Nostitz, Eberhard Graf von

Dates of Life
1906 – 1983
Place of birth
Deutsch-Wilmersdorf bei Berlin (heute Berlin-Wilmersdorf)
Place of death
München
Occupation
Oberst i. G. der Wehrmacht ; Brigadegeneral der Reserve der Bundeswehr ; Direktor im Bundesnachrichtendienst
Religious Denomination
evangelisch
Authority Data
GND: 138259119 | OGND | VIAF
Alternate Names

  • Nostitz, Eberhard Artur Graf von
  • Keller / Deckname
  • Nostitz, Eberhard Graf von
  • Nostitz, Eberhard Artur Graf von
  • Keller / Deckname
  • Celler / Deckname

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Citation

Nostitz, Eberhard Graf von, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd138259119.html [02.10.2025].

CC0

  • Nostitz, Eberhard Artur Graf von

    Deckname: Keller

    1906 – 1983

    Oberst i. G. der Wehrmacht, Brigadegeneral der Reserve der Bundeswehr, Direktor im Bundesnachrichtendienst

    Eberhard Graf von Nostitz war Offizier in Reichswehr und Wehrmacht, zuletzt im Rang eines Obersten i. G. Er arbeitete seit 1946 für die US-amerikanische Organisation Gehlen, trat für die Westintegration der Bundesrepublik ein und war einer der Wegbereiter einer demokratischen Werten verpflichteten Bundeswehr.

    Dates of Life

    Geboren am 15. Juli 1906 in Deutsch-Wilmersdorf bei Berlin (heute Berlin-Wilmersdorf)
    Gestorben am 15. Dezember 1983 in München
    Konfession evangelisch
  • 15. Juli 1906 - Deutsch-Wilmersdorf bei Berlin (heute Berlin-Wilmersdorf)

    1912 - 1925 - Spandau (seit 1920 Berlin-Spandau); Kassel; Spandau

    Schulbesuch (Abschluss: Abitur)

    Vorschule; Wilhelms-Gymnasium; Kant-Gymnasium

    1925 - Rathenow (Havel)

    Offizieranwärter (1936 Hauptmann)

    Reiterregiment 3 der Reichswehr

    1936 - 1940 - Berlin; Frankreich

    Chef; Generalstabsausbildung; Zweiter Generalstabsoffizier (I b); Vierter Generalstabsoffizier (I d)

    Panzerabwehrabteilung 18; Kriegsakademie; 269. Infanteriedivision; Stab Armeeoberkommando 18

    1941 - 1943 - Sowjetunion

    Major; Erster Generalstabsoffizier (I a)

    XXXXI. Armeekorps; 7. Panzerdivision; kurzzeitig 1. Panzerdivision

    1943 - 1943 - Berlin; Bad Salzbrunn (Niederschlesien, heute Szczawno-Zdrój, Polen); Hirschberg (Niederschlesien, heute Jelenia Góra, Polen)

    Oberstleutnant; Lehrer

    Kriegsakademie

    1944 - 1945 - Berlin; Hirschberg; Sowjetunion

    Oberst; Lehrer; Verbindungsoffizier Oberkommando des Heeres zur 17. Armee; Teilnehmer; Chef des Generalstabs

    Kriegsakademie; Generalstab des LXVII. Panzerarmeekorps; Lehrgang für höhere Truppenführung; Generalstab des Panzerarmeeoberkommandos 2

    9.5.1945 - 5.12.1945

    US-amerikanischer Kriegsgefangener

    1946 - 1946 - Hamburg

    Umschulung

    Höhere Handelsschule am Dammtor

    1946 - 1948 - Hamburg

    Volontär

    Firma Eduard Kukuck

    1946 - 1956 - Hamburg; wechselnde Einsatzorte

    freiberuflicher Mitarbeiter; seit 1956 Angestellter

    Organisation Gehlen

    1956 - 1971 - wechselnde Einsatzorte

    Übernahme als Angestellter; seit 1958 Beamter; seit 1968 Direktor

    Bundesnachrichtendienst

    Mai 1963 - 1971

    Brigadegeneral der Reserve

    Bundeswehr

    15. Dezember 1983 - München

    Nostitz besuchte Schulen in Spandau (seit 1920 Berlin-Spandau) und Kassel und erhielt 1925 am humanistischen Kant-Gymnasium in Berlin-Spandau sein Abitur. Anschließend trat er als Offizieranwärter im Reiterregiment 3 der Reichswehr bei und durchlief in den folgenden Jahren den Ausbildungsgang eines Kavalleristen; aufgrund einer Erkrankung wechselte er von der Kavallerie- zur Panzertruppe. Als Hauptmann 1936 zur Generalstabsausbildung an die Berliner Kriegsakademie versetzt, wurde Nostitz, kurzzeitig als Zweiter Generalstabsoffizier (I b) einer Infanteriedivision, später als Vierter Generalstabsoffizier (I d) auf Armeeebene eingesetzt. Seine folgenden Verwendungen als Erster Generalstabsoffizier (1 a) und Chef unterschiedlicher Truppengeneralstäbe sowie Lehrer an der Kriegsakademie entsprachen dem Werdegang eines Führers militärischer Stäbe mit ausnahmsweisem Einsatz als Truppenführer. Zuletzt war Nostitz Chef des Generalstabs des Panzerarmeeoberkommandos 2 in der Stellung eines Generalmajors. Nostitz war überwiegend an der Ostfront eingesetzt. Er geriet am 9. Mai 1945 in US-amerikanische Kriegsgefangenschaft, aus der er am 5. Dezember 1945 entlassen wurde. Als Berufssoldat war Nostitz kein Mitglied der NSDAP und galt nach dem Krieg als politisch unbelastet.

    Nostitz ging im Januar 1946 mit seiner Familie nach Hamburg und war seit November 1946 einer der ersten freiberuflichen Mitarbeiter der Organisation Gehlen, bei der er seit April 1948 fest angestellt war. Bis Juli 1949 leitete er Verbindungsstäbe in Bremen und Hamburg, beobachtete nachrichtendienstlich Kreise ehemaliger Soldaten im norddeutschen Raum und band das US-geführte Naval Historical Team an die Organisation Gehlen an. In der Forschung wird davon ausgegangen, dass Nostitz bereits zu diesem Zeitpunkt nachrichtendienstliche Rückfallorganisationen (Stay Behind) aufbaute, die im Falle eines Kriegs zum Zweck des Widerstands, der Sabotage und Beschaffung von Informationen im Feind zurückbleiben sollten. 1954 wechselte er zur Abteilung 900, die für Stay Behind verantwortlich war.

    Mit dem ihm befreundeten Johann Adolf Graf Kielmansegg (1906–2006) wandte sich Nostitz früh Fragen der Wiederbewaffnung zu. Er verfasste mit Kielmansegg Denkschriften zum Attentat vom 20. Juli 1944 sowie zu Fragen der Struktur künftiger Streitkräfte und stand in Kontakt mit Hans Speidel (1897–1984), seinem ehemaligen Vorgesetzten und der zentralen Figur der Akteure für eine bundesdeutsche Wiederbewaffnung. Im Sommer 1950 gehörte Nostitz neben Speidel, Eberhard Wildermuth (1890–1952) und Adolf Heusinger (1897–1982) zu deren innerem Kreis und vertrat die Linie der Westintegration. Im Januar 1952 war er Mitgründer der ebenfalls in Übereinstimmung mit der Bundesregierung agierenden Gesellschaft für Wehrkunde sowie mit den ehemaligen Offizieren Erich Dethleffsen (1904–1980) und Heinz Trettner (1907–2006) federführend in die Erarbeitung der Ehrenerklärung Bundeskanzler Konrad Adenauers (1876–1967) für die ehemaligen Soldaten der Wehrmacht vom Dezember 1952 eingebunden.

    1956 wurde Nostitz in den Bundesnachrichtendienst (BND) übernommen, jedoch nicht in die Bundeswehr, da er seine Bewerbung wegen geringer Erfolgsaussichten aufgrund privater Lebensverhältnisse und eines Widerspruchs von Leo Freiherr Geyr von Schweppenburg (1886–1974), der Nostitz als politisch rechtsextrem charakterisiert hatte, zurückgezogen hatte. In dem im Kriegsfall mobilzumachenden „Kriegs-BND“ war Nostitz für die Aufgabe des Leiters Aktionen (II), Evasion and Escape, vorgesehen, woraus 1963 seine Übernahme als Brigadegeneral der Reserve der Bundeswehr resultierte. Nostitz war wesentlich beteiligt am Aufbau der militärischen Verteidigungsaufgaben des BND. Er war Zeitzeuge für das Großforschungsvorhaben "Anfänge westdeutscher Sicherheitspolitik" des Militärgeschichtlichen Forschungsamts. Nach Aussagen beteiligter Historiker wurde ein großer Teil seines Nachlasses nach seinem Tod von seiner zweiten Ehefrau vernichtet.

    1940 Eisernes Kreuz II. Klasse (1941 I. Klasse)
    1942 Ostmedaille
    1943 Deutsches Kreuz in Gold
    1944 Komturkreuz des ungarischen Verdienstordens am Kriegsband mit Schwertern

    Nachlass:

    Bundesarchiv, Freiburg im Breisgau, N 3. (weiterführende Informationen)

    Weitere Archivmaterialien:

    Bundesarchiv, Freiburg im Breisgau, Pers 6/5 1234 (Personalakte der Wehrmacht) (Onlineressource), Pers 6/302 610. (Generalskartei der Wehrmacht) (Onlineressource)

    Bundesarchiv, Koblenz, Pers 101/100 009. (Personalakte des Bundesnachrichtendienstes)

    Clemens Range, Kriegsgedient. Die Generale und Admirale der Bundeswehr, 2013, S. 368.

    Agilolf Keßelring/Thorsten Loch, Himmerod war nicht der Anfang. Bundesminister Eberhard Wildermuth und die Anfänge westdeutscher Sicherheitspolitik, in: Militärgeschichtliche Zeitschrift 74 (2015), S. 60–96. (Onlineressource)

    Agilolf Keßelring, Die Organisation Gehlen und die Neuformierung des Militärs in der Bundesrepublik, 2017.

    Thomas Wolf, Die Entstehung des BND. Aufbau, Finanzierung, Kontrolle, 2018.

    Agilolf Keßelring, Kriegs-BND. Planungen für die Mobilmachung des Bundesnachrichtendienstes von 1953 bis 1968, in: Militärgeschichtliche Zeitschrift 79 (2020), H. 2, S. 461–489. (zugangsbeschränkte Onlineressource)

    Thorsten Loch, Deutsche Generale. Profession, Karriere, Herkunft, 2021, S. 16, 180, 209, 329, 333 f., 337 u. 341.

    Agilolf Keßelring/Thorsten Loch, Die „Ehrenerklärung“ Adenauers vom 3. Dezember 1952. Ein staatspolitischer Meilenstein zur Verortung des zukünftigen Militärs in der frühen Bundesrepublik, in: Historisch-Politische Mitteilungen 30 (2023), S. 5–36.

    Fotografie, um 1929, Bundesarchiv, Freiburg im Breisgau, Pers 6/5 1234.

  • Author

    Thorsten Loch (Potsdam)

  • Citation

    Loch, Thorsten, „Nostitz, Eberhard Graf von“ in: NDB-online, URL: https://www.deutsche-biographie.de/138259119.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA