Dates of Life
1930 – 2014
Place of birth
Heidelberg
Place of death
Burgdorf-Beinhorn
Occupation
Jurist ; CDU-Politiker ; Ministerpräsident ; Politiker ; Unternehmer ; Volkswirt
Religious Denomination
evangelisch-lutherisch
Authority Data
GND: 123444454 | OGND | VIAF: 89072247
Alternate Names
  • Albrecht, Ernst Carl Julius
  • Albrecht, Ernst
  • Albrecht, Ernst Carl Julius
  • more

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Citation

Albrecht, Ernst, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd123444454.html [19.04.2024].

CC0

  • Als Ministerpräsident prägte Ernst Albrecht in seiner langen Regierungszeit von 1976 bis 1990 das Bundesland Niedersachsen und die niedersächsische CDU. Er verband eine moderne Wirtschafts- und Technologiepolitik mit einer traditionellen Familien- und Sozialpolitik. In seine Regierungszeit fallen auch die langjährigen Auseinandersetzungen um die Wiederaufbereitungsanlage in Gorleben.

    Dates of Life

    Geboren am 29. Juni 1930 in Heidelberg
    Gestorben am 13. Dezember 2014 in Burgdorf-Beinhorn
    Grabstätte in Burgdorf-Beinhorn
    Konfession evangelisch-lutherisch
    Ernst Albrecht, Imago Images (InC)
    Ernst Albrecht, Imago Images (InC)
  • Curriculum Vitae

    29. Juni 1930 - Heidelberg

    1935 - 1948 - Bremen; Verden; Brake (Oldenburger Land)

    Schulbesuch (Abschluss: Abitur)

    Volksschule; Gymnasium

    1948 - 1951 - Tübingen; Ithaca (New York, USA); Basel

    Studium der Philosophie und Evangelischen Theologie (Abschluss: BA-Examen)

    Universität

    1951 - 1953 - Tübingen; Bonn

    Studium der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften (Abschluss: Diplom-Volkswirt)

    Universität

    1954 - 1956 - Brüssel

    Attaché

    Ministerrat der Montanunion

    1956 - 1958 - Brüssel

    Sektionsleiter

    Regierungskonferenz zur Ausarbeitung der Römischen Verträge

    1958 - 1967 - Brüssel

    Kabinettschef des EWG-Kommissars Hans von der Groeben (1907–2005)

    EWG-Kommission

    1959 - Bonn

    Promotion (Dr. rer. pol.)

    Universität

    1967 - 1970 - Brüssel

    Generaldirektor für Wettbewerb

    EWG-Kommission

    1969

    Mitglied

    CDU

    1970 - 1990 - Hannover

    Abgeordneter der CDU

    Niedersächsischer Landtag

    1971 - 1976 - Hannover

    Mitglied der Geschäftsleitung

    Bahlsen KG

    1976 - 1990 - Hannover

    Ministerpräsident

    Niedersächsische Landesregierung

    1979 - 1990 - Bonn

    Stellvertretender Bundesvorsitzender

    CDU

    1990 - 1997 - Thale am Harz

    Aufsichtsratsvorsitzender

    EHW Thale AG

    2007 - Hannover

    Aufsichtsratsmitglied

    GP Papenburg AG

    13. Dezember 2014 - Burgdorf-Beinhorn
  • Genealogy

    Vater Carl Eduard Albrecht 1902–1965 Dr. med., Arzt
    Großvater väterlicherseits Carl Albrecht 1875–1952 Kaufmann
    Mutter Adelheid (Adda) Albrecht , geb. Berg geb. 1896 Dr. phil., Germanistin
    Bruder Georg Alexander Albrecht geb. 1935
    Heirat 1953
    Ehefrau Heide-Adele Albrecht , geb. Stromeyer 1928–2002 Dr. phil., Germanistin
    Sohn Lorenz Albrecht 1956–2005
    Tochter Ursula von der Leyen , geb. Albrecht geb. 1958 CDU-Politikerin; niedersächsische Landesministerin; Bundesministerin; Präsidentin der Europäischen Kommission
    Tochter Eva-Benita Albrecht 1960–1971
    Sohn Hans-Holger Albrecht geb. 1963 Jurist, Manager
    weitere Kinder drei Söhne
    Diese Grafik wurde automatisch erzeugt und bietet nur einen Ausschnitt der Angaben zur Genealogie.

    Albrecht, Ernst (1930 – 2014)

  • Biografie

    Nach dem Abitur in Brake 1948 studierte Albrecht Philosophie und Evangelische Theologie in Tübingen, Ithaca (New York, USA) und Basel, wo er Vorlesungen bei Karl Jaspers (1883–1969) hörte. Im Anschluss an das Bachelor-Examen 1951 begann er ein Studium der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, das er 1953 als Diplom-Volkswirt beendete. 1959 folgte die Promotion zum Dr. rer. pol. in Bonn.

    Seit 1954 als Beamter beim Ministerrat der Montanunion in Brüssel, war Albrecht 1957 als Leiter der Sektion „Gemeinsamer Markt“ an der Aushandlung der Römischen Verträge beteiligt. Von 1958 bis 1967 leitete er als Kabinettschef das Büro des Kommissars bei der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft Hans von der Groeben (1907–2005), ehe er zum Generaldirektor für Wettbewerb berufen wurde.

    Albrecht bewarb sich 1970 erfolgreich um ein Landtagsmandat für die CDU, der er 1969 beigetreten war, und war bis 1990 Landtagsabgeordneter. 1971 zog er mit seiner Familie von Brüsselin die Nähe von Hannover und wurde Geschäftsführer bei der Bahlsen KG. 1976 trat er nach dem altersbedingten Rücktritt des SPD-Ministerpräsidenten Alfred Kubel (1909–1999) im Landtag als Kandidat der CDU-Fraktion gegen den bisherigen niedersächsischen SPD-Finanzminister Helmut Kasimier (1926–2013) an. Überraschend durch Überläufer aus der sozialliberalen Regierungsfraktion zum ersten CDU-Ministerpräsidenten Niedersachsens gewählt, bildete Albrecht eine Minderheitsregierung, die durch eine Koalition mit der FDP im Januar 1977 die parlamentarische Mehrheit erhielt. Die Landtagswahlen 1978 und 1982 konnte die CDU mit absoluter Mehrheit gewinnen, nach der Landtagswahl 1986 war sie wieder auf eine Koalition mit der FDP angewiesen. 1990 endete die Ära Albrecht, als die SPD mit Gerhard Schröder (geb. 1944) die Wahl für sich entschied und eine rot-grüne Landesregierung bildete. Albrecht zog sich in das Privatleben und auf das Familiengut in Burgdorf-Beinhorn zurück.

    Als Ministerpräsident senkte Albrecht die Verschuldung Niedersachsens, baute die Arbeitslosigkeit im Land durch Ausbau der industriellen Infrastruktur und Abbau von Bürokratie für die Wirtschaft ab, errichtete ein flächendeckendes, vom Land finanziertes Netz von Sozialstationen für die Alten- und Krankenpflege und initiierte 1979 die Aufnahme von 1000 vietnamesischen Boat-People in Niedersachsen. Zur Stärkung des Landesbewusstseins führte er 1981 den „Tag der Niedersachsen“ ein und gründete 1986 die Stiftung Niedersachsen zur Förderung von Wissenschaft, Kunst und Kultur. Medienpolitisch setzte Albrecht sich seit 1979 für die Brechung des Monopols der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ein, schloss 1980 mit Hamburg und Schleswig-Holstein einen neuen Staatsvertrag über den Norddeutschen Rundfunk ohne Monopolklausel und erreichte mit dem niedersächsischen Landesrundfunkgesetz 1984 die Zulassung privater Fernsehsender; die Lizenzvergabe durch die Landesregierung wurde jedoch vom Bundesverfassungsgericht 1986 für grundgesetzwidrig erklärt. 1988 geriet Albrechts Regierung in Turbulenzen, als die sog. Spielbankenaffäre, das Bekanntwerden von Parteispenden eines Spielbankbetreibers, zu einem Untersuchungsausschuss des niedersächsischen Landtags und dem Rücktritt des Innenministers Wilfried Hasselmann (1924–2003) führten.

    Als Ministerpräsident und stellvertretender CDU-Vorsitzender (1979–1990) hatte Albrecht großen bundespolitischen Einfluss: 1979 wurde er vom CDU-Bundesvorstand als Kanzlerkandidat für die Bundestagswahl 1980 nominiert, verlor aber die Abstimmung in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion knapp gegen Franz Josef Strauß (1915–1988). Eine Kandidatur für das Amt des Bundespräsidenten auf Vorschlag von Bundeskanzler Helmut Kohl (1930–2017) lehnte Albrecht 1983 ab.

    Mit der Diskussion über den Bau einer Wiederaufbereitungsanlage als Teil eines von Albrecht seit 1977 verfolgten atomaren Entsorgungs- und Endlagerkonzepts in Gorleben entstand in Niedersachsen eine starke Anti-Atomkraft-Bewegung mit Großdemonstrationen, die in den 1970er und 1980er Jahren die Innenpolitik des Landes prägte und 1982 zum Einzug der Grünen in den Landtag führte. Nach einer von Protesten begleiteten Expertenanhörung 1979 vertrat Albrecht die Meinung, dass das Projekt „politisch nicht durchsetzbar“ sei; die Pläne für eine Wiederaufbereitungsanlage in Gorleben wurden nicht weiterverfolgt. Das Endlagerprojekt Gorleben wurde wegen mangelnder geologischer Eignung des Geländes 2020 beendet.

  • Awards

    1976 Ehrenring der Stadt Cuxhaven
    1979 Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
    1983 Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland mit Stern und Schulterband
    1985 Schlesierschild der Landsmannschaft Schlesien
    1987 Großes goldenes Ehrenzeichen am Bande der Republik Österreich
    1989 Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
    1992 Großkreuz des Verdienstordens der Republik Portugal
    1999 Niedersächsische Landesmedaille
  • Primary Sources

    Nachlass:

    Privater Nachlass im Familienbesitz.

    Weitere Archivmaterialien:

    Hauptstaatsarchiv Hannover, Handakten 1976-1990.

  • Works

    Haftungsverhältnisse der Montangemeinschaft, 1959. (Diss. rer. pol.)

    Der Staat – Idee und Wirklichkeit. Grundzüge einer Staatsphilosophie, 1976.

    25 Jahre Römische Verträge. Von der Europäischen Gemeinschaft zur Europäischen Union, 1982. (Hg.)

    Die Soziale Marktwirtschaft erneuern: Arbeit – Wachstum – Umwelt, 1983. (Hg.)

    Erinnerungen – Erkenntnisse – Entscheidungen. Politik für Europa, Deutschland und Niedersachsen, 1999.

  • Literature

    Rolf Zick, Die CDU in Niedersachsen. Eine Chronik, 2008.

    Manfred von Boetticher, Die „Ära Albrecht“ (1976–1990), in: Gerd Steinwascher (Hg.), Geschichte Niedersachsens von der Weimarer Republik bis zur Wiedervereinigung, 2010, S. 735–806.

    Christian Werwarth, Der niedersächsische Ministerpräsident Ernst Albrecht (1976–1990). Annäherung an einen Unnahbaren. Politische Führung in Niedersachsen, 2014.

    Detlef Schmiechen-Ackermann/Jenny Hagemann/Christian Hellwig/Karolin Quambusch/Wienke Stegmann (Hg.), Der Gorleben-Treck 1979. Anti-Atom-Protest als soziale Bewegung und demokratischer Lernprozess, 2020.

    Klaus Wallbaum, Ernst Albrechts politisches Erbe: Wie Niedersachsen bis heute von der Wahl des Ministerpräsidenten 1976 geprägt wird, 2021. (P)

  • Onlineressourcen

  • Portraits

    Fotografien von Guenay Ulutunçok (geb. 1954), Fotoarchiv des Archivs für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Berlin.

  • Author

    Andreas Grau (Bonn)

  • Citation

    Grau, Andreas, „Albrecht, Ernst“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.10.2022, URL: https://www.deutsche-biographie.de/123444454.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA