Lebensdaten
1880 – 1946
Geburtsort
Athen
Sterbeort
Darmstadt
Beruf/Funktion
Elektrotechniker ; Hochschullehrer ; Ingenieur ; Unternehmer ; Elektroingenieur
Konfession
evangelisch-lutherisch
Normdaten
GND: 118593161 | OGND | VIAF: 25394967
Namensvarianten
  • Petersen, Waldemar
  • Petersen, W.
  • Pethersen, Waldemar
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen in der NDB Genealogie
Personen in der GND - familiäre Beziehungen

Verknüpfungen auf die Person andernorts

Weitere Erwähnungen in der NDB-online/NDB/ADB

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Petersen, Waldemar, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118593161.html [18.04.2024].

CC0

  • Waldemar Petersen, ein Schüler Erasmus Kittlers (1852–1929), übernahm 1918 dessen Lehrstuhl für Elektrotechnik an der TH Darmstadt. Er forschte v. a. auf dem Gebiet der Hochspannungen und erfand 1917 die Petersen-Spule, eine Löschspule zur Erdschlusskompensation. 1926 in den Vorstand der AEG berufen, gründete Petersen das AEG-Forschungsinstitut, stieg 1930 zum stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden auf und gehörte zu den Aktivisten des nationalsozialistischen Regimes.

    Lebensdaten

    Geboren am 10. Juni 1880 in Athen
    Gestorben am 27. Februar 1946 in Darmstadt
    Grabstätte Waldfriedhof in Darmstadt
    Konfession evangelisch-lutherisch
    Waldemar Petersen, Universitätsarchiv der TU Darmstadt (InC)
    Waldemar Petersen, Universitätsarchiv der TU Darmstadt (InC)
  • Lebenslauf

    10. Juni 1880 - Athen

    1891 - Mainz

    Übersiedlung

    1892 - Darmstadt

    Übersiedlung

    - 1899 - Darmstadt

    Schulbesuch (Abschluss: Abitur)

    Ludwig-Georgs Gymnasium

    1899 - 1903 - Darmstadt

    Studium der Elektrotechnik (Abschluss: Diplom-Ingenieur)

    TH

    1899 - 1900 - Darmstadt

    Mitglied

    Corps Rhenania

    1903 - 1904

    Militärdienst

    Infanterieregiment Nr. 115

    1904 - Darmstadt

    Assistent

    Elektrotechnisches Institut der TH

    - 1907 - Darmstadt

    Promotion (Dr.-Ing.)

    TH

    - 1907 - Darmstadt

    Habilitation für Elektrotechnik

    TH

    1911 - 1918 - Darmstadt

    außerordentlicher Professor für Elektrotechnik

    TH

    1914 - Darmstadt

    ordentlicher Honorarprofessor

    TH

    1914 - 1914

    Kriegsdienst

    1918 - 1933 - Darmstadt

    Professor für Elektrotechnik

    TH

    1921 - 1923 - Darmstadt

    Rektor

    TH

    1926 - Berlin

    Vorstandsmitglied (1928 Generaldirektor)

    AEG

    1930 - 1945 - Berlin

    stellvertretender Vorstandsvorsitzender (1938 Wehrwirtschaftsführer)

    AEG

    1933 - Königs Wusterhausen (Brandenburg)

    Mitglied (später Obersturmbannführer)

    SA

    1937

    Mitglied

    NSDAP

    27. Februar 1946 - Darmstadt
  • Genealogie

    Vater Claus Lave Waldemar Petersen 1850–1940 Pfarrer, u. a. am Hof des griechischen Königs, 1891 Pfarrstelle in Mainz, 1892 in Darmstadt
    Großvater väterlicherseits Matthäus Alfred Wilhelm Petersen 1816–1862 Kaufmann
    Großmutter väterlicherseits Juliane Henriette Petersen, geb. Bude Näherin, Wäscherin
    Mutter Margarethe Friederike Theodore Petersen, geb. Saggau 1855–1925
    Großvater mütterlicherseits Johann Christian Saggau 1828–1885 Schulleiter
    Großmutter mütterlicherseits Elline Lucia Saggau, geb. Martini 1829–1906
    Heirat 1907
    Ehefrau Auguste Petersen, geb. Kichler 1885–1974
    Schwiegervater Ludwig Kichler 1851–1938 Besitzer einer Druckerei
    Schwiegermutter Louise Kichler, geb. Müller
    Kinder keine
    Diese Grafik wurde automatisch erzeugt und bietet nur einen Ausschnitt der Angaben zur Genealogie.

    Petersen, Waldemar (1880 – 1946)

    • Vater

      Claus Lave Waldemar Petersen

      1850–1940

      Pfarrer, u.·a. am Hof des griechischen Königs, 1891 Pfarrstelle in Mainz, 1892 in Darmstadt

      • Großvater väterlicherseits

        Matthäus Petersen

        1816–1862

        Kaufmann

      • Großmutter väterlicherseits

        Juliane Petersen

        Näherin, Wäscherin

    • Mutter

      Theodore Petersen

      1855–1925

      • Großvater mütterlicherseits

        Johann Christian Saggau

        1828–1885

        Schulleiter

      • Großmutter mütterlicherseits

        Elline Lucia Saggau

        1829–1906

    • Heirat

      • Ehefrau

        Auguste Petersen

        1885–1974

  • Biografie

    alternativer text
    Waldemar Petersen (vorne links), BArch / Bildarchiv (InC)

    Petersen wurde in Athen geboren und wuchs am Hof des Königs Georg I. von Griechenland (1845–1913) auf. 1891 zog er mit seiner Familie nach Mainz und 1892 nach Darmstadt. Nach dem Abitur 1899 studierte er bei Erasmus Kittler (1852–1929) Elektrotechnik und machte an der TH Darmstadt – Vorreiter und Hochburg der deutschen akademischen Elektrotechnik – Karriere: Im Anschluss an die Promotion zum Dr.-Ing. bei Kittler 1907 und der Habilitation für Elektrotechnik im selben Jahr wurde Petersen 1911 außerordentlicher Professor und 1918 als Nachfolger Kittlers ordentlicher Professor für Elektrotechnik. Während seines Rektorats an der Darmstädter Hochschule von 1921 bis 1923 engagierte er sich besonders für den Auf- und Ausbau des Hochschulsports, dies auch als Kompensation für die abgeschaffte Wehrpflicht. Petersen war nationalkonservativ gesinnt und Gegner der Weimarer Republik.

    Petersen vollendete 1910 den dritten Band von Kittlers „Allgemeiner Elektrotechnik“, der sich mit der Wechselstromtechnik beschäftigte. Im Unterschied zu den von Kittler verfassten Bänden ging Petersen auf die Berechnung der Maschinen ein. Zu seinem eigentlichen Spezialgebiet wurde die Hochspannungstechnik. Mit seiner „Hochspannungs-Technik“ (1911) schuf Petersen ein zusammenfassendes Grundlagenwerk; weitere Publikationen auf diesem Gebiet folgten. 1923 baute er das Hochspannungs-Laboratorium an der TH Darmstadt mithilfe umfangreicher Drittmittel aus, wobei er von seiner Beratertätigkeit für zahlreiche Unternehmen profitierte.

    Außerdem gelang Petersen die Entwicklung verschiedener elektrotechnischer Elemente, wie der 1917 erfundenen Erdschlusslöschspule, die als Petersen-Spule bekannt wurde. Diese beseitigt den Erdschlussstrom und unterdrückt den Erdschlusslichtbogen. Mit diesen Arbeiten zum Überspannungsschutz erhöhte Petersen die Betriebssicherheit von Hochspannungsnetzen, was die Anlage großer Verbundnetze in der Zwischenkriegszeit erleichterte. So wurden die Kohleregionen Mitteldeutschlands und des Rhein-Ruhr-Gebiets mit dem Voralpen- und Alpenraum verbunden, in dem vorwiegend Wasserkraft zur Energiegewinnung genutzt wurde.

    Seit 1921 wurde die Petersen-Spule von der AEG, mit der Petersen eng zusammenarbeitete, produziert. Nachdem er zuvor mehrere Stellenangebote aus der Industrie abgelehnt hatte, wurde er 1926 von seiner Professur beurlaubt und Vorstandmitglied der AEG, zuständig für Forschung und Entwicklung, und 1928 einer der vier leitenden Generaldirektoren. Petersen setzte sich für die 1928 erfolgte Gründung des zentralen Forschungsinstituts des Unternehmens unter Carl Ramsauer (1879–1955) ein, mit dem die Forschungsaktivitäten der AEG gebündelt wurden. 1930 zum Stellvertreter des neuen Vorstandsvorsitzenden Hermann Bücher (1882–1951) ernannt, beendete er 1933 seine Hochschultätigkeit und bekleidete im Zweiten Weltkrieg Aufsichtsfunktionen für die AEG in einer Reihe von Tochterfirmen, wie der Deutschen Betriebsgesellschaft für drahtlose Telegraphie (Debeg) und der Telefunken GmbH.

    Die AEG trennte sich 1933 von leitenden jüdischen Mitarbeitern, steigerte die Produktion von Rüstungsgütern, beschäftigte Zehntausende Zwangsarbeiter, Zivilarbeiter, Kriegsgefangene sowie KZ-Insassen und übernahm in den besetzten Gebieten zahlreiche Firmen. Das Forschungsinstitut expandierte und konzentrierte sich zunehmend auf Rüstungsforschung; dabei ging es um Radar, Nachtsichtgeräte, Abstandszünder und Lenkwaffen. Petersen kümmerte sich persönlich darum, dass die Forschungen den Vorstellungen des Heereswaffenamts und anderer militärischer Stellen entsprachen.

    Als Vorsitzender des Verbands Deutscher Elektrotechniker seit 1931 brachte Petersen eine neue im nationalsozialistischen Sinne abgefasste Satzung auf den Weg. 1933 räumte er das Amt zugunsten des späteren Reichspostministers Wilhelm Ohnesorge (1872–1962). Im selben Jahr wurde er Mitglied der SA, stieg zum Obersturmbannführer auf und wurde 1937, nach Aufhebung des Aufnahmestopps, Mitglied der NSDAP. 1938 zum Wehrwirtschaftsführer ernannt, wirkte Petersen in zahlreichen verantwortlichen Positionen der nationalsozialistischen Kriegswirtschaft mit, darunter als Vorsitzender der Entwicklungskommission Fernschießen, welche die Arbeiten der Heeresversuchsanstalt Peenemünde begleitete. Schlaganfälle 1944 und 1945 beendeten Petersens berufliches Wirken.

  • Auszeichnungen

    1927–1930 Mitglied des Verwaltungsrats des Deutschen Museums, München
    1929 Ehrenmitglied der Burschenschaft Germania an der TH Darmstadt
    1929 Dr. rer. pol. h. c., Universität Königsberg (Preußen, heute Kaliningrad, Russland)
    1929 Waldemar-Petersen-Haus, Hirschegg (Kleinwalsertal) (2015 Umbenennung in Darmstädter Haus)
    1929 ordentliches Mitglied der Preußischen Akademie des Bauwesens, Berlin
    1930 Ehrenring in Gold des Deutschen Museums München
    1931–1933 Vorsitzender des Verbands Deutscher Elektrotechniker (1938 Ehrenmitglied)
    1931–1940 Mitglied des Vorstands des Vereins Deutscher Ingenieure
    1956 Petersen-Stiftung (Umbenennung in TU-Darmstadt-Stiftung)
    1968 Petersenstraße, Darmstadt (2013 umbenannt)
    Waldemar-Petersen-Straße, Kassel
  • Quellen

    Nachlass:

    nicht bekannt.

  • Werke

    Eine neue Spannungsregelung. Mitteilung der Arbeitsweise. Theorie des Regulierungsvorganges, 1907. (Diss. Ing.)

    Elektrostatische Maschinen, 1907. (Habilitationsschrift)

    Erasmus Kittler/Waldemar Petersen (Hg.) Allgemeine Elektrotechnik, Bd. 3, Wechselstrommaschinen: Synchron-Maschinen. Einankerumformer. Kollektormotoren, 1910.

    Hochspannungs-Technik, 1911.

    Die Begrenzung des Erdschlußstromes und die Unterdrückung des Erdschluß-Lichtbogens durch die Erdschlußspule, in: Elektrotechnische Zeitschrift 40 (1919), S. 15–19.

    Forschung und Technik, 1930.

    Patente:

    Allgemeine Elektrizitäts-Gesellschaft (AEG), Einrichtung zur Unterdrückung des Erdschlußstromes von Hochspannungsnetzen DE304 823A angemeldet 24.1.1917, veröffentlicht 12.4.1918.

    Heinz Puppe/Waldemar Petersen/Heinz Rieger, Anordnung zum Betrieb von elektrischen Lichtbögen DE9 05183B, angemeldet 22.6.1939, veröffentlicht 25.2.1954.

    Waldemar Petersen/Herbert Gumprecht, Mechanischer Stromrichter für technischen Wechselstrom mit in einem magnetischen Feld schwingender, wechselstromdurchflossener Spule DE7 27366A, angemeldet 29.7.1938, veröffentlicht 6.11.1942.

  • Literatur

    J. C. Poggendorffs biographisch-literarisches Handwörterbuch der exakten Naturwissenschaften, Bd. 6, 1938, S. 1991 u. Bd. 7a, 1959, S. 539.

    Waldemar Petersen, Pionier der Hochspannungstechnik, Erfinder der Petersen-Spule. Festschrift zum 100. Geburtstag, hg. v. d. TH Darmstadt, 1982.

    Burghard Weiss, Rüstungsforschung am Forschungsinstitut der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft bis 1945, in: Helmut Maier (Hg.), Rüstungsforschung im Nationalsozialismus. Organisation, Mobilisierung und Entgrenzung der Technikwissenschaften, 2002, S. 109–141.

    Andreas Göller, Praxis, Theorie, Innovation. Zur Geschichte der Elektrotechnik an der TH Darmstadt 1882–1945, in: Archiv für hessische Geschichte 65 (2007), S. 165–198.

    Helmut Anschütz, Art. „Petersen, Waldemar (1880–1946)“, in: Kurt Jäger/Friedrich Heilbronner (Hg.), Lexikon der Elektrotechniker, 22010, S. 328 f.

    Manfred Efinger, Waldemar Petersen. Athen, Darmstadt, Berlin, 2014.

    Manfred Efinger, Art. „Petersen, Waldemar“, in: Stadtlexikon Darmstadt. (Onlineressource)

  • Onlineressourcen

  • Porträts

    Fotografie, 1930er Jahre, Archiv der TU Darmstadt.

  • Autor/in

    Wolfgang König (Berlin)

  • Zitierweise

    König, Wolfgang, „Petersen, Waldemar“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.01.2023, URL: https://www.deutsche-biographie.de/118593161.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA