Lebensdaten
1927–1997
Geburtsort
Beuthen (Oberschlesien, heute Bytom, Polen)
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Wirtschaftswissenschaftler ; Volkswirt
Normdaten
GND: 119367904 | OGND | VIAF: 73868981
Namensvarianten
  • Koziolek, Helmut
  • Kociolek, G.
  • Kotsiolek, G.
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Koziolek, Helmut, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119367904.html [27.04.2024].

CC0

  • Helmut Koziolek war ein führender Wirtschaftswissenschaftler der DDR in der späten Ära Walter Ulbrichts (1893–1973) und der Ära Erich Honeckers (1912–1994). Er übte v. a. als Direktor des Zentralinstituts für sozialistische Wirtschaftsführung beim Zentralkomitee (ZK) der SED direkten Einfluss auf die Politik aus. Mit Ökonomen wie Wolfgang Berger (1921–1994), Herbert Wolf (1925–2022) und Otto Reinhold (1925–2016) steht er für die wirtschaftswissenschaftliche Hintergrundarbeit an Ulbrichts Neuem Ökonomischen System.

    Lebensdaten

    Geboren am 5. Juli 1927 in Beuthen (Oberschlesien, heute Bytom, Polen)
    Gestorben am 19. Mai 1997 in Berlin
    Helmut Koziolek (InC)
    Helmut Koziolek (InC)
  • Lebenslauf

    5. Juli 1927 - Beuthen (Oberschlesien, heute Bytom, Polen)

    1933 - 1944 - Kattowitz (heute Katowice, Polen); Zwickau; Gersdorf bei Zwickau

    Schulbesuch

    Volks- und Oberschule

    1937 - 1945

    Fähnleinführer

    Deutsches Jungvolk

    1944 - 1945

    Untertruppführer

    Reichsarbeitsdienst

    Mai 1945 - Mölln (Neuengamme)

    US-amerikanische Kriegsgefangenschaft

    1945 - Chemnitz

    Studium der Textiltechnik

    Textil-Ingenieurschule

    1945 - 1948 - Halle an der Saale

    Studium der Rechts- und Staatswissenschaften (Abschluss: Diplom-Volkswirt)

    Universität

    1946 - 1990

    Mitglied

    Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED)

    1948 - Halle an der Saale

    Referent

    Kuratorium der Universität

    1948 - 1949 - Jüterbog (Brandenburg)

    Assistent

    Verwaltungsakademie Forst Zinna

    1949 - 1953 - Jüterbog

    Dozent

    Verwaltungsakademie Forst Zinna

    1953 - 1956 - Potsdam-Babelsberg

    Professor; Leiter

    Abteilung für politische Ökonomie des Sozialismus der Hochschule für Finanzen

    1955 - Potsdam-Babelsberg

    Promotion (Dr. oec.)

    Hochschule für Finanzen

    1956 - 1963 - Berlin-Ost

    Leiter

    Abteilung für Politische Ökonomie des Sozialismus der Hochschule für Planökonomie

    1956 - 1961 - Berlin-Karlshorst

    Professor für Politische Ökonomie; stellvertretender Direktor

    Hochschule für Planökonomie

    1961

    Habilitation für Politische Ökonomie

    1963 - 1965 - Berlin-Ost

    Leiter

    Ökonomisches Forschungsinstitut der Staatlichen Plankommission

    1966 - 1989 - Berlin-Ost

    Direktor

    Zentralinstitut für sozialistische Wirtschaftsführung beim Zentralkomitee (ZK) der SED

    1972 - Berlin-Ost

    Vorsitzender

    wissenschaftlicher Rat für Wirtschaftswissenschaftliche Forschung der Akademie der Wissenschaften der DDR

    1976 - 1990 - Berlin-Ost

    Vorsitzender der DDR-Delegation

    Deutsch-sowjetische Ökonomenkommission der Akademien der Wissenschaft der DDR und der Sowjetunion

    1976 - 1981 - Berlin-Ost

    Kandidat

    ZK der SED

    1976 - 1989 - Berlin-Ost

    Mitglied

    SED, Redaktionskollegium der „Einheit“

    1976 - 1989 - Berlin-Ost

    Mitglied

    Wirtschaftskommission des Politbüros; Kommission der Leiter der gesellschaftswissenschaftlichen Institute des ZK der SED

    1981 - 1989 - Berlin-Ost

    Mitglied

    ZK der SED

    1990 - Moskau

    Teilnehmer

    Zwei-plus-Vier-Gespräche

    19. Mai 1997 - Berlin
  • Genealogie

    Vater Nikolaus Koziolek römisch-katholisch; Reichsbahnlokführer
    Mutter Gertrud Koziolek römisch-katholisch; Schneiderin
    Heirat
    Ehepartner
    Diese Grafik wurde automatisch erzeugt und bietet nur einen Ausschnitt der Angaben zur Genealogie.

    Koziolek, Helmut (1927–1997)

    • Vater

      Nikolaus Koziolek

      römisch-katholisch; Reichsbahnlokführer

      • Großvater väterlicherseits

      • Großmutter väterlicherseits

    • Mutter

      Gertrud Koziolek

      römisch-katholisch; Schneiderin

      • Großvater mütterlicherseits

      • Großmutter mütterlicherseits

    • Heirat

  • Biografie

    Koziolek besuchte in Kattowitz (heute Katowice, Polen) und später im Zwickauer Land die Schule. Von 1937 bis Kriegsende als Fähnleinführer beim Deutschen Jungvolk, leistete er im letzten Kriegsjahr als Untertruppführer Reichsarbeitsdienst. Im Mai 1945 geriet er bei Mölln in US-amerikanische Kriegsgefangenschaft.

    1945 studierte er kurzzeitig an der Textil-Ingenieurschule in Chemnitz, wechselte aber im selben Jahr an die Universität Halle-Wittenberg zum Studium der Rechts- und Staatswissenschaften, das er 1948 abschloss. 1946 wurde er Mitglied der SED. Nach dem Studium war er Assistent, ab 1949 Dozent für Politische Ökonomie an der Verwaltungsakademie Forst Zinna in Jüterbog (Brandenburg).

    Kozioleks akademische Karriere begann 1953 als Professor und Abteilungsleiter für Politische Ökonomie des Sozialismus an der Hochschule für Finanzen in Potsdam-Babelsberg. Erst 1955 wurde er an dieser Hochschule mit der Arbeit „Zur marxistisch-leninistischen Theorie des Nationaleinkommens“ zum Dr. oec. promoviert. 1956 wurde er Professor für Politische Ökonomie und stellvertretender Direktor der neu gegründeten Hochschule für Planökonomie in Berlin-Karlshorst, die aus der Hochschule für Finanzen und der Verwaltungsakademie hervorgegangen war. 1961 habilitierte sich Koziolek für Politische Ökonomie, wiederum zum Thema der marxistisch-leninistischen Theorie des Nationaleinkommens.

    1962 setzte Koziolek seine Karriere als Leiter des ökonomischen Forschungsinstituts der Staatlichen Plankommission fort. Seit 1966 war er Direktor des Zentralinstituts für sozialistische Wirtschaftsführung beim Zentralkomitee der SED, eine Stellung, die er bis zu dessen Auflösung 1989 beibehielt.

    Mit diesen beiden Positionen spielte Koziolek eine prägende Rolle für die theoretische Ausgestaltung des Neuen Ökonomischen Systems Walter Ulbrichts (1893–1973). Sein 1967 erschienenes Werk zur Lehre der sozialistischen Wirtschaftsführung, verfasst mit Gerd Friedrich (geb. 1928), wurde zum Standardwerk der Wirtschaftswissenschaften der DDR der 1960er Jahre. 1966 erhielt Koziolek im Kollektiv mit anderen führenden Ökonomen der Wirtschaftsreform Ulbrichts, Wolfgang Berger (1921–1994), Herbert Wolf (1925–2022), Werner Kalweit (geb. 1926), Claus Krömke (geb. 1930) und Otto Reinhold (1925–2016), den Nationalpreis III. Klasse.

    Koziolek behauptete sich auch in der Ära Erich Honeckers (1912–1994), obwohl dieser sich von Ulbrichts Wirtschaftspolitik absetzte. Er wurde 1972 Vorsitzender des wissenschaftlichen Rats für wirtschaftswissenschaftliche Forschung und gestaltete seit 1976 das Verhältnis mit Ökonomen der Sowjetunion als Vorsitzender der Ökonomenkommission der Akademien der Wissenschaft der DDR und der Sowjetunion. In den ersten Jahren des Internationalen Instituts für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien, einer Plattform für die Begegnung von Wissenschaftlern aus Ost und West, setzte sich Koziolek für die Präsenz der DDR in der internationalen Diskussion systemtheoretischen Denkens ein. Seine Arbeiten zur sog. sozialistischen Reproduktionstheorie und zur Rolle des technischen Fortschritts waren zentrale Werke der jüngeren Generation von Wirtschaftswissenschaftlern der DDR.

    1976 wurde Koziolek Kandidat und 1981 Mitglied des Zentralkomitees (ZK) der SED. Hierbei war er v. a. in seiner zentralen Stellung als Mitglied der Wirtschaftskommission des Politbüros des ZK der SED und der Kommission der Leiter der gesellschaftswissenschaftlichen Institute beim ZK der SED prägend für die wirtschaftswissenschaftliche Forschung in der DDR der 1980er Jahre. In dieser Zeit war er auch Mitglied des Redaktionskollegiums der „Einheit“, der theoretischen Zeitschrift der SED. 1990 nahm Koziolek an den Zwei-plus-Vier-Gesprächen teil.

  • Auszeichnungen

    1965–1992 ordentliches Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin
    1966 Nationalpreis III. Klasse, mit Wolfgang Berger und Herbert Wolf (1970 I. Klasse, mit Wolfgang Berger, Herbert Wolf ,Werner Kalweit, Claus Krömke und Otto Reinhold)
    1970 Vaterländischer Verdienstorden in Bronze (1974 in Silber, 1982 in Gold)
    1977 „Honory Scholar“ des Internationalen Instituts für Angewandte Systemanalyse in Laxenburg bei Wien
    1979 Dr. h. c., Hochschule für Ökonomie
    1984 Friedrich-Engels-Preis der Akademie der Wissenschaften der DDR
    1987 Karl-Marx-Orden
    1988 auswärtiges Mitglied der Akademie der Wissenschaften der UdSSR
    1992 Mitglied der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin
  • Quellen

    Nachlass:

    nicht bekannt.

    Weitere Archivmaterialien:

    Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv (Berlin), „Zentralinstitut für sozialistische Wirtschaftsführung beim ZK der SED“, DY 30, 1965–1971.

  • Werke

    Zur marxistisch-leninistischen Theorie des Nationaleinkommens, 1953. (Diss.)

    Grundfragen de marxistisch-leninistschen Theorie des Nationaleinkommens, 1957. (Habil.)

    Helmut Koziolek/Helmut Mann/Herbert Meißner, Aktuelle Probleme der politischen Ökonomie, 1966.

    Helmut Koziolek/Gerd Friedrich, Einführung in die Lehre der sozialistischen Wirtschaftsführung, 1967.

    Reproduktion und Nationaleinkommen. Probleme und Zusammenhänge, 1979.

    Wissenschaft, Technik und Reproduktion, 1981.

    Arbeitsproduktivität, Wertbildung und ökonomische Kreisläufe, 1984.

    Helmut Koziolek/Werner Ostwald/Hans Stürz, Reproduktion und Infrastruktur, 1986.

    Helmut Koziolek/Rainer Schwarz, Berührungen zwischen Physik und Ökonomie, 1986.

    Hatte das Neue Ökonomische System eine Chance? in: Sitzungsberichte der Leibniz-Sozietät 10 (1996), H. 1/2, S. 129–159.

    Aktuelle Probleme der politischen Ökonomie des Sozialismus, 1989.

    Die DDR war eine Hauswirtschaft, in: Theo Pirker/M. Rainer Lepsius/Rainer Weinert/Hans-Hermann Hertle (Hg.), Der Plan als Befehl und Fiktion. Wirtschaftsführung in der DDR. Gespräche und Analysen, 2013, S. 255–284.

  • Literatur

    Werner Hartkopf, Koziolek, Helmut, in: Die Berliner Akademie der Wissenschaften. Ihre Mitglieder und Preisträger 1700–1990, 1992, S. 195 f.

    Günther Krause, Wirtschaftstheorie in der DDR, 1998.

    Hagen Schwärzel/Helmut Müller-Enbergs, Art. „Koziolek, Helmut“, in: Helmut Müller-Enbergs (Hg.), Wer war wer in der DDR?, 52010. (Onlineressource)

  • Onlineressourcen

  • Porträts

    Fotografie, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. (Onlineressource)

  • Autor/in

    Till Düppe (Montréal, Québec, Kanada)

  • Zitierweise

    Düppe, Till, „Koziolek, Helmut“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.07.2023, URL: https://www.deutsche-biographie.de/119367904.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA