Molden, Fritz
- Lebensdaten
- 1924 – 2014
- Geburtsort
- Wien
- Sterbeort
- Schwaz bei Innsbruck
- Beruf/Funktion
- Verleger ; Journalist ; Widerstandskämpfer
- Konfession
- römisch-katholisch
- Normdaten
- GND: 118583301 | OGND | VIAF
- Namensvarianten
-
- Molden, Friedrich Peter Ernst Richard Gabriel Hildbrand
- Molden, Fritz
- Molden, Friedrich Peter Ernst Richard Gabriel Hildbrand
- Molden, Friedrich Pether Ernst Richard Gabriel Hildbrand
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- Hildegard Knefs (1925–2002)
- Josef Stalins (1878–1953)
- Karl Gruber (1909–1995)
- Karl Rudolf (1886–1964)
- Kurt Grimm (1903–1984)
- Kurt Waldheim (1918–2007)
- Mario Puzos (1920–1999)
- Michael Pfliegler (1891–1972)
- Oscar Bronner (geb. 1943)
- Simon Moser (1901–1988)
- Swetlana Allilujewa (1926–2011)
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Molden, Fritz (eigentlich Friedrich Peter Ernst Richard Gabriel Hildebrand Molden)
1924 – 2014
Verleger, Journalist, Widerstandskämpfer
Fritz Molden engagierte sich seit 1938 in Österreich im Widerstand gegen den Nationalsozialismus und zählte nach Ende des Zweiten Weltkriegs als Journalist und Leiter eines der größten deutschsprachigen Verlage zu den einflussreichsten Persönlichkeiten der Zweiten Republik.
Lebensdaten
Fritz Molden, Österreichische Nationalbibliothek (InC) -
Autor/in
→Maria Wirth (Wien)
-
Zitierweise
Wirth, Maria, „Molden, Fritz“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.10.2025, URL: https://www.deutsche-biographie.de/118583301.html#dbocontent

Molden wuchs in großbürgerlichen Verhältnissen in Wien auf, wo er seit 1934 das Schottengymnasium und seit 1938 die Oberschule für Jungen in Döbling besuchte. Er engagierte sich in der katholisch-konservativen Jugendbewegung und war u. a. in dem von den Theologen Michael Pfliegler (1891–1972) und Karl Rudolf (1886–1964) gegründeten Bund Neuland aktiv. Kurz nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich 1938 entschloss er sich zum Widerstand gegen das NS-Regime. Molden wurde nach einer Jugendfeierstunde im Stephansdom im Oktober 1938 erstmals festgenommen. Im April 1940 folgte eine weitere Verhaftung nach einem Konzert der Schwarzmeerkosaken, bei dem es zu einem Treffen der verbotenen Bündischen Jugend gekommen war. Nachdem er im Sommer 1941 versucht hatte, illegal nach Großbritannien zu gelangen, wurde Molden in Wien erneut festgenommen, entging jedoch einer längeren Haftstrafe, indem er sich freiwillig zur Wehrmacht meldete, für die er seit dem Spätsommer 1942 in der Sowjetunion eingesetzt wurde.
Nach einer Verwundung im Oktober 1942 wurde Molden nach Paris verlegt, gelangte im Frühjahr 1943 nach Berlin und wurde danach in Italien u. a. als Dolmetscher verwendet. Im Mai 1944 desertierte er, lief zu italienischen Partisanen über und flüchtete in die Schweiz. Hier trat er – unterstützt von den im Widerstand tätigen Exilösterreichern Hans Thalberg (1916–2003) und Kurt Grimm (1903–1984) – mit dem Gesandten des US-amerikanischen Militärgeheimdiensts Office of Strategic Services und späteren CIA-Chef, Allen Dulles (1893–1969), in Verbindung. In der Folgezeit pendelte Molden im Auftrag Dulles’ mit gefälschten Papieren zwischen Wien, Tirol und der Schweiz und fungierte als Verbindungsmann zu der österreichischen Widerstandsgruppe O5 und dem Provisorischen Österreichischen Nationalkomitee, dem politischen Arm der O5.
1945 trug Molden durch seine politischen Kontakte maßgeblich zur Gründung des Europäischen Forum Alpbach (EFA) bei, das von seinem Bruder Otto Molden (1918–2002) und dem Philosophen Simon Moser (1901–1988) initiiert wurde. Später stand er dem EFA zeitweise als Vizepräsident vor. Nach kurzer Tätigkeit in Innsbruck, wo er u. a. als Sekretär des Tiroler Landeshauptmanns und Außenministers Karl Gruber (1909–1995) arbeitete, wechselte Molden, der außenpolitisch stets einen prowestlichen und antikommunistischen Kurs vertrat, 1946 als Auslandsredakteur zu „Die Presse“ nach Wien. Diese war von seinem Vater Ernst Molden (1886–1953) als Nachfolgerin der 1939 eingestellten „Neuen Freien Presse“ gegründet worden, konnte bis Oktober 1948 jedoch nicht als Tages-, sondern nur als Wochenzeitung erscheinen.
1948/49 im Informationsdienst des Österreichischen Generalkonsulats in New York City tätig, kehrte Molden 1950 als Verlagsdirektor zu „Die Presse“ zurück und wurde nach dem Tod seines Vaters 1953 deren Herausgeber. 1954 gründete er die „Wochenpresse“ und gab während des sog. Wiener Zeitungskriegs im März 1958 für kurze Zeit das „Bild-Telegramm“ heraus. Im selben Jahr rief Molden mit dem späteren Generalintendanten des ORF, Gerd Bacher (1925–2015), das Wiener Boulevardblatt „Express“ ins Leben und stieg mit der Gründung der „Abendzeitung“ und dem Kauf des „Wiener Wochenblatts“ (beide 1960) zum einflussreichsten Zeitungsherausgeber Österreichs auf. Molden unterstützte den Ungarischen Volksaufstand gegen die Sowjetunion 1956 und setzte sich für die Autonomieforderungen Südtirols ein, indem er zeitweilig auch dem Befreiungsausschuss Südtirol (BAS) angehörte. Er beendete sein Engagement jedoch, als der BAS von rechtsradikalen Kräften vereinnahmt wurde und seinen Kampf immer gewalttätiger führte. Mit dem Bau des „Pressehauses“ in Wien, das Büroräume und eine Großdruckerei umfasste, geriet Molden in finanzielle Schwierigkeiten und musste Anfang der 1960er Jahre alle seine Zeitungen veräußern.
1964 gründete Molden den Fritz Molden Verlag. Vor allem mit der Veröffentlichung der deutschen Ausgabe von Mario Puzos (1920–1999) Roman „Der Pate“ (1969), Hildegard Knefs (1925–2002) Memoiren „Der geschenkte Gaul“ (1970) und den Erinnerungen „Zwanzig Briefe an einen Freund“ (1967) von Swetlana Allilujewa (1926–2011), einer Tochter Josef Stalins (1878–1953), gelangen dem Verlag Bestseller und der Aufstieg zu einem der erfolgreichsten Verlagshäuser des deutschsprachigen Raums. 1982 ging der Verlag – u. a. wegen zu hoher Lizenzen für Übersetzungen US-amerikanischer Besteller, die sich auf dem deutschsprachigen Markt nicht durchsetzten – in Konkurs, bei dem Molden auch sein gesamtes Privatvermögen verlor.
In der Folgezeit wirkte Molden als freiberuflicher Journalist, Publizist und Filmemacher. Er veröffentlichte autobiografische Schriften, beschäftigte sich mit der Geschichte des Widerstands gegen den Nationalsozialismus und gestaltete seit 1984 mit Friedrich von Thun (geb. 1942) die mehrteilige ORF-Fernsehserie „Auf rot-weiß-roten Spuren“, in der es um die Geschichten von Auslandsösterreichern ging. Deren Interessen vertrat Molden zudem als von 1976 bis 2004 amtierender Präsident des Auslandsösterreicherwerks, das 2002 mit dem Weltbund der Österreicher im Ausland zum Auslandsösterreicher-Weltbund fusionierte.
1987/88 übernahm Molden von Außenminister Alois Mock (1934–2017) eine diplomatische Sondermission und reiste durch Europa und die USA, um das infolge der internationalen Debatte um die NS-Vergangenheit des Bundespräsidenten Kurt Waldheim (1918–2007) beschädigte Image Österreichs aufzubessern. Seit 1988 beriet Molden Oscar Bronner (geb. 1943) bei der Gründung der Tageszeitung „Der Standard“ und stand ihm bis 1995 als Ratgeber zur Seite. Molden beteiligte sich an den Gründungen der Verlage Central European University Press (1993) und Ibera & Molden (1995) und rief 1998 den Molden-Verlag ins Leben, den er bis 2005 führte.
1946 | Dankes- und Anerkennungsurkunde für Verdienste um die Befreiung des Landes Tirol |
1947 | Medal of Freedom der USA |
1956 | Christusorden der Republik Portugal |
1960 | Ehrenmajor des Schützenbataillons Passeier |
1974 | Großer Tiroler Adler-Orden |
1977 | Ehrenzeichen für Verdienste um die Befreiung Österreichs |
1978 | Großes Silbernes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich |
1979 | Ehrenmitglied des Weltbunds der Österreicher im Ausland |
1985 | Großes Goldenes Ehrenzeichen des Landes Steiermark (2004 mit Stern) |
1992 | Großes Ehrenzeichen des Landes Burgenland |
1999 | Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien |
2002 | Bundes-Ehrenzeichen der Republik Österreich |
2005 | Berufstitel „Professor“ |
Nachlass:
Familienbesitz.
Weitere Archivmaterialien:
Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes, Wien. (Interviews)
Bruno Kreisky-Archiv, Wien. (Korrespondenz)
Wienbibliothek im Rathaus, Wien. (Tagblattarchiv)
Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik, Wien, Bundeskanzleramt/Auswärtige Angelegenheiten. (Personalakt)
Gedruckte Quellen:
Fritz Molden. Von der Milchreisschlacht zum Kampf um die Zweite Republik, in: Manfred Bobrowsky (Hg.), Schreiben im Widerstand. Österreichische Publizisten 1933–1945, 1993, S. 51–102. (Interview, undatiert) (P)
Unabhängig – und am Rande der Krida. Interview, in: Julius Kainz/Andreas Unterberger (Hg.), Ein Stück Österreich. 150 Jahre „Die Presse“, 1998, S. 200–203.
Monografien und Herausgeberschaften:
Austria. A Summary in Facts and Figures, 1949.
Fritz Molden/Eugen Géza Pogany, Ungarns Freiheitskampf, 1956, 21957.
Fepolinski und Waschlapski auf dem berstenden Stern. Bericht einer unruhigen Jugend, 1976, Taschenbuchausg. 1980 u. 1991, Neuausg. 1987, engl. 1978 u. d. T. Exploding Star. A Young Austrian Against Hitler.
Besetzer, Toren, Biedermänner. Ein Bericht aus Österreich 1945–1962, 1980, Taschenbuchausg. 1982.
Der Konkurs. Aufstieg und Fall eines Verlegers, 1984.
Die Österreicher oder Die Macht der Geschichte, 1986, 21987.
Die Feuer in der Nacht. Opfer und Sinn des österreichischen Widerstandes 1938–1945, 1988, engl. 1989.
Aufgewachsen hinter grünen Jalousien. Vergessene Geschichten aus Österreichs bürgerlicher Welt, 1997.
Widerstand gegen Hitler und Stalin – und heute …, 2002.
Das Beste von Roda Roda. Die amüsantesten Geschichten des großen Humoristen aus der k.u.k. Monarchie, 2003. (Hg.)
Vielgeprüftes Österreich. Meine politischen Erinnerungen, 2007. (Autobiografie)
Aufsätze und Artikel:
Der Fußballfan, in: Josef Strelka (Hg.), Der Weg war schon das Ziel. Festschrift für Friedrich Torberg zum 70. Geburtstag, 1978, S. 145–157.
Ostmärkische Episoden, in: Jochen Jung (Hg.), Vom Reich zu Österreich. Kriegsende und Nachkriegszeit in Österreich erinnert von Augen- und Ohrenzeugen, 1983, S. 236–246.
Von Treppenstürzen und Gelehrtengesprächen, in: Klaus Horst (Hg.), Wallnöfer. Bauer und Landesfürst, 1993, S. 93–100.
Erste Begegnung im Chaos der Revolution, in: György Sebestyén (Hg.), Der donauländische Kentaur. Ein subjektives Porträt, 2000, S. 53–56.
Naziland Österreich – oder etwa nicht?, in: Alfred Payrleitner (Hg.), Österreich neu. Herausforderungen nach der Wende, 2000, S. 199–208.
Gewissen und Gehorsam, Eid und Gelöbnis, in: Rolf M. Urrisk-Obertyński (Hg.), 50 Jahre Bundesheer aus der Sicht von 50 prominenten Österreichern, 2005, S. 143 f.
Tut das, was ihr tun müsst, in: Theresia Zierler (Hg.), ...und trotzdem gab es Hoffnung. „Trümmerfrauen“ aus Österreich berichten. Mit dem Tagebuch von Paula v. Preradović, 2006, S. 135–140.
Franz Goldner, Flucht in die Schweiz. Die neutrale Schweiz und die österreichische Emigration. 1938 bis 1945, 1983, bes. S. 87–115.
Karl Schwarzenberg, Fepolinski Revisited. Fritz Molden zum 75. Geburtstag, 1999. (P)
Christoph Braendle, Fritz Molden. Ein österreichischer Held. Romanbiographie, 2001.
Hanna Molden, Der Jahrhundertelefant. Eine literarische Familienbiografie, 2021.
Christa Zöchling, Die Letzten ihrer Art, in: Profil (2022), Nr. 3, S. 22–32. (P)
Fotografien, Bildarchiv Austria der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien.
Fotografien, Bruno Kreisky Archiv, Wien.
Fotografie, 1982, Abbildung in: Manfred Bobrowsky (Hg.), Schreiben im Widerstand. Österreichische Publizisten 1933–1945, 1993, S. 53.