

    Bund Nationalsozialistischer Deutscher Juristen (seit 1936 Nationalsozialistischer Rechtswahrerbund)

    1.4.1935

    Mitglied

    Nationalsozialistische Volkswohlfahrt

    1.11.1935 - Berlin

    probeweiser Eintritt

    Geheimes Staatspolizeiamt (Gestapo)

    1.4.1936 - Berlin

    Regierungsassistent; endgültige Übernahme in die Gestapo

    Gestapo

    15.5.1936 - 30.6.1938 - Dortmund

    Leiter (29.7.1936 Regierungsrat)

    Staatspolizeistelle

    1.7.1938 - 11.12.1939 - Münster

    Leiter (24.8.1939 Oberregierungsrat)

    Staatspolizeistelle

    12.12.1939 - 1940 - Dresden; Reichenberg (Böhmen, heute Liberec, Tschechien)

    Inspekteur im Wehrkreis IV; seit 17.1.1940 geschäftsführender Inspekteur beim Reichsstatthalter im Sudetenland im Rang eines Obersts der Polizei

    Sicherheitspolizei und Sicherheitsdienst des Reichsführers-SS (SD)

    20.11.1940 - September 1943 - Krakau

    Befehlshaber

    Sicherheitspolizei und SD

    Juli 1941 - August 1941 - Galizien, v. a. Lemberg (heute Lwiw, Ukraine)

    Leiter

    Einsatzkommando z.b.V.

    Januar 1942 - Berlin

    Teilnehmer der Wannsee-Konferenz

    September 1943 - April 1944 - München; Lamia (Griechenland)

    Abkommandierung zur Waffen-SS; Ausbildung; seit 10.11.1943 Kriegsdienst

    Flak-Ausbildungsregiment; 4. SS Polizei-Panzergrenadier-Division

    19.5.1944 - 1945 - Den Haag

    Befehlshaber im Rang eines SS-Brigadeführers und Generalmajors der Polizei; seit März 1945 Vertretung von Hanns Rauter (1895–1949)

    Sicherheitspolizei und SD

    1945 - 1946 - Burgsteinfurt bei Münster; Hameln

    Festnahme; Anklage; Verurteilung; Hinrichtung

    16. Mai 1946 (hingerichtet) - Hameln

    Schöngarth wuchs in Leipzig und Erfurt auf, wo er 1922 an der Oberrealschule das Abitur erhielt. Während seiner Schulzeit schloss er sich antisemitisch-nationalistischen Organisationen an und beteiligte sich 1920 nach eigener Aussage am Kapp-Putsch. 1922 trat Schöngarth der SA und NSDAP bei und absolvierte – laut einem 1936 verfassten Personal- und Befähigungsnachweis – von 1922 bis 1924 eine Lehre bei der Deutschen Bank in Erfurt. 1924 diente er für fünf Monate in der Reichswehr, ehe er bis 1928 Rechts- und Staatswissenschaften in Leipzig, Greifswald und Halle an der Saale studierte. Im Juni 1929 wurde Schöngarth an der Universität Leipzig mit der Studie „Die Zurückweisung von Kündigungen des Arbeitsvertrages“, in der er sich kritisch von dem Innsbrucker Juristen Franz Gschnitzer (1899–1968) distanzierte, zum Dr. iur. promoviert und nach Abschluss des Zweiten Staatsexamens im Juni 1932 zum Gerichtsassessor am Amtsgericht Erfurt ernannt.

    Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme schloss sich Schöngarth der SS sowie erneut der NSDAP an und wurde bei der Reichspostdirektion in Erfurt tätig, ehe er seit November 1935 probeweise und seit April 1936 hauptamtlich für das Geheime Staatspolizeiamt in Berlin arbeitete. Er machte Karriere als Leiter mehrerer Staatspolizeistellen, wechselte im Dezember 1939 als Inspekteur der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdiensts des Reichsführers-SS (SD) nach Dresden und wurde seit Januar 1940 in derselben Funktion bei dem Reichsstatthalter im Sudetenland in Reichenberg (Böhmen, heute Liberec, Tschechien) verwendet.

    Mit Wirkung vom 30. Januar 1941 wurde Schöngarth durch den Reichsführer-SS Heinrich Himmler (1900–1945) zum SS-Oberführer befördert und zum Nachfolger Bruno Streckenbachs (1902–1977) als Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD im Generalgouvernement ernannt. Damit besetzte er eine der zentralen Schaltstellen bei der Durchsetzung der deutschen Besatzungspolitik in Polen. Schöngarths Hauptaufgaben waren die Bekämpfung und Überwachung politischer Gegner, der polnischen Führungsschicht, der Kirchen sowie der jüdischen Bevölkerung, bei deren Verfolgung er mit dem Höheren SS- und Polizeiführer Friedrich-Wilhelm Krüger (1894–1945) eng kooperierte.

    Nach Beginn des deutschen Angriffs auf die Sowjetunion übernahm Schöngarth im Juli 1941 eigeninitiativ die Führung eines Einsatzkommandos z.b.V., das laut Ereignismeldung Nr. 43 vom 3. August 1941 im Zeitraum vom 21. bis 31. Juli 1941 für die Ermordung von 3947 Menschen u. a. in Lemberg (heute Lwiw, Ukraine), Brest-Litowsk und Białystok verantwortlich war. Ende August 1941 kehrte er nach Krakau zurück und erließt im November desselben Jahres einen Schießbefehl gegen Juden, die sich außerhalb der Ghettos aufhielten. Im Rahmen eines Konflikts zwischen Himmler und Generalgouverneur Hans Frank (1900–1946) wurde Schöngarth Ende 1941 als ermittelnder Staatsanwalt gegen den u. a. der Korruption angeklagten Gouverneur von Galizien, Karl Lasch (1904–1942), verwendet. Im Januar 1942 nahm er an der Wannsee-Konferenz teil, auf der die systematische Ermordung der europäischen Juden geplant wurde. Schöngarth oblag mit dem Leiter der „Aktion Reinhardt“, Odilo Globocnik (1904–1945), die Aufnahme der in das Generalgouvernement Deportierten, wozu er mit dem Referat Adolf Eichmanns (1906–1962) und der Generaldirektion der Reichsbahn zusammenarbeitete.

    Seit Juni 1942 ermittelte das von Kurt Sachs (1911–1993) geführte SS- und Polizeigericht VI in Krakau u. a. wegen Korruption und Kunstschiebungen gegen Schöngarth. Nachdem dieser im April 1943 eine weniger repressive Behandlung der nichtjüdischen polnischen Bevölkerung gefordert hatte, wurde er, auch aufgrund von Intrigen Krügers, im September 1943 von Himmler aus dem Amt entfernt und zur Waffen-SS strafversetzt. Nach kurzer Ausbildung beim SS-Flak-Ausbildungs- und Ersatzregiment in München leistete Schöngarth bis etwa März oder April 1944 in Lamia (Griechenland) Kriegsdienst als Kompanieführer in der 4. SS-Polizei-Panzergrenadier-Division.

    Im Mai 1944 wurde Schöngarth auf Weisung Ernst Kaltenbrunners (1903–1946) erneut als Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD in den Niederlanden mit Sitz in Den Haag eingesetzt. Hier erließ er im September 1944 einen „Niedermachungsbefehl“ gegen niederländische Widerstandskämpfer und ordnete zur Vergeltung eines Anschlags auf den Höheren SS- und Polizeiführer Hanns Rauter (1895–1949) im März 1945 die Ermordung von 250 Niederländern an. Kurz darauf übernahm Schöngarth vertretungsweise Rauters Amt. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Schöngarth verhaftet, vor einem britischen Militärgericht in Burgsteinfurt bei Münster angeklagt und für die von ihm befohlene Tötung eines britischen Kriegsgefangenen zum Tode verurteilt; das Urteil wurde am 16. Mai 1946 in Hameln vollstreckt.

    1918 Eisernes Jungmannabzeichen
    ca. 1938 Medaille zur Erinnerung an den 1. Oktober 1938
    ca. 1939 Medaille zur Erinnerung an die Heimkehr des Memellandes
    Kriegsverdienstkreuz II. Klasse (mit Schwertern)
    Kriegsverdienstkreuz I. Klasse (mit Schwertern)
    Polizeidienstauszeichnung 3. Klasse
    mehrere Auszeichnungen der SS, u. a. Totenkopfring, Ehrendegen, Ehrendolch und Julleuchter

    Nachlass:

    nicht bekannt.

    Weitere Archivmaterialien:

    Bundesarchiv, Berlin-Lichterfelde, R601/1820 (Beförderungsvorschläge); R3001/7 5144 (u. a. Beurteilungen u. Fragebögen); NS34/36 (SS-Personalhauptamt); R70/Sowjetunion, Polen u. Niederlande; R58 (Reichssicherheitshauptamt); NS 19 ((Persönlicher Stab Reichsführer-SS).

    The National Archives, Kew, London, WO 235/102A (Military Government - Germany, Military Court - War Criminals); WO 235/631 (Begründung des Todesurteils gegen Schöngarth v. 5.3.1946).

    Gedruckte Quellen / Quelleneditionen:

    Werner Präg/Wolfgang Jacobmeyer (Hg.), Das Diensttagebuch des deutschen Generalgouverneurs in Polen 1939–1945, 1975.

    Peter Klein (Hg.), Die Einsatzgruppen in der besetzten Sowjetunion 1941/42. Die Tätigkeits- und Lageberichte des Chefs der Sicherheitspolizei und des SD, 1997.

    Die Zurückweisung von Kündigungen des Arbeitsvertrages, 1929. (Diss. iur.)

    Gerhard Eisenblätter, Grundlinien der Politik des Reichs gegenüber dem Generalgouvernement. 1939–1945, 1969, S. 133 ff. u. 173–178.

    A[dolf] E[mile] Cohen, Een onbekende tijdgenoot. De laatste Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD in Nederland, 1972.

    Ruth Bettina Birn, Die Höheren SS- und Polizeiführer. Himmlers Vertreter im Reich und in den besetzten Gebieten, 1986, S. 87–91.

    Dieter Pohl, Nationalsozialistische Judenverfolgung in Ostgalizien 1941–1944. Organisation und Durchführung eines staatlichen Massenverbrechens, 1996, bes. S. 142–147 u. 163–165.

    Thomas Sandkühler, „Endlösung“ in Galizien. Der Judenmord in Ostpolen und die Rettungsinitiativen von Berthold Beitz 1941–1944, 1996, S. 119.

    Jacek Andrzej Młynarczyk, Judenmord in Zentralpolen. Der Distrikt Radom im Generalgouvernement 1939–1945, 2007.

    Dieter Schenk, Der Lemberger Professorenmord und der Holocaust in Ostgalizien, 2007.

    Dieter Schenk, Hans Frank. Hitlers Kronjurist und Generalgouverneur, 2008, S. 184 u. 188–191.

    Robin O’Neil, The Rabka Four. Instruments of Genocide and Grand Larceny. A Warning from History, 2011. (Onlineressource)

    Olaf Löschke, Eberhard Schöngarth. Ein unterschätzter Praktiker des Massenmords, in: Hans-Christian Jasch/Christoph Kreutzmüller (Hg.), Die Teilnehmer. Die Männer der Wannsee-Konferenz, 22024, S. 129–143. (P)

    Fotografie, ca. 1930. (Onlineressource)

  • Author

    Olaf Löschke (Berlin)

  • Citation

    Löschke, Olaf, „Schöngarth, Eberhard“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.07.2025, URL: https://www.deutsche-biographie.de/125846711.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA