Lebensdaten
1873 – 1916
Geburtsort
Brand (Oberpfalz)
Sterbeort
Leipzig
Beruf/Funktion
Komponist
Konfession
katholisch?
Normdaten
GND: 118598988 | OGND | VIAF: 34644344
Namensvarianten
  • Reger, Johannes Joseph Maximilianus (eigentlich)
  • Reger, Max
  • Reger, Johannes Joseph Maximilianus (eigentlich)
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Zitierweise

Reger, Max, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118598988.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joseph (1847–1905), aus Rannersdorf (Oberpfalz), Lehrer in B. u. Weiden, S d. Georg (1818–79), Schneider in Rannersdorf, u. d. Katharina Jakob (1812–80);
    M Katharina Philomena (1852–1911), T d. Joseph Martin Reichenberger (1813–64), Drahtfabr. in Basel, u. d. Anna Dorothea Schopper (1819–62), aus Floß (Oberpfalz);
    München 1902 Elsa (1870–1951, 1] Franz v. Bercken, 1863–1922), T d. Ernst v. Bagenski (1832–1911), preuß. Major, u. d. Auguste Freiin v. Seckendorff-Aberdar (1841–1907);
    2 Adoptiv-T Martha (gen. Christa) Staubach (* 1905), Charlotte (1907–63, Joachim Brock, * 1891, Dr. med., ao. Prof. u. Oberarzt d. Univ.kinderklinik in Marburg/Lahn, s. Wi. 1935);
    Vt Hans Koeßler (1853–1926), Komp. u. Dirigent (s. Riemann mit Erg.bd.; MGG).

  • Biographie

    R. wuchs in Weiden (Oberpfalz) auf und erhielt dort Klavier- und Orgelunterricht. In beschränkten finanziellen Verhältnissen mußte er sich sein Kompositions- und Klavierstudium selbst verdienen; 1890 folgte er Hugo Riemann (1849–1919) vom Sondershauser zum Wiesbadener Konservatorium, wo er selbst als Lehrer Anstellung fand. R., der seine Begabung als Verpflichtung begriff, eignete sich in knapp drei Jahren eine überragende Kompositionstechnik und umfassende Kenntnisse der musikalischen Tradition an, die durch Bearbeitungen Bach’scher Werke zeitlebens vertieft wurden. Schon 1891 wurden erste Kammermusikwerke gedruckt, die trotz Anklängen an Brahms unverkennbaren Eigenstil zeigen; sie wurden als überkompliziert und unspielbar abgelehnt. Auch die Lieder, Chöre, Orgel- und Klavierstücke der frühen Jahre blieben unbeachtet, so daß R. zu Gelegenheitsarbeiten gezwungen war. Kompromißlos verfolgte er dennoch seinen Weg und verarbeitete seine Enttäuschung in Musik; skurrile, vor-dadaistische Scherzi und Charakterstücke zeugen davon ebenso wie die melancholischen Monologe der langsamen Sätze. Das selbst zu finanzierende Einjährig-freiwillige Militärjahr 1896/97 leitete die persönliche Katastrophe ein, die nach wiederholten Ablehnungen seiner Werke (Klavierquintett c-moll ohne Opuszahl, Klavierstücke, Bach-Bearbeitungen u. a.) durch seinen Verleger eskalierte; hochverschuldet, alkoholabhängig und krank mußte R. 1898 ins Elternhaus zurückkehren.

    In Weiden entlud sich R.s Produktivität in expressiven Orgelwerken (Choralfantasien, Fantasie u. Fuge üb. B-A-C-H op. 46; Inferno-Fantasie op. 57), die Tonalität sprengende Harmonik und komplizierte Variationstechnik mit monumentaler Gestaltung und rhetorischer Eindeutigkeit verbanden und trotz extremer Anforderungen an die Organisten – nicht zuletzt dank der Pionierleistung Karl Straubes (1873–1950) – zu einer Renaissance der dt. Orgelmusik führten. 1901 übersiedelte R. nach München. Hier bezog er als „absoluter“ Musiker eine Gegenposition zur vorherrschenden „Neudt. Schule“ mit avancierter Kammermusik (u. a. Klavierquintett op. 64, Violinsonate op. 72, Streichquartett op. 74), deren ungestüme Emotionalität in spannungsreichem Kontrast zur Statik des überlieferten Formmodells steht; in ihnen führte er die Tonalität an ihre Grenzen, löste die Melodie in musikalische Prosa auf und differenzierte die Vortragsparameter (Dynamik, Tempo, Metrum, Agogik) auf kleinstem Raum. Mit hochsensiblen und modulationsreichen Liedern auf Texte zeitgenössischer Dichter (Otto Julius Bierbaum, Richard Dehmel, Gustav Falke, Ludwig Jakobowski, Stefan Zweig u. a.), zu denen teilweise persönliche Kontakte bestanden, begab er sich in bewußte Konkurrenz zu Richard Strauss. Meisterwerke gelangen ihm 1904 mit den Bach- und Beethoven-Variationen für ein bzw. zwei Klaviere op. 81 und 86, deren komplexe Technik weit ins 20. Jh. weist.

    Obwohl als Interpret eigener Werke zunehmend gefragt und auch im Ausland gefeiert, blieb R. in München, wo er seit der Aufführung seines sinfonischen Erstlings Sinfonietta op. 90 unter Felix Mottl im Febr. 1906 heftig umstritten war; die Berufung an die Akademie der Tonkunst als Nachfolger Joseph Rheinbergers (1839–1901) schuf nur kurze Zeit dafür Kompension (Mai 1905 - Juli 1906). 1907 folgte er einem Ruf ans Konservatorium in Leipzig, wo seine legendäre Kompositionstechnik und seine unangepaßte Persönlichkeit eine große Schülerschar anzogen. Zu dieser zählten neben den Deutschen Joseph Haas, Fritz Lubrich, Johanna Senfter und Hermann Grabner auch der Spanier Oscar Esplá, der Finne Aarre Merikanto, der Pole Witold Friemann und der Schweizer Othmar Schoeck. Die Leipziger Jahre brachten R. den Durchbruch zum neben R. Strauss wichtigsten Repräsentanten der dt. Musik. Arbeitsbesessen, schuf er hier die von ihm so genannten „Herzblutwerke“ – Orchesterwerke (Hiller-Variationen, Violin- u. Klavierkonzert, Symphon. Prolog zu e. Tragödie), Chormusik (100. Psalm, Motetten) und Kammermusik (Klavierquartett, Streichsextett, Cellosonate, Streichquartett) symphonischer Dimension. Für seine Künstlerfreundschaften (u. a. mit Max Klinger, Fritz Steinbach, Julius Klengel, Henri Marteau, Fritz u. Adolf Busch) blieb wenig Zeit, da R.s Denken fast ausschließlich seinen Werken und ihrer Durchsetzunggalt.

    1911 wurde R. Leiter der berühmten Meininger Hofkapelle, die ihn zu klangvollen, gegenüber den Großbesetzungen der Zeitgenossen jedoch äußerst ökonomisch instrumentierten Orchesterwerken (Romant. Suite, Böcklin-Suite, Ballett-Suite, Mozart-Variationen) und gekonnten Orchestrierungen eigener und romantischer Lieder inspirierte. Eine exzessive Konzerttätigkeit, die Komponieren nur noch in der Sommerpause zuließ, führte Anfang 1914 zum Zusammenbruch und zur Aufgabe des Meininger Amts. Vom Kriegsdienst dispensiert, erwies er Deutschland im Sept. 1914 mit der kontrapunktischen Akrobatik der „Vaterländischen Ouvertüre“ op. 140 seine Reverenz, begann aber noch im selben Monat ein [Lateinisches] Requiem für die Gefallenen, dessen apokalyptische Visionen die musikalische Struktur in zukunftweisende Klangflächen auflösen. Der Abbruch des Monumentalwerks auf Grund des Unverständnisses seines Freundes und Beraters Straube löste eine Krise aus, die R. erst mit der Übersiedlung nach Jena im Frühjahr 1915 überwand. Aus dem Jenaer Spätwerk (Der Einsiedler op. 144 a, Hebbel-Requiem op. 144 b, Klarinettenquintett op. 146) sprechen Resignation und Weltabkehr.

    Nach einem gehetzten Leben hinterließ R. ein ebenso umfangreiches wie heterogenes OEuvre, welches emphatische Hauptwerke neben gebrauchsorientierte Haus- und Kirchenmusik beider Konfessionen stellt und in seiner Komplexität zwischen Avantgarde und Tradition der Interpretation breiten Spielraum läßt. Obwohl Arnold Schönberg und Paul Hindemith R. als Wegbereiter der Moderne schätzten, geriet er für lange Zeit in Vergessenheit. Erst die Aufgabe des Dogmas vom linearen Fortschritt führte zu einer Neueinschätzung der Umbruchszeit zwischen Spätromantik und Neuer Musik und öffnete damit den Blick für originelle Einzelgänger wie R. – Das von seiner Witwe in Bonn gegründete und seit 1996 in Karlsruhe beheimatete Max-Reger-Institut (MRI) sammelt seine Autographen, erforscht sein Werk und macht es in Publikationen und Veranstaltungen Wissenschaft und Praxis zugänglich.

  • Werke

    u. a. Orchesterwerke: Hiller-Variationen op. 100, Violinkonzert op. 101, Symphonischer Prolog zu einer Tragödie op. 108, Klavierkonzert op. 114, Romantische Suite op. 125, Böcklin-Suite op. 128, Ballett-Suite op. 130, Mozart-Variationen op. 132;
    Kammermusik mit Klavier:
    2 Klavierquintette, 2 -quartette, 2 -trios, 9 Violinsonaten, 4 Cellosonaten, 3 Klarinettensonaten;
    div. Hausmusik versch. Besetzung;
    Kammermusik ohne Klavier:
    Streichsextett op. 118, Klarinettenquintett op. 146, 6 Streichquartette, 2 Flötenserenaden, 2 Streichtrios, Werke f. Solostreicher;
    Klavierwerke:
    f. zwei Klaviere: Beethoven-Variationen op. 86;
    Introduktion, Passacaglia u. Fuge op. 96;
    f. Klavier vierhändig: Charakterstücke;
    f. Klavier zu zwei Händen: über 200 Charakterstücke;
    Bach-Variationen op. 81;
    Telemann-Variationen op. 143;
    Orgelmusik
    u. a. 2 Sonaten, 2 Suiten, Choralvorspiele, Präludien u. Fugen;
    – Vokalmusik: f. Chor, (Soli) u. Orch.: u. a. Gesang d. Verklärten op. 71, 100. Psalm op. 106, Die Nonnen op. 112, Der Einsiedler op. 144 a, Requiem (Hebbel) op. 144 b;
    [Lateinisches] Requiem (Fragment), 5 Choralkantaten;
    f. A cappella Chor: 3 Motetten op. 110;
    kirchl. Gebrauchsmusik;
    Volksliedbearbeitungen;
    Männer- u. Frauenchöre;
    Lieder:
    2 Orchesterlieder, 13 Instrumentierungen eig. u. über 30 fremder Lieder;
    ca. 300 Lieder mit Klavier;
    geistl. Lieder mit Orgel (Harmonium);
    zahlr. Bearbeitungen
    v. Werken Bachs, Schuberts, Schumanns, Brahms', Wagners, Wolfs, Strauss' u. eigener Werke. – Schrr.: Btrr. z. Modulationslehre, 1903;
    Konzertkritiken, Werkrezensionen, Ästhetische Kampfschriften, Glossen. – W-Verz.: Themat. Verz. d. im Druck ersch. Werke, hg. v. F. Stein, 1953;
    Verz. sämtl. Werke, hg. v. MRI, mit Qu.nachweisen (in Vorbereitung).

  • Literatur

    E. Reger, Mein Leben mit u. für R., Erinnerungen, 1930;
    F. Stein, M. R., 1939;
    H. Wirth, M. R. in Selbstzeugnissen u. Bilddok., 1973;
    O. u. I. Schreiber, M. R. in seinen Konzerten, 3 Bde., 1981;
    M. R., Briefe an Karl Straube, hg. v. S. Popp, 1986;
    dies. u. S. Shigihara, M. R., Am Wendepunkt z. Moderne, 1987 (P);
    R. Cadenbach, M. R. u. seine Zeit, 1991;
    M. R., Briefwechsel mit d. Verlag C. F. Peters, hg. v. S. Popp u. S. Shigihara, 1995, S. Popp (Hg.), Der junge R., Briefe u. Dokumente vor 1900, 2000 (P);
    - Kongreßberr. (P)
    u. Dissertationen in d. Schrr.reihe d. MRI, 1978 ff. – Max-Reger-Bibliogr., Das internal Schr.tum über M. R. v. 1893 bis 1966, zus.gest. v. H. Rösner, 1968;
    Max-Reger-Bibliogr., Das internat. Schr.tum über M. R. von 1967 bis 1981, zus.-gest. v. S. Shigihara, 1983;
    – G. Sievers, in: Die gr. Deutschen IV, 1957;
    Nassau. Biogr.;
    MGG;
    Riemann;
    New Grove;
    New Grove².

  • Porträts

    Ölgem.: F. Nölken, 1913 (Karlsruhe, MRI;
    Meiningen, M. R.-Archiv, Meininger Museen;
    Privatbes.);
    M. Beckmann, 1917 (Zürich, Kunsthaus);
    A. Raff, M. R.: Wachet auf, ruft uns d. Stimme, Triptychon, 1969 (Karlsruhe, MRI);
    J. Grützke, Mein (M.) R., 1976 (Privatbes.);
    Büsten:
    Th. v. Gosen, 1902|(Darmstadt, Hess. Landesmus.), R. Engelmann, 1916/17 (Meininger Museen, M. R.-Archiv), Georg Müller, 1948 (Donaustauf, Walhalla), M. G. Terebesi, 1999 (Karlsruhe, MRI);
    Totenmaske
    , abgenommen v. C. Seffner, 1916 (Leipzig, Stadtgeschichtl. Mus.);
    Zeichnungen
    u. a. M. Klinger, R. auf d. Totenbett, 1916 (Leipzig, Mus. d. Bildenden Künste).

  • Autor/in

    Susanne Popp
  • Zitierweise

    Popp, Susanne, "Reger, Max" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 261-263 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118598988.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA