Desch, Kurt
- Dates of Life
- 1903 – 1984
- Place of birth
- Pößneck bei Saalfeld an der Saale
- Place of death
- München
- Occupation
- Verleger
- Religious Denomination
- evangelisch-lutherisch
- Authority Data
- GND: 118677926 | OGND | VIAF: 25396384
- Alternate Names
-
- Desch, Kurt Walter
- Desch, Kurt
- Desch, Kurt Walter
- Desch-Verlag s.a.
- Desch, Curt
- Desch, Curt Walter
- desch, kurt walther
Linked Services
- Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
- Deutsche Digitale Bibliothek
- Normdateneintrag des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB)
- * Deutsches Literaturarchiv Marbach - Kallías
- Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
- Gemeinsamer Verbundkatalog (GBV)
- * Bibliothek des Instituts für Zeitgeschichte München - Berlin
- * Jahresberichte für deutsche Geschichte - Online
Relations
Life description (NDB)
- Bernhard Cremer
- Erich Kästner (1899–1974)
- Erich Maria Remarque (1898–1970)
- Ernst Glaeser (1902–1963)
- Ernst Wiechert (1887–1950)
- Felicitas Timpe (1923–2006)
- Georg Schemm (geb. 1900)
- Hanns Heinz Ewers (1871–1943)
- Hans Hellmut Kirsts (1914–1989)
- Hermann Kesten (1900–1996)
- John Cleland (1709–1789)
- John Dos Passos (1896–1970)
- John Steinbeck (1902–1968)
- Joseph Dunner, geb. Josef Dünner (1908–1978)
- Karl Lang (geb. 1895)
- Kasimir Edschmid (1890–1966)
- Pearl S. Buck (1892–1973)
- Werner Bergengruen (1892–1964)
Places
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Desch, Kurt Walter
1903 – 1984
Verleger
Kurt Desch war einer der erfolgreichsten Verleger der frühen Bundesrepublik. Ende 1945 erhielt er von der US-amerikanischen Militärregierung die erste Verlagslizenz in Bayern und wurde zu einem der wichtigsten Protagonisten beim Wiederaufbau des Buchhandels. Im Kurt Desch Verlag publizierten bis Anfang der 1970er Jahre bedeutende Autoren wie Erich Kästner (1899–1974), Hermann Kesten (1900–1996) und Erich Maria Remarque (1898–1970). Nach dem Verkauf des Verlags 1973 wurde Deschs Ruf durch das Bekanntwerden von Honorarmanipulationen in Mitleidenschaft gezogen.
Dates of Life
Kurt Desch, BSB / Bildarchiv / Fotoarchiv Timpe (InC) -
Author
→Jürgen Kühnert (München)
-
Citation
Kühnert, Jürgen, „Desch, Kurt“ in: NDB-online, URL: https://www.deutsche-biographie.de/118677926.html#dbocontent

Werdegang bis 1945
Nach dem Besuch der Realschule in Pößneck bei Saalfeld an der Saale und der Oberrealschule in Halle an der Saale absolvierte Desch seit 1921 eine Lehre als Verlagskaufmann bei dem Zeitschriftenverlag Vogel in Pößneck. Von 1925 bis 1936 war er in mehreren Presseunternehmen als Werbeleiter tätig. Bei der „Frankfurter Zeitung“, wo er die Literaturbeilage betreute, knüpfte er um 1930 Beziehungen zu Schriftstellern, darunter zu den später von ihm verlegten Autoren Kasimir Edschmid (1890–1966) und Ernst Glaeser (1902–1963). Desch stand in dieser Zeit kommunistischen Ideen nahe und engagierte sich in der Frankfurter Interessengemeinschaft für Arbeiterkultur.
Seit Anfang 1933 als Werbeleiter des „Bamberger Tagblatts“ tätig, wurde Desch im November 1933 kurzzeitig inhaftiert, konnte seit Mai 1934 jedoch als Propagandaleiter für den NSDAP-eigenen Gauverlag Bayerische Ostmark in Bayreuth arbeiten, in den das „Bamberger Tagblatt“ überführt worden war. Kurz nach seinem Eintritt in die NSDAP 1935 wurde Desch in politische Machtkämpfe innerhalb der oberfränkischen NSDAP verwickelt. Diese führten zu seiner Entlassung aus dem Gauverlag im Herbst 1936, zu seinem Ausschluss aus der Reichspressekammer sowie im April 1937 zum Parteiausschluss.
Anfang 1937 übernahm Desch die Geschäftsführung des „arisierten“ Stufen-Verlags in Bayreuth. Als ihm aufgrund seiner kommunistischen Vergangenheit die Aufnahme in die Reichsschrifttumskammer (RSK) verwehrt wurde, musste er die Tätigkeit im Herbst 1938 aufgeben und übersiedelte nach München, wo er Arbeit in einer Büromaschinenfabrik fand. Seit 1939 wurde er zugleich für den ebenfalls „arisierten“ Wiener Zinnen-Verlag tätig, wobei ihm u. a. seine Kontakte zu Georg Schemm (geb. 1900), dem Leiter des Gauverlags Bayerische Ostmark, sowie v. a. zu Karl Lang (geb. 1895), der den Zinnen-Verlag nach dem „Anschluss“ Österreichs 1938 übernommen hatte, zugutekamen. Desch übte seine Funktion als Geschäftsführer aufgrund seiner fehlenden RSK-Mitgliedschaft jedoch nur inoffiziell aus. Nach mehreren Versuchen gelang es ihm 1942, in die Fachschaft Angestellte der RSK aufgenommen zu werden; er erhielt aber keine Erlaubnis zu einer selbstständigen Tätigkeit als Verleger. Nachdem im Zinnen-Verlag einige politisch unerwünschte Bücher, v. a. der Erzählband „Die schönsten Hände der Welt“ von Hanns Heinz Ewers (1871–1943), erschienen waren, erreichten die Konflikte mit den NS-Behörden 1944 ihren Höhepunkt. Infolgedessen aus der RSK ausgeschlossen, zog sich Desch in den letzten Kriegswochen nach Tirol zurück.
Verlegerische Karriere nach dem Zweiten Weltkrieg
Trotz seiner Tätigkeit für „arisierte“ Verlage und Parteiverlage im „Dritten Reich“ erhielt Desch am 17. November 1945 von den US-amerikanischen Besatzungsbehörden die erste Verlagslizenz der US-Zone in Bayern. Desch war es offenbar gelungen, sich als Verfolgter des Regimes darzustellen. Durch seine führende Rolle im Arbeitsausschuß für den Bayerischen Buchhandel – einer Art Interessenvertretung der bayerischen Verleger und Buchhändler gegenüber der Information Control Division (ICD) – und seiner auf die Zeit vor 1933 zurückreichenden Bekanntschaft mit dem ICD-Offizier Joseph Dunner, geb. Josef Dünner (1908–1978), knüpfte Desch enge Kontakte zu den Besatzungsbehörden und profilierte sich rasch als wichtiger Protagonist des Wiederaufbaus des Buchhandels in Bayern. Noch vor Weihnachten 1945 erschien das erste Programm des Kurt Desch Verlags mit einer Gesamtauflage von 247 000 Exemplaren, wobei sich anfangs v. a. die Bücher von Ernst Wiechert (1887–1950) sehr gut verkauften. Unterstützt von den US-Behörden übernahm Desch 1945 zudem die lukrative Rolle als Generaltreuhänder für süddeutsche Bühnenverleger und gliederte seinem Verlag so eine bedeutende Bühnenabteilung an.
Desch verfolgte ein heterogenes, erfolgsorientiertes Verlagsprogramm meist populärer Literatur mit zeitgeschichtlichem Bezug. Zu seinen Autoren zählten Exil-Schriftsteller wie Hermann Kesten (1900–1996) und Erich Maria Remarque (1898–1970) sowie Autoren der sog. Inneren Emigration wie Edschmid, Werner Bergengruen (1892–1964) und Erich Kästner (1899–1974). Hinzu kamen berühmte internationale Autoren wie Pearl S. Buck (1892–1973), John Dos Passos (1896–1970) und John Steinbeck (1902–1968). Einen seiner größten verlegerischen Erfolge feierte Desch seit 1954 mit Hans Hellmut Kirsts (1914–1989) vielfach aufgelegter Romantrilogie „08/15“.
1964 kam es durch die Veröffentlichung einer deutschen Neuausgabe des Erotikromans „Die Memoiren der Fanny Hill“ von John Cleland (1709–1789) zum Skandal und zu einer Anklage gegen Desch wegen Verbreitung unzüchtiger Schriften, von der er 1968 vom Landgericht München freigesprochen wurde. Bis 1973 erschienen im Kurt Desch Verlag insgesamt etwa 4300 Titel mit einer Gesamtauflage von über 40 Millionen Exemplaren; in Deschs Theaterverlag wurden fast 1000 Bühnenwerke betreut.
Verkauf und Ende des Verlags
Nach einem Herzinfarkt zog sich Desch Ende 1973 aus dem aktiven Geschäft zurück und verkaufte seinen Verlag an die Münchner Adressbuchverleger Hermann und Helmut Kampsmeyer; nur ein Jahr später ging das Unternehmen an Bernhard Cremer über. Aufgrund langwieriger juristischer Auseinandersetzungen mit den neuen Eigentümern kam es zur Auflösung des Verlags. Nachdem Anfang 1974 publik wurde, dass Desch jahrelang Autorenhonorare veruntreut hatte, leitete die Staatsanwaltschaft München ein Verfahren gegen ihn ein. Desch musste seinen Autoren erhebliche Summen erstatten, wodurch sein Renommee und das des Verlags erschüttert wurde. 1980 gründete Desch in München einen neuen Verlag, der jedoch keine Tätigkeit mehr entwickelte.
Nachlass:
Archiv des Instituts für Zeitgeschichte, München, ED 910.
Monacensia im Hildebrandhaus. Literaturarchiv und Bibliothek, München. (weiterführende Informationen)
Gedruckte Quellen:
Zehn Jahre Verlag Kurt Desch. Berichte. 1945–1955, 1955. (P)
Ein Almanach der Autoren des Verlages Kurt Desch, 1963. (P)
Kurt Desch. Ein Buch der Freunde, 1968. (P)
Verlag Kurt Desch 1945–1970, 2 Bde., 1970.
Gerhard Habermann, Das Verleger-Porträt. Kurt Desch. Fanatischer Büchernarr und Idealist wird 70 Jahre, in: der literat 15 (1973), H. 5, S. 107 f.
Bernd R. Gruschka, Der gelenkte Buchmarkt. Die amerikanische Kommunikationspolitik in Bayern und der Aufstieg des Verlages Kurt Desch 1945 bis 1950, 1993. (P)
Reinhard Wittmann, Auf geflickten Straßen. Literarischer Neubeginn in München 1945 bis 1949, 1995.
Reinhard Wittmann, Art. „Kurt Desch Verlag“, in: Historisches Lexikon Bayerns, 2015. (P) (Onlineressource)
Klaus Körner, Vom Gauverlag zu Willy Brandt. Kurt Desch und sein Verlag, in: Aus dem Antiquariat. N. F. 17 (2019), H. 4, S. 142–157.
Fotografien v. Felicitas Timpe (1923–2006), 1952–1955, Bildarchiv der Bayerischen Staatsbibliothek München.
Fotografien, in: Verlag Kurt Desch. Handschriftliche Verlagschronik [1954], Historisches Archiv des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Frankfurt am Main. (weiterführende Informationen)