Lebensdaten
1908 – 1944
Geburtsort
Kempten im Allgäu
Sterbeort
Berlin-Plötzensee
Beruf/Funktion
Marineoffizier ; Widerstandskämpfer ; Korvettenkapitän ; Märtyrer ; Widerstandskämpfer
Konfession
römisch-katholisch
Normdaten
GND: 119522225 | OGND | VIAF: 59895999
Namensvarianten
  • Kranzfelder, Alfred

Verknüpfungen

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Kranzfelder, Alfred, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119522225.html [27.04.2024].

CC0

  • Als Referent für Völkerrecht in der Seekriegsleitung im Oberkommando der Marine war Korvettenkapitän Alfred Kranzfelder in die Staatsstreichpläne des 20. Juli 1944 eingeweiht. Er hatte den Auftrag, die Reaktionen der Marineführung nach dem Attentat auf Adolf Hitler (1889–1945) zu beobachten. Nach Festnahme und Verhör wurde er am 10. August 1944 verurteilt und hingerichtet.

    Lebensdaten

    Geboren am 10. Februar 1908 in Kempten im Allgäu
    Gestorben am 10. August 1944 (hingerichtet) in Berlin-Plötzensee
    Grabstätte keine
    Konfession römisch-katholisch
    Alfred Kranzfelder (InC)
    Alfred Kranzfelder (InC)
  • Lebenslauf

    10. Februar 1908 - Kempten im Allgäu

    ca. 1914 - 1919 - Regensburg

    Schulbesuch

    Grundschule

    1919 - 1925 - Kempten (Allgäu)

    Schulbesuch

    Humanistisches Gymnasium (heute: Carl-von-Linde-Gymnasium)

    1926 - März 1927 - Regensburg

    Schulbesuch (Abschluss: Abitur)

    Altes Gymnasium (heute Albertus Magnus Gymnasium)

    April 1927 - Juli 1927 - Stralsund

    Offizieranwärter; Grundausbildung

    Marineschule

    Juli 1927 - Oktober 1927

    seemännische Grundausbildung (Oktober 1927 Seekadett)

    Segelschulschiff „Niobe“

    Oktober 1927 - Dezember 1928 - Flensburg

    praktische und theoretische Ausbildung; Fähnrichsausbildung

    Reichsmarine; Marineschule Mürwik

    Dezember 1928 - Dezember 1929 - Mittelmeer; Suezkanal; Indischer Ozean; Pazifik; Panama-Kanal; Atlantik

    Schulschiffreise (April 1929 Fähnrich zur See)

    Kleiner Kreuzer „Emden“

    Januar 1930 - Juli 1931 - u. a. Flensburg; Kiel

    Offizierslehrgang; Speziallehrgänge

    u. a. Marineschule

    Juli 1931 - ca. Juli 1933 - Kiel

    Ausbildungsoffizier (Juli 1933 Oberleutnant zur See)

    Schiffsartillerieschule

    1936 - 1940

    Kapitänleutnant; Teilnahme am Spanischen Bürgerkrieg

    Panzerschiff „Admiral Scheer“

    Februar 1940 - 24.7.1944 - Berlin

    Referent für Völkerrecht in der Operationsabteilung der Seekriegsleitung (September 1941 Korvettenkapitän)

    Oberkommando der Marine

    20.7.1944 - Berlin

    Mitwirkung am „Unternehmen Walküre“

    Juli 1944 - August 1944 - Berlin

    Verhaftung; Verurteilung zum Tode; Hinrichtung

    Volksgerichtshof, Gefängnis Plötzensee

    10. August 1944 (hingerichtet) - Berlin-Plötzensee
  • Genealogie

    Vater Alfred Kranzfelder gest. 1923 Jurist; 1911 Rechtsanwalt und Justizrat in Memmingen; später Staatsanwalt in Regensburg, seit 1919 Landgerichtsdirektor in Kempten (Allgäu)
    Mutter Marie Kranzfelder
    Schwester Helene Kranzfelder nach 1916 Studium der Naturwissenschaften; Lehrerin
    Bruder Richard Kranzfelder
    Bruder Heinrich Kranzfelder
    Heirat ledig
    Kinder keine
    Diese Grafik wurde automatisch erzeugt und bietet nur einen Ausschnitt der Angaben zur Genealogie.

    Kranzfelder, Alfred (1908 – 1944)

    • Vater

      Alfred Kranzfelder

      gest. 1923

      Jurist; 1911 Rechtsanwalt und Justizrat in Memmingen; später Staatsanwalt in Regensburg, seit 1919 Landgerichtsdirektor in Kempten (Allgäu)

    • Mutter

      Marie Kranzfelder

    • Schwester

      Helene Kranzfelder

      nach 1916 Studium der Naturwissenschaften; Lehrerin

    • Bruder

      Richard Kranzfelder

    • Bruder

      Heinrich Kranzfelder

    • Heirat

  • Biografie

    Kranzfelder schloss sich als Heranwachsender der bündischen Jugend an und besuchte humanistische Gymnasien in Kempten und Regensburg, wo er im März 1927 das Abitur ablegte. Da die Familie nach dem Tod des Vaters in finanzielle Probleme geriet, war ein Studium oder eine künstlerische Tätigkeit für Kranzfelder ausgeschlossen. Am 4. April 1927 trat er als Offizieranwärter in die Reichsmarine ein und schloss im Dezember 1928 seine Fähnrichsausbildung an der Marineschule Mürwik in Flensburg als Lehrgangsbester ab.

    Anschließende Land- und Bordverwendungen führten Kranzfelder u. a. an die Schiffsartillerieschule in Kiel. Zum Kapitänleutnant befördert, diente er von 1936 bis 1940 an Bord des Panzerschiffs „Admiral Scheer“ und nahm 1936/37 unter Kapitän zur See Otto Ciliax (1891–1964) am Spanischen Bürgerkrieg teil. Nachdem er krankheitsbedingt borddienstuntauglich wurde, wechselte Kranzfelder zum 29. Februar 1940 in die von Vizeadmiral Kurt Fricke (1889–1945) geleitete Operationsabteilung der Seekriegsleitung in Berlin. Hier befasste er sich mit Fragen des Völkerrechts und der Politik im Rahmen der Referate I c und I i, deren Mitarbeiter – neben Seeoffizieren auch Juristen und Völkerrechtler – enge Kontakte zum Auswärtigen Amt unterhielten und unzensierte Einblicke in die politisch-militärische Lage des Seekriegs erhielten. Kranzfelder schloss hier Freundschaft mit Berthold Schenk Graf von Stauffenberg (1905–1944) sowie später mit Korvettenkapitän Sydney Jessen (1892–1965). Von seinen Vorgesetzten als hervorragend beurteilt und am 1. September 1941 zum Korvettenkapitän befördert, unternahm Kranzfelder Dienstreisen nach Marokko, Frankreich und Schweden.

    Als im Herbst 1943 die militärischen Umsturzpläne gegen das NS-Regime Gestalt annahmen, wurde Kranzfelder durch Berthold Stauffenberg in alle Einzelheiten der Planungen eingeweiht, die zum Attentat auf Adolf Hitler (1889–1945) vom 20. Juli 1944 durch Claus Schenk Graf von Stauffenberg (1907–1944) führten. Kranzfelder brachte über die Brüder Stauffenberg Anregungen und Bedenken in die Diskussionen der Widerstandsgruppe ein. Am Tag des Umsturzversuchs bestand seine Aufgabe darin, von der Seekriegsleitung in Bernau bei Berlin aus zu berichten, wie der Oberbefehlshaber der Kriegsmarine, Großadmiral Karl Dönitz (1891–1980), und der Chef des Stabes der Seekriegsleitung, Admiral Wilhelm Meisel (1893–1974), auf die Anordnung reagierten, bei Generalfeldmarschall Erwin von Witzleben (1881–1944) vorstellig zu werden. Gegebenenfalls sollte Kranzfelder beide Admirale verhaften und festsetzen. Das in dem Untersuchungsbericht des Leiters des Reichssicherheitshauptamts, Ernst Kaltenbrunner (1903–1946), gezeichnete Bild Kranzfelders als eines lediglich „verführten“, passiven Mittäters ist unzutreffend.

    Die Ermittlungen nach dem gescheiterten Attentat führten die Gestapo über Berthold von Stauffenberg zu Kranzfelder. Er wurde am 24. Juli 1944 im Beisein des Marinekriegsgerichtsrats Kay Nieschling (1907–1987) verhaftet, am 10. August 1944 vor dem Berliner Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und direkt danach hingerichtet.

  • Auszeichnungen

    1936 Dienstauszeichnung 4. Klasse
    ca. 1938 Spanienkreuz in Bronze
    ca. 1939 Kriegsverdienstkreuz 2. Klasse
    ca. 1939 Dienstauszeichnung 3. Klasse
    ca. 1942 Kriegsverdienstkreuz 1. Klasse mit Schwertern
    1964 Kranzfelder-Hafen am Marinestützpunkt Eckernförde (1980 Gedenkstein)
    1999 Glaubenszeuge im deutschen Martyrologium des 20. Jahrhunderts der Katholischen Kirche
    2007 Gedenktafel am Carl-von-Linde-Gymnasium, Kempten
    2008 Alfred-Kranzfelder-Straße, Kempten
    2010 Stolperstein, Beethovenstr. 7, Kempten
    2016 Büste in der Aula der Marineschule Mürwik, Flensburg
    2018 Feld- und Marineloge Alfred Kranzfelder, Rostock
  • Quellen

    Nachlass:

    nicht bekannt.

    Weitere Archivmaterialien:

    Archiv des Instituts für Zeitgeschichte München-Berlin, München, ZS 1484. (Zeugenschrifttum Sydney Jessen) (Onlineressource)

    Gedruckte Quellen:

    Bengt von zur Mühlen (Hg.), Die Angeklagten des 20. Juli vor dem Volksgerichtshof, 2001, S. 134. (Verhandlung v. 10. August 1944, Az. OJ 2/44 g RS, 1. Senat des Volksgerichtshofs unter Vorsitz Roland Freislers. Die Angeklagten Erich Fellgiebel, Fritz-Dietlof Graf von der Schulenburg, Berthold Schenk Graf von Stauffenberg, Alfred Kranzfelder, Georg Alexander Hansen wurden zum Tode verurteilt; Bildteil S. 147 f.)

    Spiegelbild einer Verschwörung. Die Kaltenbrunner-Berichte an Bormann und Hitler über das Attentat vom 20. Juli 1944. Geheime Dokumente aus dem ehemaligen Reichssicherheitshauptamt, hg. v. Archiv für historische und zeitgeschichtliche Dokumentation, 1961, S. 55 f., 115 ff., 293 u. 296.

  • Literatur

    Walter Baum, Marine, Nationalsozialismus und Widerstand, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 11 (1963), H. 2, S. 16–48. (Onlineressource)

    Eberhard Zeller, Der Geist der Freiheit. Der Zwanzigste Juli 1944, 5. überarb. Aufl. 1965.

    Harald Merkel, Alfred Kranzfelder. Zum 25. Todestag des Seeoffiziers am 10. August 1969, in: Marine-Rundschau 66 (1969), H. 4, S. 299–301.

    Klaus Achmann, Korvettenkapitän Kranzfelder. Marineoffizier gegen Hitler, in: Briefdienst 10 (1990), Nr. 7/8, hg. v. Sicherung des Friedens e. V. Überparteilicher Arbeitskreis von Christen zur Förderung von Frieden und Freiheit, S. 4 f.

    Joachim Geffers, Marine ohne Widerstand?, in: MarineForum 65 (1990), H. 12, S. 422–424.

    Jörg Hillmann, Der 20. Juli und die Marine. Ein Beitrag zu Ereignis und Rezeption, 2004.

    Heinrich Walle, Marineoffiziere im Widerstand gegen Hitler und das NS-Regime, in: Werner Rahn (Hg.), Deutsche Marinen im Wandel. Vom Symbol nationaler Einheit zum Instrument internationaler Sicherheit, 2005, S. 485–502.

    Jörg Hillmann, Korvettenkapitän Alfred Kranzfelder, in: Jann Markus Witt (Hg.), Eckernförde. Geschichte einer Hafen- und Marinestadt, 2006. S. 99–104.

    Jörg Hillmann, Korvettenkapitän Alfred Kranzfelder. Ein Marineoffizier im militärischen Widerstand des 20. Juli 1944 gegen Hitler, in: MarineForum 91 (2016), H. 9, S. 59–62.

    Jörg Hillmann, Die Kriegsmarine und der 20. Juli, in: Schiff Classic 7 (2019), H. 5, S. 56–59.

    Jörg Hillmann, Vor 75 Jahren. Der 20. Juli 1944, in: MarineForum 94 (2019), H. 7/8, S. 34–38.

    Engelbert Maximilian Buxbaum, Alfred Kranzfelder, in: Helmut Moll (Hg.), Zeugen für Christus. Das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts, 7. überarb. u. akt. Auflg. 2019. S. 79–82.

  • Onlineressourcen

  • Porträts

    Fotografie, 1944, Marineschule Mürwik, Wehrgeschichtliches Ausbildungszentrum, Flensburg.

    Fotografie, 10.8.1944, Abbildung in: Bengt von zur Mühlen (Hg.), Die Angeklagten des 20. Juli vor dem Volksgerichtshof, 2001, S. 148.

    Büste v. Markus Glaeser (geb. 1960), 2016, Aula der Marineschule Mürwik, Flensburg. (Onlineressource)

  • Autor/in

    Jörg Hillmann (Potsdam)

  • Zitierweise

    Hillmann, Jörg, „Kranzfelder, Alfred“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.10.2023, URL: https://www.deutsche-biographie.de/119522225.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA