Lebensdaten
1863 – 1933
Geburtsort
Stettin
Sterbeort
Potsdam
Beruf/Funktion
Gymnasiallehrer ; klassischer Philologe ; Medizinhistoriker
Konfession
evangelisch
Namensvarianten
  • Wellmann, Eduard Ernst Otto Max
  • Wellmann, Max
  • Wellmann, Eduard Ernst Otto Max

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Zitierweise

Wellmann, Max, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz140316.html [23.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus Mitte d. 17. Jh. in Irmesch (Siebenbürgen) nachweisbarer Fam., d. im 18. Jh. in St. ansässig wurde;
    V Theodor (1834–89), aus St., Kaufm. in St., S d. Eduard (1800–51), Kaufm. in St., u. d. Juliane (Julie) Laura Hessenland (1806–39), aus Brandenburg;
    M Wilhelmine (1836–1909), T d. Joachim Heinrich Meyer, Kaufm.;
    Ur-Gvv Daniel Benjamin (1765–1849), Kaufm. in St.;
    10 Geschw u. a. Johannes (1871–1955, Irma Viktoria Monton), zuletzt in Hamburg, Margarethe (1867–1917, Johann Friedrich Max Radmann, * 1858, Kaufm. in St.);
    – ledig; Pflege-S Erwin Karl Louis Düring (* 1909), aus Treptow, Verkäufer.

  • Biographie

    W. besuchte das Stadtgymnasium Stettin (Abitur 1881) und studierte 1881–85 Klassische Philologie an der Univ. Greifswald. Nach der Promotion 1886 zum Dr. phil. mit der Arbeit „De Istro Callimachio“ bei Ulrich v. Wilamowitz-Moellendorff (1848–1931) und der Ablegung des Staatsexamens hier (Griech., Lat. u. Franz., später f. Turnen u. Rel.) wurde er Schulamtskandidat am Marienstiftsgymnasium in Stettin (1887–89 Hilfslehrer, seit 1893 Oberlehrer). 1902 wurde W. an das Viktoria-Gymnasium nach Potsdam versetzt (Ruhestand 1914). Seit 1904 studierte W. offenbar nur wenige Semester und ohne Abschluß Medizin.

    In der Tradition wissenschaftlich produktiver Gymnasiallehrer absolvierte W. einen mühevollen Spagat zwischen Schuldienst und Forschung, der finanzielle Nöte und gesundheitliche Probleme verursachte; nicht ohne Widerstand von Vorgesetzten und Kollegen erhielt W. 1894–96, 1898 / 99, 1903 / 04 und 1906 / 07 Forschungsurlaub. Während dieser Perioden mußte er seine Vertretung selbst finanzieren.

    W. galt als hervorragender Kenner der Geschichte der antiken Naturwissenschaften und Medizin. Dank Unterstützung von v. Wilamowitz-Moellendorff, Hermann Diels (1848–1922) und Eduard Norden (1868–1941) wurde er 1919 zum Honorarprofessor für Geschichte der Medizin und Naturwissenschaften im Altertum an der philosophischen Fakultät der Univ. Berlin ernannt; seine spärlich besuchten Lehrveranstaltungen sind seit dem Sommersemester 1922 mit Unterbrechungen belegt. Regelmäßige Hörer waren die späteren Medizinhistoriker Walter Artelt (1906–76) und Edith Heischkel-Artelt (1906–87).

    W.s Forschungstätigkeit konzentrierte sich auf die Editionsphilologie und medizinhistorische Quellenstudien, in denen er Pionierarbeit leistete. So prägte er Sammelnamen für Gruppierungen bzw. Schulen von Medizinern wie etwa „pneumatische Chirurgen“ (eine Gruppe spätalexandrinischer Verfasser von Chirurgietraktaten) oder „sizilische Ärzteschule“. Die Fülle seiner Vorhaben führte dazu, daß seine Auswahl textueller Parallelen von antiken Autoren oft nicht repräsentativ blieb und gegenteilige Befunde nicht zur Diskussion gestellt wurden. Da nach W.s erster Materialsichtung spätere Forscher kaum weitere Quellenstudien durchführten, wurden seine Ergebnisse im Vertrauen auf W.s Expertise oft ungeprüft übernommen, was dazu führte, daß er zum Urheber manch hartnäckiger Irrtümer und Mißverständnisse der Medizingeschichte wurde, z. B. durch die Versuche, viele antike Medizinaltraktate als mechanische Kompilationen bzw. Plagiate darzustellen, durch die Einquellentheorie bei Celsus mit sprunghaft wechselnder Zuweisung an nur den Namen nach bekannte Autoren als Quellen, durch umfangreiche Spekulationen mit der nur dem Titel nach bekannten, vermeintlich verlorenen hippokratischen Schrift „Hygieinon“ – ὑγιεινόν“ sowie durch das Verkennen des Galen-Kommentars zur hippokratischen Abhandlung „De humoribus“ als Renaissancefälschung.

    W. publizierte zu fast allen Bereichen der antiken Medizin, u. a. 297 Artikel für die „Realenzyklopädie der Klassischen Altertumswissenschaften“ (Buchstaben A– I). Er war an Vor- und Zuarbeiten zum von Diels initiierten Projekt „Corpus Medicorum Graecorum et Latinorum“ beteiligt. In diesem Zusammenhang führten ihn seit 1903 Forschungsreisen in span., ital., franz., österr. und dt. Bibliotheken, um Handschriften zu untersuchen und zu inventarisieren. W.s Dioskurides-Edition (3 Bde., 1906–14, Nachdrr. 1958, 2004), sein wichtigstes Werk, ist bis heute grundlegend. 1908 veröffentlichte er eine von ihm aufgefundene Schrift des Philumenos. Daneben publizierte er über antike Magie- und Mirabilienliteratur (Physiologus, Kyraniden; Postulat e. gemeinsamen Qu. beider Schrr., Bolos v. Mendes als Autor e. Ur-Physiologus, diese Thesen sind im wesentlichen widerlegt).

  • Auszeichnungen

    |Stipendium d. Ges. d. Wiss. z. Göttingen (1894–96);
    Reisestipendium d. Puschmann-Stiftung (1906);
    silberne Leibnizmedaille d. Preuß. Ak. d. Wiss. (1910);
    Roter Adlerorden IV. Kl. (1914);
    korr. Mitgl. d. Comité internat. d’hist. des sciences in Paris (1929);
    Dr. med. h. c. (Univ. Berlin 1933).

  • Werke

    |80 Veröff., u. a. Die Medicin bis in d. zweite Hälfte d. zweiten Jh.s, in: F. Susemihl (Hg.), Gesch. d. griech. Lit. in d. Alexandrinerzeit, 1891, Bd. 1, S. 777–828;
    Die späteren Aerzte, ebd., 1892, Bd. 2, S. 414–47;
    Die pneumat. Schule bis auf Archigenes, in ihrer Entwicklung dargest., 1895 (zahlr. inhaltl. Korrekturen b. F. Kudlien, Pneumat. Ärzte, in: Reallex. d. Altertumswiss. Suppl.bd. 11, 1968, Sp. 1079–1108);
    Die Fragmente d. sikelischen Ärzte Akron, Philistion u. d. Diokles v. Karystos, 1901 (mit Abdr. d. Fragmente);
    Philumeni De venatis animalibus eorumque remediis;
    ex codice Vaticano primum edidit, 1908;
    A. Cornelius Celsus, e. Qu.unters., 1913;
    Pedanii Dioscuridis Anazarbei De Materia Medica libri quinque, Crateuae Sextii Nigri fragmenta, Dioscuridis liber de simplicibus, 3 Bde., 1906–14, Nachdrr. ²1958, 2004;
    Der Physiologus, e. rel.geschichtl.-naturwiss. Unters., 1930;
    Das Hygieinon d. Hippokrates, in: Qu. u. Stud. z. Gesch. d. Naturwiss. u. d. Med. 4, 1933, H. 1;
    Nachlaß: Archiv d. HU.

  • Literatur

    |Das Sippenbuch W., Nachrr.bl. d. Verbandes d. W.-Sippen, 6 Hh., 1937–40;
    F. Kudlien, Unterss. z. Aretaios v. Kappadokien, 1964;
    Ch. I. Kleiber, Bio-Bibliogr. M. W., Diss. Mainz 1996;
    M. Witt, Aus Antyllos u. Heliodoros, z. Problem d. doppelten Autorenlemma-Angaben in d. byzantin. Med.pandekten, in: Sudhoffs Archiv 103, 2019, H. 2.

  • Autor/in

    Mathias Witt
  • Zitierweise

    Witt, Mathias, "Wellmann, Max" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 744-745 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz140316.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA