Lebensdaten
1903 – 1958
Geburtsort
Stüblau bei Danzig
Sterbeort
Karlsruhe
Beruf/Funktion
Jurist ; Bundesverfassungsrichter
Konfession
evangelisch
Namensvarianten
  • Wessel, Franz Karl Michael
  • Wessel, Franz
  • Wessel, Franz Karl Michael
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Zitierweise

Wessel, Franz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz140921.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V(Moritz) Cäsar (1857–1905), Gutsbes. in St., Hptm., S d. Michael Eduard (1818–92), Gutsbes. in St., Kirchenältester, u. d. Aline Philipsen (1823–1917);
    M Anna (* um 1867), aus Auerfluß b. Darkehmen (Ostpreußen), T d. Franz Voigdt(-Dombrowken) (1838–1913), Rr.gutsbes. in Auerfluß (Ostpreußen), Trakehnerzüchter (s. Altpreuß. Biogr. II), u. d. Meta Huschke;
    Ur-Gvm Karl Ferdinand Voigdt (1804–87, Emilie, 1811–80, T d. Friedrich v. Farenheid, 1780–1849, Herr d. Angerapper u. Beynuhner Güter, Landwirt, Pferdezüchter, Agrarreformer, Begründer d. landwirtsch. Ges. f. Litauen, u. E d. Friedrich v. Farenheid, 1747–1834, preuß. Adel 1786, 1770 Kriegs- u. Domänenrat b. d. litau. Kammer in Gumbinnen, 1774 in Königsberg, Gutsbes., Landwirt, Pferdezüchter, Agrarreformer, beide s. Gotha. Geneal. Tb. d. Adeligen Häuser, B 22, 1930, S. 219; Altpreuß. Biogr. I), 1831 Prediger u. Rel.lehrer am Friedrichskolleg in Königsberg, 1839 Pfarrer an d. Sackheimer Kirche ebd., 1844 Gründer d. Gustav-Adolf-Ver. ebd., Erbe d. Guts Dombrowken (Ostpreußen) (s. Altpreuß. Biogr. II);
    1931 Elisabeth Buch (1912–65), Malerin, Dichterin, Vf. „Am Rand der Welt, Gedichte“, postum 1965.

  • Biographie

    Nach dem Abitur 1921 am Kgl. Wilhelms-Gymnasium in Königsberg studierte W. Rechtswissenschaften in Königsberg, Heidelberg und Kiel, u. a. bei Gustav Radbruch (1878–1949) (1. Staatsprüfung 1925 Kiel, Gr. Staatsprüfung 1929 Berlin). 1926–29 war er Referendar, 1929–31 Gerichtsassessor, anschließend Amtsgerichtsrat und Vorsitzender beim Arbeitsgericht in Königsberg. Im Sommer 1933 wurde W. aufgrund des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums nur noch als Beisitzer einer Zivilkammer beim Landgericht beschäftigt, dann aber Okt./ Nov. 1938 als Landgerichtsrat und Vorsitzender des Landesarbeitsgerichts in Königsberg (NSDAP-Mitgl. 1937). Anschließend war er bis Nov. 1940 Regierungsrat im Reichsverkehrsministerium, Dez. 1940 bis April 1944 Oberregierungsrat und Bevollmächtigter für den Nahverkehr für die besetzten poln. Gebiete in Krakau, seit Mai 1944 dort Regierungsdirektor. Von Juli bis Dez. 1945 war er interniert, wurde aber nach dem Spruchkammerverfahren im Sept. 1947 als „entlastet“ eingestuft.

    Im März 1946 trat W. in die Generaldirektion Straßenbau| und Verkehr in Bielefeld ein und wurde 1948 Ministerialrat, zunächst in der Verwaltung für Verkehr des Vereinigten Wirtschaftsgebietes (Bizonenverwaltung), später im Bundesverkehrsministerium. Seit 1950 war er Sekretär des Rechtsausschusses des Bundesrats und in dieser Funktion u. a. mit dem Neuaufbau der Bundesgerichtsbarkeit befaßt.

    Am 4. 9. 1951 wurde W. vom Richterwahlausschuß des Bundesrats zum Richter am Bundesgerichtshof ernannt, um, nach der gesetzlichen Vorschrift, daß ein Teil der Bundesverfassungsrichter aus den Gerichtshöfen des Bundes zu wählen ist, am 7. 9. 1951 zum Richter am Bundesverfassungsgericht und Mitglied des Ersten Senats gewählt zu werden. Hier erlangte er bleibende Bedeutung v. a. als zuständiger Senatsberichterstatter in dem Verfassungsbeschwerdeverfahren gegen das Gesetz zu Art. 131 des Grundgesetzes. Das Urteil (BVerfG, 17. 12. 1953 –1 BvR 147 / 52) betraf die Rechtsstellung der ehemaligen Beamten des Dt. Reichs, die zum großen Teil in den öffentlichen Dienst unter dem Grundgesetz reintegriert worden waren. Das Gericht erklärte alle nationalsozialistischen Beamtenverhältnisse für am Tag der Kapitulation erloschen und gestand damit der Bundesrepublik völlige rechtliche Freiheit im Umgang mit dem politischen Erbe der NS-Zeit zu. Auch wegen der weitreichenden Aussagen zum Unrechtscharakter des nationalsozialistischen Rechts, an deren Erarbeitung W. maßgeblichen Anteil hatte, ist das Beamtenurteil eines der wichtigsten Urteile des Bundesverfassungsgerichts überhaupt. Weitere wegweisende Entscheidungen des Ersten Senats in W.s Amtszeit waren u. a. das Urteil zum Investitionshilfegesetz (1954) oder das Lüth-Urteil zur Reichweite der Meinungsfreiheit (1958). Als Bundesverfassungsrichter war W. seit Nov. 1953 zudem Mitglied des Bundespersonalausschusses.

  • Werke

    W Die Neufestsetzung d. Altenteils im Schuldenregelungs-Verfahren, 1936;
    Komm. z. Gesetz über e. Bereinigung alter Schulden v. 17. 8. 1938, 1939;
    Der Vermittlungsausschuß n. Art. 77 d. Grundgesetzes, in: Archiv d. öff. Rechts 77, 1951, S. 283–313.

  • Literatur

    L M. Roßbach, Weichenstellung u. Vergangenheitsbewältigung im öff. Dienst, in: F. Meinel (Hg.), Vfg.ger.barkeit in d. Bonner Rep., 2019;
    M. Stolleis, Gesch. d. öff. Rechts in Dtld., Bd. IV, 2012, S. 152;
    Wi. 1958;
    Munzinger;
    Qu BA, Berlin.

  • Porträts

    P Photogr., Abb. in: Das Bundesvfg.ger. 1951–1971, hg. v. Bundesvfg.ger., 1971, S. 249;
    Photogr. (BA, Bilddatenbank).

  • Autor/in

    Florian Meinel
  • Zitierweise

    Meinel, Florian, "Wessel, Franz" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 881-882 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz140921.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA