Gutenburg, Ulrich von
Gutenburg, Ulrich von
- Lebensdaten
- gestorben 12. Jahrhundert
- Beruf/Funktion
- Minnesänger ; Minnesänger
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 100968848 | OGND | VIAF: 22494844
- Namensvarianten
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- Ulrich von Gutenburg
- Gutenburg, Ulrich von
- Ulrich von Gutenburg
- Ulrich, von Gutenburg
- Ulricus, de Gudemburg
- Ulricus, de Guendeburgh
- Ulricus, de Gutenburc
- Ulricus, de Judenburg
- mehr
Quellen(nachweise)
Literatur(nachweise)
- Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
- Thesaurus des Consortium of European Research Libraries (CERL)
- Normdateneintrag des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB)
- Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
- * Manuscripta Mediaevalia
- * Literaturnachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- * Werknachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- * Regesta Imperii
- * Jahresberichte für deutsche Geschichte - Online
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Genealogie
V Egenolf, S (?) d. Dietrich u. d. Adelheid v. Hohnack.
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Biographie
Über U.s historische Existenz besteht Unsicherheit. Seinen Namen überliefern neun Urkunden, von denen drei die Forschung veranlassen, eine Herkunft aus dem südpfälz. Freiherrengeschlecht Guttenberg gegenüber dem oberelsäss. Gutenburg zu präferieren. In einer Weißenburger Urkunde von 1174 über eine Schenkung des Gf. Ludwig II. von Saarwerden an das pfälz. Kloster Eußerthal¶ tritt U. mit pfälz. Ministerialen in Gegenwart Ks. Friedrichs I. als Zeuge auf. Eine zwischen 1196/99 und 1202 in Meienheim (Elsaß) von U. selbst ausgestellte Urkunde bestätigt Schenkungen seiner Großeltern, Dietrich und Adelheid von Hohnack, und seines Vaters Egenolf an die nahe Hohnack gelegene Zisterze Pairis. Im undatierten Nekrologium von Pairis ist das Anniversarium des „domini Vlrici de Gutenburg seu Hohnack“ eingetragen. Dieser U. wird mit dem Träger desselben Namens gleichgesetzt, dessen enge Beziehung zum Stauferhof mit sechs ital. Urkunden zu belegen ist, die ihn als Zeugen nennen: zwei Urkunden des als Erzkanzler für Deutschland und Reichslegat für Italien fungierenden Ebf. →Christian I. von Mainz (Siena, März 1172), zwei Urkunden Ks. Friedrichs I. (Casale Monferrato, März 1186) und zwei Urkunden Kg. Heinrichs VI. (Turin, März 1186 u. Orvieto, Juli 1186).
Rühmende Erwähnungen des Lyrikers U. finden sich im 13 Jh. in den Werken von Dem von Gliers, in Heinrichs von dem Türlin „Krone“ und bei Reinmar von Brennenberg. U.s Œuvre, das wahrscheinlich nicht vollständig erhalten ist, besteht aus einem Lied und einem Leich. Das Lied wird in der Weingartner Liederhandschrift B und der Großen Heidelberger Liederhandschrift C (Codex Manesse), der Leich nur in C überliefert. Innerhalb der Gattungsgenese ist U.s Werk dem sog. rhein., sich im Umfeld des Stauferhofs entwickelnden Minnesang zuzuordnen, der formal und motivlich unter der Wirkung der Trobador- und Trouvèrelyrik steht.
Das sechsstrophige Lied in Kanzonenform, das von einem Lied des nordfranz. Trouvères Blondel de Nesle beeinflußt ist, repräsentiert das für den Hohen Minnesang typische Genus der Minneklage. Anhand meist gängiger Motive läßt U. den Sänger die Minnesituation reflektieren. Seine leidgeprägte seelische Grundbefindlichkeit wird durch den Natureingang charakterisiert, der die dem Sänger versagten Freuden des Sommers ankündigt. Metaphern von Verwundung und Bezwingung durch die Augen der Geliebten verdeutlichen die Ursachen seiner Minneverfallenheit. Trotz der Zerrissenheit zwischen Zuversicht und Hoffnungslosigkeit bekundet der Sänger die unbeirrbare Beständigkeit im Minnedienst, die gleichwohl durch einen Anflug von Verzweiflung fragil erscheint.
Aus der roman. Lyrik rezipierte U. die formal und metrisch anspruchsvolle lyrische Großform des Leichs und verfaßte den ersten in dt. Sprache überlieferten Minneleich. Das Strukturprinzip des etwa 340 Verse umfassenden Texts ist der doppelte Kursus, dessen korrespondierende Teile A und B sich in jeweils sechs Abschnitte mit reim- und verstechnisch kunstvoll gestalteten Versikeln gliedern. Wie|das Lied, doch aspektreicher und differenzierter, variiert der Leich das Thema der unerfüllten Minne. Das lyrische Ich äußert sich in Klage und Anklage, Reflexion, Erörterung und Anrede (an die Minnedame, an die Rezipienten). Neben traditionelle Motive und Inhaltselemente wie Frauenpreis, Ambivalenzen der Dienstminne (Freude, Leid), Treuebekundungen, positive und negative Wirkungen der Minne, Polemik gegen die Neider und Naturtopik treten narrative Passagen, in denen der Sänger das Schicksal von Beispielfiguren aus der zeitgenössischen Epik zu sich selbst in Beziehung setzt: die Herrschaft der Minne über den unbesiegbaren Alexander (Alexanderroman), Trennung und Wiedervereinigung von Floris und Blancheflur (Trierer „Floyris“), Erlösung des Turnus von seiner einseitigen Liebe zu Lavinia durch einen schnellen Tod →(Heinrich von Veldeke, Eneasroman). Am Schluß gipfelt der Leich in einer Apotheose der Geliebten, die der Sänger als Objekt seiner Anbetung unmittelbar hinter Gott rangieren läßt.
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Werke
W Des Minnesangs Frühling, bearb. v. H. Moser u. H. Tervooren, 381988, I, S. 150–65, II, S. 83–85;
G. Schweikle, Die mhdt. Minnelyrik, I, 1977, S. 284–315 u. 524–37; – Qu Weingartner Liederhs. B; Württ. Landesbibl. Stuttgart Cod. HB XIII 1, Anfang 14. Jh. (P); Gr. Heidelberger Liederhs. C (Cod. Manesse), cod. pal. germ. 848, 1. Hälfte 14. Jh. (P). -
Literatur
L ADB X;
M. Eikelmann, Denkformen im Minnesang, Unterss. z. Aufbau, Erkenntnisleistung u. Anwendungsgesch. konditionaler Strukturmuster d. Minnesangs bis 1300, 1988;
E. Willms, Liebesleid u. Sangeslust, Unterss. z. dt. Liebeslyrik d. späten 12. u. frühen 13. Jh., 1990;
H. Apfelböck, Tradition u. Gattungsbewußtsein im dt. Leich, Ein Btr. z. Gattungsgesch. ma. musikal. „discordia“, 1991;
U. Meves, Der Minnesänger U. v. G., Zur Problematik seiner hist. Bezeugung, in: Vom MA z. Neuzeit, FS H. Brunner, hg. v. D. Klein u. a., 2000, S. 49–72 (Abdr. v. 9 Urkk.);
C. Kreibich, Der mhdt. Minneleich, 2000;
Regg. dt. Minnesänger d. 12. u. 13. Jh., hg. v. U. Meves, 2005, S. 823–35 (Abdr. v.. 9 Urkk.);
Vf.-Lex. MA² (W, L);
LexMA;
Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L); Killy1+2. -
Porträts
P Miniaturen in d. Weingartner u. d. Gr. Heidelberger Liederhs. („Grundstockmaler“), Abb. in: Die Weingartner Liederhs., Bd. 1: Faks., 1969, S. 73; Codex Manesse, Die Miniaturen d. Gr. Heidelberger Liederhs., hg. v. I. F. Walther, 1988, Tafel 32.
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Autor/in
Elke Ukena-Best -
Zitierweise
Ukena-Best, Elke, "Gutenburg, Ulrich von" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 603-604 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100968848.html#ndbcontent
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Biographie
Gutenburg: Herr Ulrich von G., Minnesänger. Er gehört wahrscheinlich zu dem klettgäuischen Geschlecht, dessen Burg in der Nähe von Thiengen stand. Unter seinem Namen sind mehrere Liedchen und ein langer Leich überliefert. Die Lieder müssen nach Strophenbau, Rhythmus und Reim in die ältere Zeit des Minnesanges (12. Jahrhundert) gesetzt werden; der Leich, der nur in der Pariser Handschrift überliefert ist, setzt in Form und Inhalt lange Pflege und völlige Ausbildung des Minnesanges voraus, und enthält eine Wendung (71, 39), die auf eine andere Gegend als den Klettgau weist. Das Andenken|des Sängers ehren spätere Kunstgenossen; als Leichdichter rühmt ihn der von Gliers.
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Literatur
Von der Hagen, Minnesänger, 4, 119. Lachmann und Haupt, Minnesangs Frühling S. 261.
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Autor/in
W. Wilmanns. -
Zitierweise
Wilmanns, Wilhelm, "Gutenburg, Ulrich von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 10 (1879), S. 220-221 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100968848.html#adbcontent