Lebensdaten
1885 – 1947
Geburtsort
Zeltweg (Steiermark, Österreich)
Sterbeort
Nürnberg
Beruf/Funktion
Offizier ; General ; Soldat
Konfession
römisch-katholisch
Normdaten
GND: 124301983 | OGND | VIAF: 53148995746459750583
Namensvarianten
  • Böhme, Franz Friedrich
  • Böhme, Franz
  • Böhme, Franz Friedrich
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Zitierweise

Böhme, Franz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd124301983.html [28.03.2024].

CC0

  • Als Bevollmächtigter Kommandierender General der Wehrmacht in Serbien verantwortete Franz Böhme 1941 Kriegsverbrechen, denen mehr als 31 000 Menschen zum Opfer fielen. 1947 vor dem Internationalem Militärgerichtshof in Nürnberg angeklagt, nahm er sich vor Prozessbeginn das Leben.

    Lebensdaten

    Geboren am 15. April 1885 in Zeltweg (Steiermark, Österreich)
    Gestorben am 29. Mai 1947 (Suizid) in Nürnberg
    Grabstätte St.-Leonhard-Friedhof in Graz
    Konfession römisch-katholisch
    Franz Böhme, BArch / Bildarchiv (InC)
    Franz Böhme, BArch / Bildarchiv (InC)
  • Lebenslauf

    15. April 1885 - Zeltweg (Steiermark, Österreich)

    1900 - 1904 - Graz (Steiermark, Österreich)

    Zöglingsausbildung

    Kadettenschule Liebenau

    1904 - 1905

    Kadett-Offiziersstellvertreter

    k.u.k. Infanterie-Regiment 95

    1905

    Leutnant

    1910 - Lemberg (heute Lwiw, Ukraine)

    Instruktions-Offizier

    Einjährig-Freiwilligen-Schule

    1911 - 1914 - Wien

    Kriegsschule

    1914 - 1918

    Generalstabsoffizier

    k.u.k. Armee

    1920

    Übernahme in das österreichische Bundesheer, anschließend Militärdienst

    1930 - 1931 - Eisenstadt

    Leiter

    Heeres-Verwaltungsstelle

    1931 - 1935

    Stabschef

    Brigade Niederösterreich

    1935

    Generalmajor

    1935 - 1938

    Chef des Nachrichtendiensts

    Österreichisches Bundesheer

    17.2.1938 - März 1938

    Generalstabschef

    Österreichisches Bundesheer

    Sommer 1938 - November 1938

    General z. b. V.

    Oberbefehlshaber des Heeres

    November 1938 - Juli 1939 - Lübeck

    Infanterie-Kommandeur 23

    Juli 1939 - 1940 - Köslin (Pommern, heute Koszalin, Polen); Frankreich

    Kommandeur

    32. Infanterie-Division

    1940

    General der Infanterie

    Wehrmacht

    November 1940 - 1941

    Kommandierender General

    XVIII. Gebirgskorps

    September 1941 - Dezember 1941 - Belgrad

    Bevollmächtigter Kommandierender General in Serbien

    Wehrmacht

    1943 - 1944 - Salzburg

    Befehlshaber des Wehrkreis XVIII

    Wehrmacht

    Juni 1944 - Juli 1944

    General der 2. Panzerarmee

    Wehrmacht

    Januar 1945 - Mai 1945

    Wehrmachtsbefehlshaber Norwegen und Oberbefehlshaber der 20. Gebirgsarmee

    Wehrmacht

    1945 - 1947 - u. a. Bridgend (South Wales)

    Kriegsgefangenschaft

    1947 - Nürnberg

    Anklage im Prozess Generäle in Südosteuropa („Geiselmord-Prozess“)

    Internationaler Militärgerichtshof

    29. Mai 1947 (Suizid) - Nürnberg
  • Genealogie

    Vater Ernst Friedrich Böhme gest. 1902 Beamter der k.u.k. Staatsbahnen
    Mutter Maria Ludmilla Böhme, geb. Stremayr aus Wien
    Bruder Ernst Böhme
    Heirat 29.6.1929 in Graz
    Ehefrau Romana Maria Böhme, geb. Hüller von Hüllenried
    Schwiegervater Karl Rudolf Hüller von Hüllenried Generalmajor
    Diese Grafik wurde automatisch erzeugt und bietet nur einen Ausschnitt der Angaben zur Genealogie.

    Böhme, Franz (1885 – 1947)

    • Vater

      Ernst Friedrich Böhme

      gest. 1902

      Beamter der k.u.k. Staatsbahnen

      • Großvater väterlicherseits

      • Großmutter väterlicherseits

    • Mutter

      Maria Ludmilla Böhme

      aus Wien

      • Großvater mütterlicherseits

      • Großmutter mütterlicherseits

    • Bruder

      Ernst Böhme

    • Heirat

      in

      Graz

      • Ehefrau

        Romana Maria Böhme

  • Biografie

    alternativer text
    Franz Böhme (mittig im Hintergrund), BArch / Bildarchiv (InC)

    Böhme besuchte von 1900 bis 1904 als Zögling die Kadettenschule Liebenau bei Graz, trat 1904 in die k. u. k. Armee ein und war im Ersten Weltkrieg in verschiedenen Generalstäben in Galizien, im Baltikum sowie an der Isonzo-Front eingesetzt (1915 Hauptmann). 1920 wurde er in das österreichische Bundesheer übernommen und diente bis 1935 v. a. als Generalstabsoffizier. Von Bundesminister für Landesverteidigung, Kurt Schuschnigg (1897–1977), zum Chef des Nachrichtendiensts des österreichischen Bundesheers ernannt, leitete Böhme seit 1935 den militärischen Geheimdienst. Im Berchtesgadener Abkommen zwischen dem Deutschen Reich und Österreich vom 12. Februar 1938 wurde auf Wunsch Adolf Hitlers (1889–1945) der offen gegen den NS-Staat agierende Generalstabschef Alfred Jansa (1884–1963) abgesetzt und Böhme zu dessen Nachfolger bestimmt. Böhme, vor dem „Anschluss“ Österreichs im illegalen Nationalsozialistischen Soldatenring aktiv, war Hitler als verlässlicher nationalsozialistischer Offizier bekannt.

    Im Frühjahr 1938 in die Deutsche Wehrmacht übernommen, nahm Böhme von September 1939 bis Juni 1940 als Kommandeur der 32. Infanterie-Division am Überfall auf Polen sowie am Frankreichfeldzug teil. Im August 1940 wurde er zum General der Infanterie befördert und kurz darauf zum Kommandierenden General des XVIII. Gebirgskorps ernannt, mit dem er seit dem Frühjahr 1941 am Balkanfeldzug teilnahm. Anschließend befehligte er vom 16. September bis zum 2. Dezember 1941 als Bevollmächtigter Kommandierender General sämtliche Einheiten und Dienststellen in Serbien.

    Böhme erhielt von Hitler den Auftrag, in Serbien „die Verkehrswege für die deutsche Kriegswirtschaft zu sichern“ und „mit den schärfsten Mitteln die Ordnung wiederherzustellen“. Am 10. Oktober 1941 befahl er in Anlehnung an den kurz zuvor ergangenen „Sühnebefehl“ Wilhelm Keitels (1882–1946), sämtliche Kommunisten und Juden sowie eine nicht genau bestimmte Zahl nationalistisch bzw. demokratisch orientierter Einwohner als Geiseln zu nehmen und sie bei Verlusten der Wehrmacht im Verhältnis 1:100 für jeden Gefallenen und 1:50 für jeden Verwundeten zu erschießen. Auf dieser Grundlage wurden im Oktober 1941 binnen weniger Tage mehr als 4 000 Einwohner der Städte Kraljevo und Kragujevac sowie aus umliegenden Dörfern von Soldaten der 717. Infanterie-Division getötet. Insgesamt wurden über 31 000 Serben – darunter etwa 6000 erwachsene, männliche Juden – und „Zigeuner“ von Exekutionskommandos der Wehrmacht erschossen.

    Seit Mai 1942 als Befehlshaber eines Korps an der „Eismeerfront“ eingesetzt, wurde Böhme im September 1943 als Befehlshaber des Wehrkreises XVIII nach Salzburg versetzt. Nach der Änderung seines Dienstgrads in General der Gebirgstruppe im März 1944 wurde er im Juni 1944 mit der Führung der 2. Panzerarmee in Jugoslawien beauftragt, beeinflusste den dortigen Kriegsverlauf jedoch kaum mehr, da er bereits im Juli bei einem Flugzeugabsturz schwer verletzt und in die Führerreserve versetzt wurde.

    Seit Januar 1945 war Böhme Wehrmachtbefehlshaber in Norwegen sowie Oberbefehlshaber der 20. Gebirgs-Armee und geriet im Mai 1945 in britische Kriegsgefangenschaft. Im Mai 1947 wurde er u. a. mit den beiden ehemaligen Generalfeldmarschällen Wilhelm List (1880–1971) und Maximilian Freiherr von Weichs (1881–1954) im Prozess Generäle in Südosteuropa („Geiselmord-Prozess“) angeklagt. Vor Beginn der mündlichen Verhandlung nahm er sich durch einen Sturz aus dem Fenster das Leben.

  • Auszeichnungen

    1916 Eisernes Kreuz II. Klasse
    1917 Eisernes Kreuz I. Klasse
    1918 Karl-Truppenkreuz
    1918 Signum laudibus in Bronze und Silber
    1918 Militärverdienstkreuz 3. Klasse
    1918 Orden der Eisernen Krone 3. Klasse
    1938 Großoffizierskreuz des Ordens der Krone Italiens
    1939 Eisernes Kreuz I. und II. Klasse (Spange)
    1940 Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes
    1944 Deutsches Kreuz in Gold
  • Quellen

    Nachlass:

    Österreichisches Staatsarchiv, Kriegsarchiv, B/556. (weiterführende Informationen)

    Weitere Archivmaterialien:

    Bundesarchiv-Militärarchiv, Freiburg im Breisgau, MSG 109/226. (Biografische Sammlung zu Böhme)

    Bundesarchiv, Koblenz, N 431/279 u. 971. (Nachlass Dr. Hans Laternser, Schriftwechsel von Böhme mit Rechtsanwalt Laternser zu Anklagepunkten, bes. Serbien sowie Dokumentenabschriften der Anklage zu Serbien, Bosnien. Personalakt Franz Böhme)

    Gedruckte Quellen:

    Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945, Bd. 14: Besetztes Südosteuropa und Italien, bearb. v. Sara Berger/Erwin Lewin/Sanela Schmid/Maria Vassilikou, 2017.

  • Literatur

    Martin Zöller/Kazimirz Leszczyński (Hg.), Fall 7. Das Urteil im Geiselmordprozeß, gefällt vom Militärgerichtshof V der Vereinigten Staaten von America, 1965.

    N. N., Art. „Böhme, Franz“, in: Enzyklopädie des Holocaust. Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden, hg. v. Israel Gutman/Eberhard Jäckel/Peter Longerich/Julius H. Schoeps, Bd. 1, 1995, S. 228 f.

    Walter Manoschek, Serbien ist judenfrei. Militärische Besatzungspolitik und Judenvernichtung in Serbien 1941/42, 1995.

  • Porträts

    Fotografien, ca. 1941–1944, Digitales Bildarchiv des Bundesarchivs.

  • Autor/in

    Walter Manoschek (Wien)

  • Zitierweise

    Manoschek, Walter, „Böhme, Franz“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.10.2022, URL: https://www.deutsche-biographie.de/124301983.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA