Klimke, Reiner

Lebensdaten
1936 – 1999
Geburtsort
Münster (Westfalen)
Sterbeort
Münster
Beruf/Funktion
Reitsportler ; Jurist ; Landtagsabgeordneter
Konfession
römisch-katholisch
Normdaten
GND: 124216617 | OGND | VIAF: 112753311
Namensvarianten

  • Klimke, Reiner
  • Klimke, Rainer

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Zitierweise

Klimke, Reiner, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd124216617.html [04.07.2025].

CC0

  • Klimke, Reiner

    1936 – 1999

    Reitsportler, Jurist, Landtagsabgeordneter

    Reiner Klimke zählte zu den herausragenden Vielseitigkeits- und Dressurreitern des 20. Jahrhunderts. Zwischen 1964 und 1988 errang er sechs Gold- und zwei Bronzemedaillen bei Olympischen Spielen und war damit bis 2004 der erfolgreichste deutsche Teilnehmer und bis 2016 der erfolgreichste Reiter. Der promovierte Rechtsanwalt und Notar in Münster gehörte als Mitglied der CDU von 1990 bis 1995 dem Landtag Nordrhein-Westfalen an.

    Lebensdaten

    Geboren am 14. Januar 1936 in Münster (Westfalen)
    Gestorben am 17. August 1999 in Münster
    Grabstätte Zentralfriedhof in Münster
    Konfession römisch-katholisch
    Reiner Klimke, Imago Images (InC)
    Reiner Klimke, Imago Images (InC)
  • 14. Januar 1936 - Münster (Westfalen)

    Herbst 1942 - 3.3.1955 - Münster (Westfalen)

    Schulbesuch (Abschluss: Abitur)

    Volksschule; seit Ostern 1946 Ratsgymnasium

    1950

    Mitglied

    CDU

    1955 - 16.5.1959 - Münster; Hamm (Westfalen)

    Studium der Rechts- und Staatswissenschaft (Abschluss: Erstes juristisches Staatsexamen)

    Universität; Oberlandesgericht

    1955 - Münster

    Mitglied

    Burschenschaft der Pflüger Halle

    21.7.1959 - 1963 - Düsseldorf

    Referendar (Abschluss: Zweites juristisches Staatsexamen)

    Oberlandesgericht

    11.5.1963 - Münster

    Promotion (Dr. iur.)

    Universität

    1963 - 1969 - Münster

    Rechtsanwalt

    eigene Kanzlei

    1966 - Münster

    Mitgründer und Betreiber u. a. mit Ruth Klimke (geb. 1940)

    Reiterverein St. Georg e. V. mit eigenem Stall (heute Turnierstall Michael Klimke)

    1969 - Münster

    Anwalt und Notar

    eigene Kanzlei (heute Klimke Holtgraeve Boening Rechtsanwälte)

    31.5.1990 - 31.5.1995 - Düsseldorf

    Abgeordneter der CDU; stellvertretender Vorsitzender des Sportausschusses

    Landtag Nordrhein-Westfalen

    17. August 1999 - Münster

    alternativer text
    Reiner Klimke, BSB / Bildarchiv / Fotoarchiv Timpe (InC)

    Ausbildung und beruflicher Werdegang

    Klimke wuchs in Münster (Westfalen) auf und erhielt hier 1955 am Ratsgymnasium sein Abitur. Anschließend studierte er Rechts- und Staatswissenschaft an der Universität Münster, wo er 1955 der Burschenschaft der Pflüger Halle beitrat. Nach dem Ersten juristischen Staatsexamen 1959 leistete Klimke von 1960 bis 1963 sein juristisches Referendariat am Oberlandesgericht Düsseldorf. 1963 absolvierte er der Zweite juristische Staatsexamen und wurde an der Universität Münster bei Hans Julius Wolff (1898–1976) mit der Arbeit „Die Organisation der Pferdeleistungsprüfungen und ihre rechtliche Bedeutung für das Körwesen in Nordrhein-Westfalen“ zum Dr. iur. promoviert. Danach war er als Rechtsanwalt und Notar tätig, seit 1969 in eigener Kanzlei in Münster (heute Klimke Holtgraeve Boening Rechtsanwälte). Seit 1950 Mitglied der CDU, war Klimke vom 31. Mai 1990 bis 31. Mai 1995 Abgeordneter des Landtags Nordrhein-Westfalen, in dem er sich als Stellvertretender Vorsitzender des Sportausschusses für die im November 1992 erfolgte Aufnahme des Sports als Staatsziel in die Landesverfassung engagierte. 1966 gründete Klimke u. a. mit Ruth Klimke (geb. 1940) in Münster den Reiterverein St. Georg e. V. und betrieb mit seiner Ehefrau den angegliederten Reitstall, den sein Sohn Michael Klimke (geb. 1969) als Turnierstall Michael Klimke fortführt.

    Sportliche Laufbahn

    Klimkes Karriere als Reitsportler begann ebenso während seiner Schulzeit wie seine jahrzehntelange Freundschaft mit Alwin Schockemöhle. (geb. 1937). Seit 1948 erhielt er seine reiterliche Ausbildung an der Westfälischen Reit- und Fahrschule Münster unter Heinrich Stecken (1876–1950), seit 1950 unter dessen Sohn Paul Stecken (1916–2016). 1950 nahm er in der Vielseitigkeitsprüfung in Paderborn erstmals an einem Turnier teil, 1955 in Thun (Kanton Bern) erstmals an einem internationalen Turnier. In dieser Zeit wurde der Gründer und Vorsitzende des Deutschen Olympiade-Komitees für Reiterei, Gustav Rau (1880–1954), auf Klimke aufmerksam. 1957 gewann Klimke mit der bundesdeutschen Equipe im Vielseitigkeitswettbewerb (Military) bei den Europameisterschaften in Kopenhagen die Silbermedaille, zwei Jahre später Gold in Harewood (West Yorkshire, England). 1960 wurde er deutscher Meister auf dem Wallach Fortunat.

    Seit Anfang der 1960er Jahre trat Klimke v. a. in der Dressur an und wurde zwischen 1967 und 1988 neun Mal Deutscher Meister. Bei den Europameisterschaften zwischen 1965 und 1985 erreichte er mit der Mannschaft und im Einzel elf Siege und zwei Zweitplatzierungen, bei den Weltmeisterschaften in Bern (1966), Kopenhagen (1974), Lausanne (1982) und Cedar Valley (Georgia, USA) (1986) errang er sechs goldene und eine bronzene Medaille. Mit sechs Gold- und zwei Bronzemedaillen bei Olympischen Spielen seit 1964 war Klimke bis zur Ablösung durch die Kanutin Birgit Fischer (geb. 1962) 2004 der erfolgreichste deutsche Olympionike. Erst 2016 wurde er von Isabell Werth (geb. 1969) als erfolgreichster deutscher Olympiareiter übertroffen. Bei den Olympischen Spielen in Seoul 1988 war er bundesdeutscher Fahnenträger während der Eröffnungszeremonie.

    Neben seinem reiterlichen Geschick war die Wahl und Ausbildung hervorragender Pferde Grundlage dafür, dass Klimke zu einem der erfolgreichsten deutschen Reitsportler des 20. Jahrhunderts aufstieg. Seine großen Siege feierte er zunächst auf dem Hannoveraner-Hengst Dux (geb. 1948) und in den 1970er Jahren auf dem Hannoveraner-Wallach Mehmed 3 (geb. 1961). Bekannt wurde v. a. sein Westfalen-Wallach Ahlerich 2 (1971–1992), den Klimke mit Unterstützung von Mäzenen 1975 in Warendorf (Münsterland) ersteigerte. Ahlerich, mit dem Klimke 1978 erstmals an einem Grand-Prix-Turnier teilnahm, galt als bestes Turnierpferd seiner Zeit. Den Abschluss seiner Karriere feierte Klimke, der auch als Autor von Büchern zum Reitsport hervortrat, mit dem russischen Trakehner-Hengst Biotop (1985–2012) aus dem Gestüt Kirow, den seine Tochter Ingrid Klimke (geb. 1968) nach Klimkes Tod übernahm.

    Sportliche Erfolge

    1957 Silbermedaille (Mannschaft) auf Lausbub in der Vielseitigkeit Europameisterschaften Kopenhagen
    1959 Goldmedaille (Mannschaft) auf Fortunat in der Vielseitigkeit Europameisterschaften Harewood (West Yorkshire, England)
    1960 Sieger (Einzel) auf Winzerin in der Vielseitigkeit Deutsche Meisterschaften Münster
    1962 Goldmedaille (Einzel) auf Arcadius in der Dressur Europameisterschaften Rotterdam
    1964 Goldmedaille (Mannschaft) auf Dux in der Dressur Olympische Spiele Tokio
    1965 Goldmedaille (Mannschaft) und Bronzemedaille (Einzel) auf Arcadius in der Dressur Europameisterschaften Kopenhagen
    1966 Goldmedaille (Mannschaft) und Bronzemedaille (Einzel) auf Dux in der Dressur Weltmeisterschaft Bern
    1967 Sieger (Einzel) auf Dux in der Dressur Deutsche Meisterschaften Berlin
    1967 Goldmedaille (Mannschaft) und Goldmedaille (Einzel) auf Dux in der Dressur Europameisterschaften Aachen
    1968 Goldmedaille (Mannschaft) und Bronzemedaille (Einzel) auf Dux in der Dressur Olympische Spiele Mexiko-Stadt
    1969 Goldmedaille (Mannschaft) auf Dux in der Dressur Europameisterschaften Wolfsburg
    1971 Goldmedaille (Mannschaft) auf Mehmed in der Dressur Europameisterschaften Wolfsburg
    1973 Goldmedaille (Mannschaft) und Goldmedaille (Einzel) auf Mehmed in der Dressur Europameisterschaften Aachen
    1974 Goldmedaille (Mannschaft) und Goldmedaille (Einzel) auf Mehmed in der Dressur Weltmeisterschaft Kopenhagen
    1975 Sieger (Einzel) auf Mehmed in der Dressur Deutsche Meisterschaften Berlin
    1976 Goldmedaille (Mannschaft) und Bronzemedaille (Einzel) auf Mehmed in der Dressur Olympische Spiele Montreal
    1978 Sieger (Einzel) auf Ahlerich in der Dressur Deutsche Meisterschaften München
    1980 Goldmedaille (Mannschaft) und Bronzemedaille (Einzel) auf Ahlerich in der Dressur Olympia-Ersatzwettbewerb der boykottierenden Staaten Goodwood (Westhampnett, England)
    1981 Sieger (Einzel) auf Ahlerich in der Dressur Deutsche Meisterschaften Berlin
    1981 Goldmedaille (Mannschaft) auf Ahlerich in der Dressur Europameisterschaften Laxenburg (Niederösterreich)
    1982 Goldmedaille (Mannschaft) und Goldmedaille (Einzel) auf Ahlerich in der Dressur Weltmeisterschaft Lausanne
    1983 Sieger (Einzel) auf Ahlerich in der Dressur Deutsche Meisterschaften Berlin
    1983 Goldmedaille (Mannschaft) und Silbermedaille (Einzel) auf Ahlerich in der Dressur Europameisterschaften Aachen
    1984 Sieger (Einzel) auf Ahlerich in der Dressur Deutsche Meisterschaften Balve (Sauerland)
    1984 Goldmedaille (Mannschaft) und Goldmedaille (Einzel) auf Ahlerich in der Dressur Olympische Spiele Los Angeles
    1985 Sieger (Einzel) auf Ahlerich in der Dressur Deutsche Meisterschaften Münster
    1985 Goldmedaille (Mannschaft) und Goldmedaille (Einzel) auf Ahlerich in der Dressur Europameisterschaften Kopenhagen
    1986 Sieger (Einzel) auf Ahlerich in der Dressur Deutsche Meisterschaften Berlin
    1986 Goldmedaille (Mannschaft) auf Pascal in der Dressur Weltmeisterschaft Cedar Valley (Georgia, USA)
    1988 Sieger (Einzel) auf Ahlerich in der Dressur Deutsche Meisterschaften Verden (Aller)
    1988 Goldmedaille (Mannschaft) auf Ahlerich in der Dressur Olympische Spiele Seoul

    Dezember 1964 Silbernes Lorbeerblatt
    Februar 1969 Sportplakette des Landes Nordrhein-Westfalen
    12.12.1972 Ehrenzeichen in Gold mit Lorbeer, Olympischen Ringen und Brillanten der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN)
    1974 Sportler des Jahres, Auszeichnung des Sportbunds der Stadt Münster (Westfalen) (erneut 1981, 1982 u. 1988)
    14.1.1986 Große Silberne Medaille des Landes Nordrhein-Westfalen
    11.3.1986 Ehrenbürger der Stadt Münster
    12.12.1986 Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen
    1988 Goldener Ring des Nationalen Olympischen Komitees
    1994 Centennial Trophy des Internationalen Olympischen Komitees
    31.1.1996 Ehrenmitglied des Deutschen Reiter- und Fahrer-Verbands
    1999 „Dressurreiter des Jahrhunderts“ des Jahrbuchs „L'Année Hippique“
    2000 Sport-Oscar, Auszeichnung des Sportbunds der Stadt Münster
    2002 Reiner-Klimke-Weg, Münster-Sentrup
    2008 Mitglied der Hall of Fame des deutschen Sports
    Reiner-Klimke-Straße, Neufahrn bei Freising (Oberbayern)
    persönliches Mitglied im Nationalen Olympischen Komitee
    Präsident der Gemeinschaft Deutscher Olympioniken
    Richter am Internationalen Sportgerichtshof (CAS), Lausanne

    Nachlass:

    Privatbesitz.

    Weitere Archivmaterialien:

    Informationen der Familie Klimke.

    Die Organisation der Pferdeleistungsprüfungen und ihre rechtliche Bedeutung für das Körwesen in Nordrhein-Westfalen, 1963. (ungedr. Diss. iur.)

    Military. Geschichte – Training – Wettkampf, 1967, 21978.

    Reiner Klimke/František Jandl/Werner Lutz, Reiterspiele Mexiko 1968, 1968, 21969.

    Reiner Klimke/Albert Stecken/Helmut Müller, München ’72. Olympische Reiterspiele, 1972.

    Bernd Capell, Lexikon für Pferdefreunde. Fachliche Beratung: Reiner Klimke, 1976, niederl. 1979.

    Reiner Klimke/Albert Stecken/Helmut Müller, Montreal ’76. Olympische Reiterspiele. Spiele, Fakten, Kommentare, Hintergründe, 1976.

    Johann Elias Ridinger, Die kleine Reitschule. Ausgew., erl. u. mit e. Geleitwort versehen v. Reiner Klimke, 1984.

    Harry Boldt/Olaf Petersen/Heinz Schütte/Reiner Klimke (Hg.), Olympia der Reiter. Seoul 1988, 1988.

    Ingrid Klimke/Reiner Klimke, Grundausbildung des jungen Reitpferdes. Von der Fohlenerziehung bis zum ersten Turnierstart, 1990, letzte Neuausg. 2019, schwed. 1989, franz. 1991, niederl. 1993, ungar. 1996, poln. 2009, span. 2013, engl. 2019.

    Reiner Klimke/Werner Ernst, Von der Schönheit der Dressur, 1991.

    Reiner Klimke/Werner Ernst (Hg.), Olympia der Reiter. Barcelona 1992, 1992.

    Urlaub im Sattel. Freizeit auf Deutschlands schönsten Reiterdörfern, 1993, 41998 u. d. T. Urlaub im Sattel. Freizeit in FN-anerkannten Ausbildungsstätten. (Hg.)

    Ahlerich. Von der Remonte zum Dressur-Weltmeister. Ein exemplarischer Ausbildungsweg, 1995, Nachdr. 2002, span. 2000.

    Reiner Klimke/Werner Ernst (Hg.), Olympia der Reiter. Atlanta 1996, 1996.

    Ingrid Klimke/Reiner Klimke, Profi-Tips Cavaletti. Dressur und Springen, 1997, 22005, ungar. 2001, tschech. 2005, franz. 2007, poln. 2021.

    N. N., Dr. Reiner Klimke ist tot. Der Verlust ist für das Reiten nicht zu beschreiben, in: Der Spiegel v. 17.8.1999. (P) (Onlineressource)

    Uwe Peppenhorst (Hg.), Reiner Klimke. Erinnerungen an einen großen Reiter und Menschen, 2015. (P)

    Helge Dvorak, Art. „Klimke, Reiner“, in: ders., Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft, Bd. 1, Teilbd. 9, 2021, S. 86. (L, P) (Onlineressource)

    Tina Gummar, In Erinnerung an Dr. Reiner Klimke, in: St. Georg v. 26.8.2024. (P) (Onlineressource)

    Postwertzeichen der Correo paraguayo, Paraguay, 1986.

  • Autor/in

    Stefan Jordan (München)

  • Zitierweise

    Jordan, Stefan, „Klimke, Reiner“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.07.2025, URL: https://www.deutsche-biographie.de/124216617.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA